Mobil-Tour Chalkidiki
Drei Finger zu Fuss

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Hier ist Griechenland noch richtig ursprünglich: Auf den drei Fingern der Halbinsel Chalkidiki hat das Leben einen ganz entspannten Rhythmus – besonders in der Nebensaison. Es gibt jede Menge malerischer Buchten, goldfarbener Strände und wilde Natur. Eine Mobil-Tour für Entdecker.

Hafen
Foto: Thomas Brandl

Wie das hier riecht: Minze, Salbei, Kamille, wilder Thymian, frisches Gras, herbes Pinienharz. Immer wieder steigen uns andere Duftwolken in die Nase. Wir wandern auf einem schmalen Pfad durch die hügelige Landschaft von Sithonia. Mal durch ein Pinienwäldchen, mal an einem Getreidefeld entlang, mal durch einen Olivenhain, der im Sonnenlicht silbrig glänzt. Ab und zu säumen bunte Bienenstöcke den Weg, dann weidet eine Ziegen- oder eine Schafherde auf einer Wiese. Ruhig ist es hier und fast menschenleer.

So ist das auf Chalkidiki. Wir haben uns vorgenommen, dieses leise und ursprüngliche Stück Griechenland mit dem Wohnmobil zu erkunden, uns aus den tausend Buchten unsere Traumbucht zu suchen und immer wieder ein Stück weit zu wandern. Denn Chalkidiki hat beides – herrliche Strände und eine Vielzahl ausgeschilderter Wanderwege.

Drei Finger zu Fuß – kein schlechtes Motto für die Entdeckertour. Die Nebensaison ist die beste Zeit dafür. Ende Oktober verfällt die Region in so etwas wie einen Winterschlaf, dann haben viele der Campingplätze geschlossen, und die Tavernen verrammeln ihre Tore. Aber ab Mitte April erwacht alles wieder langsam – und die Natur erlebt ihre schönste Zeit: wild und duftend.

Die Halbinsel Chalkidiki ist Teil der nordgriechischen Provinz Mazedonien. Und sie streckt ihre drei Finger wie den Dreizack des Poseidon in die Ägäis. Kassandra im Westen ist der sanft hügelige Finger, der touristisch am weitesten erschlossen ist – mit einigen lebendigen Städtchen. Sithonia liegt in der Mitte, ist gebirgiger und urwüchsiger. Auf dem östlichen Finger liegen der Berg Athos und die berühmte Mönchsrepublik, die Frauen gar nicht und Männer nur nach komplizierter Anmeldeprozedur betreten dürfen.

Zwei Dinge haben aber alle drei Finger Chalkidikis gemeinsam: Es gibt jede Menge Sandstrände mit klarem Wasser. Insgesamt hat die dreizackige Halbinsel mehr als 500 Kilometer Küstenlinie und mit Sicherheit mehr Buchten als Dörfer.

Interessantes auf dem Weg

Der bequemste Weg nach Chalkidiki mit dem Wohnmobil führt mit der Fähre von Ankona oder Bari nach Igoumenitsa. In der Nebensaison sind die Tickets erstaunlich günstig. Die Fahrt vom Ankunftshafen nach Thessaloniki dauert etwa vier Stunden über Land, und schon ist das spannende Hinterland der Chalkidiki erreicht.

Auf dem Weg zu den drei Fingern gibt es viel zu entdecken: Thessaloniki zum Beispiel, die junge, lebendige Studentenstadt, die mit mehr als einer Million Einwohnern nach Athen die zweitgrößte Stadt Griechenlands ist. Oder die Petralona-Höhle, ein gewaltiges unterirdisches System, das vermutlich schon vor 700 000 Jahren bewohnt war. Oder kleine, verschlafene Dörfer mit dem Kafenion am Marktplatz, in dem der Pope seinen Kaffee trinkt und die alten Männer Tavli spielen.

