Navigieren mit dem eingebauten Naviceiver ist nicht jedermanns Sache. Die Einbauposition in der Mittelkonsole ist zu tief, Kartenupdates kosten bei einigen Modellen zusätzlich und lassen sich nur mit viel Aufwand aufspielen. Portable Navigationsgeräte sind bei vielen Reisemobilisten daher die erste Wahl. Außerdem lässt sich das Navi bei Bedarf auch im Alltags-Pkw nutzen – der Preis von etwa 400 Euro rechnet sich also doppelt.
Der Markt für mobile Navigationsgeräte hat sich im Laufe dieses Jahres stark verändert. Mit der Insolvenz der Firma United Navigations sind mit Becker und Falk zwei namhafte Anbieter aus den Regalen der Elektronikmärkte verschwunden. Für den aktuellen Test haben wir 2017 fünf Geräte der Anbieter Blaupunkt, Intelli Route, Garmin, Snooper und Tomtom bestellen. Außerdem hatten wir das mit nur 120 Euro erstaunlich günstige Gerät Womo-Navigation XL angefragt, der Hersteller wollte sich unserem Test jedoch nicht stellen.
Becker Transit 70 LMU im Test

Vor allem die Qualität der Hardware überzeugt am Becker-Navi: Das kapazitive Display reagiert schon auf leichteste Berührungen, die Darstellung ist gestochen scharf und kontrastreich, jedoch stören bei starker Sonneneinstrahlung Spiegelungen. Exzellent ist die Routenauswahl nach deren Höhenprofilen sowie die per W-LAN empfangbaren Live-Verkehrsinfos. Leider packt Becker keine Stell- oder Campingplatzdaten bei, dafür gibt es einen Marco-Polo-Reiseführer, der via PC-Suite auch kostenpflichtig erweitert werden kann.
Testwertung: keine, getestet 2014
+ Zeigt Höhenprofile verschiedener Routen im Vergleich
+ Sehr gute Hardware-Qualität
- Keine Stellplatzdatenbanken
- Wenig Multimedia-Zusatzfunktionen
- Die Firma Becker gibt es nicht mehr. Das Navi ist noch im Handel erhältlich, jedoch sind keine Karten-Updates mehr dafür zu erwarten
+++Update vom 21.2.2018: Bis zum 29.3.2018 kann man für Becker-Geräte ein kostenloses Kartenupdate aktivieren. Danach stehen keine weiteren kostenlose Updates mehr zur Verfügung. Es gibt dann bis zu vier Mal pro Jahr kostenpflichtige Updates.
Blaupunkt Travel Pilot 65 Active Connect T/C EU LMU

Das Blaupunkt Travel Pilot 65 Active Connect überzeugt vor allem bei der Erkennung von Staus und Verkehrsbehinderungen. Punktabzug gibt es für die schwer nachvollziehbare Menüstruktur. Fahrzeugprofile lassen sich nur über das Einstellungsmenü wechseln und nicht vor dem Beginn einer Routenführung oder direkt auf dem Homescreen. Dadurch fällt die Bedienung, zumindest am Anfang, gewöhnungsbedürftig aus. Die Maximallautstärke für Sprachansagen und Hinweistöne ist sehr leise, die Karte mit Fahrspurassistenten schlicht, aber schnell zu erfassen.
Fahrzeug-Einstellungen: Maße, Gewicht, Achszahl
Reise-/Stellplatzführer: Campingplätze als POIs
Testwertung: 3 von 5 Punkten
+ Genaue und rechtzeitige Stauerkennung
+ Stromkabel wird an der Halterung eingesteckt
- Logik der Menüführung nicht immer verständlich
- Sprache und Hinweistöne mit geringer Lautstärke
Falk NEO 640 Camper

