Wohnmobil-Tour durch Ostfriesland
Ganz schön anders in Ostfriesland

Moin moin! Wohnmobilisten sind hier sehr willkommen: In Ostfriesland gibt es mehr grünes Land, mehr guten Tee, mehr Muße und mehr Meer als in den meisten anderen Teilen unseres Landes.

Mobil-Tour: Ostfriesland, Rathausturm
Foto: Silke Tokarski, Thomas Zwicker

Norderney zur blauen Stunde, auf der überdachten Terrasse des Restaurants Reethuus duftet es verführerisch. Langsam senkt sich die Dämmerung über den anliegenden Campingplatz "Um Ost", der Blick geht weit über Wiesen und Wattenmeer. Auf dem Golfplatz nebenan kuscheln sich mehrere Dutzend Kaninchen zum Schlafen ins kurz geschnittene Gras, eine Entenfamilie wackelt in schnurgerader Linie zum Badeteich. Gleich werden die Finkenwerder Scholle und ein zünftiges Seemannslabskaus gebracht. Es lebt sich ganz hervorragend hier auf der Ostfriesischen Insel Norderney.

Mobil-Tour: Ostfriesland, Dünen
Silke Tokarski, Thomas Zwicker
Hier läuft sich's prima: weite Wege zwischen den Dünen von Norderney.

Das schöne Eiland im Wattenmeer ist Schlusspunkt unserer Tour mit dem Wohnmobil durch Ostfriesland, und sicherlich ist es einer der Höhepunkte. Diese eigenwillige, manchmal auch etwas belächelte Region am Rande der Republik bietet aber noch viel mehr als nur leckeres Essen und Inselglück. Eine grüne, weite Naturlandschaft zum Beispiel. Gastfreundliche Menschen, die gar nicht so ungesprächig sind wie gern kolportiert. Hübsche, gemütliche Orte und Städte, die uns mit vielen kleinen Überraschungen verwöhnen. Jede Menge Bioprodukte regionaler Provenienz in Res­taurants und für die Wohnmobilküche. Dazu genügend gute Stell- und Campingplätze, sodass einer entspannten Tour über Land bis hin zur ostfriesischen Nordseeküste nichts im Wege steht.

Die schönsten Stationen in Ostfriesland

Wer von Süden aus etwa über die Autobahn A 31 anreist, sollte den ersten längeren Stopp spätestens im beschaulichen Städtchen Leer einplanen. "Tor zu Ostfriesland" nennt sich der Ort, und das Wohnmobil parkt bequem auf dem nicht sonderlich heimeligen, aber ungemein praktisch gelegenen Stellplatz am Hafen – nur ein kurzer Weg über die Dr.-von-Bruch-Brücke, und schon ist man direkt am Rathaus inmitten der historischen Altstadt. Und dort kann man manche gemütliche Stunde verbringen.

Wer durch die schmalen Gassen des alten Zentrums schlendert, mag sich in längst vergangene Tage versetzt fühlen. Viele der schönen Bürgerhäuser sind fein restauriert und beherbergen heute kleine Cafés und Geschäfte. Ein markantes Wahrzeichen ist das alte Rathaus im Neo-Renaissancestil mit dem hohen Rathausturm samt stündlich wechselndem Glockenspiel, der weite Blicke über die Stadt ermöglicht. Direkt nebenan das Gebäude der Alten Waage – einst Zentrum des regen Handels, beherbergt der rote Backsteinbau heute ein Restaurant. Ein schönes Heimatmuseum, das berühmte Weinhandels-Haus Samson von 1643, das prächtige Schloss Evenburg mit seinen weitläufigen Parks, es gibt viel zu sehen. "Leer ist mächtig im Kommen", sagt der Kaffeeröster Andreas Baum, der vor Jahren samt Familie aus Hamburgs cooler Innenstadt herzog, um Ostfrieslands Teetrinker vom Vorzug feiner Kaffeekultur zu überzeugen.

Mobil-Tour: Ostfriesland, Museumshafen
Silke Tokarski, Thomas Zwicker
Schöne Schiffe: Zu den Attraktionen von Leer gehört der kleine Museumshafen - Leda und Ems schaffen die Verbindung zum Meer.

