Mallorca eröffnet ersten offiziellen Wohnmobil-Stellplatz

Malle macht mobil – legal stehen statt wild campen
Erster offizieller Womo-Platz auf Mallorca

ArtikeldatumVeröffentlicht am 08.08.2025
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Son Serra de Marina, Mallorca, Wohnmobil
Foto: pilesasmiles via Gettyimages

Schluss mit Chaos-Camping am Straßenrand und illegalen Übernachtungen am Strand – mit dem neuen Stellplatz in Son Serra de Marina setzt die liebste Urlaubsinsel der Deutschen ein klares Zeichen für nachhaltigen, geordneten Campingtourismus.

Ende Juli 2025 ging das Projekt offiziell an den Start – als Ergebnis einer Kooperation zwischen der Gemeinde Santa Margalida und dem Betreiber TripStop. Auch wenn es auf Mallorca bereits einige wenige andere Stellflächen für Wohnmobile gibt, gilt der neu eröffnete Platz in Son Serra de Marina als der erste "offiziell genehmigte" Stellplatz auf der Insel.

Der Unterschied liegt im Detail: Während andernorts lediglich einfache Abstellflächen mit Basisversorgung vorhanden sind, handelt es sich bei Son Serra um ein lizenzrechtlich voll genehmigtes Pilotprojekt mit umfassender Infrastruktur, Sicherheitsvorkehrungen, digitaler Buchung und klarer touristischer Ausrichtung. Genau das macht ihn zum echten Vorreiter – und zum Blaupausenmodell für weitere Projekte auf Mallorca.

Wohnmobilstellplatz Son Serra de Marina: Modern, digital und gut gelegen

Der neue Stellplatz liegt in einem Küstenort im Nordosten Mallorcas in Meernähe, nur wenige Gehminuten vom Strand entfernt. Die Anlage ist umzäunt, videoüberwacht und bietet zunächst Platz für 21 Fahrzeuge, mit Erweiterungsoption auf 23. Die Infrastruktur ist ordentlich: Stromanschlüsse, Frischwasser und eine Abwasserentsorgungsstation gehören zur Ausstattung.

Gebucht und bezahlt wird über die App von TripStop. Die maximale Aufenthaltsdauer beträgt zehn Nächte, der Preis liegt bei 16 Euro pro Nacht. Der Stellplatz wird zunächst für ein Jahr im Rahmen eines Testlaufs betrieben, um zu prüfen, wie gut die Anlage von den Wohnmobilfahrern angenommen wird und ob das Konzept den Anforderungen der Nutzenden gerecht wird.

Der neue Stellplatz als Modell für ganz Mallorca?

Der offizielle Stellplatz in Son Serra de Marina soll nun als Modellversuch zeigen, wie legaler Campingtourismus auf Mallorca aussehen kann. Er wurde bewusst nicht in erster Reihe am Meer, sondern etwas zurückgesetzt platziert – als Kompromiss zwischen Naturschutz, touristischer Attraktivität und den Interessen der Anwohner. Die Gemeindeverwaltung erhofft sich dadurch nicht nur Einnahmen, sondern auch eine spürbare Entlastung der Küstenzonen, in denen Wildcamper bisher für Unruhe sorgten.

Weitere Stellplätze auf der Insel sind bereits in Planung. Neben dem neuen offiziellen Stellplatz in Son Serra de Marina arbeiten Inselrat und Gemeinden wie Sa Pobla, Inca, Alcúdia, Santa Margalida, Andratx und Puigpunyent an zusätzlichen Flächen, um Campern mehr legale und gut ausgestattete Parkmöglichkeiten zu bieten. Ein gutes Beispiel ist der kürzlich eröffnete, kostenlose Stellplatz im Ortskern von Muro, der bis zu 30 Fahrzeuge aufnehmen kann und über Wasseranschluss sowie Abwasserentsorgung verfügt.

Warum ein offizieller Stellplatz auf Mallorca dringend nötig war

Dieser Wohnmobilstellplatz ist mehr als ein touristisches Angebot – er ist eine Antwort auf ein wachsendes Problem: das Wildcampen auf Mallorca. In den vergangenen Jahren hatten sich Beschwerden von Anwohnerinnen und Anwohnern in Küstenorten wie Ciudad Jardín und Son Serra de Marina gehäuft. Wohnmobile parkten illegal direkt an der Playa, blockierten Zufahrten, entsorgten teils unkontrolliert Abwasser und verursachten Müll. Besonders brisant: In Vierteln wie Ciudad Jardín standen teils bis zu 100 Fahrzeuge dauerhaft auf öffentlichen Flächen – sehr zum Ärger der Anwohnenden.

Wohnmobile als Zuhause: Wenn Camping zur Notlösung wird

Hinter der Diskussion um Wohnmobile auf Mallorca steckt jedoch noch mehr. Denn auf der Insel hat sich eine wachsende Zahl von Menschen aus der Not heraus für das Leben im Camper entschieden – wegen hoher Mieten, Wohnungsknappheit und saisonaler Arbeitsverhältnisse. In Palma entstanden regelrechte Caravan-Siedlungen, etwa in Son Hugo oder nahe Es Carnatge. Die Stadt reagierte 2024 mit restriktiven Maßnahmen: Übernachten in Fahrzeugen wurde verboten, Bußgelder zwischen 750 und 1.500 Euro eingeführt, die maximale Parkdauer auf zehn Tage beschränkt.

Resultat: Proteste, Demonstrationen und juristische Auseinandersetzungen. Die Betroffenen wehrten sich lautstark gegen das Gefühl, kriminalisiert zu werden. "Wir sind kein Ungeziefer", war auf Bannern bei einer Demo in Palma zu lesen.