Ratgeber: Dichtigkeit beim Wohnmobilaufbau
Dichtung und Wahrheit

Wer lange Freude am Mobil haben möchte, sollte die Dichtigkeit des Aufbaus im Auge behalten. Und Feuchteschäden nicht auf die leichte Schulter nehmen. Eine Bestandsaufnahme.

Ratgeber: Dichtigkeit

Seit einiger Zeit riecht es im Reisemobil so modrig. Die Sperrholz-Innenwand zeigt Stockflecken. Beim Schließen der Tür rieselt es hölzern hinter den Schürzen hervor. Wenn Schäden am Aufbau durch eindringende Feuchtigkeit so offen zu Tage treten, hat das Wasser im Verborgenen meist schon ganze Arbeit geleistet, hat Holz aufgeweicht und zum Faulen gebracht. Dann steht oft eine teure Reparatur bevor. Nicht immer ist es dann mit einer Teil­reparatur getan, gelegentlich müssen ganze Wände getauscht werden. Ein Horrorszenario für jeden Reisemobilisten, das mit ein wenig Umsicht allerdings durchaus vermeidbar wäre.

Betroffen sind in aller Regel konventionell aufgebaute Reisemobile mit Holz im Aufbau. Zu Stabilisierungs- und Befestigungszwecken werden häufig unbehandelte Latten aus Nadelholz eingesetzt. An den Aufbaukanten dienen sie dazu, die Sandwich-Platten miteinander verschrauben zu können. Die Ausschnitte für Türen und Fenster werden so verstärkt. Auch der Boden und die Innenseiten der Wände bestehen oft aus Holz.

Das Problem: Holz reagiert empfindlich auf Wasser. Saugt es sich voll und kann nicht trocknen, beginnt der organische Werkstoff zu faulen. Der Aufbau verliert seine Stabilität. Schimmel- und Sporenbildung bergen gesundheitliche Gefahren für die Be­satzung. Auch der Dämmstoff hat entscheidenden Einfluss: Styropor kann Wasser aufnehmen und die Sache verschlimmern. Geschlossenporige Schäu­me wie PU, RTM oder Styrofoam sind hier im Vorteil.

Doch eine holzfreie Aufbautechnik ist noch keine Versicherung für Dichtigkeit. Selbst bei hochwertigen Integrierten dringt manchmal Schlagregen durch die Seitenscheiben im Cockpit ein. In Türen sammelt sich Wasser, weil die Ablaufbohrung verstopft oder nicht vorhanden ist. Auch manche Campingbustür kann das Wasser nicht aufhalten. Zwar sind die Folgen für den Aufbau nicht so gravierend, unangenehm ist das aber allemal.

Meist treten nach einigen Jahren die ersten Symptome an den üblichen Problemzonen auf. Der Kfz-Sachverständige Gerolf Happel aus Bad Endbach hat in den letzten Jahren aufgrund verbesserter Materialien einen Positivtrend ausgemacht. Doch das Thema Aufbaudichtigkeit bleibe virulent, meint der promobil-Experte.

Einfluss- und Risikofaktoren

Als kritische Stellen nennt der Kfz-Sachverständige Gerolf Happel beispielsweise Holzböden.

Sie sind Spritzwasser ausgesetzt und zudem oft vernachlässigt. Wenn der Unterbodenschutz nicht regelmäßig erneuert würde, seien besonders die Bereiche, in denen der Boden an Seiten- oder Heckwand stößt, gefährdet. Risikoträger sind darüber hinaus auch alle Verbindungskanten. Die Dichtmasse unter den Kantenleisten versprödet alterungsbedingt und verliert ihre Elastizität. Je breiter das Profil und damit die Dichtklebernaht über der Aufbaukante ist, umso unwahrscheinlicher werden Wassereintritt und Feuchteschäden.

Witterungsbedingungen – Aufbaubewegungen bei Sonneneinstrahlung oder Versprödung von Gummidichtungen durch UV-Strahlung – sowie Nutzungskonditionen (hohe Schneelasten beim Wintercamping) nennt Thomas Kramm, Reisemobiltechniker und von der Handwerkskammer Mittelfranken bestellter Sachverständiger, als Einflussfaktoren. Er sitzt im Prüfungsausschuss des Lehrgangs Caravantechnik, der an der Fahrzeugakademie Schweinfurt veranstaltet wird. Auch beim Fahren verwindet sich der Aufbau eines Reisemobils. Dabei kann Regen in Dichtnähte eindringen.

Frost kann regelrechte Kanäle ausbilden, durch die Wasser sickert. Und damit auch Schmutz, der ein zuverlässiges Wiederanhaften der Dichtmasse verhindert. Aus dem gleichen Grund sind nach Kramm auch sämtliche Wandausschnitte, beispielsweise für Dachhauben und Fenster, potenziell kritische Stellen.

