So schön kann Camping sein. Unter den teilintegrierten Minis im Nice-Price-Segment tut sich der Fendt K 400 mit einer besonders ambitionierten Linienführung hervor.
Schon als Fendt 2006 nach einigen Jahren Abstinenz wieder als Anbieter von Reisemobilen auftrat, wählte die Marke aus dem bayerischen Mertingen einen ungewöhnlichen Weg. Die großen T-Modelle werden bei Giottiline in Italien gebaut.
Viel Publikum spricht der Iveco Daily als Basis für Teilintegrierte hierzulande indes nicht an. Da verspricht der Einstieg in die beliebte Van-Klasse auf Basis des Ford Transit mehr Erfolg, zumal der K 400 wie der eng verwandte Hobby Van Exclusive beim Mutterkonzern in Fockbek gebaut wird und sich so Synergieeffekte nutzen lassen.
Ein Riese ist der kurze K 400 nicht. Und doch bemerkt man in manchen Bereichen wie Küche oder Sitzgruppe die kompakten Außenmaße des Fendt kaum, in anderen wie Bad und Bett dagegen deutlich. Beim Fahren würde man ihm mehr zutrauen. Doch nicht quirlige Fahreigenschaften machen den Fendt einzigartig. Es ist vielmehr der konsequente, teils durchaus konservative Mix aus Gediegenheit und Schick. Und der Aufwand dafür kostet eben etwas mehr.
Aufbau: Runder Gesamteindruck
Die automobile Optik gründet zum großen Teil auf den gerundeten Seitenwänden mit Alu-Außenhaut. Details wie die aufgesetzten Kunststoffteile auf den Aufbaukanten und den vorderen Türen machen aus dem Fendt-Design ein rundes Ganzes. GfK ist das Material der Wahl, wenn es um aufwendig geformte Teile wie die Haube über dem Cockpit geht.
Die dreidimensionale Heckwand besteht bis hinunter zum Stoßfänger aus einem einzigen GfK-Teil, was freilich nicht sehr reparaturfreundlich ist. Bei Schäden muss das ganze Teil getauscht werden.
Es überrascht ein wenig, dass angesichts so innovativer Formgebung nur konventionelles Styropor als Dämmung in den Wänden steckt. Das ist biegsamer als das steife, aber feuchteunempfindlichere Styrofoam. An der Verarbeitung gibt es kaum etwas auszusetzen. Die Fenster sitzen bündig in stabilen Rahmen. Die Tür mit dem Sehschlitz folgt sehr exakt der Wölbung der Außenwand.
Basisfahrzeug: Ford Transit – nicht eben sportlich
Was der sportive Look an Fahreigenschaften verspricht, kann die Ford-Transit-Basis nicht einlösen. Das Fahrwerk ist schwammig, das Pedalgefühl so indirekt wie die Lenkung. Man wird den Eindruck nicht los: Für einen dem Konzept nach fahraktiven, agilen Van ist der Transit der falsche Untersatz. Doch der Motor hat durchaus Ambitionen. Untenrum etwas phlegmatisch, kommt der TDCI bei höheren Drehzahlen auf Trab. Die getestete 130-PS-Variante lief relativ sparsam. In Bälde steht eine Kraftkur auf 140 PS an.
Die Kritik an der seltsamen Sitzposition im Transit-Fahrerhaus hat etwas Gebetsmühlenartiges. Im Fendt K kommt hinzu, dass der Blick nach vorn durch die obere Führung der Faltverdunkelung zusätzlich stark beschnitten wird. Auf längeren Fahrten holt man sich einen steifen Hals, an der Ampel sieht man die Lichter nicht. Immerhin lassen sich die Sitze leicht drehen.
Sanitärraum: Schön und wohnlich
Hinter der Tür befindet sich ein kleines, schön und wohnlich eingerichtetes Bad. Viel Spiegelfläche, fünf Halogenlampen, zahlreiche Stauräume und offene Ablagen erhöhen den Nutzwert. Das WC quetscht sich in die Nische neben dem Waschbecken. Der Boden besteht aus einer einteiligen Kunststoffwanne und ist rundum sauber verfugt.
Mittels zweier halbrunder Plexitüren und einer zweiteiligen Faltwand entsteht eine ausreichend große, röhrenartige Duschkabine. In diesem Bereich erhöht ein rundes Dachfenster die Stehhöhe auf 1,93 Meter. Stellt man es auf, was für die Belüftung ohnehin empfehlenswert und auch bei Regen möglich ist, gewinnt man nochmals entscheidende Zentimeter.
Der überbaute Radkasten schränkt den Fußraum etwas ein. Armatur und Brause wirken solide. Allerdings dauert es ein Weilchen, bis das Wasser durch die vielen Rinnen seinen Weg bis zu den zwei Abläufen gefunden hat.
Ausbau: Viel Schrank für zwei
Die Sitze ergänzen Halbdinette und Seitensitz zur großen, gemütlichen Sitzgruppe. Die Polsterung ist komfortabel. Die steile Rückenlehne der hinteren Bank zwingt jedoch zu einer aufrechten Sitzposition. Dafür gibt es hier höhenverstellbare Gurte und Kopfstützen. Klasse.
Unter der Tischplatte lässt sich ein Brett herausdrehen, das gut als Beistellfläche nutzbar ist. Wegen der kurzen Wandschiene steht der kleine Tisch etwas wackelig. Den Hinterbänklern gönnt Fendt ein weit nach unten gezogenes Seitenfenster.
