Knaus Sun TI 650 LF im Test
Der Sonne entgegen

Gründlich hat Knaus beim Sun TI Hand angelegt, es war höchste Zeit. Herausgekommen ist der wohl interessanteste Neuzugang bei den höherklassigen Teilintegrierten. Sonnige Zeiten?

Knaus Sun TI 650 LF, Supercheck
Foto: Uli Regenscheit

Sun TI – schon der Name weckt Sehnsucht nach Sonne und mehr. Auch Knaus setzt große Hoffnungen in den Sun TI. Die Marke hat ihr teilintegriertes Top-Modell von Knaus komplett erneuert, um es vom Vorgänger abzuheben, er war in die Jahre gekommen. Nicht nur der Preisabstand zum günstigeren Sky macht den Schritt deutlich. Auch technisch blieb kein Stein auf dem anderen. So viel sei verraten: Die Operation ist gelungen. Obwohl man dem Knaus Sun TI seine vielen Besonderheiten auf Anhieb gar nicht ansieht.

Technik

Dank Doppelboden nimmt der Knaus Sun TI eine Sonderstellung ein. Vom farbigen Aufbau abgesehen wirkt der neue Sun TI fast unscheinbar. Der hoch aufgeschossene Aufbau deutet die aufwendige Konstruktion allerdings an: Ein Doppelboden bildet das Fundament des Knaus Sun TI. An den Seiten ist der Boden unter das Niveau des Flachrahmens abgesenkt. GfK schützt die Unterseite vor Spritzwasser und Steinschlag. Wer Hagelschäden fürchtet, wählt optional ein GfK-Dach.

Boden und Wände sind mit hochwertigem Styrofoam gedämmt. Vereinzelt finden sich weiterhin jedoch Holzverstärkungen. Rahmenfenster künden vom hohen Anspruch. Ebenso doppelte Dichtungen an den Klappen; doch an der Eingangstür sucht man sie vergeblich. Ein mehrteiliger Träger aus ABS-Kunststoff rahmt die markanten Rückleuchten ein. Da der Schlitz zwischen dem Fahrerhaus und der GfK-Haube nicht verfugt ist, kann sich hier Schmutz ansammeln.

Frostsicher sitzen die unter den Boden abgesenkten Wassertanks in einer warmluft-durchströmten Wanne aus EPP, einem Material ähnlich Styropor. EPP verkleidet auch die hinteren Radhäuser, dämmt sehr gut, ist jedoch nicht so schlagfest wie ein doppelschaliger Kunststoff. An die Reinigungsöffnungen der Tanks kommt man gut heran. Praktisch ist das zentrale Versorgungsfach auf der linken Seite. Darin finden ebenfalls Kabeltrommel und Schlauch Platz.

Die Heizung steckt in der Sitzbank. Im nicht isolierten Fahrerhaus des Knaus kommt deshalb effektiv mehr Warmluft an. Der Wechsel der Gasflaschen gestaltet sich wegen des engen Kastens jedoch umständlich. Drinnen leuchten großteils sparsame LED-Lampen vorbildlich den Wohnraum aus.

Wohnen

Moderne Möbel werden im Innenraum mit einem traditionellen Grundriss kombiniert. Dazu illuminieren gleich sieben LEDs die Sitzgruppe des Sun TI 650 LF. Tags kann man wegen der zwei großen, optionalen Dachfenster getrost darauf verzichten. Die Vordersitze lassen sich leicht drehen und so in die Runde einbinden. So finden vier bis fünf Personen Platz. Die Bequemlichkeit der Seitenbank leidet ein wenig unter der steilen und flachen Rücklehne.

Dahinter steckt platzsparend der Auszug für den TV-Bildschirm. Der große Tisch steht stabil auf einem Bein; allerdings ragt ein Verstellhebel schmerzhaft weit unter der Platte hervor. Der Umbau zum Bett ist umständlich und nur im Notfall zu empfehlen.

Auf dem Längsbett im Heck dagegen nächtigt man komfortabel auf einer geteilten Kaltschaummatratze. Der traditionelle TI-Grundriss ergibt einen leidlich bequemen Zugang und zudem relativ kompakte Außenabmessungen. Das gilt jedoch auch für das Bett selbst. Das des Knaus Sun TI 650 LF verjüngt sich schon ab Schulterhöhe. Die Hüftbreite beträgt gerade noch 1,25 Meter. Die gemütliche Ausgestaltung überzeugt: Kunstlederverkleidungen polstern das Kopfende und die Seite ab. Außerdem gibt es zwei einzelne Leselampen und eine große, schick gestaltete Ablage mit verspiegelter Rückwand. Sogar an ein Nachtlicht hat Knaus gedacht.

