Wer sich dazu entscheidet, diesen Traum einer Fernreise in die Realität umzusetzen, der steht vor einigen großen Entscheidungen. Nicht nur die Frage des Ziels will geklärt werden, sondern auch die Frage, wie die Reise angegangen wird. Wollen wir in unserem eigenen Wohnmobil reisen? Wäre es eine Option, vor Ort einen Camper zu mieten? Gibt es Anbieter, die den Großteil der Organisationsarbeit übernehmen? Alle drei Arten einer Fernreise kommen grundsätzlich infrage, haben jedoch ihre eigenen Vor- und Nachteile.
Welche Möglichkeiten gibt es?
Verschiffen: Wiebke und Knut Harms wählten die wohl aufwendigste Variante und verschifften ihr Wohnmobil, einen umgebauten MAN-Lkw, der in seinem ersten Leben ein Blumenlieferwagen war, in einem Container über das Meer nach Amerika. Insgesamt haben die beiden zwei Jahre Zeit in die Reiseplanung investiert. Durch die individuelle Planung der Fernreise bekamen die beiden die maximale Freiheit und Flexibilität – und den maximalen Planungsaufwand. Ein weiterer Punkt: Sie tragen selbst das Risiko für die gesamte Organisation und müssen dementsprechend flexibel auf unerwartete Situationen reagieren.
Vor Ort mieten: Wem das zu viel Aufwand ist oder wer nur den Jahresurlaub auf einem anderen Kontinent verbringen will, der mietet sich am besten vor Ort einen Camper. Unterstützung beim Mieten und Planen erhält man bei Reise-Experten wie der Camperoase. Mieten kann man auch über große Anbieter wie Tui oder Rent-A-Camper. Ganze Komplettpakete mit Flug und Co. gibt’s zum Beispiel bei Canusa.
All-Inclusive: Die bequemere Alternative sind organisierte Fernreisen. Hier buchen Interessierte eine Tour samt Wohnmobil, die gesamte Planung und Organisation übernimmt der Reiseveranstalter. Reisende erhalten ein fertiges Paket, das in der Regel die Miete eines passenden Wohnmobils, Versicherungen, Papiere, Route und Campingplätze beinhaltet. Diese Option ist ideal für alle, die sich weniger Gedanken über die Planung und Organisation machen möchten. Natürlich geht das auf Kosten der Flexibilität. Außerdem sind organisierte Fernreisen in Summe oft teurer als individuell geplante Reisen.
Wen Sprachbarrieren, fehlende Kenntnis der örtlichen Kultur und Sicherheitsbedenken davon abhalten, den großen Reisetraum in Eigenregie zu verwirklichen, der kann alles in professionelle Hände legen und entspannt mit einer Gruppe Gleichgesinnter auf Reisen gehen. Denn bei einer Sonderform der gebuchten Fernreise, den geführten Wohnmobilreisen, liegt die Organisation der Reise komplett bei einem professionellen Veranstalter. Und nicht immer muss es gleich nach Übersee gehen: Auch Ziele in der Nähe kann man auf einer geführten Reisemobiltour entdecken.
Mieten vs. verschiffen
Wer doch alles in Eigenregie plant, hat einiges zu tun. Im ersten Schritt müssen Reisende sich um ihre Papiere kümmern. Ein gültiger Reisepass ist Pflicht. Für eine Langzeitreise wie die von Wiebke und Knut Harms benötigt man für die USA ein B2-Visum, das für sechs bis zwölf Monate Aufenthalt gilt. Die Beantragung kann bis zu einem Jahr im Voraus erfolgen und umfasst ein Interview im US-Konsulat. Das Visum kostet rund 185 Dollar pro Person. Ein gültiger internationaler Führerschein ist Pflicht bei einer USA-Reise.
Für Wiebke und Knut Harms war außerdem schnell klar, dass sie ihr eigenes Wohnmobil verschiffen wollen. Mit 1.000 Dollar pro Woche war ihnen ein vergleichbar komfortables Modell zu teuer. Im August kosten auch einfache Camper mindestens 700 Euro pro Woche, ein typisches US-Luxus-Mobil mehr als 2.000 Euro. In der Nebensaison sind die Fahrzeuge oft nur noch halb so teuer.
