Das hat jeder gern – alle Tassen im Schrank. Wenn sie aus Porzellan sind, geht auch mal eine kaputt. Dazu braucht es keinen Elefanten in der Küche oder am Esstisch. Und wenn die Verluste groß genug geworden sind, schaut man sich nach neuem Geschirr um.
Wer nicht nur von bruchsicheren Melamintellern isst, findet in den Outlets und Werksverkäufen der Thüringer Porzellanmanufakturen eine überbordende Auswahl. Da ist für alle Geschmäcker und Geldbeutel etwas dabei. So vielfältig die Formen und Dekorationen des zerbrechlichen Materials sind, so unterschiedlich ist auch der Aufwand der HerstellerInnen, ihre Produkte feilzubieten. Nur einige wenige versprühen den Charme von Discount-Supermärkten, die meisten sind hochwertig gestaltet, um Extras wie Kaffee-Ecken erweitert oder in regelrechten Ausstellungs-Pavillons untergebracht.
Werksführungen & Tage der offenen Tür
Neben der eher praktischen Beziehung zum Porzellan, das unsere Ess- und Trinkkultur mitbestimmt und Teil dekorativer Gestaltung von Wohn- und Geschäftsräumen ist, interessiert sich mancher auch für dessen Herstellung, möchte sehen, wie das Rohmaterial die Form annimmt, wie es bearbeitet und letztlich dekoriert wird. Dazu geben die Manufakturen in unterschiedlichem Umfang Gelegenheit: immer an den Tagen des Thüringer Porzellans oder an Tagen der offenen Tür einzelner Manufakturen. Die meisten bieten zudem das ganze Jahr über Werksführungen zu festen Zeiten oder bei Bedarf nach vorheriger telefonischer Anmeldung an.
Porzellan ist nicht nur ein Gebrauchsmaterial, sondern auch Luxus. So war das erste "weiße Gold" den Fürstenhöfen Europas vorbehalten, weil so teuer, dass es kein anderer bezahlen konnte. Erst über die Jahrhunderte zog es in die Haushalte des Bürgertums ein und hat inzwischen als Alltagsgeschirr seine Exklusivität verloren – unter Beibehaltung unterschiedlicher Qualitäten.
Und es wurde von Anfang an als Kunsthandwerk auch Teil der gestaltenden Kunst. Beliebte Motive waren zunächst höfische Figuren und höfisches Leben. Schnell kamen Tiermotive, Vasen und andere Gegenstände an der Schnittstelle zwischen Nützlichkeit und Schmuck hinzu. Inzwischen kann aus Porzellan fast alles hergestellt werden, was traditionell anderen Materialien vorbehalten war.
Manufakturen und Museen
Von dieser Geschichte und ihrer Vielfalt zeugen die Museen, allen voran die "Porzellanwelten" auf der Leuchtenburg. Dort tauchen die BesucherInnen interaktiv in die Geheimnisse der Porzellanherstellung ein, erlebt die Epochen nach und kann sein Glück mehren, indem er Porzellan vorsätzlich zerbricht, nachdem er einem Brennofen mit ordentlich Luft Beine gemacht hat.
Manufakturen und Museen der Porzellanstraße mit dem Wohnmobil besuchen birgt die Möglichkeit in sich, auf einigen Parkflächen der Unternehmen auch eine Nacht verbringen zu dürfen. Service jeder Art darf dabei nicht verlangt werden, wohl aber erwarten die Eigentümer, dass man sie fragt. Wenn das einmal nicht möglich ist oder auch gar nicht angestrebt wird, stehen im Gebiet, das die Porzellanstraße quert, einige Stellplätze in relativ kurzen Entfernungen bereit.
Sind Reisende von Manufaktur zu Manufaktur oder Museum unterwegs, stoßen sie auf weitere touristische Ziele. So lohnt der Besuch der Leuchtenburg oder der Heidecksburg nicht nur des Porzellans wegen. Beide Burgen zeigen weitere Sammlungen und geben Einblicke in ihre Geschichte.
Porzellanwelten Leuchtenburg