Windmühlen und Kultur in Ostfriesland

Weiter geht unsere Fahrt, nur wenige Kilometer nordöstlich von Leer an der B 436 winkt schon die nächste Attraktion. Ostfriesland ist reich an großen, alten Windmühlen, und hier in Holtland steht ein besonders schönes Exemplar. Das dreistöckige, stolze 24 Meter hohe Prachtstück vom Typ Galerieholländer wurde zwischen 1862 und 1864 gebaut und leistete bis in die 1970er-Jahre hinein treu und brav seinen Dienst; heute ist die Mühle auf Anfrage (Info unter Telefon 04950/3797) zu besichtigen. Andere alte Windräder folgen, oft mit Gastronomie verbunden, wie die Mühlen bei Bagband und Großefehn.

Überall im grünen Ostfriesland locken weitere attraktive Orte. So wie Emden mit der berühmten Kunsthalle von Henri Nannen, schönem Hafen und Museum des Komikers Otto Waalkes. Die alte Residenz- und Einkaufsstadt Aurich, das idyllisch gelegene Wittmund oder Jever, dessen berühmte Brauerei allein schon eine Besichtigung lohnt. Dazwischen erstreckt sich weites Land in tausenden Grüntönen mit kleinen Gehöften und Weilern, geruhsam weidendem Vieh, stillen Plätzchen zum Pausemachen, langen Deichen zum Meer.

Ab ans Meer!

Mobil-Tour: Ostfriesland, Strand
Silke Tokarski, Thomas Zwicker
Strand gut: Selbst in der Hochsaison gibt's auf Norderney noch ein Plätzchen am Meer.

Und zum Meer hin zieht es uns letztlich, im Sommer wollen wir am weichen Strand in der Sonne liegen, und das geht hervorragend auf den Ostfriesischen Inseln. Die meisten der sieben großen Eilande der Kette taugen dabei eher für einen Tagesausflug, das Wohnmobil parkt derweil auf dem Festland. Mitnehmen darf man es nur nach Borkum und Norderney – und zu letzterer Insel ist das trotz happiger Fährkosten (Infos unter Telefon 04931/9870, www.reederei-frisia. de) durchaus lohnenswert!

Die Insel Norderney ist quasi zweigeteilt. Am Westzipfel der weitgehend autofreie Ort, einst mondänes Urlaubsziel für die Schönen und Reichen der Welt, wovon immer noch Kurzentrum, Spielcasino und weiß getünchte Häuser im Stil der Bäderarchitektur zeugen. Heute dominieren freilich Hotel- und Appartementblocks, 1001 Shops und Cafés und die lange Betonpromenade am Weststrand das Bild.

Der gesamte Rest der Insel ist dagegen ein stilles, wunderbares Dünengebiet samt weißem Strand, durchzogen von 80 Kilometer Rad- und Wanderwegen, mit ureigener Flora und Fauna. Und kaum Unterkünfte, mit Ausnahme einiger schön gelegener Campingplätze. Idyllischer kann man auf Norderney nicht wohnen. Und so sitzen wir nun im ruhigen Reet­huus, genießen das Essen, die frische Seeluft – Ostfriesland, wir kommen wieder.

Die schönsten Orte in Ostfriesland

Mobil-Tour: Ostfriesland, Karte
Silke Tokarski, Thomas Zwicker
Die schönsten Orte unserer Mobiltour Ostfriesland.

Norderney: Zweitgrößte der Ostfriesischen Inseln mit der größten Ortschaft im Archipel (knapp 6000 Einwohner) und neben Borkum einziges Eiland, zu dem das eigene Fahrzeug mitgenommen werden darf. Die meisten Campingplätze wie der schöne "Um Ost" (www.campingplatz-umost.de) liegen im stillen Ostteil der Insel. www.norderney.de

Emden: Die größte Stadt Ostfrieslands (rund 50.000 Einwohner) an der Emsmündung hat jede Menge zu bieten. Neben etlichen Industriebetrieben wird Emden durch den Seehafen geprägt, außerdem hat das Zentrum viele gute Einkaufsmöglichkeiten. Die Kunsthalle und das Otto-Huus sind weitere Highlights für Urlauber. www.emden-touristik.de

Leer: Rund 34.000 Menschen leben in Leer. Das alte Handelszentrum hat eine der schönsten Altstädte Ostfrieslands samt Museumshafen und zudem die besten Einkaufsmöglichkeiten weit und breit. Im Lauf der Jahre haben sich etliche Reedereien angesiedelt. Ringsum liegen einige schöne Schlösser und Burgen. www.touristik-leer.de

