Wissen Sie, was Heimandln sind? Nein? Machen Sie sich nichts daraus. Diese traditionellen mannshohen Heutrocknungsgestelle sieht man schließlich kaum noch. Im Rupertiwinkel aber sind sie noch in Gebrauch – eines von vielen kleinen Beispielen dafür, dass das Leben hier etwas ruhiger getaktet ist. Wer mit offenen Sinnen in der reizvollen Landschaft in Oberbayerns Südosten unterwegs ist, wird von dieser Ruhe bald auch in sich selbst etwas spüren.
Vom Biergarten der Dorfwirtschaft Asten bei Tittmoning im nördlichsten Zipfel des Rupertiwinkels reicht der Blick bis zum Hochstaufen an seiner Südgrenze. Dazwischen erstreckt sich ein liebliches Hügelland, in dessen Zentrum der Waginger und Tachinger Doppelsee liegt. Richtung Laufen im Südosten bricht die Region in das breite Tal der Salzach ab und reicht im Westen bis kurz vor Traunstein. Durchzogen ist die ganze Gegend von einem dichten Radwegenetz.

Entdecken wir also die schönen Städtchen dort, die hervorragende Infrastruktur für Camper und Reisemobilfahrer, die exponierten Aussichts- und die versteckten Badeplätze. Lassen wir uns ein auf das traditionell geprägte urbayerische Lebensgefühl und erkunden wir, was wir hier alles im, am und auf dem Wasser unternehmen und wo wir in den schönsten Biergärten nach dem Wandern oder Radeln ein bisschen die Seele baumeln lassen können.
1. Stadt, Land und urbayerischer Genuss
Der Rupertiwinkel ist ein Gesamtkunstwerk: ursprünglich bayerisch, entspannt – und ein bisschen eigensinnig. Selbst die Maibäume tragen hier oft nicht die in Bayern sonst übliche weiß-blaue Bemalung. Kirchen mit Zwiebeltürmen gibt es zwar auch andernorts im Freistaat. Hier hat man aber den Eindruck, dass ein regelrechter Wettstreit zwischen den Dörfern um den ausgefallensten, filigransten Zwiebelturm stattfindet – mit bis zu drei "Zwiebeln" übereinander.
Obwohl touristisch sehr gut erschlossen, ist die Region nicht so überlaufen wie die bekannteren Urlaubsdestinationen im Land. Anders sieht das üblicherweise im nahen Salzburg aus. Österreichs Mozartstadt gehört zwar nicht mehr zum Rupertiwinkel, ist aber nur einen Katzensprung entfernt.
Letzteres gilt auch für Burghausen, die Stadt mit der längsten Burganlage der Welt und einer sehr reizvollen Altstadt, ebenso für Traunstein mit seinem Lindl-Brunnen aus rotem Marmor auf dem entzückend restaurierten Stadtplatz. Dass auch Städtchen wie Tittmoning, Laufen oder Teisendorf gar italienisches Ambiente vermitteln, erstaunt nur auf den ersten Blick – wurde deren Architekturstil doch von italienischen Baumeistern geprägt.

Die Gastronomie präsentiert sich vielfach bodenständig, regional und saisonal. Die Dichte guter, gemütlicher bayerischer Landgasthöfe ist hoch. Bier wird hier noch in kleinen Familienbetrieben gebraut. Ob bei Wieninger in Teisendorf, Schönramer, bei Weißbräu Freilassing oder bei gleich drei Brauereien in Traunstein – immer gehört auch ein gemütlicher Brauereigasthof und ein lauschiger Biergarten dazu. Hier und in vielen weiteren Biergärten im Land lässt es sich wunderbar entschleunigen.
Damit all dies dem Reisemobilfreund unkompliziert zugänglich ist, stehen zahlreiche Stell- und Campingplätze unterschiedlicher Kategorien bereit. Die Campingplätze liegen meist an den Seen und konzentrieren sich vor allem am Waginger/Tachinger See. Aber auch am Leitgeringer See im Norden und am Abtsee im Süden finden sich zwei besondere Camper-Schmankerln.
2. Radeln, bis die Wadln glühen
Die Schönheiten des Rupertiwinkels lassen sich wohl auf kaum eine andere Weise so umfassend und unmittelbar erschließen wie auf dem Drahtesel. E-Bike-Fahrer profitieren auch hier von ihrem größeren Aktionsradius und den zusätzlichen Kraftreserven, um auch gelegentliche längere Steigungen in der hügeligen Landschaft locker bewältigen zu können.
Wer es darauf anlegt, kann sogar auf einer knapp 90 Kilometer langen Runde von Tittmoning bis Piding und zurück die Region in eine einzige sportliche Radtour packen. Aber auch weniger Ehrgeizige genießen die kleinen und großen Sehenswürdigkeiten am Wegesrand. Und davon gibt es reichlich.