Das Straßennetz ist sehr gut ausgebaut, kein Problem, mit dem Mobil die drei Finger und auch das Hinterland zu erkunden. Offiziell ausgewiesene Stellplätze gibt es auf Chalkidiki nicht. Wir haben uns die im Internet beschriebenen Plätze vor Ort angesehen – und fanden keinen, den wir Ihnen guten Herzens empfehlen wollen. Das Stehen über Nacht wird zuweilen geduldet am Hafen oder bei Tavernen, wenn man nett fragt. Auf der anderen Seite gibt es viele Campingplätze, die oft an den schönsten Stränden zu finden sind.

Sithonia, der Mittelfinger, hat es uns angetan, er ist weniger bebaut als Kassandra und hat vor allem an der Ostseite Strände, die zu den schönsten in ganz Griechenland zählen. Die herrliche Bucht von Kalamitsi zum Beispiel, die sich ein bisschen anfühlt wie Karibik: Mit hellem Sand, glasklarem Wasser und ein paar vorgelagerten Inselchen, zu denen man rüberschwimmen kann. Oder die Buchten bei Vourvourou, der kilometerlange Sandstrand von Sarti – und immer hat man den heiligen Berg Athos im Blick, der sich auf der Halbinsel gegenüber von null auf gewaltige 2033 Meter aufbaut.

Neos Marmaras an der Westküste ist mit rund 3500 Einwohnern der größte Ort der Halbinsel Sithonia – im Hochsommer muss hier die Hölle los sein. Jetzt, in der Nebensaison, ist auch die Metropole ein nettes, schläfriges Nest. Im Hafen schaukeln die Fischerboote, in den Kneipen stehen die Tische schon einladend am Wasser. Wir nehmen Platz, bestellen Tsatsiki, Oktopus-Salat und einen Fisch vom Grill.

Es ist herrlich, hier zu sitzen und zu überlegen, was man mit dem Rest des Nachmittags anstellen soll. Fahren wir hoch in das nette Bergdorf Parthenonas? Es liegt fünf kurvige Kilometer entfernt. Dort könnten wir das Wohnmobil auf dem Parkplatz vor dem Ort stehen lassen und zu Fuß ein Stück weit wandern und schließlich in der Taverne von Paul einen Kaffee trinken.

Oder fahren wir lieber ein Stück auf der alten Küstenstraße und suchen weiter nach unserer Traumbucht? Das kleine Sträßchen führt direkt am Meer entlang nach Süden und streift viele kleine Strände. Wie gemacht für die Entdeckungstour mit dem Wohnmobil. Am besten, wir machen beides und springen nach der Wanderung ins Meer.

Thessaloniki – Die grösste im Norden

Mazedoniens pulsierender Mittelpunkt, lebendige Hafen- und Studentenstadt, Wirtschaftsgröße und kulturell äußerst vielseitig – das 2300 Jahre alte Thessaloniki zeigt ein farbenprächtiges Gesicht. Mehr als 50 000 Studenten der Aristoteles-Universität versprühen jugendliche Vitalität auf Straßen und Plätzen. Das altehrwürdige Stadtbild mit vielen byzantinischen, osmanischen und ägyptischen Bauwerken steht dazu in einem charmanten Kontrast. Der Hafen ist wichtiger Umschlagplatz für den gesamten Balkan-Handel.

Sehenswert ist das geschäftig-quirlige Marktviertel mit seinen verwinkelten Gässchen, wo Fleisch, frischer Fisch, Blumen und duftende Gewürze fast wie auf einem Basar feilgeboten werden. Und wenn Sie einen Spaziergang durch die Altstadt machen, dann sollten Sie die Aussicht vom Gingirli-Turm quer über Stadt und Hafen nicht verpassen.

Sie sind das kleine Glück bei jedem Mahl: Mezedes, die griechischen Vorspeisen, gibt es in vielen Restaurants in großer Auswahl. Auf den Speisekarten finden Sie meist frischen Oktopus-Salat, gebratene Auberginen, Dolmades (gefüllte Weinblätter), Oliven, Schafskäse in ganz unterschiedlichen Zubereitungen, aromatische Fleischbällchen, frisches Tsatsiki und noch viel mehr. Oder Sie lassen sich ganz einfach vom Wirt zeigen, was er empfiehlt – das geht nur selten schief.

