Zwei Knirpse mit rotem Schopf und Sommersprossen auf der Nase hüpfen ausgelassen hin und her. Es scheint, als wollten sie, mit bunten Schaufeln und Eimerchen ausgerüstet, den Strand für sich alleine in Besitz nehmen. Die „Plage de Légnèse“, ein Strand, der sich vor Carnac an der südlichen Bretagne-Küste erstreckt, hat einen besonderen Charme: Aus dem puderzuckerfeinen, perlmuttschimmernden Sand ragen immer wieder seltsam geformte Granitsteine hervor.
Weitaus eigenartiger wirken jedoch die vor langer Zeit von Menschenhand gesetzten Steinreihen, die am nördlichen Ortsrand ihren Anfang nehmen. Das Rätsel der rund 3000 Menhire (Keltisch: „lange Steine“) ist nach wie vor ungelöst. Waren die grob behauenen Blöcke Ausdruck eines religiösen Kultes, dienten sie astronomischen Berechnungen? Wie konnten die tonnenschweren „Hinkelsteine“ transportiert werden? Fragen, die kein seriöser Wissenschaftler beantworten kann.
Ebenso wenig weiß man über die Menschen, die diese Steine gesetzt haben, deren Alltag und Kultur. Es mag ein Seefahrervolk gewesen sein, das sich ab ungefähr 4500 v. Chr. formierte. Ähnliche Setzungen und Steinkreise findet man seit dieser Zeit überall in Europa, und zwar ausschließlich in Küstennähe. Dolmen, jene Gebilde aus Stützsteinen und Deckplatten, stellten wahrscheinlich Grabkammern dar.
Das Musée de la Préhistoire an der Place de la Cha-pelle in Carnac schildert die menschliche Vorgeschichte anhand von 6000 Exponaten und trägt zusammen, was man bisher über die Steinsetzungen weiß (www.museedecarnac.com , Führungen auch in Deutsch).
Die rätselhafte Megalithkultur (Griechisch: megas „groß“, lithos „Stein“) bietet indes auch Stoff für allerhand Legenden: So soll zum Beispiel der heilige Cornelius, ums Jahr 250 Oberhirte in Rom, sich geweigert haben, Mars ein Opfer darzubringen, woraufhin er in die Bretagne habe fliehen müssen. Das römische Heer habe sich an seine Fersen geheftet. In seiner Not habe der Bischof göttlichen Beistand erfleht - und prompt seien die Krieger zu jenen Steinreihen erstarrt, die das Umland von Carnac kilometerlang durchziehen.
Carnac-Plage heißt der an der Küste gelegene Ortsteil. Er zeigt zwei Gesichter: zum einen gediegene Viertel mit prächtigen Gründerzeitvillen im Schatten hoher Pinien, zum anderen neuzeitliche, umtriebige Straßenzüge mit Eisdielen und Cafés.
Von da führt ein zirka viertelstündiger Spaziergang zum schmucken alten Dorfzentrum auf einer kleinen Anhöhe. Dessen Herzstück ist die Kirche Saint-Cornély aus dem 17. Jahrundert, besagtem Cornelius geweiht, mit ihrem markanten spitzen Turm und üppiger Innenausstattung - auch für Menhir-Fans einen Besuch wert.
Der besondere Tipp
Zu den sakralen Schätzen von Carnac zählt auch die spätgotische Kapelle St-Colomban aus dem 16. Jahrhundert. Sehenswert direkt nebenan: ein historischer Brunnen mit zwei Becken; eines war für Wäscherinnen vorgesehen, das andere als Viehtränke. www.ot-carnac.fr
Anreise
Die Entfernung von Frankfurt am Main nach Carnac beträgt rund 1050 Kilometer. Die Strecke folgt weitgehend der E 50, sie führt auf meist gebührenpflichtigen Autobahnen über Saarbrücken, Reims, Paris nach Rennes. Von dort zweigt die Nationalstraße 24 in Richtung Südwesten ab.
Auskunft
Atout France, Französische Zentrale für Tourismus, Postfach 10 01 28, 60001 Frankfurt am Main, Fax 0 69/74 55 56, E-Mail info.de@franceguide.com, Internet www.franceguide.com
Essen & Trinken
Verlockende Spezialitäten der Bretagne sind beispielsweise: „plateaux de fruits de mer“ (Platten mit Meeresfrüchten) oder „homard à larmoricaine“ (Hummer in Knoblauch-Tomaten-Soße). Zu den populärsten Getränken zählt der Cidre.
Stellplätze
Aire de Carnac Kostenloser Stellplatz der Gemeinde, am Rand des Zentrums, 2 Kilometer vom Strand entfernt. Frischwasser 2 Euro, Entsorgung frei, Square Illertissen, 56340 Carnac,
GPS: 47°3509N, 03°0457W.
Aire de Kerné Gebührenpflichtiger Stellplatz für 16 Mobile vor dem
Campinggelände. Befestigtes Areal zwischen Küstenstraße und Ort. Blick aufs Wasser. Ganzjährig nutzbar.
Route de Port Kerné, 56170 Quiberon, GPS: 47°2930N, 03°0823W.