Für längere Aufenthalte lohnt die Verschiffung des eigenen Reisemobils also, da die Langzeitmiete in aller Regel teurer ist. Natürlich ist auch die Sicherheit der vertrauten Ausstattung ein Grund, der sich aber schwer beziffern lässt. Anders die Kosten einer Verschiffung; sie hängen von der Fahrzeuggröße und – logisch – der Distanz ab und beginnen bei etwa 3.000 Euro für eine Fahrt.
Wie verschifft man ein Wohnmobil?
Bei der Verschiffung gibt es zwei Möglichkeiten: per Frachtcontainer oder im sogenannten Ro-Ro-Verfahren (Roll-on/Roll-off). Letztere ist die einfachere und günstigere Methode, um ein Fahrzeug zu verschiffen. Dabei fährt das Reisemobil direkt an Bord eines Spezialschiffs. Nach der Ankunft wird das Fahrzeug wieder heruntergefahren. Nachteil: Das Wohnmobil ist beim Ro-Ro-Transport weniger vor Witterungseinflüssen, Diebstahl und Beschädigungen geschützt.
Egal für welche der beiden Transportvarianten sich Reisende entscheiden: Ein Volldienstleister wie Seabridge oder Overlander Shipping, der die Formalitäten übernimmt, ist die richtige Wahl bei der Verschiffung. Diese Spezialisten bieten maßgeschneiderte Lösungen, um das Fahrzeug von einem Hafen zum anderen zu verschiffen, kümmern sich um alle logistischen Details und informieren vorab. Die Rundum-Pakete enthalten den Transport, die Zollabfertigung und die Versicherung. Bevor das Fahrzeug verschifft wird, sollte man es einer Inspektion unterziehen. Wiebke und Knut Harms wissen, dass viele amerikanische Häfen eine Unterbodenreinigung verlangen, um das Einschleppen invasiver Arten zu verhindern. Ebenfalls wichtig zu wissen: Lithium-Ionen-Akkus (wie etwa für E-Bikes) dürfen nicht immer transportiert werden.
Die Vorschriften beachten
Mit Fahrzeug-Einfuhrvorschriften und Zöllen muss man sich intensiv befassen, wenn man seine Reise selbstständig plant, denn viele Länder erheben Zollgebühren oder eine Einfuhrsteuer für Fahrzeuge. Zudem können temporäre Einfuhrgenehmigungen erforderlich sein, und es gibt oft spezielle Anforderungen hinsichtlich Fahrzeugtyp oder -alter. Bei längeren Aufenthalten oder Reisen durch mehrere Länder fallen möglicherweise für jedes Land separate Gebühren an. Auch für importierte Waren wie Lebensmittel oder Alkohol können Zölle anfallen.
Informieren Sie sich frühzeitig beim Zoll oder den Vertretungen des Ziellands (Botschaft oder Konsulat) über Zölle und Einfuhrbestimmungen. Dasselbe gilt für Versicherungen: Ein Muss ist die Haftpflichtversicherung. Die USA verlangen eine lokale Haftpflichtversicherung (Third-Party-Liability), die mit etwa 2.000 Dollar für europäische Camper relativ teuer ist.
Vor- und Nachteile im Überblick
Mobil verschiffen
Wer für längere Zeit auf Reisen geht, für den lohnt sich die Verschiffung des eigenen Wohnmobils. Der Camper schippert im Container oder im Ro-Ro-Verfahren übers Meer. Einfacher ist es, für die Verschiffung einen Volldienstleister zu wählen.
Das eigene Fahrzeug bietet gewohnte Ausstattung und Komfort.
Keine Abhängigkeit von Vermietern und Kilometerpauschalen.
Organisation von Transport, Zollabfertigung und Versicherungen erfordert Zeit und Aufwand.
Mobil mieten
Für diejenigen, die kein eigenes Reisemobil besitzen oder deren Fernreise nicht so lange dauern soll, ist das Mieten im jeweiligen Land die beste Option. Auch hier gibt es Reiseveranstalter, die bei der Campermiete weiterhelfen.
Flexibilität durch die Möglichkeit, unterschiedliche Fahrzeuge je nach Bedarf zu mieten.
Kein Risiko von Schäden oder Verlust des eigenen Fahrzeugs.
Gewöhnung an ein unbekanntes Fahrzeug kann Zeit in Anspruch nehmen.
Wer das Gesamtpaket bevorzugt, findet in diesem Artikel nützliche Tipps zur organisierten Reise.