Interview: Geschäftsführer von Trigano Dr. Holger Siebert

Dr. Holger Siebert von Trigano im Interview
Neuzugang Benimar und Corona-Krise

Veröffentlicht am 05.07.2020
Was verbirgt sich hinter dem Namen Benimar?

Benimar ist ein "Hidden Champion". Es gibt die Marke seit 1974. In Deutschland ist sie kaum bekannt, international aber groß und erfolgreich. Fabrik und Verwaltung sind in Peñiscola an der spanischen Südküste. Benimar produziert über 4.000 Reisemobile und über 1.000 Mobilheime. Haupt-Absatzmarkt ist Spanien – wo Benimar mit 17 Prozent Marktanteil mehr als doppelt so viele Neuzulassungen hat wie der Zweite.

Was zeichnet die Modelle der Marke aus?

Die Kunden können sich auf eine frische Marke mit einer kompletten Palette von kompakten Vans bis hin zu komfortablen Integrierten freuen. Dabei steht Benimar konsequent für ein hervorragendes Preis-Leistungs-Verhältnis und qualitativ sehr ordentliche Fahrzeuge mit guter Ausstattung. Bei Benimar wird es Vans ab unter 40.000 Euro und Alkoven und Teilintegrierte ab unter 50.000 Euro geben.

Was versprechen Sie sich von der Benimar-Markteinführung in Deutschland?

Mit der Einführung von Benimar macht unsere Unternehmensgruppe Trigano einen weiteren Schritt zum Ausbau seiner Position im deutschen Markt. Bisher war ein Markteintritt in Deutschland für Benimar nicht möglich, da die Produktionskapazitäten nicht ausgereicht haben. Mit zusätzlichen Kapazitäten kommen wir jetzt nach Deutschland und sind überzeugt, dass Benimar mittelfristig über 1.000 Reisemobile in Deutschland absetzen wird.

Wie performen die bereits etablierten Marken?

Alle sechs bisherigen Trigano-Haus-Marken Challenger, Eura Mobil, Forster, Karmann Mobil, Mobilvetta und Roller Team haben sich positiv entwickelt und im letzten Jahr zusammen fast 5.000 Reisemobile in Deutschland zugelassen. Dabei haben alle Marken zugelegt.

Dr. Holger Siebert im Interview
Hersteller
Die Traditionsmarke Mobilvetta tut sich in Deutschland noch schwer. Woran liegt das?

Das ist so nicht ganz richtig. Seit Übernahme von Mobilvetta durch Trigano Haus haben sich die Zulassungen in Deutschland auf einem überschaubaren Niveau mehr als verdreifacht. Wir hatten vorübergehend Qualitätsprobleme, die uns geschadet haben. Jetzt sind wir aber auf dem richtigen Weg.

Derzeit entsteht in Italien eine weitere Fertigung. Was hat es damit auf sich?

Das größte Kastenwagen-Werk von Trigano ist in Paglieta im Val di Sangro direkt neben dem Ducato-Hersteller-Werk Sevel. Dieses Werk hat sich hervorragend entwickelt und seine Produktion in den letzten drei Jahren um 70 Prozent erhöht. Da keine weitere Kapazitätserhöhung möglich ist, wird im Sommer nur wenige Kilometer entfernt eine neue Fabrik die Produktion aufnehmen. Im neuen Werk wird der Karmann Mobil Davis getrennt von anderen Vans produziert und künftig ein neues Marktsegment angehen.

Inwieweit sind die Trigano-Werke von der Corona-Krise betroffen?

Am stärksten betroffen war Frankreich: Das Challenger-Werk in Tournon stand vom 17. März bis 11. Mai still. Italien durfte ab 4. Mai wieder loslegen. Eura Mobil musste am 3. April zulieferbedingt die Produktion einstellen und hat sie am 27. April wieder aufgenommen.

Dr. Holger Siebert im Interview
Hersteller
Was bedeutet das für die Modellplanung für die nächste Saison?

Die Modellplanung und technische Umsetzung waren zum Beginn der Corona-Beeinträchtigung schon fertig. Wir prüfen aktuell, inwiefern wir Änderungen aussetzen können, um den Kunden und dem Handel einen "harten Modellwechsel" zu ersparen. In der aktuellen Situation geht es nicht um "Hauptsache neu", sondern um Verlässlichkeit.

Wie sieht es mit der Eura-Mobil-Servicewerkstatt in Sprendlingen aus?

Die Servicewerkstatt ist offen, und alle Kunden können ihre vereinbarten Termine wahrnehmen. Natürlich haben wir Schutzmaßnahmen getroffen, können aber damit unseren Betrieb plangemäß durchführen.

Sie sind auch Mitglied im Vorstand des Caravaning Industrie Verbands Deutschland (CIVD). Welche Folgen hat die Corona-Krise aktuell für die Caravaning-Branche?

Die Hersteller haben einen Produktionsausfall, der kaum mehr nachgeholt werden kann. Fest zugesagte Liefertermine können nicht mehr eingehalten werden. Der Handel bekommt Liquiditätsprobleme, da Kunden ihre bestellten Fahrzeuge nicht zulassen können und deshalb auch nicht abholen und bezahlen. Dennoch bin ich optimistisch, dass unsere Branche diesen Sommer gut überleben wird.

Wird unsere Urlaubsform mittelfristig nicht sogar noch attraktiver als bisher?

Definitiv. Ein Reisemobil ermöglicht genau das, was Menschen heute wollen: Der Deutsche will nicht auf Urlaub verzichten und gleichzeitig ist er (meist) vernünftig. Mit einem Reisemobil kann man als Paar oder Familie kontrolliert unterwegs sein und selbst entscheiden, ob man mit anderen Menschen zusammenkommen will.