Der Rupertiwinkel erweist sich geradezu als ein Paradies für Radler. Ob man seine Touren individuell per Karte oder auf dem Computer plant, sich an markierte Rund-, Themen- oder Fernradwege hält oder an geführten Touren teilnimmt – den Möglichkeiten sind kaum Grenzen gesetzt.
Die Landschaft ist von einem engmaschigen Wegenetz durchzogen. Vom Radweg an der Bundesstraße über verkehrsarme Nebensträßchen und gut ausgebaute Feldwege bis zum Schotterweg durch den Wald – hier kann jeder Radler nach seiner Fasson glücklich werden.
Dass man alle paar Kilometer an einem der zahlreichen Badeseen, einem Biergarten oder einer Eisdiele Station machen kann, erhöht den Reiz des Radelns im Rupertiwinkel ungemein. Zahlreiche Tourenvorschläge und Planungshilfen finden sich hier: www.outdooractive.com/de/routes, www.waginger-see.de/urlaubsplanung/aktivitäten.
3. Auf und am Wasser und mittendrin
Freizeitbeschäftigungen im, am und auf dem Wasser stehen im Rupertiwinkel besonders hoch im Kurs – kein Wunder bei der Vielzahl an Möglichkeiten. Wem einfach der Sinn nach einem erholsamen Badeurlaub steht, der braucht unter Umständen nicht einmal den Campingplatz zu verlassen.
Ein besonders breites Angebot an Wassersportmöglichkeiten findet sich am Waginger und Tachinger See. Hier gibt es alleine drei Top-Campingplätze, darunter das Campingparadies Gut Horn. Als Alternativen für Freunde der Beschaulichkeit und Naturverbundenheit bieten sich Camping Seebauer am idyllischen Leitgeringer See bei Tittmoning oder Camping Abtsee an.

Über die ganze Region verteilt gibt es noch eine Vielzahl weiterer kleinerer Seen. Das Wassersportangebot ist dabei insgesamt von der sanften Art. Motorboote dürfen allenfalls mit Elektromotor betrieben werden, ansonsten wird friedlich gepaddelt, gesurft, gesegelt oder schlicht geschwommen und geplanscht.
Braucht man mehr? Wer über kein eigenes entsprechendes Sportgerät verfügt, wendet sich einfach an einen der vielen Verleiher in den Seegemeinden oder auf den Campingplätzen. Die Tourismusorganisationen vermitteln gerne Kontakte.
Bleibt noch eine ganz andere Art von "Wassersport", die sich im Rupertiwinkel großer Beliebtheit erfreut – das Angeln. Unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten spielt die Fischerei keine große Rolle mehr in der Region, erzählt uns Sepp Kraller von der Fischereigenossenschaft. Aber als Freizeitsport ist das Angeln sehr verbreitet, und die Möglichkeiten sind vielfältig.
Ein ganz besonderes Erlebnis bietet sich Frühaufstehern, die noch vor Sonnenaufgang auf den See hinausrudern und dem Tag beim Erwachen zuschauen. Sepp Kraller: "Wir leben hier im Paradies!"
Noch mehr Informationen zur Region, Tipps für Aktivitäten, Natur, Kulinarisches und Sehenswertes gibt es unter www.waginger-see.deund www.berchtesgaden.de/rupertiwinkel.