Alkovenmobile erleben derzeit eine echte Renaissance. Der Trend der letzten Jahre geht zwar eindeutig weg von dieser Aufbauform. Doch es regt sich Widerstand – ähnlich wie in dem berühmten gallischen Dorf. Alkovenfans und einige Hersteller halten an den knuffigen Nasenbären fest und modernisieren sie mit neuen Ideen.
Alkovenmobile sind wieder im Kommen – dank Dethleffs Alpa
Einigen Anteil daran hatte auch das vielbeachtete Alpa-Projekt, bei dem Dethleffs gemeinsam mit Kunden ein Modell entwickelte, das speziell für komfortbewusste Paare das Alkovenmobil wieder attraktiv macht. Die Eckpunkte des Grundrisses: bequeme Einzelbetten im Alkoven, ein echtes Raumbad direkt hinter dem Fahrerhaus, eine große Küche und vor allem eine gemütliche Hecksitzgruppe, die dennoch reichlich Stauraum in Garage und Doppelboden zulässt.
Fürs Wintercamping verspricht dieses Konzept ebenfalls Vorteile. promobil verlegte den Testort darum kurzerhand in die Ötztaler Alpen. Dethleffs Alpa und drei ähnlich konzipierte Modelle von Dopfer, Frankia und Phoenix mussten im Gletscherskigebiet von Sölden auf rund 2800 Meter Höhe ihre Praxistauglichkeit auch bei Minusgradenbeweisen.
So ähnlich das Konzept, so offensichtlich sind die Unterschiede. Angefangen beim Basisfahrzeug über die Alkovennasen, aber vor allem beim Blick in die Preislisten, wird klar: Das Quartett konkurriert nicht in derselben Klasse. Der teuerste der vier Testwagen kostet mehr als doppelt so viel wie der günstigste. Hier treffen sich vier unterschiedliche Charaktere, die eine gemeinsame Grundüberzeugung teilen.
Kommod ans Ziel bringen wollen alle vier ihre Passagiere. Dethleffs und Frankia rollten dafür auf dem Fiat Ducato mit Alko-Tiefrahmen in der tragfähigen Maxi-Version an. Der bullige 177-PS-Motor schob beide mit beeindruckender Vehemenz die steile Gletscherstraße hinauf. Beim Wiederabstieg – rund 1400 Höhenmeter! – roch man am Ende beim Frankia mit Comfortmatic-Getriebe den Kupplungs- und Bremseneinsatz am stärksten. Auf der übrigen Strecke über Landstraßen und Autobahnen genossen die Fahrer dafür unisono die Schalthilfe.
Entspanntes Fahren mit dem Phoenix
Beim Fahrkomfort toppen kann dieses Duo aber noch der Phoenix auf Mercedes-Basis. Mit 163-PS-Motor und Wandlerautomatik lässt sich der 5,3-Tonner sehr entspannt pilotieren. Der nominell und spürbar schwächere Motor reicht zusammen mit den sieben Gängen völlig aus, um zügig auf Autobahntempo zu kommen.
Dabei überzeugt der im Testwagen hinten luftgefederte Sprinter durch guten Federungskomfort und beste Laufruhe – was Motor- aber auch Aufbaugeräusche anbelangt. Schade nur, dass die Trenntür zum Wohnraum in geschlossenem Zustand klappert. Ruhiger und komfortabler als vermutet, ist man auch im Dopfer unterwegs. Nicht etwa was die Wohnkabine anbelangt – die ist so geräuschfrei wie erwartet. Aber in puncto Basisfahrzeug, denn der VW Crafter ist mit einem permanenten Allradsystem von Achleitner mit Untersetzung, drei Sperren und Geländefahrwerk ausgerüstet.
Die grobstollige All-Terrain-Bereifung und das Getriebe heben das Geräuschniveau zwar schon etwas an, insgesamt bleibt der Komfort – auch was die Federung anbelangt – aber dennoch gut. Deutlich mehr stört, dass der aus zwei Liter Hubraum 163 PS entwickelnde Motor bei Autobahntempo mit den Fahrwiderständen derart zu kämpfen hat, dass man sich früher oder später freiwillig in die Lkw-Schlange einreiht.
Dopfer ganz vorne mit dabei
Eine kürzere Gesamtübersetzung könnte helfen. Ein stärkerer Motor findet sich dagegen nur beim ebenso als Basis verfügbaren Sprinter, den es in mehreren Ausbaustufen mit Werksallrad, aber auch im kompletten Geländeornat von Spezialist Oberaigner gibt.
So oder so ist der Dopfer mit seiner großen Bodenfreiheit und der unbeirrbaren Traktion in diesem Quartett der absolute Allesüberwinder, freilich erkauft durch kräftige Preis- und Gewichtsaufschläge. Auch beim Aufbau trennt sich das Feld in zwei Paare. Die unter 100 000 Euro agierenden Modelle von Dethleffs und Frankia setzen auf solide, moderne Konstruktionen mit XPS-Schaumdämmung und GfK an Dach und Boden. Beim Dethleffs ist die Innenseite aus herkömmlichem foliertem Sperrholz. Der Frankia setzt innen auf angenehm mit Velour bezogenes Aluminium.
Dopfer und Phoenix legen da noch eine Schippe drauf, mit merklich dickerer PU-Isolierung. Beim Phoenix sind Außen- und Innenflächen, bis auf den Unterboden, aus Alu.
