Das größte Eiland Deutschlands ist ein Traumziel an der Ostsee. Das liegt nicht nur an der bezaubernden Bäderarchitektur und den malerischen Kreidefelsen der Steilküste. Auch das kulturelle und kulinarische Angebot ist attraktiv.
Das größte Eiland Deutschlands ist ein Traumziel an der Ostsee. Das liegt nicht nur an der bezaubernden Bäderarchitektur und den malerischen Kreidefelsen der Steilküste. Auch das kulturelle und kulinarische Angebot ist attraktiv.
Begonnen hat alles im mecklenburgischen Heiligendamm bei Bad Doberan, dem ältesten kontinentalen Seebad Europas, wo sich die ersten Zeugnisse der Bäderarchitektur verorten lassen. Knapp zwei Jahrzehnte später, ab 1810, kam der unverkennbare Stil dann auch in Pommern an, genauer im Seebad Lauterbach bei Putbus. Er sollte sich schnell etablieren. So prägt er seither viele öffentliche Gebäude, Hotels und Villen auf Rügen, besonders in Binz, Sassnitz, Sellin und Göhren.
Genau genommen ist die Bäderarchitektur keine eigenständige Epoche, sondern vielmehr eine stimmige Mischung aus Elementen des Klassizismus, des Historismus und des Jugendstils. Typisch dafür sind zwei- bis drei- oder viergeschossige, häufig weiß gestrichene Holzbauten, deren Fassaden mit filigran verzierten Balkonen und Veranden geschmückt sind. Die Häuser haben in der Regel in der Mitte und an den Seiten vorspringende Fassadenteile, Dreiecksgiebel und ein Inneres aus Stein. Sie wirken keineswegs streng und wuchtig, eher mediterran und angenehm leicht.
Binz, das größte Seebad der Insel, profitiert am auffälligsten von der verspielten Architektur. Ihr prägendes Wahrzeichen ist das 1908 nach Plänen des Berliner Architekten Otto Spalding an der Strandpromenade aus Stein erbaute Kurhaus. Darüber hinaus finden sich hier eine Vielzahl schöner Ensembles, und jedes Haus ist ein Kunstwerk für sich. Außer der ganz in Weiß gehaltenen Villa Sirene sticht die lilafarbene Villa Undine von 1885 hervor. Das schön restaurierte Hotel gilt als das älteste Gebäude des Ostseebads und obendrein als eines der ersten Fertighäuser der Welt. In Sassnitz bildet das herrschaftliche Hotel Fürstenhof den Teil eines gelungenen Ensembles direkt am Meer, ein Hingucker ist außerdem die Villa Elisabeth mit ihren offenen Holzbalkons. In Göhren schließlich lohnt unter anderem ein Blick auf die hübsche Villa Möwe.
Zwar machte die Bäderarchitektur ebenso an der Nordsee und außerhalb Deutschlands Schule, aber ihre größte Ver-breitung fand sie zwischen 1793 und 1918 im heutigen Mecklenburg-Vorpommern. Auch später und bis heute wurden wichtige Bauvorhaben im Stil dieser Vorbilder verwirklicht. Eines der besten Beispiele ist die erst 1998 fertiggestellte, 394 Meter lange Seebrücke von Sellin, auf der sogar ein Restaurant über dem Wasser Platz hat.
Bernstein fasziniert die Menschen schon seit Jahrhunderten. Ebenso lang ist bekannt, dass sich auf Rügen herausragende Bernsteinfunde machen lassen. Einst war es den Insulanern sogar bei drakonischen Strafen verboten, das wertvolle Material zu sammeln. Heute indes kann ein jeder ohne Probleme zum Schatzsucher werden.
Die besten Chancen auf einen Fund ergeben sich nach kräftigen Herbststürmen, wenn die Wellen das "Gold des Meeres" mit Seetang an den Strand spülen. Hinzu kommt, dass Bernstein bei eisiger Kälte im Salzwasser schwimmt. Allerdings bedarf es etwas Übung, das fossile Harz von wertlosen Kieselsteinen zu unterscheiden, denn nicht alle Sorten sind klar und durchsichtig, sondern häufig trüb und undurchsichtig. Erst nach dem Polieren und Schleifen offenbart sich ihre ganze Schönheit. Dann erst zeigt sich auch, ob etwa Einschlüsse vorhanden sind, was das Fundstück noch wertvoller macht. Unter Kennern gelten die Strandabschnitte entlang der Halbinsel Mönchgut, zwischen Göhren, Sellin, Binz und Mukran nahe Sassnitz sowie bei Glowe als besonders lohnend. Auch die Insel Hiddensee ist ein gutes Revier.
Auf Rügen haben sich Goldschmiede und Schmuckanbieter auf das Inselgold spezialisiert. Sie fertigen damit individuelle Stücke an, Ketten und Armbänder etwa, Broschen und Ohrhänger. Aber auch unbearbeitet hat so ein Mitbringsel seinen Reiz.
