Fendt hat den Feinschliff seit Jahren perfektioniert. Hier ein anderer Farbton, dort ein anderes Detail, immer mit dem Ziel, das Fendt-Feeling nicht zu verwässern. Und tatsächlich, während die Füße im flauschigen Teppich versinken und das Auge über das toll abgestimmte Interieur schweift, stellt sich Wohlfühlstimmung ein.
Doch die behutsame Federführung hat auch Nachteile: Der Tendenza-Wohnwagen wird der Bezeichnung "Designbaureihe" nur noch in Teilen gerecht. Ja, die Loungepolster heben sich dezent von den Polsterformen anderer Fendtbaureihen ab, und die Oberschränke kommen ohne offene Ablagen aus. Aber: Die frische Einstiegsbaureihe Apero traut sich mittlerweile mehr in puncto Design.
Fendt Tendenza 550 SG

Die Innenansicht des Fendt Tendenza 550 SG.
- Grundpreis ab: 35.300 Euro
- Gesamtlänge/Breite/Höhe: 7,72/2,32/2,66 m
- Zul. GesamtgewichT: 1.800–2.000 kg
- Schlafplätze: 2+2
Sitzgruppe mit moderner Ausstattung

Für zwei Personen und Besuch ist die Sitzgruppe groß genug. Die Farbe der glänzenden Dachschrankklappen wurde 2025 leicht angepasst.
Unter verschiedenen dimmbaren und zentral steuerbaren Lichtebenen ist die Sitzgruppe im Heck großzügig geschnitten und bequem. Die Sitzfläche vor dem Heckfenster ist zwar kürzer, die zugehörige Rückenlehne dünner, zwei Personen finden dennoch bequem Platz. Der technische Fortschritt zeigt sich in den flach bauenden Leseleuchten und den vier USB-C-Ladeports, die durch eine 230-V-Steckdose ergänzt werden.
Ablagen finden sich in Ermangelung offener Fächer in den Oberschränken nur in den beiden Eckregalen und in einer Aussparung des Küchenblocks. Ausreichend groß für vier Gedecke, zeigt sich der rechteckige Einsäulentisch selbst auf dem Hochflorteppich ausreichend standfest. Einzig die umlaufende Gummilippe des Tischfußes löste sich im Test mehrfach ab.
Keine Arbeitsfläche in der Küche

Der schmalen Küche fehlt es bei geöffneten Abdeckungen an fester Arbeits- und Stellfläche. Die Kunststoffpushlocks fassen sich nicht gut an.
Die Küche ist vergleichsweise kompakt, ihre Arbeitsplatte angenehm hoch. Bei offenen Glasabdeckungen mangelt es allerdings an Arbeits- und Stellfläche. Anders als der Rest des Fahrzeuges kommen Küche und Bad ohne die gut beschrifteten Mehrfachschalter aus und haben perfekt platzierte Doppelschalter.
Nachteil: Betätigt man den Hauptschalter am Bedienteil, bleiben Küchen- und Badlicht sowie die Leseleuchten an, was dem Sinn eines Hauptschalters widerspricht. Besser als im Eingangsbereich lässt sich der riesige Kompressorkühlschrank kaum unterbringen. Direkt neben der Tür kann er die Stärken seines doppelten Türanschlags voll ausspielen. Kehrseite ist sein raumfüllendes Brummen bei deaktiviertem Nachtmodus. Anscheinend ist er nicht ausreichend entkoppelt.
Viel Platz im Schlafzimmer und Bad

Die beiden Einzelbetten sind 85 Zentimeter breit und ausgesprochen bequem.
Ist der Kühlschrank ruhig gestellt, schläft es sich in den 85 Zentimeter breiten Einzelbetten hervorragend. Beide Liegeflächen haben dicke optionale Mehrzonenmatratzen und eigene Lichtschalter. Optional lassen sie sich über einen Rollrost im Nachttisch zu einer großen Liegefläche verbinden. Kleinere Makel am ansonsten perfekt verarbeiteten Möbelbau sind eine Welle in der Zierleiste am Kopfende und die Pushlocks an den Küchenmöbeln. Sie sind aus Kunststoff und fühlen sich im Vergleich zu allen anderen Griffen billig an.
Am Bad gibt es wenig auszusetzen, auch wenn es der einzige Raum mit sichtbaren Möbelverbindern ist. Der Funktion tut dies natürlich keinen Abbruch. Punkten kann vielmehr das großzügige Platzangebot auf der Banktoilette. Sie kommt mit eigenem Spülwassertank und abgedichtetem Schacht. Weitere Pluspunkte fürs Tendenza-Bad bringen die gute Ausstattung, der große Spiegel und das Fenster. Eine Dusche hat der Testwagen nicht an Bord, obwohl er mit dem optionalen 45-Liter-Frischwassertank, Combiheizung (10 Liter Warmwasser) und Citywasser-Anschluss gut gerüstet wäre. Für Sanitärutensilien stehen im Bad offene Ablagen und drei schmale Dachschränke bereit. Im linken der drei Schränke findet sich die Badsteckdose.

