Chausson feiert 40. Geburtstag. Zu diesem Anlass gibt es das Erfolgsmodell der Marke neben vielen gefragten Grundzutaten auch mit besonders üppiger Ausstattung. promobil hat’s getestet.
Chausson feiert 40. Geburtstag. Zu diesem Anlass gibt es das Erfolgsmodell der Marke neben vielen gefragten Grundzutaten auch mit besonders üppiger Ausstattung. promobil hat’s getestet.
Sieben Meter lang, mit Einzelbetten im Heck und großer Garage – so kurz liest sich die Formel für einen attraktiven Reisemobil-Grundriss. Nicht grundlos ist der 627 GA in Deutschland der erfolgreichste Teilintegrierte von Chausson, und deshalb adeln sie genau den zum Jubiläumsmodell. Den jüngsten Ableger stattet die französische Traditionsmarke mit Extras aus, für die beim regulären 627 GA exakt 13 850 Euro hinzublättern wären; der Aufpreis für die Jubi-Edition beträgt aber lediglich 6800 Euro.
Gute Argumente gibt’s, wie erwähnt, auch für den Grundriss. Die beiden Einzelbetten im Heck sind ausgezeichnet zugänglich. Raumgefühl und Kopffreiheit im Schlafzimmer lassen keine Wünsche offen. Die Möbelgestaltung mit ihren markanten Hell-dunkel-Kontrasten und seidenmatten Klappen ist richtig schick. Selbst das kleinere linke Bett ist für Menschen bis 1,80 Meter Körpergröße ausreichend lang. 230-V- und USB-Steckdosen finden sich in Reichweite, leider jedoch keinerlei Ablagen. Die Leselampen sind in zwei Helligkeitsgraden schaltbar, fest installiert und daher nicht individuell ausrichtbar. Weiteres Manko: Die Matratzen sind nicht optimal unterlüftet, weil die Lattenroste sehr flach sind und Feuchtigkeit schlecht zur Seite entweichen kann. Mit vertretbarem Umbauaufwand entsteht hinten eine riesige Liegewiese zum Querschlafen auf 2,17 Meter Liegelänge.
Zum vollwertigen "Vierschläfer" wird der 627 GA mit dem optionalen Hubbett über der Sitzgruppe. Das senkt sich – praktischerweise ohne Polster umlegen oder Kopfstützen demontieren zu müssen – elektrisch auf etwa 1,45 Meter Höhe, die man mit der stabilen Leiter gut erklettern kann. Die Maße sind Doppelbett-würdig, die Kopffreiheit ist größer als in vielen Alkoven. Die Ausstattung besteht allerdings nur aus einer einzigen, ungünstig mittig platzierten Deckenlampe.
Das Platzangebot an der Sitzgruppe ist für zwei Menschen überaus großzügig, für vier immer noch sehr gut ausreichend. Die Tischplatte lässt sich hälftig zu respektabler Größe aufklappen. Komplett abbauen kann man die Tafel jedoch nicht, was bei der Mitfahrt von Passagieren aus Sicherheitsgründen wünschenswert wäre. Arretierbar ist die Tischfläche nur in zwei Höhen, was beim Sit-in jedoch nicht weiter stört, obwohl man auf den Vordersitzen etwas niedriger Platz nimmt als hinten. Die Cockpitsessel sind bequem. Punktabzug gibt es dennoch, weil das Drehen im schmalen Transit-Fahrerhaus nicht annähernd so gut gelingt wie beim Ducato. Verdunkeln lässt sich das Fahrerhaus nur mit einem Vorhang, der weit in den Sitzbereich hineinhängt. Der TV-Schirm ist von der Sitzgruppe weit entfernt positioniert, so dass man nur ein Miniaturbild sieht. Von den Heckbetten aus liegt er, weil drehbar, dagegen bestens im Blick.