Das Sechs-Zoll-Display des Falk NEO 640 Camper ist groß genug, dass man es auch mit weiterem Abstand gut ablesen kann, und die im Kartenmaterial hinterlegten Durchfahrtsbeschränkungen verhindern, dass man mit dem Reisemobil auf der falschen Straße landet. Den Preisdruck merkt man vor allem am Display, das unter Winkel flaue Farben zeigt und spiegelt – und an der kargen Ausstattung bei sonstigen Funktionen.
Testwertung: keine, getestet 2014
+ Günstiger Anschaffungspreis
+ ADAC-Stellplatzdatenbank (via Internet zum Download)
- Geringe Ausstattung
- Hardware im Vergleich wenig hochwertig
Garmin Camper 760 LMT-D

Das Garmin Camper 760 LMT-D bietet auch einer komfortablen Suchfunktion mit vielen Texten und Bildern, die optimal bei der Reiseplanung unterstützt. Unterwegs gefiel es mit seiner übersichtlichen Kartendarstellung, klaren Sprachanweisungen und der praktischen Seitenleiste, in die Zusatzinfos eingeblendet werden können. Nicht zuletzt die kostenlosen Kartenupdates und die topaktuellen Staumeldungen sorgen auch für ein absolut angemessenes Preis-Leistungs-Verhältnis.
Testwertung: keine, getestet 2014
+ Praxisgerechte Ausstattung
+ Einfach zu bedienen und klare Zielführung
+ Gratis Updates und Staudienst
- Keine Multimedia-Funktionen
Garmin Camper 770 LMT-D

Die moderne Darstellung von Karte und Fahrspurassistent ist Garmin beim Camper 770 LMT-D gelungen. Das Glasdisplay lässt sich blendfrei ablesen und reagiert sensibel auf Berührungen. Störend aber ist der während der Fahrt häufig auftretende Hinweis "Wohnmobilzulässigkeit unbekannt". Bei Umweltzonen lässt sich zwar eine grundsätzliche Warnung aktivieren, jedoch werden keine konkreten Angaben über bestimmte Plaketten berücksichtigt. Im Stuttgarter Stadtgebiet setzt die Navigation im Wohnmobil-Profil komplett aus. Auch ein Austauschgerät änderte daran nichts.
Fahrzeug-Einstellungen: Maße, Gewicht, Höchstgeschwindigkeit
Reise-/Stellplatzführer: ACSI, NKC, MHF, Foursquare, Tripadvisor
Testwertung: 3 von 5 Punkten
+ Übersichtliche und gut strukturierte Menüführung
+ Fahrspurassistent im Splitscreen
+ Hochwertiges Display
- Navigation in bestimmten lokalen Gebieten unterbrochen
- Häufiger Hinweis über unbekannte Straßenzulässigkeit
Intelli Route CA8020 DVR

Weit mehr als ein Navigationsgerät ist das Intelli Route CA8020 DVR. Das Android-basierte Tablet erlaubt die Nutzung sämtlicher Apps aus dem Google Play Store, und die integrierte Dashcam erstellt ein Video der Fahrt. Aber auch die Kernkompetenzen überzeugen: Detaillierte Fahrzeugprofile ermöglichen eine maßgeschneiderte Route für Reisemobilisten, umfangreiches Zubehör mit verschiedenen Halterungen gehört zum Lieferumfang. Vor der Routenführung bietet das CA8020 zwei mögliche Strecken zur Auswahl. Eine Besonderheit bei dem Intelli Route ist die integrierte Dashcam. Die Weitwinkelkamera nimmt Sequenzen während der Fahrt auf, die im Fall eines Unfalls als Beweismittel dienen können.
Fahrzeug-Einstellungen: Maße, Gewicht, Achslast, Festachse/Anhänger, Emission, Kraftstoff
Reise-/Stellplatzführer: ACSI, Bordatlas, Camper Stop, Aires, Camper EU, Campground, Camping und Caravan Club
Testwertung: 4 von 5 Punkten *Testsieger*
+ Hohe Lautstärke
+ Detaillierte Fahrzeugprofile inkl. Berücksichtigung der Umweltplakette und Steigungen/Gefälle
+ Integriertes Wifi erleichtert kabellose Updates
+/- Darstellung schlicht und auf das Wesentliche reduziert
- Blitzerwarner schlägt häufig fälschlicherweise an
Snooper Ventura S 6810

