Ein Traumtag – blitzblauer Himmel, Sonne, Schnee. Die Menschen sind sichtbar besser gelaunt bei schönem Wetter. Auf dem Campingplatz merkt man das besonders gut: Die Nachbarn lächeln ein bisschen freundlicher, grüßen netter und selbst der Nörgelvater drei Plätze weiter spricht heute morgen im Säuselton mit seinem halbwüchsigen Sohnemann – und der, Obacht!, mault nicht zurück.
Die Loipe beginnt direkt am Platz. Also: Ski anschnallen und los. Die schönste Skispur führt vom Campingplatz, vorbei an den Häusern von Grän, rüber nach Haldensee. Dort gibt es etwas Einmaliges: Die Loipe geht quer über den zugefrorenen See. Am anderen Ende liegt das Örtchen Haller. Das Tannheimer Tal ist eher eine ruhige Urlaubswelt, eine kleine, feine Ferienregion, ein weites Hochtal, in das die Sonne den lieben langen Tag scheint. Etwas für Genießer also, die sich an schönen Winterwanderwegen freuen können, an gut gespurten Loipen, die es zusammen auf 140 Kilometer Länge bringen.
Alpin-Fahrer finden familienfreundliche 55 Pistenkilometer in den sechs Skigebieten und 27 Lifte und Bergbahnen.
Überhaupt: Für Familien mit Kindern ist das Tannheimer Tal ein – ja man traut es sich kaum zu sagen, aber doch: ein kleines Paradies. In Tannheim gibt es zum Beispiel das Ice-Age-Kinderland mit Mammut, Höhlenbär, Säbelzahntiger sowie einer Tube- und Rodelbahn.
Schon die Anreise ist eine wahre Freude, zumindest was den Geldbeutel angeht. Denn Grän, Tannheim und Zöblen erreicht man vom Allgäu aus, ohne einen Meter auf österreichischen Autobahnen zu fahren. Kein Gedanke an Pickerl und Go-Box – und trotzdem Tiroler Gröschtl und Kaiserschmarrn auf der Speisekarte.

Comfort-Camp in Grän
Das Comfort-Camp in Grän ist einer von zwei Campingplätzen im Tannheimer Tal, bestens ausgestattet mit modernen Sanitäranlagen, mit Hallenbad und Sauna. Im Campingplatz-Laden gibt’s alles mögliche, zum Beispiel auch einen Brötchen-Service: Am Abend vorher bestellt man im Laden, sagen wir mal zwei Salzstangerl und zwei Kornspitz – und am nächsten Morgen ab 8 Uhr liegt alles fein säuberlich verpackt bereit. Ganz nebenbei: haben Sie schon mal frische Salzstangerl mit Butter und Marillenmarmelade probiert? Hat ein österreichischer Freund empfohlen – der perfekte Start in den Tag. Da steigt man gern auf die Langlaufski.
Bei schönem Wetter sind auch die Paraglider am Himmel. Sie starten oben an der Bergstation des Neunerköpfle. Sechs von ihnen haben heute Nachmittag ihre Schirme auf dem Boden ausgerollt und sortieren die vielen dünnen Schnüre, die sie hinterher im Himmel tragen sollen. Ein bunt gemischtes Völkchen: viele junge Leute dabei, aber auch einige reifere Semester. Man duzt sich, diskutiert über Wind- und Wetterlage, vergleicht Helme und Schirme. Zum Gipfel des Neunerköpfle führt ein gesicherter Pfad. Oben wartet ein Gipfelkreuz, ein großartiger Ausblick und das größte Gipfelbuch der Alpen. Etwas weiter unten, in der Gundhütte, die bei der Neunerköpfle Bergstation liegt, ist die Hölle los – Skifahrer, Snowboarder, Spaziergänger und Gleitschirmflieger sitzen in der Mittagssonne und essen deftige Dinge wie Spinatkäsknödel oder einen Germknödel mit Mohn und Vanillesoße. Bei der Bar stehen Liegen bereit und je länger die Mittagspause dauert, desto mehr Skifahrer nutzen die Gelegenheit zu einem Sonnenbad am Rand der Piste.

