Mit 6,36 Metern ist er so lang wie manch aufgebautes Mobil. Ein Zweiraumkonzept verleiht dem Malibu Van First class–two rooms 640 LE RB innen fast schon Teilintegrierten-Anmutung.
Mit 6,36 Metern ist er so lang wie manch aufgebautes Mobil. Ein Zweiraumkonzept verleiht dem Malibu Van First class–two rooms 640 LE RB innen fast schon Teilintegrierten-Anmutung.
"Milla" wird der Malibu Van First class – two rooms 640 LE RB in der promobil-Redaktion genannt. Mal abgesehen davon, dass Milla wesentlich einfacher auszusprechen ist als der offizielle Modellname, erhält jeder Dauertester einen Spitznamen. Seit sieben Monaten ist er bereits Teil des Redaktions-Fuhrparks. Nach Reisen in den Süden ebenso wie in den Norden Europas stellt sich der 6,36 Meter lange Campingbus nun dem ultimativen Test, dem Supercheck. Im Kosmos der ausgebauten Kastenwagen gehört er keineswegs zu den Kompakten. Vielmehr kann er, zumindest hinsichtlich der Länge, sogar mit einigen teilintegrierten Modellen mithalten. Da liegt die Frage nahe, ob der Malibu Van auch beim Wohnkomfort mit den breiteren aufgebauten Reisemobilen mithalten kann.
Dass Milla-Malibu kein Durchschnittsmodell ist, dürfte auf den ersten Blick klar sein. Sofort fallen die Bullaugenfenster ins Auge, die dem Fahrzeug einen schicken maritimen Look verleihen.
Aber auch im Innenraum setzt das Konzept der zwei Räume – daher der Zusatz "First class – two rooms" – nicht einfach auf die Standardlösungen in dieser Klasse. Eine feste Abtrennung teilt den 640 LE RB in den Wohn- und Schlafbereich. Theoretisch ergeben sich daraus Vorteile, aber bewähren sie sich auch in der Praxis?
Preise: 54.240–57.850 Euro
Basis: Fiat Ducato
Länge: 5,41–6,36 m
Gesamtgewicht: 3.300–3.500 kg
Gurte/Schlafplätze: 4/2–3
Weitere Modelle: 6
Charakter: Die Van-Baureihe von Malibu umfasst sieben Modelle und ist in vier Klassen unterteilt: Der "Compact" ist als 5,40-Meter-Modell mit Doppelbett oder als Einzelbetten-Variante im Sechs-Meter-Kastenwagen verfügbar. Das obere Ende der Malibu Vans markiert der "First class – two rooms". Dazwischen liegen der "Comfort" und der "Diversity" mit je einem Doppelbett- und einem Einzelbetten-Grundriss. Einige der sieben Modelle sind in der gehobeneren Ausstattungsvariante "Charming" erhältlich, einige als "Family-for-fun" mit Aufstelldach.
Der Zweitname des Malibu Van 640 LE RB ist vielleicht etwas umständlich, aber passend: "First class – two rooms" beschreibt eine Eigenschaft, die nur wenige ausgebaute Kastenwagen besitzen: eine feste Abtrennung zwischen Wohn- und Schlafbereich. Das funktioniert im Malibu mittels einer soliden Bad-tür, die über den Gang hinweg schließt, plus einem kleinen Klappflügel, der die Lücke zum Oberschrank gegenüber noch abdeckt. Eine clevere Lösung, die nebenbei auch noch den Sanitärraum in den Gang hinein vergrößert. So bleibt genug Platz und Privatsphäre zum Umkleiden. Weiterer Vorteil der Trennwand: Langschläfer können ungestört weiterschlummern, während der Partner das Frühstück bereitet.
Und Schlummern lässt es sich im Malibu hervorragend. Vollständig unterlegt mit Lattenrost, liegt es sich äußerst bequem auf den Kaltschaummatratzen. Der Schläfer auf der Fahrerseite muss sich allerdings mit 1,83 Metern zufriedengeben, das längere Bett auf der Beifahrerseite misst immerhin 1,97 Meter. Dass sich die Liegefläche aus vier Matratzenteilen zusammensetzt, ist beim Schlafen kaum spürbar. Dank der mittigen Aussparung und einer Trittstufe gelangt zudem jeder mühelos auf die eigene Bettseite. Zur Erweiterung der Bettfläche muss das Mittelstück für den Gang allerdings extra geordert werden. Gleiches gilt für das Umbaukit, das die Sitzgruppe in ein Notbett verwandelt. Auch die glänzt ansonsten mit Gemütlichkeit. Die Polsterung ist bequem, der erweiterbare Tisch angemessen dimensioniert. Für bis zu drei Personen samt Gedeck reicht der Platz gut aus, auch wenn der gedrehte Beifahrersitz etwas besser integriert sein könnte. Ohnehin gehören die Fahrersitze trotz komfortabler Polster nicht zu den besten Plätzen. Denn beim Aufstehen ist Obacht geboten, da das tief hängende Fach darüber sonst Beulen verursachen kann. Der praktische Stauraum drückt das Raumgefühl im Wohnraum. Wer auf das Fach verzichten kann, wählt lieber die Coupé- oder GT-Version.
