Kabe Van 690 LB (2023) im Test

Kabe Van 690 LB (2023) im Test
Wintertauglicher Sieben-Meter-Van

Veröffentlicht am 07.08.2023

Zur Saison 2019/20 präsentierte Kabe erste Reisemobile auf Mercedes-Fahrgestell. Inzwischen baut die komplette Modellpalette der schwedischen Marke auf den Sprinter – inklusive des Vans 690 LB, des ersten und bislang einzigen ausgebauten Kastenwagens. Er nutzt den langen Radstand und das Superhochdach.

Kabe Van 690 LB

Kabe Van 690 LB Grundriss f
promobil
  • Grundpreis ab: 128.700 Euro
  • Länge/Breite/Höhe: 6,97/2,02/3,05 m
  • Zul. Gesamtgewicht: 4.100 kg
  • Gurte/Schlafplätze: 4/2

Wohnen

Wer an der Sitzgruppe des Kabe Van Platz nimmt, darf sich über gleich vier bequeme Einzelsitze freuen. Neben den drehbaren Cockpitsesseln besteht die Rückbank aus zwei Einzelplätzen. Sie können ein Stück auseinandergerückt, nach vorn verschoben und die Rückenlehne im Winkel verstellt werden. Allerdings sind die Kopfstützen dieser beiden Sitze ziemlich niedrig. Lediglich Personen bis 1,75 Meter Körpergröße können ihre Köpfe anlehnen.

Kabe Van 690 LB Sitzgruppe f
Ingolf Pompe

Der Tisch ist für Kastenwagenverhältnisse groß dimensioniert, steht stabil und kann durch eine zusätzliche Platte erweitert werden. Außerdem lässt er sich mithilfe einer Unterkonstruktion und der zugehörigen Polster – beides serienmäßig an Bord – zu einem Kinderbett von 160 mal 60 Zentimetern umbauen.

In der Küche gehört eine Dunstabzugshaube ebenso zur Serienausstattung wie ein Müllsammler mit Zwei-Eimer-Trennsystem. Der Müllbehälter ist in einem Auszug versteckt, der an der Stirnseite aus dem Küchenblock herausgefahren wird. Direkt darüber gibt es eine Schublade und vier weitere an der Längsseite der Küchenzeile.

Alle Schubladen sind mit Soft-Close-Beschlägen ausgestattet. Außerdem lassen sich die vier Schubladen im Gang über einen gemeinsamen Drehschalter zentral verriegeln. Entsprechend dem Küchenblock sind die Schubladen allerdings nicht besonders tief. Was hier nicht hereinpasst, kann in den beiden Hängeschränken untergebracht werden – jedoch fehlt dem linken Exemplar eine Rüttelkante.

Kabe Van 690 LB Kueche f
Ingolf Pompe

Der Küchenblock weist am vorderen Ende immerhin ein kleines Stückchen echte Arbeitsfläche auf. Außerdem kann noch eine passable Verlängerungsplatte hochgeklappt und auf gleichem Niveau angedockt werden. Rechts daneben schließt sich der zweiflammige Gaskocher mit Elektrozündung an, gefolgt vom Spülbecken. Letzteres ist nicht besonders groß und mit einem für die Preisklasse überraschend simplen Wasserhahn ausgestattet.

Der Durchgang zwischen Küche und gegenüberliegendem Sanitärraum ist ziemlich schmal. Hier macht sich die geringere Breite des Sprinter-Kastenwagens – etwa im Vergleich zum Fiat Ducato – bemerkbar. Diese fehlenden Zentimeter wirken sich auch im Bad aus.

Kabe Van 690 LB Durchgang f
Ingolf Pompe

Sanitär

Der Freiraum zwischen der zweiteiligen Schiebetüre und der Seitenwand gegenüber ist alles andere als üppig – zumal die wuchtige Waschtisch-Schwenkwand-Konstruktion die Tiefe weiter einschränkt. Zum Händewaschen lässt man deshalb besser die Badtür offen. Die Toilette steht in der hinteren Nische. Um sie zu benutzen, muss man sich zwischen Waschtisch und Badtür hineinzwängen – das gelingt nur schlanken Personen ohne Mühe. Zum Duschen schwenkt das Waschbecken über die Toilette und gibt etwas mehr Raum und eine eigene Duschgarnitur frei. Bequem duschen kann man aber nur, solange man quer zur Fahrtrichtung steht; ansonsten hat man kaum Platz zum Einseifen.

Kabe Van 690 LB Dusche f
Ingolf Pompe

Nützliche Baddetails wie ein Toilettenpapierhalter oder eine Trocknungsstange fehlen, aber immerhin hat man an eine 230-Volt-Steckdose gedacht, die sich – spritzwassergeschützt – im Oberschrank versteckt. Für eine gute Belüftung sorgt das Fenster in Kombination mit einem in der Decke eingebauten Ventilator, der zur Serienausstattung gehört.