Nach einem Atem beschleunigenden Aufstieg (63 Höhenmeter) präsentiert sich eine bestens restaurierte und mit moderner Architektur erweiterte Burg. Sie beherbergt unter anderem die "Porzellanwelten". Wer sich für das Thema Porzellan interessiert, erfährt hier alles von den Anfängen in China und die europäischen Nacherfindungen, die Etappen der Porzellannutzung vom absoluten Luxusartikel (weißes Gold) bis zum Alltagsporzellan. Die einzigartige Präsentation gewährt einen Blick auf die größte Porzellanvase und die kleinste Porzellankanne der Welt. Die Porzellankirche erlaubt Veranstaltungen wie jeder andere Bau dieser Art. Teile der Porzellanwelten ermöglichen interaktive Erkenntnisse, etwa im Alchimistenlabor, wo sich jeder an der richtigen Materialmischung erproben kann.
Stiftung Leuchtenburg
Adresse: Dorfstraße 100, 07768 Seitenroda, Telefon 036424/713300, kein Verkauf
Öffnungszeiten: April–Oktober täglich 9–18 Uhr, November–März täglich 10–17 Uhr
Preise: Erwachsene 13,50 Euro, Kinder 8,50 Euro, Familienkarte 30 Euro
Parkmöglichkeit/Stellplatz: kostenloser Parkplatz am Fuße der Burg (GPS 50°48’9’’N, 11°36’56’’E), dort den unteren Schotterplatz wählen, weil eben, hier ist auch eine Übernachtung möglich, kein Service, der dem Berg nahe Platz gegenüber kostet 4 Euro/Mobil.
Porzellanmanufaktur Kahla

Die Porzellanherstellung in Kahla begann 1844. Im 20. Jahrhundert avancierte das Kahlaer Werk zum größten in Thüringen. Die Privatisierung nach der Wende führte zunächst zu einem Konkurs. 1994 wurde es neu gegründet und ist von 2000 an ein reines Familienunternehmen. Nach einem weiteren Konkurs 2020 jetzt in anderen Händen und mit neuem Namen. Es überraschte immer wieder mit zahlreichen Neuerungen und heimste Design-Preise ein. Nach wie vor bietet es ein breites Sortiment an Seriengeschirr mit Strohblumen- und Zwiebelmusterdekor an. Es firmiert als "Porzellan für die Sinne".
Kahla/Thüringen Porzellan GmbH
Adresse: Christian-Eckhardt-Straße 38, 07768 Kahla, Telefon 036424/79200
Öffnungszeiten: Werksverkauf Mo–Sa 10–18 Uhr
Parkmöglichkeit/Stellplatz: Großer Parkplatz auf Betriebsgelände, keine Übernachtung.
Eschenbach Porzellan Group

Das Porzellanium bietet Erzeugnisse der Manufakturen Eschenbach, Triptis Porzellan, Winterling und Graf von Henneberg in einer außerordentlichen Sortimentsbreite, auch mit Zwiebelmuster. Überraschend: Gebrauch-Porzellan für alle Herdarten nach dem Motto "Vom Herd auf den Tisch" ohne Umfüllen. Die Galerie zeigt kreative Porzellankunst, ein kleines Museum blickt in die Vergangenheit und ein Imagefilm gewährt Einblicke in die heutige Produktion ein paar Hundert Meter weiter in der Manufaktur.
Eschenbach Porzellan Group– das Porzellanium
Adresse: Puschkinstraße 12, 07819 Triptis, Telefon 036482/884922
Öffnungszeiten: Werksverkauf Mo–Fr 10–18 Uhr, Sa 10–13 Uhr
Werksführungen: nach Anmeldung unter stefan.heinze@eschenbachporzellan.com
Parkmöglichkeit/Stellplatz: großer Parkplatz, Übernachtung nach Absprache möglich, kein Service.
Porzellanmanufaktur Rudolf Kämmer

