Rapido Distinction i 1090 im Test
Was bietet das Queensbett-Modell?

Luxuriöse Topmodelle sollen die Strahlkraft einer Marke stärken. In welchem Licht das fast neun Meter lange Queensbett-Modell i 1090 die französische Marke Rapido erscheinen lässt, zeigt der Test.

Rapido Distinction i 1090
Foto: Andreas Becker

Tandemachs-Integrierte der Neun-Meter-Klasse sind für den einen "weder Fisch noch Fleisch", für den anderen genau der richtige Kompromiss aus Mittel- und Oberklasse. Platzangebot und Wohnkomfort erreichen hohes Niveau, Breite und Höhe sind ebenso vertraut wie die Ducato-Basis, und auch der Preis übersteigt die 100.000-Euro-Marke nur moderat. Auch Rapido krönt sein Modellangebot bereits traditionell mit Tandemachs-Integrierten – anfangs als separate Baureihe Serie 10. Inzwischen gehören der i 1066 mit Einzelbetten und der i 1090 mit Queensbett zur Topbaureihe Distinction, die auch vier zweiachsige Modelle umfasst.

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Rapido Distinction i 1090 im Test
Was bietet das integrierte Queensbett-Modell?
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Rapido Distinction i 1103
Andreas Becker
Das Heck ist mit einem aufgesetzten GfK-Formteil elegant gestaltet. Bei Remplern muss ausgebessert oder komplett getauscht werden.

Wer sich mit Respekt vor der stattlichen Länge das erste Mal hinters Steuer so eines Tandemachs-Integrierten setzt, ist wahrscheinlich zunächst überrascht, dass der Unterschied zu einem gängigen Zweiachs-Modell beim Fahren gar nicht so groß ausfällt – das gilt auch für den i 1090. Die Rundumsicht wird von den hängenden Außenspiegeln mit großen Weitwinkelfeldern sehr gut ergänzt. Allerdings versperren die wuchtigen Gehäuse zusammen mit den A-Säulen einen Gutteil der Sicht in Kurven.

Spätestens wenn es ans Rangieren geht, machen sich Gesamtlänge und Radstand deutlich bemerkbar und erfordern mehr Umsicht und Kurbelei. Andererseits hat die Tandemachse auch stabilisierende Wirkung – auf Landstraße und Autobahn zieht der Rapido stoisch seine Bahn. Mit gemäßigtem Gasfuß bleibt der Spritzuschlag moderat, denn die Aerodynamik ist nicht schlechter als beim Zweiachser.

Wohnbereich, Küche und Bad

Typische Schlaglöcher durchmessen die beiden Hinterachsen meist nacheinander, darum kommt der Aufbau weniger in Bewegung. Dennoch lassen sich beim i 1090 unangemessen viele Ausbauteile dabei zu Lautäußerungen anregen – die Geräuschkulisse passt nicht zum gehobenen Anspruch.

Rapido Distinction i 1091
Andreas Becker
Die Sitzgruppe ist großzügig und bequem. Für das exquisite Ambiente sorgen auch die Hängeschränke mit geknickter Klappe und integrierter Beleuchtung.

Den verströmt in der Sitzgruppe ganz besonders der feine Duft der Nappalederbezüge, die den höchsten Aufpreisposten (4000 Euro) des Testwagens ausmachen. Großzügig und bequem ist die Sitzrunde, die sechs bis acht Personen aufnehmen kann, aber auch so. Eine angemessene Fläche erreicht die Tischplatte durch Aufklappen – der Teleskopfuß lässt aber zu viel Wackelfreiheit. Das exquisite Ambiente wird besonders auch durch die Hängeschränke geprägt, die durch weiß glänzende, grifflose Klappen mit elegantem Knick verschlossen sind. Drei integrierte LED-Leisten sorgen für Stimmung und erhellen auch das darunter schwebend platzierte Ablagebord mit Stahlseilreling.

Gestaltungswille beweist Rapido zudem bei der Küche. Auf der anthrazitfarbenen Arbeitsplatte erhebt sich eine monumentale Spülarmatur mit abnehmbarem Auslauf. Kaum weniger Eindruck macht der auftisch montierte Kocher, der neben zwei Gasbrennern auch ein großes Induktionskochfeld bietet. Das läuft zwar nur mit Netzstrom, verspricht dann aber besonders zügiges Aufheizen. Die umfangreiche Ausstattung beinhaltet zudem einen Kaffeemaschinenlift, eine elektrische Zentralverriegelung der Schubladen und Auszüge, geschickt integrierte Mülleimer und Geschirrtuchstangen sowie einen großen Tec-Tower-Kühlschrank mit Backofen.

Eine beleuchtete Stufe führt ins Raumbad hinauf, denn im Heckbereich wächst der Doppelboden von 25 auf 34 Zentimeter lichte Höhe. Eine solide Schiebetür mit etwas fummeliger Arretierung für die Fahrt trennt den Ausbau in zwei Hälften. Die nicht minder handfeste Tür des Toilettenraums verschließt den Sanitärbereich bei Bedarf zum Schlafzimmer. Dann erstreckt sich das Raumbad über die ganze Innenbreite. Der offene Waschtisch gefällt mit seiner wandständigen Armatur, hübscher Beleuchtung und mehreren Ablagen. Das Waschbecken zeigt sich edel, auch wenn es nur aus Kunststoff ist.