Die Schieferoptik der Arbeitsplatte verleiht der Küche einen gewissen Schick, den die luxuriöse Metallarmatur und die indirekte, aber effektive Beleuchtung unterstreichen. Abstellfläche ist – trotz der kleinen Klappverlängerungsplatte – rar, zur Kochvorbereitung weicht man deshalb besser auf den Tisch aus. Beim Stauraum verschenkt Chausson etwas Platz, denn aus der oberen linken Schublade könnte man gut zwei machen. Die soliden Beschläge setzt Chausson sparsam ein: Man käme besser an den rechten Unterschrank, wenn auch hier Schubladen – statt der einfachen Tür – eingebaut wären. Dagegen ist das Kühlgut im 130-Liter-Absorber mit automatischer Energiewahl gut erreichbar.
Kein Manko muss das Fehlen einer separaten Dusche sein. Im Bad des Chausson 627 GA herrscht gerade deshalb kein Platzmangel, weil sich alles, was Körperhygiene betrifft, in einem Raum versammelt. Doch manchen wird sicher stören, dass sich der Sanitärraum wegen seiner nicht ganz raumhohen Plexiglastüren nicht komplett geruchs-, geräusch- und dunstdicht schließen lässt. Dass Teile der Einrichtung wie die Kloschüssel mitduschen, macht nichts; das Wichtigste ist vor Spritzwasser geschützt bzw. besteht ohnehin aus Kunststoff. Den Brausekopf muss man jedoch selbst halten.
Zu kurz kommt der Stauraum, und dass die Schiebetür des Oberschranks nur per Magnet schließt, ist aus Sicherheitsgründen bedenklich. Nicht ausgeschlossen, dass die Tür bei einer Vollbremsung aufknallt.
Insgesamt kommen zwei Personen gut mit dem Stauraum klar. Der Kleiderschrank findet sich unter dem Bett und ist passabel zugänglich, weil sich neben der Tür auch der gesamte Lattenrost nach oben öffnen lässt. Darüber hinaus gibt es reichlich Möglichkeiten, das Gepäck zu verteilen, bis hin zu den beiden Stufenfächern und den acht Hängeschränken, die teils so hoch sind, dass sie gut noch einen Zwischenboden gebrauchen könnten.
Die Garage unter den Heckbetten ist über zwei Türen erreichbar. Fahrradtauglich machen sie vier Zurrösen und eine Höhe von 1,16 Meter. Allerdings ist nur eine Tür hoch genug zum Einladen. Sparsam ist auch die Beleuchtung. Dafür gibt es drei Fächer, um Kleinteile aufzuräumen. Schön wären noch höhere Rüttelkanten. So kann es schon mal vorkommen, dass während der Fahrt ein Auffahrkeil rauspurzelt.
Der Aufbau kann sich mit seiner hochwertigen und im Fall von Dach und Boden sehr dicken Isolierung insgesamt sehen lassen; die siebenjährige Dichtigkeitsgarantie beruhigt. Die Passform einiger Anbauteile hätte, wie die Verarbeitung im Innenraum und bei den Installationen, aber noch Feinschliffverdient. Aufpreisfrei gibt es solide Rahmenfenster und das große Dachfenster über dem Fahrerhaus.
Generell ist eine Dieselheizung an Bord, die sich in der Anlaufphase geruchlich bemerkbar macht, ansonsten ihren Job aber unauffällig erledigt. Weil sie sich aus dem Kraftstofftank bedient, glaubt Chausson, auf eine zweite Gasflasche verzichten zu können. Das heißt aber auch: Ist die eine 11-Kilo-Gaspulle, die Kocher und Kühlschrankversorgt, leer, muss zügig Ersatz her.
Der nicht übermäßig große Frischwassertank lagert zusammen mit der Elektrikzentrale hinter einer Außenklappe. An Ladegerät und Sicherungen sowie die Weithalsöffnung zum Reinigen des Tanks kommt man so gut heran. Nicht ganz so gut erreichbar ist der Schieber des Abwassertanks, der unter dem Wagenboden genau im Spritzbereich des rechten Hinterrades liegt. Beim Entsorgen Handschuhe griffbereit haben!
Wintercamper sollten zudem bedenken, dass der Abwassertank nicht isoliert ist. Dass dessen Füllstand vom Kontrollboard erst kurz vor dem Überlaufen angezeigt wird, ist nicht sehr praxisgerecht.
