Camping-Tour Irland: Tipps und Stellplätze für die unbekannte Südküste

Campingtour durch Irland
Die unbekannte Südküste Irlands

Veröffentlicht am 27.07.2025

Die Südküste Irlands wird oft übersehen, obwohl zwischen Waterford und Bantry stille Stellplätze, wilde Küsten und pittoreske Orte warten. Der Seaview Motorhome Park in Ardmore zum Beispiel: Genau so hatte man sich das auf einer Tour durch Irland vorgestellt. Einfach irgendwo hinstellen, meinte der Mann an der Einfahrt, viel erklären müsse er da nicht, das sehe man ja, "wir sind einfach nur ein Stellplatz". Aber was für einer! Flach, fußballfeldgroß und direkt an Strand und Meer. Wer in der ersten Reihe parkte, bekam bei Atlantikwind die Gischt auf die Windschutzscheibe und hörte nachts, wie die Wellen auf den Strand schlugen.

Ein blank geschrubbter Himmel spannte sich über die Küste und das Meer und scheinbar die ganze Welt. Hoch oben im Blau zankten sich die Möwen, am Strand jagten zwei Hunde einem Ball hinterher. Der Ort lag um die Ecke: ein paar Schritte Richtung Meer, dann nach rechts. In zehn Minuten war man da.

Irland: Trendziel für Wohnmobile

In den vergangenen Jahren hat sich Irland zu einem Trendziel für Reisemobil-Urlaube entwickelt. Die Südküste der Insel aber, die Gegend zwischen Waterford und Bantry mit Cork etwa in der Mitte – die ist ein wenig außen vor geblieben. Dabei haben Städtchen wie Kinsale, Clonakilty oder Skiberreen all das, an was man denkt, wenn man an Irland denkt: bunt gestrichene Häuser, einen Fish & Chips-Imbiss, kleine Läden und natürlich Pubs, in denen die Zeit langsam wie Sirup zu fließen scheint.

Atlantik
Stefan Nink

Und Menschen, deren Herzlichkeit man am liebsten einpacken und im Handschuhfach mit nach Hause nehmen würde, um sie daheim kurz zu zeigen und zu sagen: Seht ihr – so geht’s auch.

Großstadtflair in Cork

Bei Regenwetter lohnt ein längerer Stopp in Cork, Irlands zweitgrößter Stadt. Kleiner Tipp am Rande: Wegen des innenstadt-weiten Dauerstaus nimmt man vom Parkplatz "Black Ash Park & Ride" am besten den Bus-Shuttle in die City. Cork hat, was in Irland sonst nur Dublin bietet: Großstadtflair. Also: Ausstellungen, Konzerte, Lesungen in Buchhandlungen. Viele Geschäfte. Dazu schöne Museen und den English Market, auf dem vor allem lokale Produkte angeboten werden.

Cork
Stefan Nink

Cobh, ein paar Kilometer weiter, war lange Zeit der wichtigste Hafen der Insel. Über zweieinhalb Millionen Auswanderer brachen von hier ab Mitte des 19. Jahrhunderts in ein neues Leben auf. Heute ist Cobh ein pittoreskes Städtchen, für dessen Erkundung Besuchende stramme Waden benötigen: Viele der schmalen Straßen sind ziemlich steil. Überhaupt müssen Reisemobilfahrer aufpassen. Irlands Landstraßen tendieren in diesem Teil der Insel gerne dazu, allmählich schmal und schmaler zu werden.

Außerdem sind sie meistens gesäumt von Steinmauern oder Hecken, die Wendemanöver unmöglich machen. Wer Straßenschilder ignoriert und sich stattdessen aufs Navi verlässt, landet schnell auf Wegen, die um 1744 herum für Eselgespanne angelegt wurden.

Im Zweifel sollte man in Irland immer eine acht Kilometer lange Schleife auf der Hauptstraße in Kauf nehmen – sonst drohen 800 Meter im Rückwärtsgang über einen Feldweg. Mit jeweils dreizehn Zentimeter Luft zwischen Außenspiegel und historischer Steinmauer rechts wie links.