Diese Manufaktur gehört zu den kleineren Betrieben der Branche. Ihre Spezialität sind Figuren, die sich durch feinste und historisch belegte Details auszeichnen. Das gilt für die Soldaten-Figuren schottischer, englischer, französischer und preußischer Armeen ebenso wie für Tiere (große Mops-Auswahl) und Büsten berühmter Persönlichkeiten der Geschichte aus Bisquitporzellan (unglasiert). Als Ensemble sind Schachfiguren zu haben, barocke Figuren werden vielfach als Paare angeboten. Für kleineres Geld hält der Familienbetrieb eine Schmuckkollektion vor, in der Blüten einen zentralen Platz einnehmen.
Porzellanmanufaktur Rudolf Kämmer
Adresse: Breitscheidstraße 98, 07407 Rudolstadt, Telefon 03672/352920
Öffnungszeiten: Werksverkauf Mo–Fr 9–17 Uhr
Werksführungen: nach Anmeldung, 3 Euro
Parkmöglichkeit/Stellplatz: Parken auf dem großen Parkplatz des Freizeitbades Saalemaxx, 1 km, dort auch Stellplatz.
Aelteste Volkstedter Porzellanmanufaktur

Die "Aelteste Volkstedter" (Spitzenfiguren), seit 1762 in Betrieb, ist die älteste noch produzierende Porzellanmanufaktur in Thüringen. Sie wurde 2006/2007 zu einer "Gläsernen Manufaktur" umgebaut – den Porzellanmachern darf über die Schulter geschaut werden. Zum heutigen Unternehmen zählen auch die "Unterweißbacher Werkstätten für Porzellankunst" (Spitzenfiguren), "Schwarzburger Werkstätten für Porzellankunst" (Einzelfiguren bekannter Porzellan-Künstler), "Porzellanmanufaktur Scheibe-Alsbach" (Napoleon in allen Varianten) und "Porzellanmanufaktur Plaue" (Lampenschirme).
Aelteste Volkstedter Porzellanmanufaktur mit Gläserner Manufaktur
Adresse: Breitscheidstraße 7, 07407 Rudolstadt, Telefon 0151/28141279
Öffnungszeiten: Werksverkauf Mo–Fr 10–17 Uhr, Sa 10–15 Uhr
Werksführungen: auch einzeln mit Voranmeldung, 10 Euro/Person
Parkmöglichkeit/Stellplatz: großer Parkplatz auf Betriebsgelände.
Porzellansammlung Residenzschloss Heidecksburg

Die Sammlung legt Zeugnis ab von der Porzellanherstellung in der Stadt seit 1762. Die Exponate stehen für das frühe höfische Porzellan (darunter das erste mehrteilige Speisegeschirr aus Thüringen von 1766) bis zu späteren bürgerlichen Kaffee- und Teeservice, zeigen Gefäße, Figuren und Gruppen. Präsent sind Werke der "Schwarzburger Werkstätten für Porzellankunst" seit 1909, modernes Porzellan dieses Ursprungs zeigen Sonderausstellungen. Gedacht wird des Noch-mal-Porzellan-Erfinders Heinrich Georg Macheleid, der eine thüringische Variante des "weißen Goldes" schuf.
Thüringer Landesmuseum Heidecksburg:
Adresse: Schlossbezirk 1, 07407 Rudolstadt, Telefon 03672/429022, Kein Verkauf
Öffnungszeiten: April–Oktober täglich außer Mo (wenn Feiertag, dann geöffnet) 10–18 Uhr, November–März 10–17 Uhr
Preise: Erwachsene 8 Euro, Kinder bis 14 J. frei
Park-/Stellplatz: großer, gebührenfreier Parkplatz in Schlossnähe: Schlossstraße ohne Nummer, GPS 50°43’29’’N, 11°20’13’’E.
Porzellanmanufaktur Reichenbach

Das berühmteste Produkt der Manufaktur schmückt die "Porzellanwelten" auf der Leuchtenburg – eine vier Meter hohe Vase, die höchste der Welt. Im Verkaufsraum steht der "gedeckte Tisch" im Mittelpunkt. Dazu zählen komplette Service, etwa die Reihe "Colour Dinner" oder die feine Reihe "Taste" (Geschirr, Vasen, Kerzen- und Blumenhalter) von Paola Navone, aber auch Einzelstücke, die sich harmonisch kombinieren lassen. Die Reichenbacher wissen zudem, dass Porzellan mitunter auch "nur" Glück bringen soll – indem man es zerbricht. Diesem Zweck dient der "Polterbruch" in unterschiedlichen Mengen.
Porzellanmanufaktur Reichenbach GmbH
Adresse: Fabrikstr. 29, 07629 Reichenbach, Telefon 036601/880
Öffnungszeiten: Werksverkauf Mo–Fr 9–17 Uhr, jeden 1. Sa im Monat 9–13 Uhr
Werksführungen: zum Tag des Thüringer Porzellans und am 1. Adventssamstag
Preise: auf Nachfrage
Parkmöglichkeit/Stellplatz: großer Parkplatz.
Wagner & Apel Porzellanfiguren