Sanitärraum und Küche schlängeln sich an der linken Innenwand entlang. Das Längsbad trotzt dem Bett entscheidende Zentimeter ab und empfängt Benutzer mit üppiger Bewegungsfreiheit. Ablagen und Stauraum sind angemessen vorhanden. Das Waschbecken ist ausreichend groß. Die Brausearmatur ragt jedoch weit darüber und steht immer ein bisschen im Weg. Den Spiegel hält Knaus aus dem Spritzbereich heraus. Das erspart den Urlaubern häufiges Nachwischen.

Ein etwas labiler Riegel hält die Schwenkwand in Position, er passt nicht so recht zur sonst hochwertigen Gestaltung. Löst man ihn, entsteht mit zwei Handgriffen eine ansehnliche Dusche. Die Plastikverkleidungen sind überlappend angeordnet, deshalb ist eine Verfugung entbehrlich. Zwar fällt die Duschwanne sehr flach aus, aber dies macht ein tiefer Sammelkanal mit zwei Abläufen wett. Die Rollotür schließt häufig erst beim Nachfassen, gleitet jedoch reibungslos durch die Führungsschienen.

Viele Details machen die Küche zum Eldorado für Hobbyköche. Dank Auszügen und Schubladen ist der reichliche Stauraum gut zugänglich. Für die Würze sorgt ein praktisches Regal. Die zwei Ablagen in der Kunststoff-Verkleidung des Fensters lassen sich jedoch kaum reinigen. Beim Abwasch motiviert eine extra tiefe Spüle.

Optional ist der 190-Liter-Kühlschrank. Eine elektrische Kocherzündung dürfte man in dieser Preisklasse durchaus erwarten. Die drei Flammen rücken in Reihe nah ans Fenster, so bleibt davor Platz zur Kochvorbereitung. Als Abstellfläche gibts rechts eine schicke Theke. Sie lässt sich aufklappen, dann sind Kopfstützen an der Rückbank einsetzbar, wenn Passagiere mitreisen.

Beladen

Schon Paare sollten den Knaus Sun TI umsichtig packen, wenn der 650 LF mit üblichen Extras als 3,5- Tonner zugelassen werden soll. Die Reserven sind nicht üppig. Allerdings locken etliche Staumöglichkeiten: Unter dem Kleiderschrank öffnen sich geschmeidig drei große Schubladen. Dazu gibt es mehrere Fächer im Doppelboden und neun Hängeschränke. Die vielfarbigen Klappen sind sehr aufwendig gestaltet und liegen gut und griffig in der Hand. Generell ist die Machart der Möbel routiniert und solide.

Angenehm niedrig liegt die Ladekante des Heckstauraums unter dem Bett, in dem Campingmöbel und anderes gut unterkommt. Für Fahrräder ist kein Platz. Wer auf eine Garage Wert legt, findet sie bei anderen Grundrissen der Baureihe.

Fahren

Mit sieben Meter Länge zählt der Knaus 650 LF zu den drei kürzeren von fünf Sun-TI-Modellen. Wendig ist er dennoch nicht. Die sehr gleichmäßige Lastverteilung sichert ausgewogene Fahreigenschaften. Der Fiat Ducato spielt das brave, ein wenig straff gefederte Zugpferd und ist mit dem optionalen 130-PS-Motor durchaus ausreichend bei Kräften. Nebengeräusche bleiben, von der klappernden Aufbautürverkleidung einmal abgesehen, im Hintergrund.

Preise

Zum Grundpreis von knapp 56.000 Euro ist der Knaus Sun TI angemessen ausgestattet. Einige tausend Euro extra sollte man aber noch einkalkulieren. Zum Beispiel für das mit 2190 Euro teure, aber sinnvolle Chassis-Paket, ohne das sich die Lieferzeit gleich um mehrere Monate verlängert. Der Preis des mehr oder minder komplett ausgestatteten Testwagens betrug 71.311 Euro. Damit kostet der Knaus Sun TI jedoch kaum mehr als manch anderer, ebenfalls höher positionierte Teilintegrierte ohne Doppelboden. Wer das investiert, kann die Sonne vielleicht schon bald in einem in vielen Details durchdachten und praxisgerecht gestalteten Wohnmobil genießen.

Fazit

Respekt! Mit dem neuen Sun TI macht Knaus einen großen Schritt nach vorn. Von der Masse hebt ihn nicht nur der Doppelboden ab. Viele durchdachte Details erleichtern das Campingleben. Nur an ganz wenigen Stellen hakt es. Zum Schlafen gibt es bessere Alternativen als das Längsbett des 650 LF.

Technische Daten
Knaus Sport TI
Maße711 x 230 x 272 mm
Motor2,3l Multijet 130 light JTD
Sitze mit Gurt4 bis –
Schlafplätze3 bis –