Wer Wintercamping macht, ist ja so leicht durch nichts zu erschüttern. Wacker steht am späten Nachmittag der Nachbar auf dem Dach seines Caravans und schaufelt mit der Schippe nach unten, was der Himmel gestern Nacht geschickt hat: 60 Zentimeter Neuschnee. Für seine beiden Töchter ein Riesen-Spaß, die baden im Schnee wie Dagobert Duck im Geld.
Viele Familien sind hier. Und viele vitale Menschen der Generation 60 plus, die schon bestens erholt aussehen, jeden Tag auf den Loipen unterwegs sind und sich immer wieder ein W-Lan-Ticket an der Rezeption für zwei Euro holen. "Damit ich mit meinem Enkel skypen kann", sagt der Mann aus der Pfalz. Draußen auf den Wegen ist immer was los, spätestens, wenn alle vom Skifahren und Langlaufen zurück sind, bauen Kinder Schneemänner und fahren mit dem Schlitten die vom Schneeräum-Bagger aufgeschütteten Hügel runter, die in guten Wintern schnell mal ein paar Meter hoch sind. Gesellige Wintercamper bauen sich eine Schneebar vors Reisemobil, stellen Weißwein oder Aquavit kalt und treffen sich am Abend mit Freunden auf ein Glas.
Kaum ist die Sonne hinterm Berg verschwunden, beginnt auf dem Campingplatz die Badezeit. Das Panorama-Bad füllt sich dann schnell, in der Sauna und im Dampfbad landen die Skifahrer und Langläufer an und belohnen sich für die Strapazen des Tages.
Winter-Highlights und Kulinarisches
Hier finden Sie einige der schönsten Winter-Events im Tannheimer Tal.
Zum Zuschauen und Mitmachen: Zwei der Höhepunkte im vielfältigen Winter-Programm des Tannheimer Tals sind Ski-Trail und das Schlittenhunde-Rennen in Nesselwängle. Beim Ski-Trail treffen sich mehr als tausend Langläufer aus ganz Europa zu spannenden Rennen auf Distanzen zwischen 14 und 55 Kilometern. Im Rahmenprogramm ist neben einem Mini-Ski-Trail für Kinder und Jugendliche auch ein Outdoor-Filmfestival und ein Laternen-Lauf geplant.
Beim Internationalen Schlittenhunderennen sind rund 50 Gespanne am Start, die zwölf Kilometer lange Strecke führt bei entsprechender Witterung über den zugefrorenen Haldensee.

Ballon-Festival: In jedem Winter wird es an zwei Wochen im Januar bunt am Himmel im Tannheimer Tal: Beim Internationalen Ballonfestival erheben sich jeden Tag rund 25 Ballon-Fahrer aus aller Welt in die Lüfte. Als Urlauber kann man zuschauen, am Rahmenprogramm teilnehmen oder – gegen eine Gebühr – mitfahren.
Runde Sache: Im Tannheimer Tal gibt’s Tiroler Küche in ihrer besten Ausprägung. Manchmal kommt sie ganz einfach daher, zum Beispiel in Form von Spinatknödeln mit Butter und Parmesan oder einer Speckknödel-Suppe, die – wenn sie gut gemacht ist – ein Hochgenuss sein kann. Auch Marillenknödel oder ein Kaiserschmarrn mit Zwetschgenröster sind als Hauptspeise oder als Nachtisch ein Traum. Aber gerade in dieser Region gibt es eine Reihe ambitionierter Köche, die die klassische Tiroler Küche neu interpretieren und mit Gemüsen, Fleisch und Forellen aus der Region interessante Menüs auf den Tisch bringen.
6 touristische Tipps fürs Tannheimer Tal
Von einer Loipe, die quer über den See führt, von interessanten Kirchen und Kapellen, von einem Startplatz für Paraglider und von einer der schönsten Riesenslalom-Abfahrten in den Alpen.
Tannheim: Im Hauptort des Tals steht die zweitgrößte Dorfkirche Tirols. Der im gotischen Stil erbaute Sakralbau ist frisch renoviert. Jeden Freitag wird eine kostenlose Führung angeboten. Und mit dem Heimatmuseum gibt es noch ein Musterbeispiel für glaubwürdig vermittelte Geschichte.
Grän: Um Grän liegt das Füssener Jöchle, ein Skigebiet mit bestens präparierten Pisten, vielen Sonnenstunden und einer 8er-Gondelbahn. Im Ort selbst gibt es eine Schaukäserei, die Pfarrkirche des St. Wendelin und die Nepomukkapelle, eine für die Gegend typische Votivkapelle, zu besichtigen.
