Nicht ohne Grund gehören Markisen zu den beliebtesten Reisemobil-Extras. Genauso flexibel, weil schnell auf- und abgebaut, sind sie als Ergänzung geradezu ideal. Wer das Tuch abrollt und die Heringe der Stützbeine im Boden versenkt, steckt seinen Claim auf dem Stellplatz ab.
Die Markise erweitert den Lebensraum, schützt vor Sonne und bietet bei (leichtem) Regen ein trockenes Plätzchen. Dauert der Aufenthalt länger, können viele Modelle zudem sinnvoll erweitert werden. Für jede der hier getesteten Markisen gibt es Sonnensegel und Seitenwände bis hin zum kompletten Vorzelt.

Wohnmobil-Markisen im Test: Dometic vs. Fiamma vs. Thule
Die drei Kandidaten treten in konventioneller Bauart an, das heißt: mit manuellem Kurbelantrieb und Stützfüßen. Die Breite ist mit 4,0, der Auszug mit 2,50 Meter festgelegt. Es handelt sich um die gefragtesten Modelle auf dem Markt, und alle drei liegen preislich nicht weit auseinander.
Die Dometic Perfect Wall 1500 kostet im Handel 899 Euro, die Fiamma F45S genau 785 Euro, und die Thule Omnistor 5200 ist für 859 Euro zu haben. Im Lieferumfang enthalten ist die Montageanleitung, die bei Thule besonders gelungen ist, Kurbel und Heringe. Hinzu kommen die Montage, das Dichtband sowie der Kleber zum Abdichten der Bohrlöcher; eventuell auch der Versand. Für besonders Anspruchsvolle können die drei Modelle auch mit Elektromotoren ausgestattet werden.

Der Aufbau der Markisen
Alle drei Markisen werden an der Seitenwand angebracht. Das funktioniert nicht bei jedem Fahrzeug, etwa nicht bei Kastenwagen. Dafür haben alle Hersteller entsprechende Montagewinkel für den Dachanbau im Programm. Für besonders viele Fälle sorgt Thule vor.
Für die Wandmontage werden hingegen alle nötigen Halterungen und Gegenplatten mitgeliefert. Dometic und Thule vertrauen auf jeweils vier, bei Fiamma verteilt sich die Last auf drei Montagepunkte. Aus chemischer Sicht nicht optimal: Sowohl bei Fiamma (Edelstahlschrauben/verzinkte Gegenplatten) als auch bei Thule (Edelstahlschrauben/Alu-Haltewinkel) treffen edle und unedle Metalle aufeinander, was Kontaktkorrosion zur Folge haben kann. Die Hersteller verweisen jedoch darauf, dass die betreffenden Stellen mit Feuchtigkeit nicht in Berührung kommen könnten.
Das taugen die Markisen im Urlaubs-Alltag
Zur Benutzung: Die Kurbeln von Dometic und Thule sind baugleich. Sie sind teleskopierbar und greifen in ein Bajonett, das ein Abrutschen zuverlässig verhindert. Allerdings wollen die sperrigen Bauteile während der Fahrt untergebracht sein. Die Knickkurbel von Fiamma braucht weniger Platz, ist in der getesteten Version jedoch kurz, etwas instabil und nutzt eine Öse am Markisengetriebe, aus der sie auch mal herausrutschen kann.
Bis zum vollen Auszug der Tücher vergehen bei Fiamma und Dometic rund 40 Umdrehungen, Thule braucht 63. Allein die kürzere Übersetzung hält das Tuch der Omnistor nach dem Schließen im Markisengehäuse. Dometic setzt auf eine spezielle Verriegelung, die einrastet. Fiamma fährt eine kleine rote Markierung aus, sobald der Anschlag erreicht ist.
Die Stützen verbergen sich während der Fahrt im Gehäuse. Der sichere Halt dort setzt bei Dometic voraus, dass die Mini-Bodenplatte richtig herum anliegt. Dann fixiert je ein Dorn den Stützfuß. Ähnlich bei Fiamma, wobei eine Klemme zum Einsatz kommt. Bei Thule ist es egal, wie herum die Bodenplatte gedreht ist, die Stütze rastet immer ein. Dabei hilft eine federunterstützte Schnell-Löse-Mechanik an der Seite.
Apropos Stützfuß: Er kann bei Thule dank Bajonett im Reparaturfall schnell ausgewechselt beziehungsweise als Nummer drei oder vier dazugekauft werden, um etwa die Mitte der Frontleiste mit entsprechenden Aufnahmen noch besser abzustützen, wenn ein Vorzelt angebaut wird. Noch zwei Vorteile: Das Gelenk erlaubt ein senkrechtes Herunterklappen des Stützbeins, und der teleskopierbare Teil rutscht nicht unkontrolliert heraus. Der Fixierungshebel befindet sich in bequemer Augenhöhe. Bei Fiamma lassen sich die Stützen ebenfalls vertikal abklappen, allerdings muss zunächst das Gelenk aus der Frontleiste gezogen werden. Auch hier fällt der Fuß nicht nach unten, vorausgesetzt, die Rändelmutter ist angezogen. Wer die Dometic-Stützenbeine nach unten schwenkt, sollte das untere Ende gut festhalten, weil es bei der ausladenden Kreisbewegung sonst gegen die Wohnmobilwand rauschen kann. Außerdem befindet sich der Fixierungshebel in Kniehöhe, was beim anschließenden Einstellen der Höhe unbequemer ist.
Bei den Tüchern gibt es keine großen Unterschiede, außer im Design. Anders sieht es bei der Tuchspannung aus – ein wichtiges Testkriterium. Thule stützt die Tuchwelle mittels einer Lippe über die gesamte Breite. Die Spannung ist gleichmäßig und kann mit den serienmäßigen diagonalen Spannarmen, die in verschiedenen Stufen einrasten, sehr einfach noch gestrafft werden. Auf Spannstangen verzichtet Thule.
Dometic und Fiamma stützen ihre Gewebe an einer einzigen Stelle in der Mitte. Fiamma spendiert eine Spannstange, die bei ausgefahrener Markise in der Mitte eingesetzt wird und einen Wasserbauch verhindern soll. Zur richtigen Bedienung wären allerdings drei Hände sinnvoll: zwei ziehen die teleskopierbare Stange auseinander, eine dreht die typische Rändelschraube fest. Doch auch mit Spannstange erscheint das Tuch bei Fiamma vergleichsweise wellig.
Dometic ist einen Tick besser, aber auch hier lässt sich die Frontleiste im ausgefahrenen Zustand der Markise leicht Richtung Reisemobilwand drücken. Die Spannstange gibt es bei der Perfect Wall nur als Extra für 41 Euro. Eine integrierte Feder drückt die beiden Enden automatisch auseinander, doch wegen der strammen Spannung braucht man beim Einhängen ordentlich Kraft.
Gute Ausstattung, einfache Bedienung, tolle Features. Ein klarer Sieg nach Eigenschaften für Thule, gefolgt von Dometic und Fiamma, deren F 45 S immerhin beim Preis punktet.

