Mitsubishi L200 Explorer Camper
Pick-up-Camper für Offroad-Abenteuer

Wenn dieser Mitsubishi L200 Explorer keine Abenteuerlust weckt, dann schafft’s wohl keiner. Wir erliegen ihr – und toben mit dem Pick-up durch ein schönes Stück Wildnis. Es ist allerdings nicht die Tundra, sondern ein Offroadpark mitten in Deutschland. Film ab!

Mitsubishi L200 Explorer
Foto: Dani Heyne

Der Weg sah ganz solide aus. Etwas zur Seite geneigt, bisschen schlammig – aber machbar. Schließlich rollen wir hier nicht mit irgendeinem SUV an, sondern mit dem Mitsubishi L200 Explorer. Dem ungekürten Chef der Pick-ups. Die Mission? Mitsubishi hat einen serienmäßigen L200 mit Doppelkabine zu einem Outdoor- und Camping-Mobil veredelt. Nicht für die Preisliste, sondern um zu zeigen, was beim L200 so geht. Und da geht einiges.

Mitsubishi Pick-up: Autarker Allrad-Camper

Pick-ups stecken hierzulande ja immer noch in einer übersichtlichen Nische. Das macht vor allem der SUV-Boom deutlich – denn Sport Utility Vehicles sind ja grundsätzlich nicht so weit weg von modernen Pick-ups. Zurück zum Explorer, der über seinem soliden 4x4-Unterbau – samt Mittendifferenzial mit oder ohne Untersetzung und Hinterachssperre – alles an Bord hat, damit seine Passagiere autark im Gelände unterwegs sein können.

Strom erzeugt ein XL-Solarpanel, eine Speicherbatterie (100 Ah) versorgt die vielen Steckdosen. Die hochwertige Campingküche sitzt gut gesichert auf der Pritsche und lässt sich via Schienen leicht nach hinten rausschieben. 450 Kilo verträgt das Schiebeelement. 350 Kilo hält das Dach des Hardtops der Pritsche aus – es ist aus Edelstahl gefertigt und wurde schwarz pulverbeschichtet.

Warum die hohe Dachlast? Um das Zelt und zwei Schlafgäste tragen zu können. Die Besonderheit des Penthouses: Das GT Roof von Gentletent kommt ohne Gestänge aus. Einfach aufklappen, die Aluleiter darunterstellen und einen Kompressor anschließen – das Zelt stellt sich automatisch auf. Hatten wir schon das Spülbecken und die Outdoor-Dusche erwähnt? So etwas hat der L200 selbstverständlich auch an Bord.

Rutschpartie mit dem Pick-up

Mitsubishi L200 Explorer
Dani Heyne
Sollte die Bodenfreiheit einmal nicht reichen, stünde noch eine Seilwinde zur Verfügung.

Wo könnte man mit so einem Pick-up spielen? Zurück auf den Weg, der anfangs so einfach aussah. Nur etwas schlammig und zur Seite geneigt. Über den rutschen wir gerade. Leider seitlich, schnurstracks Richtung Wald. Der Explorer wühlt, wir spüren Adrenalin. Im Kriechgang geht’s voran, die Sperren aktiviert, das Drehmoment auf alle Stollen der 20 Zoll großen Geländereifen verteilt. An Vortrieb mangelt es nicht, aber an Grip. Daher rutscht das Heck immer weiter zu den Birken, wir schwitzen. Auch wenn der L200 laut Datenblatt erst bei einem Winkel von 45 Grad auf die Seite kippt – an Bäumen soll er sich heute nicht anlehnen. Daher lieber zurück, langsam bis zur Kreuzung.

Na ja, keine Kreuzung im klassischen Sinne. Mehr ein Zusammentreffen unbefestigter Pfade. Der eine steiler als die meisten Alpenpässe, die andere unerhört glitschig. Optimales Terrain für alle, die Allradantrieb und Bodenfreiheit feiern. Und so gern wie ausgiebig damit spielen.

