Tür auf, Klamotten rein und ab ins Wochenende. Mit im Gepäck sind nicht nur die Ladekabel für Smartphone und Notebook: Von der Kühlbox bis zum Heizöfchen für kühle Abende finden sich diverse Elektrogeräte an Bord, auch die kleine Kaffeemaschine und der Fön gehören für viele zur Grundausstattung. Schließlich will man ja nicht campen wie zu Großvaters Zeiten. Doch wo viel Strom gezogen wird, droht auch eine Überlastung des Netzes.
Auf Campingplätzen in Deutschland sind die Steckdosen mit zehn bis 16 Ampere (A) abgesichert, auf kleinen Plätzen in Südeuropa fliegen die Sicherungen zum Teil schon ab drei Ampere raus. Bevor man den kompletten Platz in Dunkelheit taucht, sollte man sich schlau machen, wie stark das Netz belastet werden darf.
Schon ab Werk abgesichert
Reisemobile sind ab Werk mit einer soliden elektrischen Anlage ausgestattet, die einzelnen Stromkreise der Bordelektrik sind eigenständig abgesichert. Wie groß die Belastung durch zusätzliche Verbraucher ausfallen darf, ist abhängig von der Ausrüstung des jeweiligen Fahrzeugs. Zwar sind die Schuko-Steckdosen etwa bei Hymer mit je zehn Ampere, bei Knaus sogar mit 13 Ampere abgesichert. Doch weist beispielsweise der Hersteller Hobby auch darauf hin, dass die Leistungsreserven der 230-Volt-Anlage von den fest eingebauten Geräten abhängen.
Immerhin gelten leistungsfähige Ladetechnik, ein großer Kühlschrank und die Klimaanlage bei vielen Mobilen mittlerweile als selbstverständlich. Für den zeitgleichen Betrieb weiterer Verbraucher werden die Reserven möglicherweise eng. Stefan Diehl, Pressesprecher bei Knaus, macht eine einfache Rechnung auf: Die Alde-Heizung im Elektromodus benötigt 2000 Watt, der Kühlschrank 175 und das Ladegerät weitere 250 Watt. Selbst bei einer 16-Ampere-Absicherung des Platzes bleibt mit einem Restwert von 1225 Watt nicht mehr genügend Kapazität für den Betrieb eines haushaltsüblichen Wasserkochers. Stefan Fricke aus der Konstruktionsabteilung von Hobby-Caravan empfiehlt somit: „Zu den fest im Fahrzeug installierten 230-V-Geräten sollten mehrere Verbraucher mit erhöhten Leistungsaufnahmen generell nicht gleichzeitig betrieben werden.“ Grob überschlagen lässt sich der abgesicherte Strom mit der einfachen Formel: Watt durch Volt gleich Ampere.

Bei mit 16 A abgesicherten Stromsäulen ergibt sich somit eine Belastbarkeit bis 3680 Watt, mit einer 10-A-Sicherung reicht es dagegen nur für 2300 Watt aus. Bei den auf manchen Plätzen vorgegebenen 6 Ampere dagegen können nur noch 1380 Watt beansprucht werden. Das klingt dennoch viel, doch kann der gleichzeitige Betrieb mehrerer Verbraucher schnell dazu führen, dass die Lichter ausgehen – und nicht nur im eigenen Fahrzeug.
So vermeiden Sie einen Stromausfall
Tückisch ist jedoch, dass nicht alle Verbraucher einen konstanten Strom verbrauchen. Kompressorkühlschränke und thermoelektrische Kühlboxen benötigen ebenso wie Klimaanlagen oder Heizlüfter in den ersten Millisekunden einen sogenannten Anlaufstrom, der das Drei- bis Vierfache der Nennleistung betragen kann.
Servicetechniker Wupper vom Heizgerätehersteller Ecomat gibt deshalb folgenden Tipp: Geräte, die auf verschiedenen Leistungsstufen betrieben werden können, sollten vor dem Einschalten auf die niedrigste Wattzahl eingestellt und erst nach dem Warmlaufen höher gestellt werden. Leistungsstarke Aggregate moderner Bauart sind deshalb übrigens oft mit einer Anlaufdrehzahlregulierung (Softstart) versehen, die eine kurzzeitige Überlastung verhindern kann.