Praxis-Tipp: So wird eine Reisemobil-Markise richtig montiert
- Lieber dreimal messen, wo die Markisenhalter letztlich sitzen müssen. Die Montagewinkel dienen auch als Schablone für die Bohrlöcher.
- Reisemobilhändler Schafhäutle verwendet Distanzhülsen aus Polyamid, die verhindern, dass sich die Mobilwand später zusammenzieht.
- Die Montagelöcher werden von außen nach innen gebohrt. Das verlangt eine ruhige Hand – und Überwindung. Die Löcher dienen danach ...
- ... als Führung für den Fräsaufsatz der Bohrmaschine. Die Isolierung der Wand wird exakt bis an die Außenhaut ausgebohrt.
- Dann werden die Distanzhülsen mit Dichtkleber bündig in die Ausfräsungen eingesetzt. Das harte Polyamid hat exakt die Dicke der Wand.
- An der Stelle, an der die Montagewinkel angebracht werden, wird die Wand gereinigt und mit Schmirgel angeraut, damit der Kleber hält.
- Der Dichtkleber, zum Beispiel Sika 252, wird satt auf den Haltewinkel aufgebracht. Um die Schrauben kommt ein Extrakringel Kleber.
- Die durchgesteckten Schrauben helfen beim exakten Ausrichten und Ansetzen des äußeren Markisenhalters. Von außen kurz andrücken ...
- ... dann von innen die Gegenplatten ansetzen. Sie verteilen den Druck auf eine größere Fläche. Muttern (innen) nicht zu fest anziehen.
- Das Einhängen der Markise klappt nur zu zweit. Vorher Dichtmasse oder – besser – ein nur einseitig klebendes Dichtband aufbringen.
- Letzter Arbeitsschritt: Das Markisengehäuse wird mit Schrauben in den Haltewinkeln verklemmt, damit es nicht mehr verrutschen kann.
- Danach muss der Dichtkleber 24 Stunden trocknen, bis er seine endgültige Haftkraft erreicht und die Markise benutzt werden kann.