Der L200 Explorer fühlt sich angespornt

Weiter zurück? Niemals! Dieses schlammige Stück Weg muss zu meistern sein. Mit etwas Schwung könnten die beiden rechten Räder Halt am höchsten Punkt des Weges finden, da, wo der Graben anfängt. Siehe da! Es klappt beim ersten Versuch. Jetzt sanft am Gas bleiben und vom 2,2-Liter-Diesel nach vorn ziehen lassen. Seine 400 Nm Drehmoment ahnen, um was es geht – und versammeln sich bereits kurz über Standgas. Bis der Mitsubishi die schmierige Passage gemeistert hat.

Zufrieden brummt der Vierzylinder im Standgas – die Scheinwerfer sind auf den Weg gerichtet, der sich nach rund 200 Metern in einem übersichtlichen See verabschiedet. Zu den serienmäßig 50 Zentimetern Wattiefe des L200 addiert sich die Höherlegung des Explorers von rund fünf Zentimetern. Damit dürfte der See keine Schwierigkeiten machen. Macht er auch nicht. Auch alles, was danach kommt, ist wie Wellness in der 4x4-Welt. Ein paar wilde Verschränkungen (easy!), eine Brücke aus Baumstämmen und ein schlammiger Hügel (ein Hoch auf die Bergabfahrhilfe), dann stellen wir den Explorer auf einer großen Lichtung ab und verspüren Hunger.

Nudelwasser und Schlammbatzen

Als das Nudelwasser auf dem Primus-Zweiflammkocher brodelt, ist die Zufriedenheit fast so groß wie die Schlammbatzen auf den Türen. Endlich mal wieder ein wenig Abenteuer erlebt, neue Wege unter den grobstolligen Reifen erkundet. Der Mitsubishi schaut aus, als hätte er sich gerade einmal quer durch die Tundra gefräst. Dabei tobte er den ganzen Tag im Dunstkreis der Gemeinde Stadtoldendorf. Ein Kleinod zwischen Hildesheim und Göttingen, das mit einer Besonderheit lockt: dem Freizeitpark Mammut.

Mitsubishi L200 Explorer
Dani Heyne
Dank der ausziehbaren Kocheinheit auf der Pritsche lässt sich an fast jedem Ort der Welt eine schnelle Nudelmahlzeit zubereiten.

Was nach einer Mischung aus Ausgestopfte-Fellriesen-Garten und Trimm-dich-Parcours klingt, ist ein 4x4-Spielplatz auf einem verlassenen Truppenübungsplatz. Auf insgesamt 130 (!) Hektar darf man hier mit seinem Allrad-Liebling auf unbefestigten Wegen spielen. Nach der unkomplizierten Anmeldung vor Ort gibt’s einen Streckenplan, der über blaue (einfach), rote (schwer) und schwarze (sehr schwer) Strecken informiert. Der Mammut-Park hat sieben Tage die Woche geöffnet. Quads und Co. sind an ausgewiesenen Wochenenden erlaubt, nur Zweiräder haben keinen Zutritt.

Die Betreiberfamilie hat einen Wiesen-Campingplatz eingerichtet und bietet zudem Übernachtungen in einem umgebauten Kasernengebäude an. Natürlich gibt’s auch ein Restaurant auf dem Platz. Und einen Bergungsdienst. Nach dem Nudelmahl packen wir und rollen den Dicken in die nahe Do-it-yourself-Waschbox. Dort bekommen wir den L200 schnell und gründlich sauber und düsen anschließend nach Hause. In bequemen Ledersitzen, gut gedämmt und von allen wichtigen Assistenzsystemen beschützt.Der Mammut-Park

Für 40 Euro kann man hier den ganzen Tag auf schönsten Offroad-Strecken spielen. Der 4x4-Park liegt zwischen Hildesheim und Göttingen. Auf dem weitläufigen Gelände finden sich ausschließlich unbefestigte Wege. Für Camper stehen große Wiesen mit Aussicht zur Verfügung. Es gibt Stromanschlüsse, Sanitäranlagen mit Duschen sowie eine Entsorgungsstation. Für Erwachsene kostet eine Übernachtung jeweils 8 Euro.

Fazit

Ne feine Sache, so ein Pick-up mit Campingmodul. Schon irgendwie seltsam, dass die Pritschenwagen so wenig Fans haben. Zumindest hierzulande.

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Promobil 10 / 2023

Erscheinungsdatum 13.09.2023

172 Seiten