Gewaltig sind sowohl Maße als auch Funktionsumfang des Snooper Ventura S 6810. Über einen integrierten FM-Transmitter lässt sich die Audioausgabe auf das Soundsystem des Fahrzeugs übertragen. Unbedingt notwendig ist das aber nicht, da der eigene Lautsprecher des Snooper Ventura laut und verständlich ist. Ein ausführliches deutsches Handbuch ist auf dem Gerät gespeichert, die darin enthaltenen Abbildungen sind jedoch leider auf Englisch. Die üblicherweise als POIs bekannten Sonderziele heißen OvI.
Fahrzeug-Einstellungen: Maße, Gewicht, Achslast, Emission, Leergewicht, Kraftstoff ´
Reise-/Stellplatzführer: ACSI, Bordatlas, Camper Stop
Testwertung: 3 von 5 Punkten
+ Detaillierte Fahrzeugprofile inkl. Berücksichtigung der Umweltplakette und Steigungen/Gefälle+
+ Großes Zubehörpaket im Lieferumfang inklusive
+ Laute Sprachansagen
- Bildschirm reagiert manchmal verzögert auf Berührungen
- Kartendesign ist eher altbacken
- LCD-Display schlecht ablesbar
Tomtom Go Professional 6200

Vorrangig für Lkws wurde das Tomtom Go Professional 6200 entwickelt. Das macht sich an den vielen für den Güterverkehr relevanten POIs bemerkbar, auf Campingführer muss der Nutzer dagegen verzichten. In Sachen Routenführung und insbesondere Verkehrserkennung setzt dieses Gerät die Messlatte hoch. Der Bildschirm wirkt aufgeräumt, und da die abgerundeten Elemente am oberen und unteren Bildschirmrand dezent gehalten sind, ist der mit sechs Zoll vergleichbar kleine Bildschirm kein spürbarer Nachteil. Das Go Professional ist eine Empfehlung für alle, die schnell ankommen möchten.
Fahrzeug-Einstellungen: Maße, Gewicht, Höchstgeschwindigkeit
Reise-/Stellplatzführer: Campingplätze als POIs
Testwertung: 3,5 von 5 Punkten
+ Genaue und rechtzeitige Verkehrserkennung
+ Übersichtliche Anzeige
+ Intuitive Bedienung
- Keine Camping- oder Reiseführer installiert
- Ton nicht auf Fahrzeuglautsprecher übertragbar
Normales Pkw-Navi ist nicht für Wohnmobile geeignet
Wer mit einem Fahrzeug jenseits der 3,5 Tonnen unterwegs ist, sollte sich für ein spezielles Camper-Navi entscheiden. Denn dieses berücksichtigt anhand der Abmessungen und des Gewichts Durchfahrtsverbote und Beschränkungen. Somit sollte der Urlauber an sein Ziel kommen, ohne sich festzufahren oder eine empfindliche Strafe zu kassieren.
Woher wissen die Geräte, wo Durchfahrtsverbote bestehen? Darüber informieren die Landesmeldestellen der Bundesländer. Sie geben die Positionen von Verboten, Beschränkungen und auch Baustellen an die Hersteller der Navigationsgeräte weiter. Tomtom nutzt für eine noch genauere Erkennung die Kommunikation der Geräte untereinander. Aus den Geschwindigkeitsprofilen vieler Fahrzeuge auf einem Streckenabschnitt lässt sich schließen, ob dort eine Baustelle, ein Unfall oder eine generelle Streckensperrung vorliegt.
Sprachansagen und Blitzerwarnung
Karte und Sprachansagen sind bei jedem Gerät anders gestaltet und lassen sich nur subjektiv bewerten. So ist eine detaillierte Kartenansicht zwar schön anzusehen, unter Umständen kann sie aber unübersichtlich sein, während sich eine schlichte Darstellung bei flüchtigem Blick schneller erfassen lässt.
Nützlich, aber auch irritierend können die Blitzerwarnungen sein. Das zeigt sich am Navigationsgerät von Intelli Route. Durch Pfeifen und einen Hinweis auf dem Display warnt dieses Gerät an zahlreichen Streckenabschnitten vor mobilen Radarkontrollen, obwohl sich dort kein einziger Blitzer befindet. Der Grund lässt sich leicht erahnen: Das Gerät kennt Orte, an denen häufig mit Radarkontrollen zu rechnen ist, und warnt an diesen Positionen vorsorglich. Da Radarwarner in Deutschland illegal sind, müssen diese hierzulande deaktiviert werden.
Stauerkennung bei Camper-Navis
Dauerhaft aktiv dagegen ist der Dienst TMC, über den Navigationsgeräte via UKW-Signal Informationen zu Verkehrsbeeinträchtigungen erhalten. Die Übertragung mit TMC hat aber einen Haken: Der Stau muss zuvor an die Radiostationen gemeldet worden sein. Tomtom bezieht daher zusätzliche Daten von Autobahnmeistereien und Mobilfunkdaten des Anbieters Vodafone in die Stauumfahrung ein.
Diesen "Tomtom HD Traffic" genannten Dienst hat auch Blaupunkt in das Travel Pilot integriert. Die zusätzlichen Informationen machen diese beiden Geräte hinsichtlich der Verkehrserkennung im Vergleich zu den rein auf TMC basierenden Modellen unschlagbar. Aber auch bei den TMC-Geräten lässt sich in Sachen Stauerkennung nachhelfen: Ist das Smartphone per Bluetooth gekoppelt, bedient sich das Navigationsgerät zusätzlicher Informationen aus dem Internet.
Anschlüsse und Halterungen
Auch die Ausstattung mit Anschlüssen und Halterungen kann eine Rolle bei der Kaufentscheidung spielen. Das Garmin Camper setzt auf eine Bluetooth-Schnittstelle, mit der sich Smartphones und auch-watches koppeln lassen. Dadurch dient das Navigationsgerät nicht nur als Freisprecheinrichtung, auch die Übertragung von Online-Verkehrsdaten ist unkompliziert möglich.