Noch bevor leistungsstarke Zusatzverbraucher in Betrieb genommen werden, sollte man sich vergewissern, wie hoch die Stromzapfsäule abgesichert ist. Bei Einzelanschlüssen, die über eine separate Sicherung verfügen, steht in der Regel ein Hinweis darauf. Ansonsten hilft ein Blick in die Hausordnung des Campingplatzes oder die direkte Nachfrage an der Rezeption. Auf Überlastungen, die das Stromnetz lahmlegen, reagieren die Betreiber empfindlich.
Ist absehbar, dass die benötigte Stromabnahme über dem Limit liegt – etwa durch den Betrieb einer Warmwasserheizung oder einer Klimaanlage –, sollte man dies gleich beim Einchecken ansprechen. Vielerorts werden Komfortplätze angeboten, auf denen problemlos bis zu 16 A gezapft werden können. Mitunter gibt es auch die Möglichkeit, Einzelanschlüsse auf eine höhere Leistung freizuschalten. Abgerechnet wird dann nicht pauschal, sondern nach tatsächlichem Verbrauch.
Mit der richtigen Ausrüstung vorbeugen
Um möglichen Schäden vorzubeugen, machen zahlreiche Plätze Vorgaben zur Ausrüstung der Camper: Entsprechend der DIN VDE 0100-721 wird als Leitung zwischen Steckdose und Fahrzeug ein Kabel gefordert, das der Normvorgabe H07RN-F3G2,5 entspricht. Die Anschlüsse müssen in dreipoliger CEE-Ausführung gehalten sein, die bauartbedingt sowohl verpolungssicher als auch spritzwassergeschützt ist.

Kabeltrommeln müssen zudemüber eine Thermosicherung verfügen. Denn Stromfluss erzeugt Wärme, und je mehr Leistung abgenommen wird, desto mehr heizt sich die Leitung auf. Um zu vermeiden, dass Hitzestau zu einem Abschalten des Thermoschalters führt, sollte die Trommel immer komplett abgewickelt werden – ganz gleich, wie nah die Stromsäule liegt. Die Kabellänge darf übrigens nicht mehr als 25 Meter betragen.
Die Realität auf deutschen und internationalen Stell- und Campingplätzen stellt sich oft anders dar: Selbst auf neueren Anlagen sind Stromsäulen mit zweipoligen Steckdosen zu finden, was die Verwendung eines Adapters erfordert. Zentral positionierte Stromkästen sind nur mittels Verlängerungskabeln nutzbar. Auf Seiten der Camper sieht es zuweilen nicht besser aus: Die Kabeltrommel aus dem Baumarkt war so schön billig, verfügt aber nur über geringe Kabelquerschnitte, und die Anschlüsse sind selten spritzwassergeschützt.
Wird aus der Not zu vieler Mobile bei zu wenigen Stromsäulen dann noch die Tugend der Nachbarschaftshilfe, hängen nicht selten mehrere Fahrzeuge an einer Dose – in die Kabeltrommel lassen sich ja mehrere Verlängerungen einstöpseln. Man kann dann nur von Glück reden, wenn nicht gleichzeitig mehrere starke Verbraucher aktiviert werden.
Bordbatterie als Stromquelle
Grenzen gesetzt sind nicht nur der 230-Volt-Anlage, sondern auch der bordeigenen Stromversorgung. Insbesondere dann, wenn diese nur aus dem Zigarettenzünder gespeist wird. Vor allem bei Campingbussen, die nicht über ein autarkes 12-Volt-System verfügen, ist es fast die Regel, mehrere Verbraucher über die Bordsteckdose zu versorgen. Auch die Firma Dometic empfiehlt, ihre Kompressorkühlboxen unterwegs über den Zigarettenanzünder des Fahrzeugs zu betreiben, da über die Starterbatterie ein höherer Anlaufstrom genutzt werden kann.