Athos – Die Insel der Mönche

Auf der Halbinsel Athos, dem östlichen Finger Chalkidikis, liegt die Mönchsrepubilk mit dem heiligen Berg Athos an der Spitze. Er steigt vom Meer auf 2033 Meter Höhe, an seinen Hängen siedeln heute mehr als  2000 Mönche in Eremitagen und mächtigen Klöstern. Die orthodoxe Mönchsrepublik genießt einen weitgehend autonomen Status, die 20 Großklöster gehören zum Unesco-Welterbe. Der Besuch ist ausnahmslos Männern vorbehalten, allerdings nur nach langwieriger und komplizierter Anmeldeprozedur. Von Ouranopoli aus kann man in einer halbstündigen Wandertour zur Grenze der Mönchsrepublik gehen. Bei einer Schiffsfahrt rund um Athos kann man Berg und Klöster am besten besichtigen.

Eine Reise auf  Poseidons Dreizack

Von alten Tempeln und Himmelstoren, quirligen Sommerfrische-Zielen und malerischen Buchten, von entspanntem Luxus für zwischendurch, einem Dorf der Jungfrauen und von Ausblicken mit viel Meerwert.

1. Thessaloniki ist die zweitgrößte Stadt Griechenlands nach Athen mit 1,2 Millionen Einwohnern. Sie bildet als Hauptstadt Zentralmazedoniens ein kulturelles und wirtschaftliches Zentrum. Seit Jahrhunderten kreuzen in der Hafenstadt wichtige Verkehrswege in nord-südlicher Richtung und gen Bosporus und Adria.

2. Kallithea verdankt seinen Namen "schöner Blick" den Ausblicken über den weiten Strand und einen großen Teil der Halbinsel Sithonia. Im touristischen Hauptort der Kassandra-Halbinsel zieht es im Sommer viele Besucher in die Tavernen, Läden und Cafés. Sehenswert ist die kultische Tempelruine des Ammon Zeus aus dem 4. Jh. v. Chr.

3. Neos Marmaras ist der größte Ort der Halbinsel Sithonia – und in den Sommermonaten äußerst beliebt, trubelig und voll. Die bezaubernden Strände der Umgebung wie Alexandra Beach oder Kalogrias lohnen sich allerdings ebenso wie eine Fahrt über die alte Küstenstraße mit ihren unzähligen idyllischen Buchten.

4. Porto Carras: Wirklich schön sieht der Komplex im 70er-Jahre-Beton-Chic nicht aus, interessant ist er aber aus zwei Gründen: Zu dem Hotelkomplex gehören ein 18-Loch-Golfplatz und ein großer Yachthafen. Und gegenüber liegt das Weingut Porto Carass, das zu den besten Griechenlands zählt. In der Saison kann man dort auch einkaufen.

5. Parthenonas: Im "Dorf der Jungfrauen", auf abgelegener Höhe bei Neos Marmaras, darf zum Glück alles so bleiben, wie es mal war. In den 70er Jahren beinahe aufgegeben, wurde das Dörfchen stilecht restauriert und entwickelte sich zum pittoresken Sommerziel. Von der Taverne aus blickt man grandios weit bis nach Skiathos.

6. Ouranoupoli – die Stadt mit rund 1000 Einwohnern gilt als "Himmelsstadt", als Tor zur Mönchsrepublik Athos. Der Hafen ist die wichtigste Versorgungsstraße für die Klöster, von hier starten auch Ausflugsschiffe zu Besichtigungen. Wahrzeichen der Stadt ist der mächtige Wehrturm, den Mönche 1344 erbauen ließen.

Infos / Tipps / Adressen

Stellplätze:
Es gibt keine offiziell ausgewiesenen Stellplätze auf Chalkidiki. Es gibt aber auf allen drei Fingern Chalkidikis sehr viele Campingplätze, die meist direkt am Meer liegen, oft an den schönsten Buchten. Viele von ihnen sind sehr schlicht ausgestattet – und entsprechend günstig.

