Die Reisemobilform mit der markanten Schlafnische über dem Fahrerhaus hat seit geraumer Zeit einen schweren Stand im Markt der Freizeitfahrzeuge. Einst wegen des praktischen Betts im Oberstübchen beliebt, hat die Nachfrage nach Alkoven spätestens mit der Etablierung der Teilintegrierten mit Hubbett stark nachgelassen. Dennoch, gerade für Familien sind die Vielschläfer-Mobile weiterhin eine Überlegung wert und auch VermieterInnen schätzen sie nach wie vor. Denn aufgrund ihres großzügigen Raumangebots eignen sie sich für unterschiedlichste Besatzungskonstellationen. Ein Klassiker dieser Aufbauform ist der Activa One von Eura Mobil, der uns als Sieben-Meter-Mobil mit Stockbetten zum Test zur Verfügung steht. Die fünf Grundrisse des Activa One basieren auf dem Fiat Ducato und variieren in der Länge zwischen 5,89 und 6,99 Meter.

Der getestete 690 VB ist das neueste Modell der Baureihe und überrascht mit einer besonders variablen Heckaufteilung. Vor den Stockbetten quer im Heck findet sich eine zweite, kleine Sitzgruppe. Das Besondere ist dabei, dass beide Etagenbetten sich verbreitern lassen und so bei Bedarf zu Doppelbetten werden.
Die Liegeflächen sind in der Grundstellung 72 Zentimeter breit und lassen sich jeweils mittels seitlich ausziehbarer Lattenroste und einer zweiten Matratze auf eine bequeme Liegebreite von 1,32 Meter bringen. Bei einer Matratzenlänge von 2,08 Meter können durchaus auch zwei Erwachsene nebeneinander schlafen. Zum Vergrößern des unteren Betts müssen lediglich die beiden Lehnenpolster der kleinen Seitenbänke entfernt werden.
Familienfreundliche Einrichtung, die Kindern gefällt
Der höhlenartige Charakter mit den Etagenbetten und dem davor platzierten kleinen Spieltisch dürfte aber besonders Kindern gefallen. Ein Vorhang, der zum kompletten Abdunkeln etwas zu kurz ist, trennt das Kinderzimmer vom Rest ab. Der kleine Tisch ist abnehmbar und eröffnet darunter einen Zugang zur Heckgarage.

Die kleinen Sitztruhen sind praktischer Aufbewahrungsort für Spielsachen. An den Betten fehlt es dagegen an Ablagen. Die zwei kleinen Fenster und vier, ausschließlich auf der Fahrerseite angebrachten Lesespots geben die Schlafrichtung vor. Stromanschlüsse zum Handyladen gibt es ebenso wenig wie Lichtschalter – eine Dachluke für mehr Helligkeit und Belüftung dagegen schon.
Kleines Bad – großer Schrank
Im Bad geht es relativ eng zu. Ein Fenster ist nicht vorhanden, eine Dachhaube, die Licht und Luft einlässt, jedoch schon. Hygieneartikel wandern in den großen Schrank mit Steckdose und auf die vier Ablagen mit Rüttelkante. Beim Sitzen auf dem drehbaren Thron stört der seitliche Papierhalter etwas.
Der Aufbau der Duschkabine kostet ein wenig Mühe. Dafür schwenkt man das große Waschbecken über die Toilette und schiebt die dreiteilige Trennwand etwas umständlich in Position. Ein Teil des Spiegels wird aber unweigerlich nass. Es gibt vier Kleiderhaken, aber keine Handtuchstange.