Panorama pur auf der Beara Peninsula

Eine der schönsten Ecken Irlands liegt übrigens dort, wo aus dem Südosten bereits der Südwesten der Insel geworden ist. Von Glengariff führt die R572 nach Castledownbere auf der Beara Peninsula; wer weiterfährt, rollt in ein Irland wie aus einer Doku aus der Mediathek. Irgendwann öffnet sich nach beinahe jeder Kurve eines jener "Schau doch mal!"-Panoramen, Wiesen und Weiden in den vielbesungenen forty shades of green, samt kleinen, weiß verputzten Häusern und noch kleineren weißen Tupfern, die man nur nicht blöken hört, weil man im Reisemobil sitzt. Und links ist immer: das unendliche Meer. Die Küste? Sieht aus, als habe sich die Schöpfung damals vor Arbeitsbeginn ein paar doppelte Whiskey genehmigt und im angetrunkenen Übermut anschließend wahllos Einschnitte, Halbinseln und andere geologische Kabinettstückchen gebastelt. Um am nächsten Morgen dann achselzuckend festzustellen, dass man jetzt nichts mehr daran ändern könne. Wer auf seiner Runde über die Beara Peninsula dann auch noch schönes Wetter erwischt, der ahnt: Etwas Besseres als Irland kann man als Land eigentlich gar nicht werden.

Beara Peninsula
Stefan Nink

In Ardmore war übrigens nicht bloß der Stellplatz perfekt, sondern auch der Ort. Es gab einen Fish & Chips-Laden, alte, reetgedeckte Häuser und das Keever’s, in dem man beim Betreten für vier Sekunden staunendes Schweigen sorgt, weil man der einzige Besucher ist, mit dem die anderen Pub-Gäste nicht in der Grundschule waren oder im Gesangverein sind. Ein Cliff Path führt in einer langen Schleife hoch über dem Meer um den Ort herum. Irgendwann kann man von dort oben auch sein Reisemobil sehen: Es steht in der ersten Reihe, ganz nah am Strand, wo die Gischt auf der Windschutzscheibe landet und man nachts das Rauschen der Wellen im Ohr hat.

Irish Food auf dem English Market in Cork

Fischhändler
Stefan Nink

Irische Marmelade, Seetang-Kekse und stapelweise Käse mit seltsamen Namen wie Knockdrinna, Triskel Gwenned oder Carraignamuc: Corks English Market ist ein Muss für alle, die während der Reise irische Spezialitäten probieren wollen. Seit 1788 versorgt der Verkaufsplatz in den historischen Hallen ganz Cork mit Produkten, die fast ausschließlich aus dem Umland von Irlands zweitgrößter Stadt kommen. Das Farmgate Café im Obergeschoss ist Treffpunkt für einheimische Foodies und Touristen, und bevor es zurück zum Reisemobil geht, kann man bei Corks berühmtesten Fischhändlern noch schnell fürs Abendessen einkaufen: Pat O’Connor durfte einst die Queen an seinem Stand begrüßen, und weil er ihr offenbar sehr sympathisch war, wurde er in den Buckingham Palace eingeladen – und war anschließend eine Berühmtheit. Mittlerweile arbeitet seine gesamte Familie hier. Der English Market ist Montag bis Samstag von 8.30 bis 18 Uhr geöffnet.

Blarney Castle

Blarney Castle
Stefan Nink

Irlands berühmteste Ruine liegt ein paar Kilometer nördlich von Cork und ist für einen einzelnen Stein in der Burgmauer berühmt: Wer den Blarney Stone küsst, so sagt es die Legende, wird mit der Kunst der flüssigen Rede bedacht. Leider haben die Burgbauer den Stein so fies in die Mauern gesetzt, dass man ihn nur erreichen kann, wenn man sich hoch oben an der Ruine auf den Rücken und den Kopf weit nach hinten legt. Trotzdem kommen täglich Hunderte zum Küssen. Und angeblich gibt es kaum einen irischen Politiker, der nicht regelmäßig vorbeischaut.

Hier spielt die Musik

De Barra
Stefan Nink

Dass der unscheinbare Pub "De Barra" an Clonakiltys Hauptstraße zu einer der berühmtesten Musikkneipen der Insel geworden ist, hat er Noel Redding zu verdanken. Der war einst Bassist von Jimi Hendrix und irgendwann nach Clonakilty gezogen – und er schleppte jeden prominenten Besucher aus der Musikszene auf ein Guinness in den Pub. Meistens wurden es mehr, und meistens wurde irgendwann Musik gemacht. David Bowie hat hier vor 150 Leuten gespielt (und gesungen), Damien Rice, Sharon Shannon und natürlich Christy Moore, Irlands Songwriter-Legende. Von ihm stammt auch der bekannteste Satz zu dem Pub in Clonakilty: "There’s Carnegie Hall, The Royal Albert, Sydney Opera House – and then there’s de Barra’s."

