Jedes Jahr im Frühling, wenn die Sonne endlich wieder ordentlich wärmt, stellt Erfurt die innere Uhr auf Sommerzeit um: Die Tische und Stühle am Wenigemarkt in der Altstadt werden herausgestellt, die Cafés am Domplatz servieren wieder draußen, und in der Eisdiele bei der Rathausbrücke stehen die Leute bis auf die Straße Schlange.
Erfurt, die thüringische Landeshauptstadt, besitzt viele Schätze – aber ihr größter ist die mittelalterliche, wunderbar erhaltene Altstadt. Da kann man heimelige Cafés, Biergärten, Restaurants und Museen entdecken, und um die städtebauliche Kostbarkeit mittendrin kommt man auch nicht herum: die Krämerbrücke – die längste auf beiden Seiten komplett bebaute Brücke Europas. Die Shops in den Häuschen über der plätschernden Gera sind ganz besondere: ein Schmuckladen zum Beispiel, einer mit Thüringer Spezialitäten und Goldhelm-Schokolade.

Fast kann man sich vorstellen, dass jeden Moment der junge Martin Luther ums Eck kommt. Anfang des 16. Jahrhunderts hat er hier gelebt, Erfurt wurde zu seiner geistigen Heimat. Wer genug vom Trubel hat, der genießt in einem der Cafés, deren Terrassen über die Gera gebaut wurden, ein Stück Kuchen oder folgt dem Flüsschen einmal ein Stück gen Norden – und genießt ganz entspannt die lauschige, idyllische Rückseite der City.
Festivals vor toller Kulisse
Eine gigantischere Kulisse kann man sich kaum ausdenken als die 70 Stufen zum Dom und zur Severikirche, die sich jedes Jahr an lauen Juli-Abenden in eine Freilichtbühne für große Musikaufführungen verwandeln. Auch andere tolle Open-Air-Events bereichern den Erfurter Sommer. In der Ruine der Barfüßerkirche etwa wird jedes Jahr ein Theaterstück von Shakespeare in Szene gesetzt. Auch die Michaeliskirche, das Augustinerkloster und andere besondere Orte sind im Sommer Schauplatz für Theater und Musik.
Sie wollen einfach nur feiern? Dann ist das Krämerbrückenfest im Juni das Richtige – kein Festival, aber ein tolles Fest.
Spannende Museen über Geschichte & Kunst

Ein Museum, das selbst eine richtige Attraktion ist? Das ist die Alte Synagoge in Erfurt: Erst vor wenigen Jahren wurde das Gotteshaus aus dem 11. Jahrhundert wiederentdeckt – es war über die Jahrhunderte völlig überbaut worden. Dabei ist das behutsam renovierte Gebäude die älteste bis zum Dachstuhl erhaltene Synagoge Mitteleuropas. Und die beherbergt seit zwei Jahren einen jüdischen Gold- und Silberschatz, der erst 1998 bei Bauarbeiten in der Michaelisstraße gefunden wurde. Auch die Mikwe bei der Krämerbrücke – ein altes jüdisches Bad – zu besichtigen. Wer sich für die Geschichte der Stadt interessiert, der sollte auch die Lutherzelle und die kleine Ausstellung im Augustinerkloster besuchen.
Spannend für Kunstfans: das Angermuseum, das das Kunstmuseum der Stadt beherbergt, und die Erfurter Kunsthalle, die wechselnde Ausstellungen moderner Kunst präsentiert. Beide Einrichtungen sind in wunderbaren, alten Gebäuden untergebracht. Die Galerieräume in der Kunsthalle wurden aber ganz modern ausgebaut und sind selbst schon sehenswert.
Thüringer Küche
Original Thüringer Rostbratwurst und Klöße gehören zu Erfurt wie – sagen wir mal – Luther und Krämerbrücke. Aber auch Senf und Stollen haben hier eine stolze, lange Tradition. Durcheinander müssen Sie das alles aber natürlich trotzdem nicht essen, lieber der Reihe nach: Die Rostbratwurst schmeckt besonders gut vom Holzkohlegrill, und zwar im Brötchen auf die Hand mit schön viel Senf. An mehreren Stellen in der Stadt stehen Imbissbuden. Der Senf ist vielleicht der heimische Born Senf, die Klassiker aus Erfurt sind der scharfe und der mittelscharfe.
Probieren sollten Sie zu jeder Jahreszeit die Thüringer Klöße, am besten in einem der zahlreichen Altstadt-Restaurants. Viele gute gibt es zum Beispiel am Wenigemarkt oder in der Michaelisstraße, also rund um die Krämerbrücke. Und am besten passen zu Klößen natürlich Rindsroulade, Sauerbraten oder Ente – mit Sauerkraut oder Rotkohl als Beilage. Zu deftig? Einmal passt das schon! Am besten genießt man dazu ein Bier – in Erfurt brauen einige Restaurants nämlich noch selbst.
Der Egapark

Die meisten Kakteen kann man im Prinzip essen, Zwergseidenäffchen fühlen sich zwischen Orchideen wohl, und Bananenpalmen sehen ganz schön zerzaust aus: Im Egapark in Erfurt erleben große und kleine Gäste die faszinierende Welt einheimischer wie exotischer Pflanzen – drinnen in Gewächshäusern ebenso wie draußen. Das Gelände gehört mit 36 Hektar zu den ganz großen unter den Gärten und Freizeitparks in Deutschland. In diesem Jahr war der Egapark außerdem zentraler Austragungort der Bundesgartenschau. Die Highlights blieben bestehen und verleihen dem Park nun noch spektakulärere und buntere Erlebnisse.
Zu DDR-Zeiten fanden hier internationale Gartenbauausstellungen statt, heute ist die riesige grüne Oase auf dem Cyriaksberg im Südwesten der Stadt eine der größten Attraktionen des Landes. Nur die Wartburg hat höhere Besucherzahlen. Auf Kinder wartet hier neben der Begegnung mit Pflanzen und Tieren der größte Spielplatz Thüringens.
Sehenswürdigkeiten
- Petersberg: Von der Zitadelle aus hat man einen tollen Blick auf Erfurt. Bei einer Führung kann man die geheimnisvollen Horchgänge besuchen.
- Dom St. Marien: Der gotische Dom kann kostenfrei besichtigt werden. Im Sommer regelmäßig Führungen zur Gloriosa, der größten frei schwingenden mittelalterlichen Glocke der Welt.
- Thüringer Zoopark: Erfurt Rund 3000 Tiere aus allen Erdteilen sind am Roten Berg untergebracht.