Die Geräte von Snooper und IntelliRoute sind mit einem AV-Anschluss ausgestattet, worüber sich verschiedene Rückfahrkameras verbinden lassen. Bis auf das Blaupunkt Travel Pilot besitzen alle Geräte auch eine Wifi-Schnittstelle. Darüber lassen sich Updates aufspielen, ohne das Gerät mit einem Kabel an den Computer anschließen zu müssen.
Nicht zu unterschätzen ist die Halterung. Standard ist ein Saugnapf, der das Navigationsgerät an der Frontscheibe hält. Aber gerade bei Integrierten und Linern sind die Scheiben zu weit entfernt, als dass sich das Gerät dort noch bedienen ließe. Bei Intelli Route und Snooper sind Aufnahmen für das Armaturenbrett im Lieferumfang enthalten. Für das Tomtom Go können Halterungen für Armaturenbrett und Lüftungsgitter gesondert erworben werden.
Fazit
Keins kann alles: Unterm Strich gibt es für 2017 am Ende einen Gewinner: Das Intelli Route CA8020. Durchfahrtsverbote auf unserer Vergleichsstrecke erkannten alle Testgeräte. Trotzdem sollte man sich nicht hundertprozentig darauf verlassen. Das beste Navigationsgerät wäre für mich eine Mischung aus der Stauerkennung von Tomtom und Blaupunkt, der hochwertigen Karte von Garmin sowie dem umfangreichen Zubehör von Intelli Route und Snooper. Geht es um das ausgewogenste Gesamtpaket, liegt das Intelli Route vorne. Wer auf Campingführer verzichten kann, findet mit dem Tomtom Go einen verlässlichen Lotsen.