Dopfer setzt rundum und selbst an den Türen- und Klappenrahmen auf GfK. Beide erstellen zunächst die selbsttragende Kabine, bevor sie ausgebaut wird. Für beste Stabilität und Wintertauglichkeit lassen sie auch nur kleine Durchstiege in die Cockpits offen, die mit Schiebetüren lückenlos verschließbar sind. Dethleffs und Frankia erleichtern dagegen den Durchgang mittels zusammenschiebbarer Alkovenbettteile. So kann man bis zu den Cockpitsitzen aufrecht gehen.
Zum Alpa-Konzept gehören die bequemen Längseinzelbetten im Alkoven, die natürlich auch leicht zugänglich sein sollten. Mit aufwendigen Treppen statt Leitern erleichtern alle vier den Aufstieg. Besonders großzügig und bequem ist das Phoenix-Oberstübchen eingerichtet. Mit seiner optionalen Alkovenerhöhung kann man hier als einzigem bequem aufrecht sitzen (Kopffreiheit 850 mm). Einzeln längs oder gemeinsam quer schlafen ist ganz nach Wunsch möglich. Letzteres gilt auch für Dopfer und Frankia, nicht jedoch für den Dethleffs, denn das Brett zwischen den Matratzen ist hier nur dürftig abgepolstert.
Die Dopfer-Betten verwöhnen mit punktelastischen Tellerfedern unter den hochwertigen Matratzen. Der Frankia-Alkoven begeistert durch seine elegante Kuppelform mit großem, gebogenem Dachfenster.
Wer ab und an zu dritt oder zu viert unterwegs sein möchte, findet jeweils entsprechende Optionen. Dopfer integriert an der Querbank der Sitzgruppe Beckengurte, bei Phoenix sind es an gleicher Stelle sogar Dreipunktexemplare. Dethleffs und Frankia lassen sich durch Klappsitze mit integrierten Gurten aufrüsten. Sie kosten allerdings ziemlich viel Stauraum in den Längsbanktruhen.
Schön sitzen im Frankia
Eine Zusatzliege entsteht leicht aus dem Querteil der Rundsitzgruppen, ein Doppelbett nach Absenken des Tischs und Verteilen der Polster. Nur im Frankia kann man sogar zwei passable Längseinzelbetten daraus bauen. Wem die Sitzgruppe das Wichtigste ist, wird sich ohnehin spontan in den Frankia verlieben: Sie ist nicht nur die größte, sondern wirkt durch die hellen Möbel, die großen Dachfenster und die stimmungsvolle Beleuchtung auch besonders luftig. Mehr für die Zwei-Personen-Nutzung ist das Dopfer-Wohnzimmer, das sich mit Lederpostern und Erle-Echtholzmöbeln ganz besonders fein herausputzt.
Mit 1,90 Meter ist die Phoenix-Küche eindeutig die längste. Hobbyköche können sich hier weidlich austoben. Auch auf dem Kühlschrank gegenüber gibt es noch Abstellfläche – mit 106 Liter fällt er allerdings überraschend klein aus. Der Dopfer setzt auf die lageunabhängige Kompressortechnik. Am meisten Kühlraum und eine elektromotorische Verriegelung der Stauschubladen bietet die Dethleffs-Küche.
Große Raumbäder über die ganze Aufbaubreite gehören ebenfalls zum Konzept. Nur bei Dethleffs und Frankia lässt sich der Toilettenraum aber auch für sich alleine nutzen, ohne den Durchgang zu blockieren. Das Dopfer-Bad tut sich mit seinem echten Keramik-Waschbecken und der Zerhackertoilette mit Festtank hervor. Die separaten Duschen bieten praktisch Haushaltskomfort. Mit Handtuchheizkörper, Kleiderstange und Dachhaube ist das Dethleffs-Exemplar auch bestens als Trockenkammer nutzbar.
Die Alde-Warmwasserheizung ist lediglich im Phoenix serienmäßig – bei den drei anderen optional verfügbar. Nur der Frankia-Testwagen trat jedoch mit der Serien-Truma-Combi-6 an. Die hier weniger ideale Wärmeverteilung war jedoch vor allem der nicht optimalen Leitungsverlegung mit langen Wegen bis ins Heck und der punktuellen Alkovenbeheizung geschuldet. Dethleffs beheizt das Cockpit aufwendig mit – ganz angenehm, aber im Standbetrieb steigt damit der Gasverbrauch. Der Dopfer gefällt durch einen eigenen Alkovenkreislauf mit Thermostat. Der Phoenix zeigte rundum die gleichmäßigste Isolationswirkung und Beheizung.
Als gemütliche Unterkunft mit toller Aussicht und großem Wellnessbereich können aber alle vier dienen – und das genießt man nicht nur im Winter.
Truma und die Thermografie
Heizungsexperte Truma arbeitet kontinuierlich an der Verbesserung seiner Produkte. Dafür stehen am Firmensitz Putzbrunn bei München nicht nur zwei Klimakammern bereit, sondern auch umfangreiche Messtechnik für alle Fragen rund um den Wintereinsatz. Dazu zählt auch eine hochwertige Thermografiekamera von Marktführer Flir. Mit einer Auflösung von 640 x 480 Pixel setzt sich jedes aufgenommene Bild aus über drei Millionen Temperaturmesswerten zusammen. Übertragen auf die intuitiv verständliche Farbskala von Blau für kalt und Rot für warm decken die Temperaturbilder leicht nachvollziehbar auf, wo sich Wärmelecks befinden. Für die Beurteilung ist also weniger die vorherrschende Farbe als die Gleichmäßigkeit wichtig.