Der Ford Transit ist mit seiner mäßigen Traktion ohnehin kein Freund der Griparmen Jahreszeit. Davon abgesehen bleibt die Freude am Fahren nicht auf der Strecke. Die gut abgestimmte Federung behelligt Insassen nicht weiter mit Fahrbahnmängeln. Das Fahrgefühl bleibt – vor allem wegen der indirekten Lenkung – etwas unverbindlich. Drehmoment stellt der 170-PS-Motor willig bereit. Die ebenfalls serienmäßige (!) Wandlerautomatik leitet die Kraft wohldosiert und weich schaltend an die Vorderräder weiter. Sie hilft zudem beim Rangieren; ebenso die serienmäßige Rückfahrkamera, die zwar nicht besonders scharf auflöst, aber dank Infrarotbeleuchtung auch nachts Orientierung ermöglicht.
Preislich ist das Geburtstagsmodell eine Überlegung wert. Zwar ist der Standard-627 deutlich günstiger, aber keinesfalls komplett; da man um VIP- und Premium-Paket kaum herumkommt, liegt die Entscheidung für die Jubi-Edition umso näher. Fehlt nur noch die Markise, und die baut bei Chausson traditionell der Händler an.
Sehr praktisch sind die Schuhfächer in den beiden Stufen vor dem Bett.
Dank Schwenkstutzen lässt sich der Wassertank gut befüllen. Brett als Spritzschutz für die Elektrik.
Die Dieselheizung riecht in der Anlaufphase etwas streng. Der Außenduschenanschluss ist serienmäßig.
Der Abwasserventil-Hebel liegt im Spritzbereich des Hinterrads, ist logischerweise immer schmutzig.
Auf- und Ausbau: Sandwich-Bauweise, PU- und Holz-Verstärkungen, außen GfK, innen Sperrholz, Dach/Boden GfK, Isoliermaterial Wand/Dach/Boden XPS-Schaum, Wandstärke Wand/Dach/Boden 30/55/64 mm, 5 Kunststoff-Isolierfenster mit PU-Rahmen, 2 Dachhauben, 2 Panorama-Dachfenster.
Bordtechnik: Kraftstoff-Gebläseheizung/Boiler Truma Combi D4, 8 Ausströmer (3 x Sitzgruppe, Einstieg, Bad, 2 x Gang, Garage), Wasseranlage: Frischwasser-/Abwasserrohre, Druckpumpe.
Basisfahrzeug: Ford Transit, Original-Flachrahmen, Vorderradantrieb, Vierzylinder-Turbodiesel, Hubraum 1995 cm3, Leistung 125 kW/170 PS bei 3500/min, Drehmoment 405 Nm bei 2000/min, Sechsgang-Automatikgetriebe.
Fahrleistungen: Beschleunigung 0–50/80/100 km/h 5,1/11,3/17,8 s; Wiederbeschleunigung 60–80/100 km/h 4,2/11,1 s, Testverbrauch 9,1 L/100 km.
✘ 170-PS-Motor/6-Gang-Automatik (35 kg)Serie/Serie
✘ VIP-Paket: Fahrerhaus-Klimaanlage, Beifahrer-Airbag, Tempomat, el. Rückspiegel, Stoßfänger lackiert, Panorama-Dachfenster, Insektenschutztür u. a. (35 kg)✔Serie
✘ Premium-Paket: Aufbautür mit Fenster, LED-Beleuchtung, Komfortmatratzen, Zentralverriegelung, Rückfahrkamera u. a. (52 kg)✔Serie
✘ Elektr. Hubbett mit 250 kg Traglast (50 kg)✔800 Euro
✘ 5. Sitzplatz (umbaubar aus Seitensitz)(13 kg) 440 Euro
✘im Testwagen enthalten; ✔empfehlenswert
Einen beliebten Grundriss garniert Chausson beim Jubiläumsmodell des 627 GA mit einer tollen Ausstattung. Die Kombination ist gelungen und attraktiv. Die Wertung würde sogar noch höher ausfallen, wenn sich die Vordersitze leichter drehen ließen und der Chausson insgesamt sorgfältiger verarbeitet wäre. Beim Fahren gefallen die serienmäßige Automatik und der kräftige Motor.