In der Küche hingegen kann jeder gefahrlos stehen bis Körpergröße 1,89 Meter. Der Zweiflammkocher zündet bequem elektrisch, die rechteckige Spüle ist ausreichend tief, und die Abdeckung dient umgedreht auch als Schneidebrett. Frische Lebensmittel kommen im 84-Liter-Kompressorkühlschrank in der Stirn des Küchenblocks unter. Drei Schubladen nehmen Besteck, Geschirr und Kochutensilien auf. Wem das nicht genügt, der nimmt noch den Mehrzweckschrank nebenan mit in Beschlag. Der obere Teil bietet zwei Regalfächer hinter zwei Türen, im Unterschrank befinden sich neben einem schmalen Kleiderschrank drei weitere Fächer. Auch optisch hat dieser Schrank eine Funktion: Er trennt die Küche vom Schlafbereich und bietet zudem weitere Arbeits- und Ablagefläche.
Gegenüber befindet sich das Bad, das für einen Campingbus großzügig ausfällt. Die Toilette lässt sich unter das Bett schwenken und macht so Platz zum Duschen. Zwei Lamellen-Schiebetüren schützen die Sperrholzmöbel vor Spritzwasser. Nicht ganz durchdacht ist die Idee, die Führungen der Türen zugleich als Abflussrinnen zu nutzen. Werden die Türen aufgeschoben und es befindet sich noch Wasser in den Rinnen, wird dieses verdrängt. Im Test lief das Wasser mehrfach über und in den Gang. Auch für die Reinigung ist diese Konstruktion nicht besonders gut zugänglich wie auch die Nische für die schwenkbare Toilette. Wenig Ellenbogenfreiheit bleibt zudem am sehr kleinen Eckwaschbecken, und Staumöglichkeiten sind knapp. Neben einem Unterschrank sind lediglich drei winzige Ablagen vorhanden.
Campingbusse sind beliebt. Das liegt auch am flexibel nutzbaren Heckstauraum, den die meisten Modelle haben. Der Umbau im Malibu Van funktioniert mühelos. Die vier Teile der Betten werden nach oben geklappt und mit Haltebändern fixiert. Bevor die Fahrräder in den 93 Zentimeter breiten Heckstauraum geladen werden können, müssen noch zwei Querstreben entfernt werden. Auch das Durchladen von längerem Sperrgepäck wie Ski oder Surfbrett ist möglich. Hierfür muss die Zwischenwand samt Treppenstufe weichen. Wer ohne übergroße Sportgeräte reist, spart sich den Umbau und hat dennoch jede Menge Platz unter dem Bett. Der Zwischenboden im Testwagen kostet zwar extra, ist aber sehr praktisch beim Beladen.
Auch das übrige Stauraumangebot überzeugt. Zahlreiche üppige Fächer wie das über dem Fahrerhaus, unter der Sitzbank oder das rund 200 Liter fassende Fach unter dem Bett auf der Fahrerseite lassen kaum Wünsche offen. Lediglich einige Haken zum Aufhängen von Jacken oder Handtüchern wären fein. Auf der Waage zeigt der 640 LE RB Durchschnittswerte an der Vorderachse und insgesamt – deshalb gelb markiert. Im Testwagen stecken allerdings Extras mit stolzen 145 Kilo Gewicht. Hier kann man noch ein paar Kilos für die Zuladung einsparen.
Was mit als Erstes auffällt: Im Wohnraum mangelt es an Steckdosen. Die erste Stromquelle findet sich an der Küche. Dort ebenso wie im Bad und unterhalb im Einstiegsbereich des linken Betts gibt es je eine 230-Volt-Dose. Ebenfalls links im Heck nahe der Leseleuchte ist eine USB-Buchse zum Laden des Smartphones eingebaut. Beim Blick auf die Preisliste fällt weiter auf, dass sowohl die einzige USB-Buchse als auch die hintere 230-Volt-Steckdose aufpreispflichtig sind.