Schlafen und Stauraum

Auf Fenster in den Hecktüren verzichten die Schweden, verkleiden sie lieber mit kuscheligen Stoffpaneelen. Die beiden Seitenfenster an den Heckbetten sind zudem flach und klein. Daher gelangt von der Seite relativ wenig Tageslicht ins Schlafzimmer. Gut also, dass es gleich zwei Dachhauben gibt, eine davon aufpreisfrei mit Ventilator ausgestattet. Künstliches Licht ist über den Betten ausreichend in Form einer Deckenlampe und LED-Bändern angebracht. Die beiden Längsbetten sind jeweils knapp 80 Zentimeter breit und stoßen im hinteren Bereich aneinander. Auf den 12 Zentimeter dicken Kaltschaummatratzen liegt man angenehm. Mit 191 Zentimetern sind die Betten zwar nicht riesig, aber lang genug für die meisten Personen.

Kabe Van 690 LB Betten f
Ingolf Pompe

Zum Fußende hin werden beide Betten allerdings etwas schmaler. Hier haben die Entwickler Platz für eine praktische Aufstiegshilfe zu den Betten mit zwei Treppenstufen gelassen. Wird sie nicht benötigt, dann versteckt sie sich im Schrank unterhalb des rechten Betts, bei Bedarf klappt man sie einfach in den Mittelgang. An praktische Details wie Lesespots über den Betten hat man bei Kabe ebenso gedacht wie an offene Fächer zum Ablegen der Brille und Bettlektüre.

Wie sieht’s in Sachen Stauraum aus? Ein Schrank für Kleidung findet sich rechts zwischen Kühlschrank und Einzelbett. Er reicht über die ganze Raumhöhe, ist allerdings recht schmal und hat vor allem keine Kleiderstange – nur Fächer. Im gesamten Ausbau gibt es keine Möglichkeit, Jacken oder Hemden auf Bügeln aufzuhängen – für einen Sieben-Meter-Bus in dieser Preisklasse unverständlich. Ansonsten kommt in zehn Hängeschränken über Sitzgruppe und Betten einiges unter. Außerdem gibt es mehrere kleine Schränke und Schubladen. Insgesamt ist der Schrankraum, angesichts der Fahrzeuglänge, aber nicht so üppig.

Kabe Van 690 LB Kleiderschrank f
Ingolf Pompe

Unter den Betten können Kisten und Campingmöbel verstaut werden. Für höhere Sperrgüter machen die Liegeflächen rechts und links auf ganz unterschiedliche Weise Platz: Das rechte Bett klappt mit einem Handgriff seitlich nach oben. Ein Arretierungsknopf fixiert die Liegefläche in den Endpositionen. Insgesamt eine Konstruktion, die durch ihre simple Funktionalität rundum überzeugen kann.

Das linke Bett stellt sich dagegen elektromotorisch an der Seitenwand auf – eine aufwendige Konstruktion, deren Vorteil sich nicht direkt erschließt. Hilfreich wäre außerdem ein Netz oder eine Schottwand, die den Stauraum nach vorn zum Gang hin begrenzt.

Kabe Van 690 LB Garage f
Ingolf Pompe

Technik

Die meisten Pluspunkte sammelt der Kabe mit seiner für einen Van ungewöhnlich guten Wintertauglichkeit. Dach und Wände sind mit einer zwischen 35 und 50 Millimeter starken Schicht aus kleinen EPS-Kügelchen (Styropor) gedämmt. Den Boden isolieren 36 Millimeter XPS. Obendrein besitzt das Fahrzeug serienmäßig eine Warmwasserheizung samt Fußbodenerwärmung. Deren Heizschläuche ziehen sich durch den gesamten Bus, einschließlich Fahrerhaus. Zusätzlich finden sich zahlreiche Heizungskonvektoren, sodass sich innerhalb recht kurzer Zeit gemütliche Wärme verbreitet.

Kabe Van 690 LB Toilette f
Ingolf Pompe

Betrieben wird die Heizung wahlweise über Gas aus den zwei 11-kg-Flaschen oder 230 Volt Landstrom. Frisch- und Abwassertank befinden sich im frostgeschützten Bereich und haben jeweils ein Fassungsvermögen von eher unterdurchschnittlichen 83 Litern. Praktisch: Beide Tanks werden elektrisch entleert. Eine Blei-AGM-Bordbatterie ist serienmäßig, im Testfahrzeug ist zudem die optionale Zweitbatterie installiert.

Gesteuert wird die Bordtechnik über ein Kontrollbord mit Touchscreen, das sogenannte Kabe Smart D. Es integriert zahlreiche Funktionen und bietet eine Vielzahl an Einstellmöglichkeiten. Eingebaut ist das Panel im Fahrerhaus oben zwischen den Sonnenblenden. Kritikpunkte: Die Berührungsempfindlichkeit des Displays ist verbesserungswürdig, und außerdem lässt es sich an dieser Einbauposition weder im Stehen noch im Sitzen wirklich komfortabel bedienen.