Künstler, allen voran der Maler Caspar David Friedrich, machten die majestätischen Kreidefelsen weltberühmt. Ganz im Norden, auf der Halbinsel Wittow, wo am Kap Arkona die beiden Leuchttürme stehen, erreicht die senkrecht abfallende Steilküste eine Höhe von über 40 Metern. Die imposanteste Felsformation der Insel aber ist der 118 Meter hohe Königsstuhl, mithin die höchste Erhebung der Kreideküste. Von der gegenüberliegenden Victoria-Sicht eröffnet sich der beste Ausblick. Hier, im Buchenwald der Stubbenkammer, steht auch das Besucherzentrum des Nationalparks Jasmund. Es lässt sich mit dem Pendelbus, über den Küsten-Radweg oder auf dem rund zehn Kilometer langen Hoch-uferweg zwischen Lohme und Sassnitz erreichen. Weitere lohnende Stationen sind das Kieler Ufer und die Ernst-Moritz-Arndt-Sicht am Tipper Ort. Allerdings sollten Wanderer den Höhenweg nicht verlassen und ausreichend Abstand zu den mitunter weichen Abbruchkanten halten. Wer zum Strand hinunter will, nutzt den Abstieg beim Kieler Bach.
Fisch in allen Variationen, wie sollte es auf einer Insel anders sein, beherrscht das Angebot der Imbissstände in den Häfen. Backfisch, geräucherte Schillerlocken oder Heringsbrötchen schmecken hier am besten. Höhepunkte für Schlemmer sind auch die Heringswochen und Hornfischtage in Putbus, Sassnitz und Schaprode, das Mönchguter Heringsfest in Göhren oder das Reusenfest in Baabe. Als Rügener Delikatesse gilt gebratener Hornhecht mit Bratkartoffeln und Rhabarber-Kompott.
Ein stark frequentiertes Ausflugsziel ist der Rügenhof Arkona in Putgarten, wo zahllose Spezialitäten der Insel im Angebot sind. In einer Plantage des Hofs wächst Sanddorn. Die herben und sauren Strauchfrüchte, die auf der Insel auch wild gesammelt werden, lassen sich zu Säften, Likören und Fruchtaufstrichen verarbeiten. Es gibt aber auch Sanddorn-Honig, -Bonbons, -Öle, -Tees und vieles mehr.
Sanddornprodukte gehören neben Quark, Käsebällchen und Frischkäse auch zum Sortiment der Molkerei Rügener Inselfrische in Poseritz. Mehrfach ausgezeichnetes, kaltgepresstes, natives Rapsöl aus der eigenen Ölmühle bietet der Landwirtschaftsbetrieb Rügener Landhandel im kleinen Örtchen Rothenkirchen. Im eigenen Hofladen ist außerdem der beliebte Rügener Rapshonig zu haben.
Die Strandlandschaft auf Rügen ist vielfältiger, als es die typischen Fotos, auf denen sonnenhungrige Massen zwischen hunderten von Strandkörben auf puderfeinem Sand zu sehen sind, erahnen lassen. Es gibt sogar weite Bereiche, die sich gar nicht zum Baden eignen. Rund 50 Kilometer Küste werden von weitläufigen Steinstränden gesäumt, die zwar landschaftlich wunderschön, aber nicht gerade zum Planschen prädestiniert sind. Grundsätzlich wird empfohlen, nur dort ins Meer zu gehen, wo erfahrene Rettungsschwimmer zugegen sind. In den großen Seebädern sichert die DLRG von Mai bis September die am meisten frequentierten Abschnitte.
Neben den beliebten Textilstränden gibt es jene speziell für FKK-Anhänger, etwa bei Binz, Sellin, Baabe, Göhren und Thiessow. An einigen teilen sich nackte und bekleidete Sonnenanbeter tolerant den Strand. Daneben gibt es auf Rügen eigene, ausgewiesene Bereiche für Gäste, die mit Hunden unterwegs sind.
Störtebeker Festspiele in Ralswiek: Zuletzt im Sommer 2019 drehte sich auf einer der größten Freilichtbühnen Europas alles um die Freibeuter-Legende Klaus Störtebeker. Nach den Corona-bedingten Absagen der Festspiele geht der Veranstalter fest davon aus, im Sommer 2022 das Spektakel mit 150 Mitwirkenden, 30 Pferden und vier Schiffen wieder aufzuführen – mit dem abendlichen Feuerwerk über dem Großen Jasmunder Bodden.
Anreise: Aus Richtung Süden über Berlin auf der Autobahn A 11 bis zum Kreuz Uckermark und auf der A 20 bis zur Ausfahrt 24, Stralsund, dort über die B 96 nach Stralsund und weiter über die Rügenbrücke auf die Insel. Aus Richtung Lübeck auf der A 20 bis zur Abfahrt 24 und über Stralsund nach Rügen.
Sehenswertes: Der Rasende Rolandist Deutschlands älteste Schmalspurbahn und bereits seit 1895 in Betrieb. Er fährt alle zwei Stunden mit maximal 30 Stundenkilometern die Ostseebäder auf der Halbinsel Mönchgut an. Der historische Traditionszug verkehrt zwischen Putbus und Binz, erreicht dann über Sellin und Baabe Göhren. Im Sommer wird auch Lauterbach/Mole bedient. Es gibt verschiedene Tarife, Erwachsene zahlen für eine Tageskarte 25 Euro, Kinder 12,50 Euro.
Auskunft Tourismuszentrale Rügen, Circus 16, 18581 Putbus, Telefon 03838/80770, E-Mail info@ruegen.de.