W&A legt großen Wert auf die Tradition. Der Gebäudestil samt den zwei Schornsteinen erinnern an alte Produktionsmethoden. Und im Innern sind Teile der Manufaktur als ein technisches Schaudenkmal aufbereitet. Es erlaubt beispielsweise den Blick in einen alten Rund-Brennofen. Die täglichen Führungen durch fachkundiges Personal sollte sich kein Porzellanliebhaber entgehen lassen. Den Porzellinern darf bei der Arbeit zugeschaut werden. Im Werksverkauf finden sich Tierplastiken und menschliche Figuren, Büsten und Kreationen unter dem Oberbegriff "Tischkultur". Für den Oster- und Weihnachtsschmuck hat W&A alles in Porzellan, was es sonst in Holz, Metall oder Plastik gibt. Das Bisquit-Geschirr zeichnet sich durch hohe Kombinationsmöglichkeiten aus.
Wagner & Apel GmbH Porzellanfiguren Lippelsdorf
Adresse: Lippelsdorf 54, 98743 Gräfenthal, Telefon 036701/61071, Werksverkauf
Öffnungszeiten: Mo–Fr 9–17 Uhr, mitunter auch am Wochenende, Werksführungen jeweils 11 Uhr und 14 Uhr
Preis: 5 Euro/Person, Imbiss-Ecke
Parkmöglichkeit/Stellplatz: großer Parkplatz gegenüber der Manufaktur, stark frequentiert.
Könitz Porzellan

Als hätten sie’s schon immer gewusst: Seit 1909 beglückt Könitz Porzellan die Welt mit Trinkbechern aus Porzellan. Nachhaltiger geht nicht. Und das mit immer neuen Ideen für Formen und Farben, für Sprüche und Wissensvermittlung. Kein Wunder, dass die nahe Verwandtschaft in Gestalt von Tassen dieser Optik folgt. Das und noch viel mehr ist zu sehen und zu kaufen im Könitzer Werksverkauf. Und wem eine besondere Tasse im Schrank fehlt, kann anfragen, ob sie ihm nachproduziert werden kann. Prinzipiell ist das bei Könitz Porzellan möglich.
Könitz Porzellan GmbH
Adresse: Bahnhofstraße 2, 07333 Könitz, Telefon 036732/34424
Öffnungszeiten: Di–Fr 9–17 Uhr, Sa 10–15 Uhr
Parkmöglichkeit/Stellplatz: großer Parkplatz vor dem Werksverkauf, auch für Wohnmobile, keine Übernachtung.
Kati Zorn Porzellankunst

Kati Zorn ist Einzelkämpferin, kümmert sich um alles selbst, ist deshalb oft nicht in ihrem Geschäft. Einem Besuch sollte deshalb ein Telefonat vorausgehen. Aber wenn man es geschafft hat, dann gehen einem die Augen auf. Manche werden rote Ohren bekommen. Ihre Figuren sind nur im Ausnahmefall zweckgebunden, dafür durchgängig verführerisch erotisch in bester Art. Sie deuten an, amüsieren und erzählen vom Leben und der Liebe, der Lust und Freude, der Trauer und Melancholie. Ihr Problem: Die meisten Besucher kommen, um Schlechtwetter-Stunden zu überbrücken, gucken nur. Sie hat auch Käufer verdient.
Kati Zorn Porzellankunst:
Adresse: Treibe 19, 98744 Cursdorf, Telefon 036705/61150,0157/31944840
Öffnungszeiten: Verkauf täglich 9–18 Uhr
Parkmöglichkeit/Stellplatz: am Haus, auch für Reisemobile.
Stellplätze in Südthüringen
Neben den Übernachtungsmöglichkeiten, die einige der Porzellan-Manufakturen für Reisemobilfahrer bereithalten, finden sich in der Region zahlreiche weitere Stellplätze, von denen wir Ihnen unten eine kleine Auswahl präsentieren.