Im Test: Camper-Nivelliersystem von Asimo

Nivelliersystem von Asimo im Test
Camping auf jedem Untergrund in 70 Sekunden?

Veröffentlicht am 01.02.2025

Fast alle Hubstützensysteme funktionieren nach dem gleichen Prinzip: Hydraulikzylinder sind senkrecht unter dem Fahrzeug montiert und eine Pumpe drückt die Stempel herunter, um das Fahrzeug anzuheben und zu nivellieren. Bei Asimo im schwäbischen Owen kommt ein ganz anderes System zum Einsatz. Hier liegen die Hydraulikzylinder waagerecht unter dem Mobil. Bei Aktivierung wird der Hydraulikkolben in den Zylinder gezogen, drückt so ein stabiles Standbein nach unten und hebt das Fahrzeug an. Diese Standbeine wurden von einem Kunden scherzhaft als "Elefantenrüssel" bezeichnet und haben seitdem ihren Namen weg.

Die komplette Anlage heißt offiziell Ewolift und passt unter alle gängigen Basisfahrzeuge. Die Preise sind nach Fahrzeuggewicht gestaffelt (bis zwei, drei, 4,6 und 7,5 t). Die günstigste Vier-Stützen-Anlage mit manueller Nivellierung für Mobile bis zu 4,6 Tonnen zGG startet bei 4.370 Euro. Das Topmodell mit Wiegefunktion, Display und weiteren Extras kostet 8.175 Euro, jeweils inklusive Einbau. Eine Selbstmontage des komplexen Systems ist nicht im Angebot.

Der Einbau Schritt für Schritt

In der Bildergalerie sehen Sie den Einbau des Nivelliersystems Schritt für Schritt. Darunter finden Sie eine detaillierte Anleitung in 12 Schritten – der gesamte Vorgang dauert mehrere Stunden. Wie promobil das System getestet hat, erfahren Sie weiter unten.

1. Die Hydraulikzylinder sind fest mit den Einbauhalterungen verschweißt. Die Befestigung erfolgt an vorhandenen Trägern und Bohrungen.

2. In diesem Fall, einem Hymer ML-T 570, werden die hinteren Hydraulikzylinder diagonal montiert, um eine maximale Hubhöhe zu erreichen.

3. Der Elefantenrüssel wird am Hydraulikzylinder befestigt. Die Führungsarme sorgen dafür, dass die Stützen senkrecht runterfahren.

4. Die Edelstahl-Standplatte wird an der Halterung unten am Elefantenrüssel befestigt. Im Falle eines Schadens ist sie leicht auszutauschen.

5. In einem Kasten unter dem Fahrzeug befindet sich die Hydraulikpumpe samt Ausgleichstank. Per Schnellverschluss ist die Technik leicht zugänglich.

6. Die Verpressung der Hydraulikleitungen mit Kupplungen findet direkt während der Montage statt, ebenso der Zuschnitt auf passende Längen.

7. Der Hydraulikschlauch kommt direkt von der Rolle. Der passgenaue Zuschnitt erleichtert die Verlegung der Leitungen unter dem Mobil.

8. Die Elektronik-Einheit wird im Fahrzeug senkrecht oder waagerecht montiert. Im Hymer ML-T 570 kommt sie zur Elektrozentrale.

9. Durch die Bauweise der Hydraulikzylinder, die zum Fahrzeuganheben eingezogen werden, ist insgesamt weniger Hydrauliköl nötig als üblich.

10. Im eingefahrenen Zustand schmiegen sich die Elefantenrüssel dicht an den Fahrzeugboden, an der Hinterachse nah an die Radnabe.

11. Nach der Montage wird das System geprüft, richtig eingestellt und für die optionale Wiegefunktion das Fahrzeuggewicht ermittelt.

12. Die leicht schräg stehenden hinteren Stützen sehen etwas gewöhnungsbedürftig aus, sie sorgen aber für eine erstaunlich große Hubhöhe.

So haben wir getestet

Rund sechs Stunden dauert der Einbau der Ewolift-Anlage bei einem Ducato-Light-Chassis. Da der Hydraulikzylinder zum Anheben des Fahrzeug eingezogen und nicht ausgefahren wird, benötigt das System weniger Hydrauliköl als bei Stempel-Anlagen. Im Falle des Ducato reichen 1,5 Liter statt der sonst meist üblichen 6-7 Liter. Das spart auch Gewicht: Laut Hersteller wiegt eine komplette Anlage samt Befüllung für den Fiat rund 65 Kilo und wäre damit etwas leichter als die meisten Konkurrenzprodukte. Bei der Topvariante, der Ewolift Premium Rubin, ist neben der automatischen Nivellierung auch die Wiegung des Fahrzeugs möglich; die Bedienung erfolgt per Touchdisplay oder Funkbedienung, außerdem lassen sich vier Fahrzeugneigungen speichern.

Hubhöhe, Hubstützen
Andreas Becker

Eingebaut in einem 640er Ducato-Kastenwagen, hat promobil die Funktionalität der Anlage getestet. Auf einem schrägen Parkplatz abgestellt, steht das Fahrzeug in Längs- und Querachse um jeweils rund drei Grad geneigt. Per Knopfdruck startet die Nivellierung. Anders als bei anderen Herstellern, muss hier der Knopf beim Senken und Heben der Stützen gedrückt bleiben. Das ist zwar unkomfortabler als bei Mitbewerbern, die auf Knopfdruck alles automatisch ausführen. Asimo hat sich aber aus Sicherheitsgründen für diese Art der Steuerung entschieden; muss der Nivelliervorgang abgebrochen werden, reicht es, den Finger zu heben, und die Anlage stoppt sofort. Das automatische Nivellieren dauert beim Test rund 70 Sekunden und selbst die in diesem Fall große Schräglage wurde durch die enorme Hubhöhe ausgeglichen. Für die Grauwasserentleerung kann der Ducato auch manuell auf knapp fünf Grad seitlich gekippt werden.

Blick in die Produktion

Elefantenrüssel , Hubstützen
Andreas Becker

Direkt neben der Asimo-Montagehalle ist die Produktion von Ewo Fluid Power angesiedelt, wo die Komponenten der Hubstützenanlage gebaut werden. Dadurch sind Sonderanfertigungen für zum Beispiel Expeditionsfahrzeuge schnell zu realisieren. Während die Elefantenrüssel per Schweißroboter gefertigt werden, dominiert ansonsten meist Handarbeit. Das Verschweißen der Hydraulikzylinder mit den Halterungen verringert die Einbauzeiten am Fahrzeug. Auch die Elektronikkomponenten und die Software werden vor Ort entwickelt, produziert und getestet. Die Anlagen sind modular aufgebaut, so ist die Aufrüstung einer Zwei- zu einer Vier-Stützen-Anlage genauso möglich wie der nachträgliche Einbau von Zusatzoptionen, wie zum Beispiel der Wiegefunktion.