Haldensee: Dieser 77 Hektar große Bergsee gehört nicht nur zu den schönsten Gewässern seiner Art in Tirol, sondern bietet Wintersportlern auch noch ein ganz besonderes Vergnügen: Bei entsprechend frostiger Witterung führt eine Loipe direkt über den zugefrorenen See.
Neunerköpfle: Etwas oberhalb der Bergstation liegt ein beliebter Startplatz für Paraglider, die örtliche Flugschule bietet auch Tandemflüge zum Ausprobieren. Zum Gipfel sind’s nur ein paar Minuten zu Fuß. Aber auch das Skigebiet Neunerköpfle zählt zu den schönsten im Tannheimer Tal.
Vilsalpsee: Der 12 Kilometer lange Loipenrundkurs durch das Naturschutzgebiet Vilsalpsee gehört zu den attraktivsten im Tannheimer Tal. Diverse Anstiege machen diese Route allerdings etwas anspruchsvoller. Die Gegend rund um den See ist bis auf einen Buszubringer autofrei.
Zöblen: Der verkehrsberuhigte Ort liegt am westlichen Ende des Tannheimer Tals. Das Skigebiet Zöblen-Schattwald bietet mit 17 Kilometer Abfahrten aller Schwierigkeitsgrade abwechslungsreiches Skivergnügen. Und die FIS-Abfahrt in Zöblen zählt zu den interessantesten Riesenslalom-Strecken der Alpen.
Stell- und Campingplätze im Tannheimer Tal
Restaurants
Beim Lenzer in Grän: Eigentlich ein Bauernhof am Ortsrand von Grän, direkt an der Loipe. Er hat sich zur veritablen Jausenstation entwickelt – ein paar Bierbänke auf der Terrasse, alle zur Sonne gedreht und eine hübsche, kleine Speisekarte mit allerhand Selbstgemachtem: Tiroler Knödelsuppe zum Beispiel, Apfelstrudel mit Sahne, Kakao, der noch mit echter Milch und aus Schokolade gemacht wird. Eine gute Wahl für Mittagessen oder Kaffeepause.
Standort: A-6675 Grän, Im Moos 21, GPS 47°30’35’’N/10°33’22’O, Telefon 0043/5675/5170
Achtalklause: Das Restaurant auf dem Comfort Camp ist solide – es gibt Tiroler Küche, italienische Gerichte und ausgesprochen gute Pizzen, der Service ist freundlich, der Weg nicht weit. Bestens geeignet für ein gemütliches Abendessen.
Standort: A-6673 Grän, Engetalstraße 13, Telefon 0043/5675/6570
Wenn Sie was zu Feiern haben oder sich einfach so mal etwas Besonders gönnen wollen, haben Sie im Tannheimer Tal die große Auswahl: Es gibt mehrere Restaurants mit Sterneküche. Zwei Beispiele: In der "Jungbrunnstube Gourmet" (Oberhöfen 74, A-6675 Tannheim) kocht Christian Marnet, ein junger Wilder und einer der höchstgelobten Küchenchefs in Tirol. Der Gault Millau gibt ihm 14 Punkte und eine Haube, gehobene Preisklasse.
Die Tannheimer Stuben im Hotel Hohenfels sind nicht weit davon entfernt, ebenfalls mit großer Küche (1 Michelin-Stern, 3 Hauben im Gault Millau und 17 Punkte. Tannheim 99, A-6675 Tannheim).
Informationen
Winter-Fakten: Im Tannheimer Tal gibt es 140 km Loipen, 72 km geräumte Winterwanderwege, sechs Nordic-Walking-Strecken mit 27 km Länge, 55 km präparierte Pisten. Außerdem viele Angebote für Kinder, zum Beispiel das Ice-Age-Kinderland in Tannheim, den Pumuckl-Hang in Zöblen, den Erlebnispark in Nesselwängle oder die Märchenwiese in Grän.
Auskünfte: Prospekte, Tickets für Veranstaltungen und gute Tipps bekommt man beim Tourismusverband Tannheimer Tal.
Oberhöfen 110, A-6675 Tannheim, Telefon 0043/5675/62200.