Geheizt wird mit der serienmäßigen Truma Combi 4, die von zwei, gut zugänglich im Heck mitreisenden Elf-Kilo-Gasflaschen gefüttert wird. Dem Testwagen spendiert Malibu zudem die 400 Euro teure Umschaltanlage samt Crashsensor. Ebenfalls optional sind die schicken Bullaugen. Zwei der vorgehängten Fenster auf jeder Seite schlagen mit 500 Euro zu Buche. Serienmäßig hingegen sind die beiden vorgehängten Fenster in den Hecktüren sowie zwei weitere im Wohnbereich. Letztere umschließt Malibu an drei Seiten mit einem eigenen Kunststoffrahmen. Eine feine Sache sind die inkludierten Hekis über Bett und Tisch sowie der Dachhimmel mit Mikrofaser-Klimabelag. Letzteres ist allerdings Teil des 1.245 Euro teuren Aufbau-Pakets.
Das Bad zeigt sich mit weit öffnendem Mini-Heki gut belüftet. Defizite im Sanitärbereich finden sich im offenen Kassettenschacht, der sich aus der Schwenkkonstruktion der Toilette ergibt. Die nötige Beweglichkeit der Fäkalkassette macht ein Abdichten des Schachts unmöglich. Sollte es ein Leck geben, landet der Unrat in der Duschwanne. Zur Entnahme der Kassette muss die Toilette zuvor innen in die richtige Stellung gebracht werden. Ein Lob hingegen verdient die ausgezeichnete Beleuchtung im Badezimmer. Überhaupt ist die Lampenausstattung im Malibu Van stimmig. Zahlreiche LED-Spots gepaart mit dezenter indirekter Beleuchtung und gut platzierten Lichtschaltern erzeugen ein warmes und wohnliches Ambiente.
Mit 100 Liter Frischwasser und 92-Liter Abwassertank kommt man gut aus. Letzterer ist unterflur montiert und isoliert. Der Entleerungsstutzen befindet sich mittig, was das Rangieren über den Entsorgungsschacht erschwert. Die Frischwasserreserven lagern im Heck unter dem rechten Bett. Um an die Weithalsöffnung zu kommen, muss die Matratze weichen.
Der Malibu bewegt sich spritzig und flott über die Straßen. Und das sowohl von unten heraus als auch im oberen Geschwindigkeitsbereich. Zugegeben: Der Testwagen ist mit dem 160-PS-Motor auch gut aufgestellt – eine Motorvariante, die Fiat allerdings aus dem Programm streicht. Serie ist der 120-PS-Motor, der zumindest vorerst für Kastenwagen weiter angeboten werden soll. Im Wesentlichen werden sich die meisten aber jetzt für die 140-PS-Version entscheiden, denn der teure 180-PS-Top-Motor ergibt hier allenfalls in Kombination mit der Automatik Sinn.
Die Länge des 640 LE RB fordert bei den Fahreigenschaften ihren Tribut. So zeigen die Außenspiegel viel des Fahrzeughecks und kaum rückwärtigen Verkehr. Denn anders als bei Teilintegrierten derselben Länge kommen die Spiegel des Vans ohne Verlängerungsarme. Beim Zurücksetzen jedoch hilft die Rückfahrkamera, die ein klares Bild an den neun Zoll großen Monitor sendet. Punkte in Sachen Wendigkeit kostet der lange Radstand. Dennoch: Die jüngste Generation des Fiat Ducato überzeugt. Die neue Lenkung ist direkt, die Sechsgangschaltung straff und präzise. Bis zur Tempo-100-Marke ist auch der Geräuschpegel im Fahrerhaus passabel. Zudem meldet sich der Möbelbau weder in Kurven noch bei Bodenunebenheiten. Letztere überrollt das Fahrwerk aber auch weiterhin – Ducato-typisch – eher straff.
Stabilität bei den Preisen ist auch in der Reisemobilbranche zur Zeit ein absolutes Fremdwort. So dürfte mancher Kunde beim Blick auf die Kostenaufstellung für ein neues Modell schlucken. Auch Malibu kommt um eine Anpassung nicht herum. Der Testwagen ist zudem vollgepackt mit jeder Menge Zusatzausstattung, die sicherlich nicht jeder Camper an Bord benötigt. Ganz ohne wird es allerdings auch nicht gehen, denn einige der attraktiven Eigenschaften des Malibu Van sind optional. So etwa die schicken Bullaugen, der doppelte Ladeboden im Heckstauraum oder der Mikrofaser-Dachhimmel.