Aurich: "Heimliche Hauptstadt Ostfrieslands" nennt sich Aurich, mit rund 40.000 Einwohnern zweitgrößter Ort der Region. Neben der gemütlichen Innenstadt samt großer Fußgängerzone und modernem Marktplatz sowie Schlössern und Mühlen im Umfeld locken viele Freizeitaktivitäten und ein großes Radwegenetz. www.aurich-tourismus.de

Wittmund: Dieses gemütliche Städtchen (rund 20.000 Einwohner) umfasst 14 Ortsteile und ist damit flächenmäßig die größte Gemeinde Ostfrieslands. Schlosspark, Erlebnisbad und ländliche Idylle rundum sowie das berühmte "Ostfriesen-Abitur" mit Fragen zur hiesigen Lebensart locken Urlauber an. www.wittmund-tourismus.de

Jever: "Friesisch herb", so lautet das Markenzeichen dieser hübschen 14.000-Einwohner-Stadt – gemeint ist damit natürlich das berühmte Bier, das hier produziert wird. Die moderne Brauerei bildet dabei einen coolen Kontrast zum gemütlichen Zentrum und kann besichtigt werden. Ebenfalls schön: der Blick vom Schlossturm. www.stadt-jever.de

Die promobil Tipps für die Region

Ostfriesischer Tee: Das Teetrinken zählt in Ostfriesland zum Grundrecht der Menschen: bis zu sechs Teepausen am Tag, mindestens drei Tassen pro Sitzung, so lautet die Faustregel. Zarte Teetassen, ein "Kluntjepott" mit "Kluntjezange" sowie die dickbauchige Kanne auf dem Stövchen gehören zur hiesigen Teetafel. Die Zeremonie verlangt, dass zunächst ein Brocken Kandiszucker in die Tasse gelegt wird, bevor man das heiße Getränk einfüllt, was den süßen Klumpen zum Knistern bringt. Dann wird mit dem "Rohmlepel" ein wenig flüssige Sahne hinzugefügt – und das Ganze keinesfalls geschüttelt oder gerührt, sondern gewissermaßen in drei Etappen genossen, erst die milde Sahne, dann der herbe Tee und zuletzt der süße Zucker.

Ostfrieslands ältestes Teehandelshaus ist die 1806 gegründete Firma Bünting in Leer. Neben dem Geschäft Bünting Coloniale mit zahllosen edlen Teesorten, feinem Geschirr und mehr gibt es auch ein Tee-Museum, in dem man vieles über Geschichte, Herstellung, aber auch Teeschmuggel erfahren kann. Info unter www.buenting.de

Mobil-Tour: Ostfriesland, Schiff
Silke Tokarski, Thomas Zwicker
Enge Passage: Die in Papenburg gebauten Schiffe fahren über die Ems Richtung Meer.

Meyer Werft: Etwas außerhalb von Ostfriesland, nämlich im Emsland, liegt die berühmte Meyer Werft, die auf jeden Fall einen Abstecher wert ist. Schon 1795 als Produktionsort für Holzschiffe gegründet, hat die Werft in Papenburg heute eines der größten überdachten Trockendocks der Welt. Dort werden auch riesige Kreuzfahrtschiffe gebaut, darunter bis 2013 sieben Clubschiffe für AIDA Cruises. Der 36 Kilometer lange Transfer über die Ems zum Meer ist pure Millimeterarbeit. Alljährlich kommen hunderttausende Besucher. Info unter www.meyerwerft.de

Timmeler Meer: Direkt am Timmeler Meer, einem großen Badesee rund 20 Kilometer nördlich von Leer gelegen, locken ein schöner Stell- und Campingplatz sowie das urige Rundfahrtenboot "Gretje". Das entstammt der großen Zeit der Torf- und Fehnschifffahrt, die hier im 17. Jahrhundert begann. Damals fing man an, die weiten Moorgebiete dieser Region durch Kanäle zu erschließen, die auch als Transportwege für den Torfexport und anderen Handel dienten. Dafür wurde eine große Flotte von Tjalken gebaut, Plattbodenschiffe aus Holz mit geringem Tiefgang. Der Torfabbau ging Anfang des 20. Jahrhunderts zu Ende, die Tjalk Gretje (Bj. 1913) dient heute als Ausflugsboot. Infos unter www.grossefehn-tourismus.de

Stellplätze in Ostfriesland

In Ostfriesland gibt es viel zu entdecken: Unter anderem Stellplätze mit Meerbrise inklusive. Die besten Stellplätze der Region.

26802 Moormerland (D)
Stellplatz bei Cassi
18 Bewertungen
15,00 EUR/Nacht