Camping Armenistis:
Weitgehend naturbelasssenes, ebenes Gelände an der Ostküste von Sithonia mit Blick auf den Berg Athos. Pinienbestand, Restaurant, Café, Bar, Sommerkino, Spiel- und Sportplätze sowie Veranstaltungen. Gefällige Sanitäranlagen, Füllstation für Taucherflaschen.
Standort: 63072 Sárti,
GPS 40°09’08”N, 23°54’47”O.
Tel. 00 30/2 37 50/9 14 87,
www.armenistis.com.gr

Camping Ouranoupoli:
Nur wenige Kilometer von der Mönchsrepublik entfernter einfacher Platz auf Athos, zwischen Küstenstraße und Meer gelegen. Zum Ortskern (Startpunkt der Ausflugsschiffe zu den Mönchsklostern) sind es 1,5 km. Mit Restaurant und Supermarkt, Slip-Anlage und kleiner Hafenanlage. Bootsvermietung wird ebenfalls angeboten.
Standort: 63075 Ouranoupoli,
GPS 40°20’20”N, 23°58’14”O.
Tel. 00 30/2 37 70/7 13 96,
www.camping-ouranoupoli.gr

Camping Iza:
Strandnahes Wiesengelände mit altem Baumbestand bei Tristinika an der Westküste von Sithonia. Gepflegte Sanitäranlagen, Restaurant, Supermarkt und Strandbar. Guter Startpunkt für Wanderungen ins Umland und archäologische Besichtigungstouren.
Standort: 63072 Tristinika,
GPS 39°59’50”N, 23°53’02”O.
Tel. 00 30/2 37 50/5 12 35,
www.iza.gr

Camping Areti:
Familiärer, gepflegter Campingplatz auf Sithonia, etwa 12 km von Neos Marmaras entfernt, inmitten von Oliven- und Eukalyptushainen. Zwei bis zu 10 m breite und 100 m lange Sandstrände mit vorgelagerten Inselchen. Reisemobil-Servicepoint am Platz. Geöffnet vom 1. Mai bis 31. Oktober.
Standort: 63081 Neos Marmaras,
GPS 40°01’27”N, 23°48’58”O.
Tel. 00 30/2 37 50/7 14 30,
www.areti-campingandbungalows.gr


Sehenswertes

Petralona-Höhle:
Hinter einem Felssturz am Berg Katsika entdeckte 1959 ein Bewohner Petralonas per Zufall diese beeindruckende Tropfsteinhöhle. Später fand man unter anderem sogar einen rund 200 000 Jahre alten Schädel, andere Spuren belegen gar eine weit frühere Besiedelung. Ein Museum neben dem Eingang stellt heute einige Funde aus und bietet Führungen durch das weitverzweigte Höhlensystem an.
Höhlenmuseum, 63080 Petralona,
Sommer 9-18, Winter bis 16 Uhr,
Tel. 00 30/2 10/3 64 67 93,
www.petralona-cave.gr

Ausflugsschiffe nach Athos:
Die Athos-Klöster lassen sich am besten besichtigen bei einer Schifffahrt, die rund um Athos führt. Von Ormos Panagias oder Ouranoupoli starten täglich mehrstündige bis halbtägige Bootstouren. Mit Glück sieht man unterwegs dabei sogar einen Delfin. Ein deutsches Reisebüro organisiert Fahrten ab Ormos Panagias.
Reisebüro Friedrich,
63078 Ormos Panagias,
Tel. 00 30/2 37 50/3 14 80,
www.friedrich-travel.com

Tempel des Ammon Zeus:
Die Kultstätte aus dem 4. Jh. v. Chr. diente der Verehrung des ursprünglich ägyptischen Gottes Ammon Zeus, dem obersten Herrscher der griechischen Götterwelt. Das etwa 10 mal 21 Meter große Fundament vermittelt wenig von der einstigen Bedeutung des einzigen ägyptischen Tempels Europas. Besonders schön ist die Lage: direkt am Strand unterhalb des Dorfes Kallithea.


Information

Die griechische Zentrale für Fremdenverkehr gibt einen guten Überblick zu Land und Sehenswürdigkeiten sowie aktuellen Events. Nur auf Englisch.
60311 Frankfurt,
Neue Mainzer Straße 22,
Tel. 0 69/2 57 82 70,
E-Mail: info@gzf-eot.de
www.visitgreece.gr