Grundpreis: 57.850 Euro (Fiat Ducato, Motor 88 kW/120 PS) mit TÜV und Zulassungsbescheinigung II
Testwagenpreis: 73.495 Euro
Turbodiesel 140/160 PS (0/20 kg): 995/3.320 Euro
ABS/ASR/ESP: Serie/Serie/Serie (empfohlen)
Fahrer-/Beifahrer-Airbag: Serie/Serie
Doppelblattfedern hinten (17 kg): 265 Euro (nicht im Testwagen enthalten)
Bullaugenfenster beidseitig (7 kg): 500 Euro
Pioneer-Multimediasystem (5 kg): 1.410 Euro (nicht im Testwagen enthalten) (empfohlen)
Chassis-Paket: Einparkhilfe mit Hecksensor, 90-L-Dieseltank, Ladebooster, Fahrerhaus- verdunkelung, Fliegenschutztür (34 kg): 2.520 Euro (empfohlen)
Aufbau-Paket: Dachinnenverkleidung, Matratzen in 7-Zonen-Qualität, Truma CP Plus, Abwassertank isoliert (6 kg): 270 Euro (empfohlen)
Style-Paket: Lenkrad und Schaltknauf in Leder, Kühlergrill in Hochglanz (16 kg): 1.080 Euro
Kosten und Service
angelehnt an DIN EN 12464-1
Zusätzliche Arbeits- und Ablagefläche bietet auch der Universalschrank zwischen Küche und Bett.
Beim Sichern von schwerem Gepäck und Fahrrädern helfen die Verzurrösen im Heckstauraum.
Die Bullaugen sind ein Hingucker. Den Durchblick schränken allerdings die tiefhängenden Rollos ein.
Abflussrinne ist zugleich Führung der Schiebetür im Bad. Das erschwert unter anderem das Putzen.
... zur undichten Duschkabine: Wenn das Fahrzeug gerade steht, sollte das Wasser im Regelfall direkt in den vorhandenen Ablauf ablaufen, und zwar bevor die Lamellentür geöffnet wird. Aus diesem Grund haben wir auch zwei Abläufe in der Duschwanne vorgesehen. Die fehlende Abdichtung der Kabinenwand entspricht nicht dem Serienstand.
... zu den fehlenden Garderoben- und Handtuchhaken im Wohnraum: Unsere Erfahrung hat gezeigt, dass die meisten Kunden ihren individuellen Platz für die Kleiderhaken wünschen. Da es leider nicht den "idealen" Platz gibt, haben wir beschlossen, dass wir zukünftig bei jedem Neufahrzeug zwei Malibu-Kleiderhaken anbringen, damit der Kunde sich seine favorisierten Positionen selbst aussuchen kann.
... zur mangelnden Anzahl an Steckdosen: Wir haben den Bedarf an weiteren USB-Steckdosen erkannt und werden im nächsten Modelljahr das Angebot an USB-Steckdosen ausweiten.
Grundpreis: 60.523 Euro
Basisfahrzeug: Fiat Ducato, 88 kW/120 PS
Länge/Breite/Höhe: 6.363/2.050/2.600 mm
Leer-*/zul. Gesamtgewicht: k. A./3500 kg
Besonderheiten: Längeres der beiden Betten mit zwei Meter Liegelänge Recht hoher Basispreis, Heckfenster nicht serienmäßig
Grundpreis: 58.850 Euro
Basisfahrzeug: Fiat Ducato, 88 kW/120 PS
Länge/Breite/Höhe: 6.363/2.050/2.570 mm
Leer-*/zul. Gesamtgewicht: 3.103/3.500 kg
Besonderheiten: 100-Ah-Lithium-Ionen-Bordbatterie, Dieselheizung, Druckpumpe und beheizter Abwassertank in Serie Relativ geringe Zuladung
Grundpreis: 52.090 Euro
Basisfahrzeug: Fiat Ducato, 88 kW/120 PS
Länge/Breite/Höhe: 6.363/2.050/2.580 mm
Leer-*/zul. Gesamtgewicht: 2.850/3.500 kg
Besonderheiten: Hohe Zuladungsreserve laut Herstellerangabe, 95-L-Kühlschrank, gute Bettenmaße Serienmäßig vorgehängte Fenster
Optional sehr fein
Vor allem die Sonderausstattung macht den Malibu 640 LE RB zum Hingucker und attraktiven Reisebegleiter. Denn was ist er ohne die auffälligen Bullaugen-Fenster, passenden Motor, Fahrerhausverdunkelung, doppelten Ladeboden und Steckdosenpaket – ein nicht gerade günstiger Durchschnittsvan, oder? Nicht ganz, denn auch im Serientrimm bleibt die gut funktionierende Abtrennung zwischen den Wohnbereichen, die eine Besonderheit in diesem Segment darstellt. Auch über die rundum bequemen Einzelbetten und das clevere Stauraumangebot darf man sich ohne Extrakosten freuen.