Weitere Risikofaktoren gibt der Leiter der Fahrzeugakademie, Matthias Dingfelder, zu Protokoll. Auch Verarbeitungs-, manchmal sogar Konstruktionsmängel seien bei der nach wie vor handwerklich geprägten Produktionsweise mitunter Ursache für Wasserschäden. Unfachmännische Reparaturen am Aufbau stellten ebenfalls eine nicht zu unterschätzende Gefahr dar, nicht zuletzt für Händler, die gebrauchte Reisemobile in Zahlung nehmen und beim Wiederverkauf dafür gewährleisten müssen.

Auf Herstellerseite herrscht durchaus Problembewusstsein. Viele setzen heute bessere Materialien ein als noch vor Jahren üblich. Durch stichprobenartige künstliche Beregnung sucht man nach Erkenntnissen über die Dichtigkeit der Aufbauten.

So erhalten Sie Ihre Dichtigkeitsgarantie

Nahezu alle Marken übernehmen mittlerweile eine Garantie für die Aufbaudichtigkeit. Damit verpflichten sich die Hersteller, Wasserschäden am Mobilaufbau im Garantiezeitraum kostenlos zu beheben. An die große Glocke hängt das jedoch niemand.

Die meisten Hersteller bieten für ihre Reisemobile eine Dichtigkeitsgarantie für den Aufbau. Die Dauer unterscheidet sich mitunter erheblich. Abhängig ist der Erhalt der Garantie üblicherweise von der Durchführung regelmäßiger kostenpflichtiger Kontrollen in einer Vertragswerkstatt.

Die Angaben in den Verkaufsprospekten zum Thema Dichtheitsgarantie sind häufig unzureichend; eine echte Vergleichsmöglichkeit fehlt. Ob Fenster ausgenommen sind oder wie es nach einem Halterwechsel aussieht, erfährt der Kunde erst aus den Garantieunterlagen oder auf gezielte Nachfrage.

Schon 1984 führte Branchen primus Hymer als Erster eine Dichtigkeitsgarantie von sechs Jahren ein. Seit 1995 garantiert Hobby für die Dichtheit seiner Fahrzeuge – fünf Jahre lang. Das ist guter Durchschnitt. Spitzenreiter sind Bimobil und Carthago mit zehn Jahren. Sunlight und Carado gehen nicht über die gesetzlich vorgeschriebene Gewährleistung von zwei Jahren hinaus.

Der Erhalt der Garantie hängt üblicherweise von einer Aufbauinspektion ab, die der Kunde jährlich auf seine Kos -ten in einer Vertragswerkstatt durchführen lassen muss. Nach vollziehbar und auch im Sinne des Kunden: Im Frühstadium erkannte Schäden sind einfacher zu reparieren.

Viele Hersteller machen exakte Vorgaben für die Kontrolle. Händler werden entsprechend geschult. Bei der Ausbildung zum Caravantechniker ist für das Thema hingegen keine eigene Unterrichtseinheit reserviert. Neben der Sichtkontrolle typi scher Problemzonen ist auch die Messung der Feuchte im Wandaufbau mit geeigneten Geräten vorgeschrieben. Die Messung funktioniert nur bei Holzinnenwänden zuverlässig, nicht bei solchen, die auch auf der Innenseite mit Alu beplankt sind. An unauffälliger Stelle werden Messspitzen ins Holz eingestochen, um dessen Leitfähigkeit zu ermitteln. Diese gibt Aufschluss über den Feuchteanteil. Werte bis 20 Prozent gelten als unbedenklich. Bei höheren Graden herrscht Handlungs- und oft auch Reparaturbedarf. Thomas Kramm merkt an, dass Kunden ihr Reisemobil möglichst bei trockenem Wetter in die Werkstatt fahren sollten. Sonst könne die Messung, vor allem am Boden, kaum plausible Daten liefern.

Gepäck sollte nicht an Bord, das Innere von Schränken oder Sitztruhen zugänglich sein. Vom Eigner selbst festgestellte Undichtigkeiten müssen dem Verkäufer kurzfristig gemeldet werden. Bei einigen Herstellern wie Hymer und Dethleffs ist die Auffrischung des Unterbodenschutzanstrichs integraler Bestandteil der Dichtheitskontrolle. Bei Seitz in Aspach werden Fahrzeuge sogar beregnet, um Wassereintritt un mittelbar festzustellen.

Selbst bei regelmäßiger Wartung kommt es in der Praxis dennoch vor, dass von einer Kontrolle zur anderen kapitale Schäden auftreten. Offenbar werden Dichtigkeitsprüfungen nicht überall mit der gebotenen Akribie durchgeführt oder falsch ausgewertet. Der Sachverständige Gerolf Happel rät, sich ein Prüfprotokoll aushändigen zu lassen, wie es bei Pkw-Inspektionen üblich ist. Werkstätten pflegen unterschiedliche Herangehensweisen.