Das Bad mit großem Fenster überzeugt mit seiner praxisgerechten Einrichtung.
Viele Optionen auf der Ausstattungsliste
Das Thema Stützlast begleitet Fendt-Caravans schon länger. Mit einer Leerstützlast von 76 kg (ohne Gasflaschen) macht da auch der Testwagen keine Ausnahme. Problematisch: Die großen Bettstauräume samt Wassertank sind allesamt vor der Achse und schlagen sich somit zusätzlich auf die Stützlast nieder. Die Sitztruhen lassen sich zwar gut beladen, rein vom Volumen wird es aber schwierig, die Lasten vor der Achse auszugleichen. In Sachen Bordtechnik hat sich bei Fendt in den letzten Jahren einiges getan.
Hier ist die Verwandtschaft mit Hobby nicht von Nachteil, denn in Fockbek legt man schon länger den Fokus auf Vernetzung und Lichttechnik. Mit den klar verständlichen Piktogrammen sind selbst die Mehrfachschalter brauchbar. Neben der reichhaltigen Serienausstattung hat der Testwagen auch jede Menge Sonderausstattung an Bord. Markise, TV-Set, Bordbatterie, LTE-Router und Rangierhilfe sind hier nur die kostenintensivsten Beispiele. Am Ende landet der Testwagen bei einem Gesamtpreis von 53.884 Euro.
Daten und Messwerte
Karosserie
- Aufbau: Sandwichbauweise mit EPS-Schaumisolierung. Dach Alu-Glattblech (39 mm), Seitenwände Alu-Hammerschlag (31 mm), Bug/Heck Formteile auf Glattblech. Boden Sperrholz-Sandwich (47 mm). Deichselkasten aus ABS, Deckel an Parallelogramm-Beschlag. Einteilige Aufbautür 182 x 55 cm mit Fenster, Einstiegshöhe 41 cm mit abgesenkter Stufe. Serviceklappe 99 x 41 cm.
- Anbauteile: Einteiliger Heckleuchtenträger mit Opferecken, Fendern und integrierten Rangiergriffen. Bugelemente aus GfK/LFI, integrierte Rangiergriffe.
- Fenster/Hauben: 7 Ausstellfenster mit Rastaufstellern und Rastrollo-Verdunkelung. 2 Dachfenster 64 x 42 cm (Küche/Betten).
Möbel
- Material/Beschläge: Sperrholzmöbel mit Metallscharnieren, integrierten Federaufstellern, Softclose-Funktion und Kunststoff-Hakenschnäpper. Kunststoffpushlocks an Küchenunter- und -oberschränken, Schub- laden mit Selbsteinzug. Drehstangenschloss Schrank, Fallenschloss Badtür.
Bordtechnik
- Gas/Heizung: Gasheizung Truma Combi 6, 12-Volt-Gebläse, 7 Ausströmer (2x Sitzgruppe, Eingang, Bad, 3x Betten), elektrische Fußbodenerwärmung.
- Wasseranlage: 45-Liter-Frischwassertank, Tauchpumpe und Citywasseranschluss.
- Elektrik: Umformer Dometic SMP301-02, 350 W. 8 Steckdosen (TV-Platz, Kleiderschrank, Sitzgruppe, 2x Küche, Bad, Betten, außen). 8 USB-Anschlüsse (6x USB-C: 4x Sitzgruppe, 2x Betten, außen; USB-A außen), Lithium-Bordbatterie 150 Ah.
- Beleuchtung: Deckenleuchte mit Ambientelicht über Sitzgruppe, 4 Lesespots, Leuchtstab als Küchenarbeitslicht, Lichtleiste im Bad. Ambientelicht dimmbar, beleuchtete Eckregale und Bugablagen, Vorzeltleuchte. Hauptschalter an Eingang.
- Küchenausstattung: Dreiflammkocher mit Zündhilfe, Spüle mit Hebelmischer, Glasabdeckung. Kühlschrank Dometic RCL10.4ET mit 154 L Nutzinhalt und 18 L Gefrierfach.
- Sanitär: Thetford-Banktoilette C502X mit 16,5-L-Spülwassertank.
Preise und Ausstattung
Grundpreis: 35.300 Euro
TÜV/Zulassungsbescheinigung II: 179 Euro
Testwagenpreis: 53.884 Euro
- ✘ Auflastung auf 2.000 kg zul. Gesamtmasse: ✔ 884 Euro
- ✘ Ersatzrad auf Alufelge (22 kg): ✔ 499 Euro
- ✘ Mover Smart A (32 kg): 2.138 Euro
- ✘ Rollrost für Einzelbetten (11 kg): 477 Euro
- ✘ 7-Zonen-Matratzen (1 kg): ✔ 225 Euro
- ✘ Batteriepaket Lithium 150 Ah (20 kg): 2.998 Euro
- ✘ LTE-/WLAN-Router (2,5 kg): 1.299 Euro
- ✘ Smart-TV 24" Caratec (4,2kg): 730 Euro
- ✘ Maxview mobile Sat-Anlage (5kg): 1:182 Euro
- ✘ Elektronische Fußbodenerwärmung (7,5kg): 744 Euro
- ✘ Citywasseranschluss & 45-L-Frischwassertank (4 kg): 518 Euro
- ✘ Markise Thule Omnistor 6300, 4,5m (48kg) und einiges mehr: 1.782 Euro
✘im Testwagen enthalten; ✔empfehlenswert; notwendige Ausstattung
Das fiel uns auf
Die Badsteckdose verbirgt sich im Oberschrank. Für Flachstecker gibt es eine Kabeldurchführung.
Dank tiefer Sitzflächen und niedriger Rückenlehnen lässt sich die Sitzgruppe ohne Zusatzpolster umbauen.
Kocher und Spüle lassen sich für sich genommen gut nutzen, kosten aber viel Arbeits- und Stellfläche.
Die Verdunklungen sind zu knapp montiert und werden ihrer Bezeichnung nur unzureichend gerecht.
Die Heizung sitzt direkt neben der Küche und heizt deren Unterschrank im Betrieb ordentlich auf.