Die Küche ist solide ausgestattet. Zu den technischen Einbauten zählen der schlanke 142-Liter-Kühlschrank und ein Dreiflammkocher mit elektrischer Zündung.
Die Arbeitsplatte reicht fürs Brote-Schmieren, für aufwendigere Zubereitungen muss man auf den Tisch ausweichen. Zwar wünschte man sich noch etwas mehr Spülentiefe, größere Töpfe können dank des hohen Hahnauslaufs dennoch gefüllt und sauber gemacht werden. Reiseproviant kommt ins Fach über dem Kühlschrank, in die fünf Schubladen, in die tiefen Ablagen daneben und in die beiden Hängeschränke. Softclose-Beschläge hat man sich hier allerdings gespart.
Wie viele Personen haben Platz?
Alkoventypisch sitzt man im 690 VB auf einer klassischen Vierer-Dinette mit einem an einer Wandschiene aufgehängten, optional erweiterbaren Tisch. Mit mehr als einem Meter Bankbreite können hier jeweils zwei Erwachsene problemlos nebeneinander sitzen. Der Tisch ist mit 0,63 mal 1,09 bis 1,52 Metern groß genug für vier Frühstücker. Bei Sechs-Personen-Belegung müssen zwei auf die kleine Minidinette hinten ausweichen. Allerdings gibt es serienmäßig in der Sitzgruppe auch nur zwei Gurtplätze – auf der Bank in Fahrtrichtung und sogar mit Isofixösen. Zwei weitere Fahrplätze sind gegenüber optional verfügbar.

Im Alkoven ist ein Doppelbett mit den Maßen 1,98 mal 1,50 Meter untergebracht. Über eine Leiter geht es zu den bequemen Kaltschaummatratzen hinauf, die auf einem Lattenrost liegen. Die vordere Betthälfte lässt sich Gasdruckfeder unterstützt nach oben klappen. Das erleichtert den Durchstieg ins Fahrerhaus ungemein, weil hier – wegen des Doppelbodens – eine hohe Stufe zu überwinden ist. Die Dachkoje ist relativ schlicht eingerichtet. Neben den beiden seitlichen Fenstern spendet lediglich eine Leuchte über dem Einstieg Licht. Eine Dachluke gibt es nicht. Zudem vermisst man Ablagen und Stromanschlüsse für Mobilgeräte.
Viel Stauraum dank Doppelboden
Wer zu sechst unterwegs ist, braucht viel Platz für Gepäck. Diesen liefern im Wohnraum drei Hängeschränke und eine Sitztruhe sowie ein stattlicher Kleiderschrank. Eine Garderobe sucht man vergebens. Äußerst nützlich ist zudem der bis zum Fahrerhaus durchgehende, 37 Zentimeter hohe Doppelboden. Der vorderste Teil ist als praktisches Bodenfach abgetrennt und über eine Luke im Gang erreichbar. Der Rest des Kellergeschosses ist zwar über die Heckgarage und eine seitliche Außenklappe zugänglich, durch die fehlende Unterteilung aber nur mit Bedacht nutzbar. Umherrutschendes Ladegut kann nicht nur Schäden an ungeschützten Installationen verursachen, sondern in Ecken verschwinden, wo es nur noch mühsam herausgefischt werden kann.

Mit 3,5 Tonnen zulässigem Gesamtgewicht bleiben beim Testwagen durchaus üppige 660 Kilo Zuladung übrig, die sogar für Familien mit vier Kindern ausreichen können. Wer aber mit sechs Erwachsenen unterwegs ist, sollte besser zum tragfähigeren Maxi-Chassis mit 4,25 oder 4,4 Tonnen Maximalgewicht greifen.
Bordtechnik verbirgt sich im Boden
Der Doppelboden kommt auch der Bordtechnik zugute, so birgt er etwa den Abwassertank frostgeschützt. Eine Bodenluke schafft Zugang zu dessen Weithalsöffnung für Reinigungszwecke – Ähnliches gilt für den Frischwassertank in der Sitztruhe. Im Gaskasten stehen zwei Elf-Kilo-Flaschen nebeneinander, was das Wechseln grundsätzlich vereinfacht, allerdings stört dabei die etwas hohe Ladekante. Serienmäßig verteilt eine Truma Combi 4 über zwölf klug verteilte Ausströmer die Wärme im Ausbau.
Beim Aufbau setzt Eura Mobil bereits seit Jahren auf holzfreie GfK-Sandwichplatten, die miteinander zu einer robusten Box verklebt werden. Darin sind wertige Alu-Rahmenfenster eingebaut. Der Möbelbau ist solide. Optisch etwas störend sind die Abdeckkappen der Schraubverbindungen.
Alkovenneulinge müssen sich zwar an die stärkere Wankneigung des hohen Mobils gewöhnen. Der Ducato mit seiner stabilen Straßenlage fängt das aber sehr gut ab. Aus Bad und Küche dringen vereinzelt ein paar Störgeräusche, insgesamt ist man im A 690 VB aber relativ ruhig unterwegs.
Das fiel uns auf





