Am Ende bekam der Held immer einen Kuss von der Prinzessin und gewann das halbe Königreich. In den Märchen der Gebrüder Grimm ist Dornröschen, Rapunzel und dem Froschkönig ewiges Leben geschenkt worden – auf der Deutschen Märchenstraße kann man auf ihren Spuren wandeln. Mehr als 600 Kilometer weit führt die Themenstraße von Hanau, der Geburtsstadt von Jacob und Wilhelm Grimm, bis nach Bremen. Die Deutsche Märchenstraße ist eine Route für Entdecker – vor allem, wenn Kinder mit von der Partie sind.
Wer wissen möchte, wo Aschenputtel ihren Schuh verlor, wird in Marburg vor dem Landgrafenschloss fündig. Und die sieben Zwerge geben sich in der Nähe ein Stelldichein. Dass viele Märchen mit dem Marburger Land in Verbindung gebracht werden, liegt auch an dem Künstler Otto Ubbelohde, der die bekannten Buchillustrationen anfertigte. Anregungen holte er sich in der noch heute ursprünglich wirkenden Landschaft.
Über Bad Wildungen thront ein Schloss, dessen Geschichte vermuten lässt, dass manches Märchen auf wahren Begebenheiten basiert. Von hier aus wurde einst Margarethe von Waldeck von ihrer Stiefmutter nach Brüssel geschickt, das hinter dem Siebengebirge, also den sieben Bergen lag. Doch nicht ein Apfel machte ihrem Leben ein Ende, sondern vermutlich Arsen. Heute gibt sich das Land friedvoller, leicht erliegt der Besucher dem Charme der mittelalterlichen Städte. Von Gudensburg bis Verden tauchen wir ein in eine Fachwerkkulisse, Märchenbrunnen laden zum Erzählen ein.
Pferdekoppeln am Wegesrand, wir nähern uns dem Rotkäppchenland. Kehren in Wolfhagen ein, wo am Marktbrunnen Wolf und Lamm einträchtig nebeneinander stehen. Im Baunataler Brauhaus, wo die Märchenerzählerin Dorothea Viehmann einst für ein Pfund Kaffee 40 Geschichten an die Gebrüder Grimm weitergab, findet jeden Samstagnachmittag eine Märchenstunde statt. Da bekommen nicht nur Kinder glänzende Augen.
Kassel - die Stadt der Documenta, der schönen Künste und des Grimm-Hauses. Doch wie schon Hans im Glück müssen auch wir weiterziehen: nach Hannoversch Münden, wo Fulda und Werra sich küssen. Fachwerkhäuser säumen die Straßen der Innenstadt, nur einen Steinwurf entfernt, an der Aegidienkirche, befindet sich der Grabstein des legendären Doktor Eisenbart.
Burgen und Schlösser laden ein, sich mit den Lebensverhältnissen im Märchenland vertraut zu machen. Schloss Eisenbach, Waldeck, Bad Wildungen, Schloss Schaumburg, die Ruine der Burg Hanstein: Die gesamte Route ist gespickt mit historischen Gemäuern. Viele öffnen – zumindest am Wochenende – für Besucher ihre Pforten.
Gar nicht angestaubt geht es in den an der Strecke liegenden Museen zu. Steinau, wo die Grimms ihre Kindheit verbrachten, lockt mit Märchenbrunnen und dem sehenswerten Brüder-Grimm-Haus. Inmitten der historischen Altstadt von Alsfeld befindet sich ein Märchenmuseum, die Märchenwache hat sich in Schauenburg einen Namen gemacht, und auch das Deutsche Märchenmuseum in Bad Oeynhausen lädt zum Verweilen ein.
Nicht nur Märchenhelden, sondern auch andere sagenhafte Gestalten geben sich entlang der Strecke die Ehre: In Ebergötzen wird im Wilhelm-Busch-Haus die Welt von Max und Moritz lebendig. Bodenwerder erinnert an den berühmtesten Sohn der Stadt – Baron von Münchhausen. In Hameln entführte einst der Rattenfänger die Kinder der Stadt. Von dort aus ist es nicht mehr weit bis Bremen, wo am Dom jeden Sonntag die Geschichte der Stadtmusikanten vorgeführt wird. Am Ende unserer Tour durchs Märchenland haben wir das Gefühl, tatsächlich ein halbes Königreich gewonnen zu haben. Und den Kuss gibt’s von der Prinzessin auf dem Beifahrersitz... (Oder dem Prinzen).
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