Camping-Fernreise: Wohnmobil in Übersee mieten oder verschiffen?

Campingreise nach Übersee
Wann lohnt es sich, den Camper zu verschiffen?

ArtikeldatumVeröffentlicht am 11.08.2025
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Wer sich dazu entscheidet, diesen Traum einer Fernreise in die Realität umzusetzen, der steht vor einigen großen Entscheidungen. Nicht nur die Frage des Ziels will geklärt werden, sondern auch die Frage, wie die Reise angegangen wird. Wollen wir in unserem eigenen Wohnmobil reisen? Wäre es eine Option, vor Ort einen Camper zu mieten? Gibt es Anbieter, die den Großteil der Organisationsarbeit übernehmen? Alle drei Arten einer Fernreise kommen grundsätzlich infrage, haben jedoch ihre eigenen Vor- und Nachteile.

Welche Möglichkeiten gibt es?

Verschiffen: Wiebke und Knut Harms wählten die wohl aufwendigste Variante und verschifften ihr Wohnmobil, einen umgebauten MAN-Lkw, der in seinem ersten Leben ein Blumenlieferwagen war, in einem Container über das Meer nach Amerika. Insgesamt haben die beiden zwei Jahre Zeit in die Reiseplanung investiert. Durch die individuelle Planung der Fernreise bekamen die beiden die maximale Freiheit und Flexibilität – und den maximalen Planungsaufwand. Ein weiterer Punkt: Sie tragen selbst das Risiko für die gesamte Organisation und müssen dementsprechend flexibel auf unerwartete Situationen reagieren.

Vor Ort mieten: Wem das zu viel Aufwand ist oder wer nur den Jahresurlaub auf einem anderen Kontinent verbringen will, der mietet sich am besten vor Ort einen Camper. Unterstützung beim Mieten und Planen erhält man bei Reise-Experten wie der Camperoase. Mieten kann man auch über große Anbieter wie Tui oder Rent-A-Camper. Ganze Komplettpakete mit Flug und Co. gibt’s zum Beispiel bei Canusa.

All-Inclusive: Die bequemere Alternative sind organisierte Fernreisen. Hier buchen Interessierte eine Tour samt Wohnmobil, die gesamte Planung und Organisation übernimmt der Reiseveranstalter. Reisende erhalten ein fertiges Paket, das in der Regel die Miete eines passenden Wohnmobils, Versicherungen, Papiere, Route und Campingplätze beinhaltet. Diese Option ist ideal für alle, die sich weniger Gedanken über die Planung und Organisation machen möchten. Natürlich geht das auf Kosten der Flexibilität. Außerdem sind organisierte Fernreisen in Summe oft teurer als individuell geplante Reisen.

Wen Sprachbarrieren, fehlende Kenntnis der örtlichen Kultur und Sicherheitsbedenken davon abhalten, den großen Reisetraum in Eigenregie zu verwirklichen, der kann alles in professionelle Hände legen und entspannt mit einer Gruppe Gleichgesinnter auf Reisen gehen. Denn bei einer Sonderform der gebuchten Fernreise, den geführten Wohnmobilreisen, liegt die Organisation der Reise komplett bei einem professionellen Veranstalter. Und nicht immer muss es gleich nach Übersee gehen: Auch Ziele in der Nähe kann man auf einer geführten Reisemobiltour entdecken.

Mieten vs. verschiffen

Wer doch alles in Eigenregie plant, hat einiges zu tun. Im ersten Schritt müssen Reisende sich um ihre Papiere kümmern. Ein gültiger Reisepass ist Pflicht. Für eine Langzeitreise wie die von Wiebke und Knut Harms benötigt man für die USA ein B2-Visum, das für sechs bis zwölf Monate Aufenthalt gilt. Die Beantragung kann bis zu einem Jahr im Voraus erfolgen und umfasst ein Interview im US-Konsulat. Das Visum kostet rund 185 Dollar pro Person. Ein gültiger internationaler Führerschein ist Pflicht bei einer USA-Reise.

Für Wiebke und Knut Harms war außerdem schnell klar, dass sie ihr eigenes Wohnmobil verschiffen wollen. Mit 1.000 Dollar pro Woche war ihnen ein vergleichbar komfortables Modell zu teuer. Im August kosten auch einfache Camper mindestens 700 Euro pro Woche, ein typisches US-Luxus-Mobil mehr als 2.000 Euro. In der Nebensaison sind die Fahrzeuge oft nur noch halb so teuer.

Für längere Aufenthalte lohnt die Verschiffung des eigenen Reisemobils also, da die Langzeitmiete in aller Regel teurer ist. Natürlich ist auch die Sicherheit der vertrauten Ausstattung ein Grund, der sich aber schwer beziffern lässt. Anders die Kosten einer Verschiffung; sie hängen von der Fahrzeuggröße und – logisch – der Distanz ab und beginnen bei etwa 3.000 Euro für eine Fahrt.

Wie verschifft man ein Wohnmobil?

Bei der Verschiffung gibt es zwei Möglichkeiten: per Frachtcontainer oder im sogenannten Ro-Ro-Verfahren (Roll-on/Roll-off). Letztere ist die einfachere und günstigere Methode, um ein Fahrzeug zu verschiffen. Dabei fährt das Reisemobil direkt an Bord eines Spezialschiffs. Nach der Ankunft wird das Fahrzeug wieder heruntergefahren. Nachteil: Das Wohnmobil ist beim Ro-Ro-Transport weniger vor Witterungseinflüssen, Diebstahl und Beschädigungen geschützt.