Weil sich die hinteren Betten ausziehen lassen, können dort zwei bis vier Personen schlafen.
Die hintere Sitzgruppe ist sehr praktisch als Spielzimmer und Rückzugsort für die Kinder.
Es finden sich überall viele sichtbare Abdeckungen von Verschraubungen.
Beim Duschen den Spiegel nicht nass zu spritzen ist kaum möglich. Die Abtrennung ist nicht breit genug.
Preise und Ausstattung Eura Mobil Activa One 690 VB (2022)

Gurte/Schlafplätze: 4–6/6
Zul. Gesamtgewicht: ab 3.500 kg
Länge/Breite/Höhe: 6,99/2,32/3,15 m
Grundpreis ab 64.750 Euro
Testwagenpreis 71.420 Euro
Ausstattung des Testwagens (Auszug)
- 140/160/180-PS-Motor 990/3390/5290 Euro
- Travelpaket: Chassis-Paket, Ambientebeleuchtung, Faltverdunkelung, Mückengitter u. a. (49 kg) 2.990 Euro (empfohlen)
- Designpaket: lackierter Kühlergrill, LED-Tagfahrlicht, Nebelscheinwerfer, 16"-Alufelgen u. a. (0 kg) 1.290 Euro (empfohlen)
- zwei zusätzliche Gurtplätze (30 kg) 790 Euro
- Aufbautür mit ZV/2. Batterie (1,5/27 kg) 440/490 Euro
Daten und Messwerte

Auf- und Ausbau: Sandwich-Bauweise, PU-Schaum-Verstärkungen, außen und innen rundum GfK, Isoliermaterial Wand/Dach/Boden EPS/XPS/XPS, Wandstärke Wand/Dach/Boden 30/30/38 mm, Doppelboden, Höhe 370 mm, 6 Kunststoff-Isolierfenster mit Alu-Rahmen, 2 Dachhauben.
Bordtechnik: Gas-Gebläseheizung/Boiler Truma Combi 4, 12 Ausströmer (2 x hintere Sitzgruppe, 1 x Bad, 2 x Sitzgruppe, 1 x Eingang, 1 x Fahrerhaus, 3 x Alkovenbett, 1 Doppelboden, 1 x Garage), Wasseranlage: Frisch- und Abwasserrohre, Druckpumpe.
Basisfahrzeug: Fiat Ducato, Flachrahmen, Vorderradantrieb, Vierzylinder-Turbodiesel, Hubraum 2287 cm3, Leistung 103 kW/140 PS bei 3600/min, Drehmoment 350 Nm bei 1400/min, manuelles Sechsgang-Schaltgetriebe.
Fahrleistungen: Beschleunigung 0–50/80/100 km/h 6,1/14,9/24,7 s; Elastizität 60–80/100 km/h (4.//5. Gang) 6,0/16,2//9,7/21,0 s, Testverbrauch 12,8 L/100 km.
Wertung
(maximal 5 Punkte)
- Wohnen: 3.0 Punkte
- Beladen: 3.8 Punkte
- Technik: 3.4 Punkte
- Fahren: 3.2 Punkte
- Preis & Service: 3.8 Punkte
Fazit
Die erweiterbaren Stockbetten sind eine tolle Idee und machen den Activa One 690 VB zum optimalen Reisefahrzeug für größere Familien und ReisemobilistInnen, die gerne mal Gäste mitnehmen. Den nötigen Stauraum bringt der Eura – dank Doppelboden – mit. Auch die Zuladung ist für eine Sieben-Meter-Mobil beachtlich. Abzüge gibt es für das relativ kleine Bad und die teilweise etwas spärliche Ausstattung.