Es ist später Nachmittag im Hafen des Inselstädtchens Mali Lošinj, wir sitzen entspannt in einem Café am Kai. Die Sonne scheint mild, zwei Fischerboote tuckern heran und werden festgezurrt. An Bord haben sie frisches Meeresgetier, das heute Abend irgendwo in einer der vielen schönen Kneipen ringsum knusprig gebraten auf den Tisch kommt. An der Hafenpromenade stehen mächtige Palmen, ein Zeichen für das dauermilde Klima auf der Insel Lošinj, schon Anfang Mai ist es hier meist sommerlich warm. Die bunten Häuser, kleine Läden in schmalen Gassen der Altstadt, die vielen Cafés und Restaurants sorgen augenblicklich für Urlaubsstimmung. Genau wie das Café an der Promenade, wo das beste Eis der gesamten Kvarner Bucht über den Tresen geht.
Mali Lošinj liegt im Süden des Eilands und ist mit rund 9000 Einwohnern die größte und in jedem Fall auch die schönste aller Inselstädte in dieser gesegneten Region. Wichtig zu wissen: Die komplette Altstadt ist eine große Parkzone, an deren Einfahrt man ein Ticket ziehen muss – wer mit einem großen Wohnmobil unterwegs ist, sollte das Fahrzeug sowieso besser draußen stehen lassen, zu Fuß kommt man gut überall hin. Später fahren wir dann per Mobil vielleicht noch ein paar kurvige Kilometer weiter zum Nachbarort Veli Lošinj mit seinem Mini-Hafen und den winzigen Gassen – idyllischer kann ein Urlaubsort am Mittelmeer kaum sein.
Kvarner Bucht: Grüne Insel, raues Bergland
Die grüne Insel Lošinj ist End- und gleichzeitig auch romantischer Höhepunkt unserer Wohnmobiltour durch die Kvarner Bucht südöstlich von Istrien. Wobei nicht nur die Trauminseln im blitzblauen Mittelmeer verzaubern – auch das Festland hat seine reizvollen Seiten. Vor einem rauen Bergland samt Festungen, Kastellen und Barockkirchen erstreckt sich die Küste mit schönen Stränden und Hafenorten. Durch Berge vorm kalten Nordwind geschützt, gedeiht am Küstenstreifen südlich der Stadt Opatija eine besonders üppige mediterrane Vegetation. Und Opatija selbst ist mehr als nur einen kurzen Stopp wert.
Der Kurort mit seinen 12000 Einwohnern ist ein architektonisches Schatzkästchen mit großer Geschichte. Zur Zeit der Österreichisch-Ungarischen Doppelmonarchie zwischen 1867 und 1918 erlebte er einen enormen Aufschwung. Prächtige Bauten und Parks haben ihren Charme aus diesen Tagen in die Neuzeit gerettet. Besonders schön ist die zwölf Kilometer lange Uferpromenade „Lungo Mare“, die an den Glanzlichtern von Opatija vorbeiführt: am Hafen, dem Badestrand Lido, der St.-Jakob-Kirche und der mondänen Villa Ariston, wo einst die Habsburger, Kennedys und Coco Chanel wohnten.
Weiter geht unsere Mobiltour ins benachbarte Rijeka, mit rund 140.000 Einwohnern Herz der Kvarner Region. Der trubelige Hafenort birgt in seinen historischen Mauern manch kulturelle Schätze. Schon ein gemütlicher Bummel über den Korzo, die Fußgängerzone mit ihren Boutiquen und Cafés, lässt die reiche Geschichte spüren. Am Korzo hat die Stadt auch kostenfreies W-LAN installiert – wer in einem der Cafés Pause macht, kann gleich ungehindert im Internet surfen.
Nach so viel urbanem Trubel fahren wir hinaus auf die Inseln. Zu den schönsten Eilanden zählt Rab, ab dem Küstenort Jablanac mehrmals täglich per Autofähre erreichbar (Fahrzeit rund 15 Minuten). Die von einer Stadtmauer umgebene Inselkapitale gilt als eine der schönsten Altstädte im Adria-Raum, schiebt sich auf einer Landzunge ins Meer und sieht mit den vier markanten Glockentürmen aus wie ein Segelschiff. In Kathedrale und Kirchen finden hier oft klassische Konzerte statt, und Ende Juli entführen die „Tage des Mittelalters“ in die Vergangenheit – da scheint die Zeit stillzustehen.
Drei Inselschönheiten: Krk, Cres und Lošinj
Drei weitere Inseln bieten sich für eine Rundreise an. Vom Festland nach Krk (Aussprache: Kerk) führt eine Brücke, praktischer geht’s nicht. Wegen seiner feinen Küche wird das Eiland oft auch als „Insula Aurea“, „Goldene Insel“, bezeichnet – leckere Teigwaren, Lammfleisch, Schafskäse und der rohe, durch Nordwind luftgetrocknete Schinken bereichern die Wohnmobilküche.
Von Krk geht die Fähre dann weiter auf die Insel Cres (Aussprache: Zress), deren Hauptort durch einen mittelalterlichen Hafen, Kirchen, Klöster, prächtige Paläste und historische Stadttore geprägt ist. Von Cres nach Lošinj führt dann wieder eine Brücke, die nichts kostet – ideal für uns Reisemobilurlauber. Mit mehr als 2500 Sonnenstunden jährlich zählt die grüne Insel (Aussprache: Loschin) zu den sonnigsten Plätzen Europas, die subtropische Vegetation grüßt mit Palmen, Agaven, Oleander, Pinien, Salbei und Lavendel.
Anders als auf Cres herrscht hier sommers ein lebendiges Treiben, ohne dass es jemals zu hektisch wird. Nun zur Vorsaison sitzen wir gemütlich am Hafen, genießen den Wein und warten auf unsere frisch gebratenen Meeresfrüchte — so, genau so sollte es im Urlaub immer sein.