Kabe Van 690 LB Kontrollbord f
Ingolf Pompe

Der Kabe Van basiert serienmäßig auf dem Mercedes Sprinter mit Heckantrieb und 170-PS-Motor. Im Testfahrzeug, einem 2022er Modell, ist allerdings noch das Vorgängeraggregat mit 163 PS am Werk. Schon ohne Aufpreis ist das Basisfahrzeug mit vielen Extras ausgestattet, unter anderem dem Automatikgetriebe, einer Rückfahrkamera und zahlreichen Assistenzsystemen.

Das hohe Gewicht des Kabe Van – das Testfahrzeug mit etwa 150 Kilogramm Extras bringt fast 3.700 Kilogramm auf die Waage – macht die 4,1-Tonnen-Chassis-Variante zwingend notwendig. Wem das nicht ausreicht, der kann den Kastenwagen außerdem auch als 5,0-Tonnen-Version mit Zwillingsbereifung ordern oder zusammen mit dem Allradantrieb gar auf 5,5 Tonnen gehen.

Das fiel uns auf

 Wohin mit dem Küchenabfall? Direkt in den Müllbehälter. Ein Trennsystem mit zwei Eimern ist serienmäßig.
 Praktisch zum Ablegen von Brille oder Bettlektüre: die offenen Ablagen im Schlafbereich des Kabe Van.
 Erleichtert den Einstieg in die Betten deutlich: die ausklappbare Aufstiegshilfe mit zwei Stufen.

  Die Dunstabzugshaube filtert zwar die Luft beim Kochen, bläst die Abluft aber wieder in den Innenraum.

 Zu tief: Nur kleingewachsene Personen können ihren Kopf an den Stützen der Rückbanksitze anlehnen.
 Sehr schmal: zwischen Küchenzeile und Bad bleibt nicht mehr viel Platz zum Durchgehen.

Daten und Messwerte

Kabe Van 690 LB Vampingbus f
Ingolf Pompe

Auf- und Ausbau: Stahlblechkarosserie mit Blechhochdach, innen Stoffverkleidung, Isoliermaterial Wand/Dach/Boden EPS/EPS/XPS, Wandstärke Wand/Dach/Boden 35–50/35–50/36 mm, Doppelboden, 5 Kunststoff-Isolierfenster mit Alu-Rahmen, 3 Dachhauben, 1 Dachfenster.

Bordtechnik: Gas-Warmwasserheizung Alde Compact 3030, 14 Konvektoren (2 Fahrerhaus, 3 Sitzgruppe, 1 Bad, 4 Schlafbereich, 4 Zwischenboden) + Warmwasser-Fußbodenheizung, Wasseranlage: Frisch- & Abwasserschläuche, Tauchpumpe, 5 x 230 V, 5 x USB.

Basisfahrzeug: Mercedes Sprinter 416 CDI, Kastenwagen, Hinterradantrieb, Vierzylinder-Turbodiesel, Hubraum 2.143 cm3, Leistung 120 kW/ 163 PS bei 3.800/min, Dreh- moment 360 Nm, Siebengang-Automatikgetriebe.

Fahrleistungen: Beschleunigung 0–50/80/100 km/h 6,3/13,2/21,4 s; Wiederbeschleunigung 60–80/100 km/h (Automatik) 7,0/16,6 s, Testverbrauch 10,3 L/100 km.

Preise und Ausstattungen

Grundpreis: 128.700 Euro (Mercedes Sprinter, Motor 125 kW/170 PS) ohne TÜV und Zulassungsbescheinigung II

Testwagenpreis: 142.062 Euro

  • 190-PS-Motor (24 kg): 3.339 Euro
  • 5-t-Chassis mit Zwillingsbereifung (201 kg): 4.555 Euro
  • ✘ Abstandsregeltempomat "Distronic" (0 kg): ✔ 1.145 Euro
  • ✘ Außenfarbe Tenoritgrau (0 kg): 1.715 Euro
  • ✘ Anhängekupplung (30 kg): 2.325 Euro
  • ✘ Außendusche (1 kg): 567 Euro
  • ✘ Thermovorhänge vorne & hinten (5 kg): 2.660 Euro
  • ✘ Zweite AGM-Bordbatterie, 130 Ah (40 kg): 406 Euro
  • ✘ Alarmanlage (1 kg): 1.486 Euro

✘im Testwagen enthalten; ✔empfehlenswert

Wertung

maximal 5 Punkte möglich

  • Wohnen: 3,5 von 5 Punkten
  • Beladen: 3,5 von 5 Punkten
  • Technik: 4,3 von 5 Punkten
  • Fahren: 3,7 von 5 Punkten
  • Preis & Service: 2,4 von 5 Punkten