Meeresblick und Kopfsteinpflaster

Der Südosten Irlands rund um Cork ist unter Reisemobil-Urlaubern noch immer eine Art Geheimtipp. Dabei sind nicht nur die Küsten und Landschaften im Hinterland sehenswert, sondern auch die Städte und kleinen Orte.

Bantry: Bekannt für seinen Markt und berühmt für das Bantry House: Die Gartenanlage des prunkvollen Landsitzes aus dem 18. Jahrhundert zählt zu den schönsten in Irland. Und die Muscheln aus der Bucht gelten als die besten der Insel: unbedingt probieren! Park-Tipp: an der Hauptstraße zwischen Bantry House und Ortseingang.

Bantry
Stefan Nink

Clonakilty: "Clon" nennen die Einheimischen ihre hübsche kleine Stadt in West Cork. Sehenswert sind die mächtige Pfarrkirche und das Wohnhaus des irischen Freiheitskämpfers Michael Collins mit einem kleinen Museum. "De Barra’s Folk Club" an der Hauptstraße ist einer der berühmtesten Musik-Pubs der Insel.

Kinsale: Bei schönem Wetter könnte das 6.000-Einwohner-Städtchen Kinsale mit seinen Cafés und Restaurants auch am Mittelmeer liegen. Jedes Jahr werden drei große Food-Festivals gefeiert, im Oktober gibt es Jazzkonzerte mit renommierten Acts. Die Straßen im Zentrum gelten als die farbenfrohsten der Insel.

Cobh: Steile Straßen, bunt gestrichene Häuser – und eine große maritime Vergangenheit: In Cobh legte die Titanic noch einmal an, bevor sie auf ihre erste und gleichzeitig letzte Reise ging. Der Titanic Trail im Hafen folgt auch den Spuren Millionen irischer Auswanderer, die von Cobh aus in eine neue Heimat aufbrachen.

Cobh
Stefan Nink

Cork: Irlands zweitgrößte Stadt ist mit ihren 225.000 Einwohnern (und 25.000 Studierenden) der Dreh- und Angelpunkt in diesem Teil der Insel. Sehenswert sind unter anderem die St. Patrick’s Street mit ihrer historischen Architektur, der berühmte English Market und die Kirche St. Anne, die kein Kreuz auf ihrer Turmspitze trägt, sondern – einen Fisch.

Ardmore: Keine 500 Einwohner – aber ganz viel Irland! Ardmore punktet mit seinem tollen Sandstrand, den prächtigen Ruinen inklusive Rundturm und einem Klippenpfad mit spektakulären Panoramen. Das Restaurant "House" hat einen Michelin-Stern. Angeblich war Ardmore im 5. Jahrhundert die erste christliche Siedlung Irlands.

Stell- und Campingplatz-Tipps auf der Insel

Ardmore(IE)
Ardmore Seaview Motorhome Park
1 Bewertung
15,00 EUR/Nacht
P81 YE04 Ballydehob(IE)
Stellplatz The Pier on Store Road
1 Bewertung
Kostenlos
Bantry(IE)
Stellplatz Bantry Aire Co. Cork
4 Bewertungen
20,00 EUR/Nacht
V93 F634 Caherdaniel(IE)
Wave Crest Caravan Park
1 Bewertung
32,00 EUR/Nacht
Cobh(IE)
Camper Stop Cobh
7 Bewertungen
15,00 EUR/Nacht
X35 NR77 Dungarvan(IE)
Campervan & Motorhome Parking Dungarvan
10,00 EUR/Nacht
Sneem(IE)
Goosey Island Motorhome Park
4 Bewertungen
15,00 EUR/Nacht
Glandore(IE)
The Meadow Camping Park
2 Bewertungen
22,00 EUR/Nacht
V93 V6WF Killarney(IE)
Killarney Flesk Caravan Park
40,00 EUR/Nacht
Clonakilty(IE)
Sexton’s Caravan & Camping Park
34,00 EUR/Nacht