Wohnnmobil-Tour Lüneburger Heide
Entdeckungsreise durch die idyllische Südheide

Die Lüneburger Heide bietet mehr als Schnuckenherden und Heidesand. Zwischen Geschichte und Mühlen am rauschenden Bach begeben wir uns auf Entdeckungstour durch die Südheide.

Südheide Reise
Foto: Marc Reichel

Die Abendsonne verwandelt die Hügel in ein Farbenspiel aus Rottönen, aus dem nahen Wäldchen dringt Vogelgezwitscher. Innehalten, durchatmen und eintauchen in die Natur, die so einzigartig erscheint. Um uns herum erstreckt sich die Heide, die Südheide, um genauer zu sein. Eines der großen Ferienziele der 50er und 60er Jahre, später auch ein beliebter Drehort für rührselige Filmschmonzetten. Und heute? Nur einen Katzensprung von Hannover und Braunschweig entfernt, hat sich die Heide ihren idyllischen Charme bewahrt – perfekt für eine Reisemobiltour.

Südheide: Museen und Badeseen

Wer nur an sandige Wege und Heidschnucken denkt, wenn von der Südheide die Rede ist, greift zu kurz. Klar, die gibt es in reichlicher Anzahl, immerhin sind weite Bereiche des teilweise unter Naturschutz stehenden Areals für den Autoverkehr gesperrt. Dann lässt man das Wohnmobil einfach stehen und erkundet am Besten zu Fuß oder mit dem Fahrrad das Gebiet.

Bekannt ist die Region aber auch für ihre Vielzahl an Mühlen, die nicht nur an der weit verzweigten niedersächsischen Mühlenstraße zu finden sind. Über Jahrhunderte wurden hier Wind- und Wassermühlen zum Mahlen von Mehl, Schrot und Grütze oder zum Be- und Entwässern des umliegenden Landes eingesetzt. Einen phantastischen Überblick bietet das Internationale Mühlenmuseum in Gifhorn, wo die Nachbauten von 14 Mühlen aus elf Ländern zu bestaunen sind.

Südheide Reise
Marc Reichel
Genuss mit zwei PS: In Münden und anderen Orten werden Kutschfahrten durch die Heide angeboten.

Badeseen locken zum Sprung ins kühle Nass, und der Bernsteinsee unweit Gifhorns bietet sogar entsprechende Freizeitanlagen. Nur wenige Kilometer entfernt führt der Weg durch das Weiße Moor, das naturbelassen wie ein verwunschener Ort wirkt. Hier möchte man wirklich nicht verloren gehen. Festen Boden unter den Füßen verspricht dagegen der Heilige Hain, der sich auch per Kutschfahrt erkunden lässt. Wir entscheiden uns jedoch dafür, die unberührte Heidelandschaft mit dem Rad zu entdecken – wofür sonst haben wir die Fahrräder auf den Heckträger geschnallt? Nicht fehlen darf ein Zwischenstopp beim Denkmal für den Heidedichter Hermann Löns.

Weiter geht es für uns mit dem Wohnmobil auf kleinen Landstraßen, über denen das Blattwerk der Alleebäume kilometerlange Laubengänge erschaffen hat. Im Kloster Isenhagen finden Hobby-Botaniker einen wirklich schönen Klostergarten, gleich nebenan wartet das Museum für mittelalterliche Textilkunst mit sehenswerten Exponaten auf. Wer immer schon wissen wollte, was Otter den ganzen Tag über so treiben, sollte einen Besuch des in Sichtweite befindlichen Otterzentrums einplanen (siehe unten).

Ob in Winsen an der Aller, bei Bergen oder in Wietzendorf – in vielen Orten vermitteln Bauernhausmuseen einen Eindruck vom Leben in früheren Zeiten. Einen Höhepunkt stellt das Museumsdorf Hösseringen dar. Auf einem Gang über den Heideentdeckerpfad überlegen wir, ob die Zeiten für Bauern und Handwerker früher wirklich so gülden waren.

Das Blöken der Heidschnucken am Wegesrand gibt uns keine Antwort. Zum Schutz gegen die vermehrt auftauchenden Wölfe wurden deren Weiden eingezäunt. Statt im Wolfsmagen landen die Schnucken so zu gegebener Zeit mit Speck- oder Butterbohnen äußerst schmackhaft auf dem Teller.

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Marc Reichel
Schafe als ein wichtiger Teil des Ökosystems: Heidschnucken sind die lebenden Wahrzeichen der Heide.

Eine der bemerkenswertesten Bahnstationen der Welt ist im nahen Uelzen zur Attraktion geworden. Der von Friedensreich Hundertwasser umgestaltete Hauptbahnhof besticht durch seine unkonventionelle Formgebung, die vor dem Innenbereich nicht haltmacht. So friedlich die Region heute auch wirkt, die Schatten der jüngeren Geschichte sollte man nicht ausblenden. Die Gedenkstätte von Bergen-Belsen ist eine mahnende Erinnerung an all die Kriegsgefangenen und KZ-Häftlinge, die hier unter schlimmsten Bedingungen lebten und starben.

Einen Aufenthalt wert ist auch das Luftbrückenmuseum am Fliegerhorst Faßberg. Während der Berlin-Blockade starteten hier alle 90 Sekunden die Rosinenbomber und brachten täglich den Inhalt von bis zu 400 Güterwaggons in die Westsektoren. Und in Eschede wird der Verunglückten des ICE-Unfalls von 1998 gedacht.

Ein Kontrastprogramm bietet das in Wietze beheimatete Deutsche Erdölmuseum. Wurde doch am Gifhorner Trog zu Beginn des letzten Jahrhunderts noch Ölsand abgebaut, der immerhin 80 Prozent des deutschen Öls lieferte. Nicht missen sollte man zudem einen Besuch der einstigen Garnisonsstadt Celle, die nicht nur durch ihre vielfältige Fassadengestaltung beeindruckt. Der Pranger vor dem Alten Rathaus wird übrigens nicht mehr genutzt.

Tipp: Otterzentrum Hankensbüttel

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Marc Reichel
Natur in Reinkultur: Im Otterzentrum lassen sich Otter in freier Wildbahn beobachten.

Natur pur für die ganze Familie lässt sich im Otterzentrum Hankensbüttel erleben. Wo Otter, Dachse und Marder leben, kann man prima mit Kind und Kegel auf Entdeckungsreise gehen, gleichzeitig erfährt man viel über den Lebensraum der possierlichen Tiere. Drei „Otter-Pfade” führen durch das Land der Fischotter, ein Anziehungspunkt für Kinder sind alle 15 Minuten die Fütterungen in verschiedenen Gehegen. www.otterzentrum.de

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