Tagsüber fällt angenehm viel Licht durch das optionale große Fenster in der Haube über dem Fahrerhaus. Das dunkle Mobiliar wirkt gediegen und sucht, was Details wie die lederbezogenen Hängeschrankunter- und -oberkanten angeht, in dieser Klasse seinesgleichen. Die silbernen Folienapplikationen auf den Schrankklappen ahmen gekonnt gebürstetes Aluminium nach.
In Sachen Bedienfreundlichkeit sind die Pushlocks nicht mehr ganz zeitgemäß. Nett und nützlich sind die beiden, grün beleuchteten Vitrinen. Ihre geschwungenen Kunststofftüren stehen stark unter Spannung. Zwei kleine Magnete reichen so zum Sichern der Türen nicht ganz aus.
Schrankraum bietet sich zwei Reisenden reichlich. Horizontale Unterteilungen und zahlreiche kleinere Fächer erleichtern die Aufteilung und den Überblick. Mit Extrafächern clever eingerichtet und ausreichend groß ist der Kleiderschrank unter dem Bett. Eine Beleuchtung fehlt allerdings. Zwei Außenklappen, davon eine oben angeschlagene, führen in die kleine Garage. Das Abteil ist bestens auf den Transport nicht zu ausladender Fahrräder vorbereitet. Neben einer Lampe gibt es gleich drei Zurrschienen mit den dazugehörigen Ösen. Von den zwei Extrafächern besitzt eines eine Tür, das andere eine hohe Rüttelkante. Auch der Gaskasten und die Heizung sind von der Garage aus erreichbar.
Das Heckbett darüber ist trotz straffer, dünner Kaltschaummatratzen bequem. Die geringe Breite erfordert aber Kompromisse. Für eine kuschelige, indirekte Beleuchtung sorgen Lichtschnüre. Die Liegerichtung geben zwei Leselampen und die auch am Fußende platzierten Hängeschränke vor. Am Kopfende gibt’s ein Fenster. Zumindest in dem kleinen Bereich unter der Dachhaube kann man aufrecht sitzen. Der Aufstieg erfolgt über eine AluLeiter mit dünnen Sprossen. Ist sie angestellt, kollidiert sie beim Betreten des Bads mit dessen Tür. Es ist eben ziemlich eng im hinteren Gang. Der Durchgang an der engsten Stelle misst lediglich 44 Zentimeter, die Türklinke noch nicht abgezogen.
Küche: Schummrig beleuchtet
Dem Bad gegenüber steht die Küche, die für die Platzverhältnisse in kompakten Teilintegrierten beachtlich groß ausfällt. Die Arbeitsplatte wölbt sich weit nach vorn, der Kocher mit seinen drei Flammen in Reihe ist nach hinten verlegt. Dadurch entsteht davor eine sehr brauchbare freie Abstellfläche.
Der Stauraum reicht für die Vorräte von Paaren allemal. Die Hängeschränke sind horizontal geteilt; durch Schubladen ist der schmale, mittlere Unterschrank gut zugänglich.
Unpraktischerweise besitzt ausgerechnet das unterste Fach nur eine gewöhnliche Tür. Auch um an die Kühlfracht zu kommen, muss man sich weit nach unten in den engen Gang bücken. Als Beleuchtung müssen zwei Halogenlampen genügen.
Bordtechnik: Viel Licht
Die lichttechnische Ausstattung ist großzügig. Besonders die helle Deckenlampe und die indirekte Beleuchtung über den Hängeschränken gefällt. Einen Schalter fürs Innenlicht sucht man im Einstiegsbereich, wo er hingehörte, jedoch vergebens.
Unterwegs zehrt man von ausreichenden, klassenüblichen Vorräten an Wasser, Strom und Gas. Der Grauwassertank hängt unisoliert am Wagenboden, lässt sich optional aber elektrisch beheizen.
Den Innenraum bringt eine Gas-Gebläseheizung von Truma auf Temperatur. Zwei der fünf Auströmer befinden sich an der Sitzgruppe. Einer mehr könnte wegen der Nähe zum unisolierten Fahrerhaus aber nicht schaden. Für den harten Wintereinsatz ist der Fendt K eher ungeeignet.
Preislich bewegt sich der Fendt K dezent über Konkurrenzniveau. Verstecken braucht er sich deshalb aber noch lange nicht. Bei der Optik.
Technik-Info: Verwandtschaft mit dem Hobby Van
Die Ähnlichkeit des Fendt K mit der Exclusive-Variante des Hobby Van kommt nicht von ungefähr. Beide laufen im Hobby-Werk in Fockbek vom Band und haben die gleiche, abgesehen vom spektakulären Äußeren, recht konventionelle Aufbaukonstruktion.
Die Unterschiede, die den Fendt K gut 2000 Euro teurer machen, liegen im Detail: So hat nur der Fendt stabile Rahmenfenster und bündig in den Aufbau übergehende Kunststoffteile auf den Fahrerhaustüren. Darüber hinaus ziert ein anderes Heck, eine modifizierte Haube über dem Fahrerhaus und ein hochwertigerer Möbelbau den Fendt.
Preis:40.000 bis 50.000 €Typ:TeilintegrierteSchlafplätze:3
Fendt K-Mobil | |
Grundpreis | 44.670,00 € |
Maße | 605 x 215 x 271 mm |
Motor | 2,2 TDCI |