Die Duschkabine daneben erfreut mit soliden Echtglastüren. Sie lassen sich für die Fahrt aber nicht sicher fixieren, was in Kurven Schäden heraufbeschwört. Ansonsten kann die Dusche mit einem guten Platzangebot überzeugen und dient gleich zweifach als Trockenplatz: mit einer Kleiderstange an der Decke und einem beheizten Handtuchhalter.

Schlafen im Queensbett-Modell

Zur Nachtruhe lockt das Heckschlafzimmer mit viel Komfort in die Federn. Das Bett ist einfach zugänglich, erreicht rund 1,60 Meter Breite, hat eine bequeme Matratze und Unterfederung sowie einzeln elektrisch aufstellbare Kopfteile. In Nischen seitlich am Kopfende können Brille, Buch und Handy abgelegt werden – auch USB-Ladebuchsen sind vorhanden. Das elektrisch absenkbare Hubbett vorn ist zwar etwas kleiner, aber ähnlich komfortabel gefedert und kann mit zwei riesigen Ablagefächern über der Frontscheibe aufwarten.

Rapido Distinction i 1094
Andreas Becker
Die Form der Kleiderschränke ermöglicht ein 1,59 Meter breites Bett.

Auch das Queensbett hebt und senkt sich elektrisch – um die sauber eingerichtete Heckgarage für Fahrräder tauglich zu machen. 300 Kilogramm darf der Garagenboden tragen – angesichts der knappen Zuladung der Hinterachsen und insgesamt erscheint das aber als leeres Versprechen. Nur wenn man den üppigen 300-Liter-Frischwassertank auf die 100-Liter-Fahrstellung ablässt, wird die Gewichtssituation realistischer. Mit Blick auf die reichlichen Schränke und Doppelbodenfächer und bis zu fünf Fahr- und Schlafplätzen bleiben die Reserven aber knapp.

Highlight im Technikteil sind die elektrischen Ablassschieber der Wassertanks. Die Bordbatterien gehören aber zum einfachen Blei-Säure-Typ. Der Aufbau kommt ohne Holzverstärkungen aus und hüllt sich ringsum in GfK. Die Innenwände sind aber klassisch mit foliertem Sperrholz vertäfelt.

Rapido Distinction i 1090: Alle Infos

Gurte/Schlafplätze: 4–5/4–5
Zul. Gesamtgewicht: 5000 kg
Länge: 8,79 m
Breite: 2,35 m
Höhe: 3,05 m
Grundpreis: ab 130.500 Euro

Auf- und Ausbau
Sandwich-Bauweise, PU-Verstärkungen, außen GfK, innen foliertes Sperrholz, Dach Stoffbezug, Isoliermaterial Wand/Dach/ Boden XPS-Schaum, Wandstärke Wand/Dach/Boden 30/30/ 38 mm, Doppelboden, Höhe 255/340 mm, 5 Kunststoff-Isolierfenster mit PU-Rahmen, 4 Dachhauben, 2 Dachfenster. Elektr. verstellb. Faltverdunkelung Frontscheibe Serie.

Bordtechnik
Gas-Warmwasserheizung/Boiler Alde Compact 3020, 33 Konvektoren (11 x Fahrerhaus, 8 x Sitzgruppe, 2 x Einstieg, 3 x Küche, 1 x Bad, 2 x Bett, 2 x Garage, 4 x Doppelboden) + Fußbodenbeheizung, Wasseranlage: Frisch-/ Abwasserrohre, Druckpumpe.

Basisfahrzeug
Fiat Ducato, Alko-Tiefrahmen, Frontantrieb, Vierzylinder-Turbodiesel, Hubraum 2287 cm3, Leistung 130 kW/177 PS bei 3500/min, Drehmo. 400 Nm bei 1500/min, autom. Sechsganggetriebe.

Fahrleistungen
Beschleunigung 0–50/80/100 km/h 11,0/21,9/31,9 s; Elastizität 60–80/100 km/h (4. Gang) 7,3/18,5 s, (5. Gang) 11,1/22,9 s, Testverbrauch 14,3 L/100 km.

Preise:
Grundpreis: 130.670 Euro

(Fiat Ducato 35 L, Motor 96 kW/130 PS) mit TÜV und Zulassungsbescheinigung II
Testwagenpreis: 142.450 Euro
darin enthalten: 177-PS-Motor/Comfortmatic (0/15 kg) 2530/2080 Euro, LED-Scheinwerf./120-L-Dieselt. (0/50 kg) 990/130 Euro, Teil-/Volllederbezüge (8/8 kg) 2850/4000 Euro, Doppelverglasung Fahrerhausseiten (10 kg) 420 Euro, Fußbodenheiz. Fahrerh./Sitzgr. (6/8 kg) 740/680 Euro.

Weitere Ausstattungsoptionen
Verstärkte Lichtmaschine/ACS-Frontfedern (0/3 kg) 270/1490 Euro, Luftfederung hinten/komplett (75/85 kg) 4860/9470 Euro.

Testwertung

(maximal 5 Punkte möglich)

  • Wohnen 4,2
  • Beladen 3,2
  • Technik 4,0
  • Fahren 3,4
  • Preis & Service 3,3

Fazit

Das Rapido-Topmodell geizt weder mit Platz noch Komfort, und auch fürs Auge wird was geboten. Angesichts der üppigen Serienausstattung erscheinen rund 130.000 Euro Grundpreis angemessen. Die knappe Zuladung dämpft deutlich mehr die Euphorie.

Die aktuelle Ausgabe
Promobil 10 / 2023

Erscheinungsdatum 13.09.2023

172 Seiten