Am Anfang stand die Gretchenfrage: Nun sag', wie hast du's mit dem Camping? Also ehrlich gesagt so gar nicht, dachte ich mir. Das eine Mal Glamping im Rahmen eines Presse-Events hatte mir eigentlich schon für meine Lebenszeit ausgereicht. Doch wie so häufig trifft man sich mindestens zweimal im Leben.
Dieses Mal verlangte die Le Mans Classic – quasi das historische Gegenstück zum legendären 24-Stunden-Rennen – meine Zweitmeinung zum Thema. 235.000 weitere Menschen steuerten die Spezialausgabe im Rahmen des 100. Renn-Geburtstags an. Entsprechend waren die Hotels ausgebucht und für uns, dem Motorsport-Team des Verlagshauses Motor Presse Stuttgart, blieb nur das temporäre Bett im Chausson 640 Titanium Ultimate übrig. Na, das wird ja was.
Kann Titus die Hotel-Diva umstimmen?
Dank der edlen Helfer der Verlagskollegen von promobil brachen Fotograf Dino, Journalisten-Kollege Rainer und ich also mit mobilem Dach über dem Kopf zu unserer motorsportlichen Mission auf. Der skeptische Ersteindruck war positiv. Das mediokre Infotainment lässt sich mit Apple CarPlay umgehen, der Kühlschrank wirkt sympathisch groß und die ordentliche Duschkabine verlangt kein Morgen-Yoga.

Wird aus mir Hotel-Diva vielleicht doch noch ein Camping-Gott? "Wer die Toilette nutzt, leert sie auch aus. Und bitte so schnell wie möglich duschen", lachte mir der weitaus Camping-erfahrenere Dino zügig zu. Okay, Kommando zurück. Es bleibt vorerst beim mehrtägigen Experiment.
Die Fahrt bis zum großen Zwischenhalt am historischen Circuit de Reims-Gueux war wie erwartet unaufgeregt. Mit einem Verbrauch von etwas mehr als zwölf Litern und einem unsportlichen km/h-Schnitt bleiben mir als Beifahrer nur lange Blicke in die einsame Landschaft. Das muss diese Entschleunigung sein, von der immer alle Camper sprechen. Aber hey, alles besser als eine vierstellige Hotelrechnung.

Ein Stellplatz für Presseleute
In Le Mans erwartete uns spät in der Nacht dann unser Platz. Genauer gesagt: Parkplatz. Alle Presseteams durften ihre Gefährten auf den Stellflächen des örtlichen Fußballstadions unterbringen, die natürlich weder einen Wasser- noch einen Strom-Anschluss boten. Beides wurde uns vorab auch nicht versprochen – obwohl ironischerweise Fotovoltaik-Anlagen über uns thronten.

Während Dino sich als Organisator zusammen mit Rainer das obere, elektrisch verschiebbare Hubbett verdient hatte, sollte ich unten schlafen. Dort ließe sich mithilfe des Tisches und Kissen eine weitere große Liegefläche erschaffen. Mir reichte stattdessen die Couch hinter dem Fahrersitz. Selbst mit 1,85 Metern lag es sich leicht zusammengezogen echt bequem.
Die Tricks und Kniffe des Campinglebens
An den vier Event-Tagen hieß es daraufhin, meine innere Diva mundtot zu machen. Mit eiskaltem Wasser fix duschen? Kein Problem! Abwasch in der kleinen Spüle? Nichts lieber als das! Das – trotz okayer Platzverhältnisse im "Titus" – stetige Vorbeischieben aneinander? Da lacht man doch beherzt drüber! Wenn man die kleinen, manchmal eigenwilligen Feinheiten der Bedienleisten verstanden hat und die etwas wahllosen USB-Büchsen ausfindig machen kann, lebt es sich doch ganz pragmatisch.

Recht charmant war hierbei der große Schrank zwischen dem Bad und der Heck-Garage, in dem sich das Alltägliche geordnet unterbringen ließ. Auch die Küche schluckte unsere Einkäufe und Kochutensilien in ihren vielen Fächern kompromisslos. Der verschiebbare Tisch in der Mitte wirkte auf den ersten Blick etwas wacklig, eingedeckt mit Kaffee und Rührei waren die Sorgen aber schnell aufgelöst. Den Umständen entsprechend bot uns der Chausson 640 Titanium also ein gutes Zuhause.
Vorteile und Nachteile des Chausson 640
Hier listet Philipp Körner auf, was ihm persönlich im Chausson 640 Titanium Ultimate gut oder nicht so gut gefallen hat.
Sitzgruppe:
großer Tisch
widerstandsfähige Kissen
mehr echte Steckdosen wären schön
etwas komplizierter dritter Sitz
Küche:
viel Ablagefläche mit Erweiterung
genügend und abwechslungsreicher Stauraum
teils irritierende Kühlschrankbedienung, besonders im Rahmen der Fahrt
Sanitärraum:
große Dusche
Schrank direkt im Bad als gute Ablagefläche
etwas enge Kombination aus Toilette, Waschbecken und Ablage
hakelige Schiebewand
Möbelbau:
heller, gut gemachter Innenraum
viele Beleuchtungsmöglichkeiten
anfällige Pushlocks
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