Beim Händler Schenk und Matuschek in Leonberg verlässt man sich voll und ganz auf die Messung mit dem Hydrometer. Nicht nur bei absolut bedenklichen Werten, son dern auch bei starken Schwankungen in einem Bereich wird man hellhörig. Anhand der Protokolle könne man Änderungen jederzeit nachvollziehen. Kodiak-Mobil-Chef Wilfried Wimmer, der im schwäbischen Dürnau Reisemobile baut und saniert, verzichtet bei seinem Aufbau check auf ein Messgerät. Verrottetes, jedoch wieder getrocknetes Holz würde so ohnehin nicht aufgespürt. Wie bei jedem Mobil entfernt er auch beim vorgeführten Hymer B von 2001 die Kederleisten von den Schürzen, um die darunter liegenden Schrauben zu inspizieren. Besonders an Aufbaukanten würden Bohrlöcher durch Verwindungen oft größer, Wasser könne direkt ins Sandwich durchsickern. Die besondere Aufbautechnik der B-Klasse beugt dem aber vor. Auch an den üblichen Stellen, dem Einstieg oder den Ablaufbohrungen der Seitenfenster, findet sich kein Hinweis auf Wasserschäden. Wimmer moniert das Fehlen von Spritzlappen und entfernt einen großen Batzen feuchten Schmutz, der sich am hölzernen Unterboden angesammelt hat. Dann stößt er unter dem Heck trotz Schutzanstrich doch auf weiche Stellen am Holzboden. Da muss schleunigst was getan werden. Obwohl der acht Jahre alte Hymer über weite Strecken ein Beispiel für mangelnde Vorsorge seines Besitzers ist, zeigt der Fall eines: Auch nach der Garantiezeit kann ein regelmäßiger Check des Aufbaus lebenswichtig für ein gesundes Reisemobilleben sein.

Tipps zur Vorbeugung: Das sollten Sie beachten

Wer Undichtigkeiten früh erkennt, beugt größeren Schäden vor und macht teure Reparaturen unnötig.

Ein sorgsamer Umgang ist der beste Schutz gegen Feuchteschäden. Auch nach dem Ablauf der Dichtigkeitsgarantie sollte man den Aufbau regelmäßig in der Werkstatt kontrollieren lassen. Wer darüber hinaus auf Nummer sicher gehen möchte, kann sich im Elektrohandel (zum Beispiel bei Conrad) für wenig Geld ein Feuchtemessgerät zu legen und selbst nachprüfen. Eine Sichtprüfung ersetzt dies aber keinesfalls.

Peinlich genau sollte man auch auf Moder- oder Schimmelgerüche achten. Beim ersten Verdacht ab in die Werkstatt. Bei einem Leck in der Wasseranlage sollte nicht nur dieses repariert, sondern auch die feucht gewordenen Stellen des Aufbaus untersucht werden.
Spritzlappen hinter den Rädern schützen den Boden vor Nässe und verhindern die Anlagerung von Feuchte anziehendem Schmutz.

Zudem sollte man den Unterbodenschutz regelmäßig prüfen und auffrischen. Gleiches gilt für mit der Zeit spröde werdende Dichtfugen um Dachhauben, Fenster und Türen sowie an Aufbaukanten. Auch Ablaufbohrungen an Fenstern, Türen und Klappen frei halten. Es lohnt sich, von Zeit zu Zeit die Kederleisten anzuheben und die darunter liegenden Schrauben zu überprüfen. Wasser kann sich dort ansammeln und findet dann oft genug durch die Schraubenlöcher den Weg in hölzerne Kantenleisten.

Für längere Zeit sollte das Mobil möglichst trocken abgestellt werden. Eine Scheune oder alte Lagerhalle sind ideal, obgleich nicht immer verfügbar. Auch Carport oder Folienschutzdach schützen vor Regen und verhindern Pfützenbildung auf dem Dach. Kontraproduktiv ist eine lediglich aufgelegte Folie; darunter sammelt sich Schwitzwasser. Auf keinen Fall sollte man das Mobil auf einer Wiese parken. Die Feuchte von unten kann dem Boden schwer zu schaffen ma chen und auch Rost am Fahrgestell Vorschub leisten.

Zur Belüftung sollte man an trockenen Tagen im Winter immer wieder die Fenster öffnen. Ein freier Luftaustausch verhindert konstant hohe Luftfeuchtigkeit in abgeschlossenen Räumen. Zielführend ist darüber hinaus das gleichzeitige Heizen. Am besten stellt man das Fahrzeug außerdem mit geöffneten Schrankklappen und -türen ab. Das verhindert Kondenswasserbildung beispielsweise in den Oberschränken. Die Luftfeuchtigkeit verteilt sich dann gleichmäßiger auf die Raumluft.

Fazit

Holz ist überholt: Holz ist ein wunderbarer Werkstoff. Die ersten Schiffe, Autos, Planwagen waren aus Holz. Doch inzwischen gibt es pflegeleichtere, unempfindlichere Stoffe. Deren Einsatz ist bei günstigen Mobilen bislang sicher utopisch. Doch auch bei teureren Fahrzeugen wird Holz im Aufbau noch eingesetzt. Der Verzicht darauf würde vielen Reisemobilbesitzern eine Menge Verdruss ersparen.