Solange während der Fahrt nur ein Gerät vom Bordstrom gespeist wird, werden sich kaum Probleme ergeben. Schwieriger wird es bei der Verwendung von Mehrfach-Adaptern. Der gleichzeitige Betrieb von Kühlbox, Navi und Ladekabel kann zu Störungen führen. Günstige Mehrfachstecker aus dem Baumarkt sind mitunter nur bis 5 Ampere belastbar, das entspricht gerade mal 60 Watt: Der Zigarettenanzünder ist je nach Marke und Modell mit zehn (Fiat Scudo II), 15 (VW California, Fiat Ducato) oder 20 Ampere (Mercedes Sprinter) abgesichert. Fliegt hier wegen Überlastung die Sicherung raus, werden teilweise auch andere Stromkreise lahmgelegt. Vor dem Einstöpseln diverser Verbraucher sollten deshalb die benötigte Strommenge und die Belastbarkeit der Stromquelle abgeglichen werden.

Im Aufbau montierte 12-Volt-Steckdosen und USB-Ladesteckdosen sind meist mit einer Aufschrift versehen, wie viel Strom entnommen werden darf. Auf Strecke wird dieser an sich nur von der Größe der Bordbatterie limitiert. Ab Werk weist der Akku typischerweise eine Kapazität von 75 bis 100 Amperestunden auf.
Brennt die Sicherung doch mal durch, heißt es, erst einmal alle in Betrieb befindlichen Verbraucher auszuschalten. Nach dem Erneuern der Flachsicherung wird dann erst das Gerät mit hohem Anlaufstrom in Betrieb genommen und erst danach die anderen Verbraucher. So weit muss man es aber gar nicht erst kommen lassen. Bei Hymer hat man die Erfahrung gemacht, dass Geräte, die fürs Camping konzipiert sind, wenig bis keine nennenswerten Auswirkungen auf die elektrische Anlage haben. „Sensibler ist dies zu betrachten, wenn normale Haushaltsgeräte an die maximal zulässige Leistungsgrenze gehen“, berichtet Pressereferentin Sarah Lemke.
Bevor Wasserkocher, Kaffeemaschine oder eine Herdplatte aus dem Haushaltsbereich den Weg in den Wagen finden, empfiehlt sich deshalb der Blick auf das Typenschild des Geräts. Stromfresser bleiben besser gleich zu Hause. Wer will schon gern schuld daran sein, womöglich einen halben Platz lahmzulegen.
Elektrogeräte im Reisemobil
Gerät (230 V) | Leistung (Watt) | Benötigte Absicherung (Ampere) |
Heizung/Klima | ||
Dach-Klimaanlage | 1000-2800 W | 3-10 A |
Heizlüfter | 450-2000 W | 2-10 A |
Küche | ||
Doppelkochplatten | 2500-3000 W | 10,87-13 A |
Kompressorkühlschrank, 57 L | 45 W | 0,2 A |
Thermoelektrische Kühlbox | 64 W | 0,28 A |
Wasserkocher | 500-2200 W | 2,2-9,6 A |
Kapsel-Kaffeemaschine | 850-1700 W | 3,7-7,4 A |
Pad-Kaffeemaschine | 1450 W | 6,3 A |
Filter-Kaffeemaschine | 1200 W | 5,22 A |
Toaster | 1000 W | 3,35 A |
Mikrowelle | 700-1500 W | 3,04-6,5 A |
Mini-Backofen | 800 W | 3,5 A |
Unterhaltung/Sonstiges | ||
Flachbildschirm, 22'' | 23 W | 0,1 A |
Sat-Anlage bei Satellitensuche | k.A. | 10 A |
Notebook | 65 W | 0,28 A |
Smartphone laden | 3 W | 0,01 A |
Reisefön | 1200-1600 W | 5,22-7 A |
Camping-Waschmaschine | 180 W | 0,78 A |
Pedelec-Akku laden | k.A. | 2-6 A |
Absicherung im Reisemobil
Wie viele Verbraucher man im Reisemobil betreiben kann, hängt unter anderem auch von der Absicherung ab. Die Tabelle nennt Beispiele.
Absicherung | max. Leistung bei 230 V | max. Leistung bei 12 V |
1 A | 230 W | 12 W |
3 A | 690 W | 36 W |
10 A | 2300 W | 120 W |
16 A | 3680 W | 192 W |