Egal für welche der beiden Transportvarianten sich Reisende entscheiden: Ein Volldienstleister wie Seabridge oder Overlander Shipping, der die Formalitäten übernimmt, ist die richtige Wahl bei der Verschiffung. Diese Spezialisten bieten maßgeschneiderte Lösungen, um das Fahrzeug von einem Hafen zum anderen zu verschiffen, kümmern sich um alle logistischen Details und informieren vorab. Die Rundum-Pakete enthalten den Transport, die Zollabfertigung und die Versicherung. Bevor das Fahrzeug verschifft wird, sollte man es einer Inspektion unterziehen. Wiebke und Knut Harms wissen, dass viele amerikanische Häfen eine Unterbodenreinigung verlangen, um das Einschleppen invasiver Arten zu verhindern. Ebenfalls wichtig zu wissen: Lithium-Ionen-Akkus (wie etwa für E-Bikes) dürfen nicht immer transportiert werden.

Die Vorschriften beachten

Mit Fahrzeug-Einfuhrvorschriften und Zöllen muss man sich intensiv befassen, wenn man seine Reise selbstständig plant, denn viele Länder erheben Zollgebühren oder eine Einfuhrsteuer für Fahrzeuge. Zudem können temporäre Einfuhrgenehmigungen erforderlich sein, und es gibt oft spezielle Anforderungen hinsichtlich Fahrzeugtyp oder -alter. Bei längeren Aufenthalten oder Reisen durch mehrere Länder fallen möglicherweise für jedes Land separate Gebühren an. Auch für importierte Waren wie Lebensmittel oder Alkohol können Zölle anfallen.

Informieren Sie sich frühzeitig beim Zoll oder den Vertretungen des Ziellands (Botschaft oder Konsulat) über Zölle und Einfuhrbestimmungen. Dasselbe gilt für Versicherungen: Ein Muss ist die Haftpflichtversicherung. Die USA verlangen eine lokale Haftpflichtversicherung (Third-Party-Liability), die mit etwa 2.000 Dollar für europäische Camper relativ teuer ist.

Vor- und Nachteile im Überblick

Mobil verschiffen

Wer für längere Zeit auf Reisen geht, für den lohnt sich die Verschiffung des eigenen Wohnmobils. Der Camper schippert im Container oder im Ro-Ro-Verfahren übers Meer. Einfacher ist es, für die Verschiffung einen Volldienstleister zu wählen.

 Die Kosten für die Verschiffung sind auf langen Reisen oft niedriger als die Mietkosten.
 Das eigene Fahrzeug bietet gewohnte Ausstattung und Komfort.
 Keine Abhängigkeit von Vermietern und Kilometerpauschalen.

 Die Verschiffung ist vergleichsweise teuer.
 Organisation von Transport, Zollabfertigung und Versicherungen erfordert Zeit und Aufwand.

Mobil mieten

Für diejenigen, die kein eigenes Reisemobil besitzen oder deren Fernreise nicht so lange dauern soll, ist das Mieten im jeweiligen Land die beste Option. Auch hier gibt es Reiseveranstalter, die bei der Campermiete weiterhelfen.

 Keine hohen Kosten für Verschiffung des eigenen Fahrzeugs oder Komplikationen mit Logistik.
 Flexibilität durch die Möglichkeit, unterschiedliche Fahrzeuge je nach Bedarf zu mieten.
 Kein Risiko von Schäden oder Verlust des eigenen Fahrzeugs.

 Lange Miete kann teuer werden.
 Gewöhnung an ein unbekanntes Fahrzeug kann Zeit in Anspruch nehmen.

Wer das Gesamtpaket bevorzugt, findet in diesem Artikel nützliche Tipps zur organisierten Reise.

Nachgefragt

... bei Denice Heinemann, Geschäftsführerin beim USA-Reise-Spezialisten Seabridge.

Durch geführte Touren und Fahrzeugverschiffungen bringt Seabridge viele Reisemobilfahrer in die USA. Hat sich die Nachfrage 2025 verändert?

Seit über 25 Jahren helfen wir unseren Kunden, Reisen in die USA und Kanada zu verwirklichen. In 2025 verschiffen tatsächlich sogar mehr Wohnmobile nach Nordamerika als in 2024. Allein dieses Frühjahr haben wir schon über 300 Reisemobile nach Nordamerika verschifft. Einen Rückgang spüren wir derzeit noch nicht, aber wir merken, dass die Verunsicherung und der Beratungsbedarf bei den Kunden höher ist, wenn eine Reise in die USA ansteht.

Es gibt einzelne Kunden, die wegen der aktuellen Geschehnisse lieber erstmal woandershin reisen. Der überwiegende Teil unserer Kunden reist aber weiterhin nach Nordamerika. Viele wollen sich die lange geplante Traumreise nicht wegen politischer Diskussionen nehmen lassen. Viele sagen: Wenn man Urlaube nur abhängig von der dortigen Regierung auswählen würde, würden viele Reiseziele weltweit wegfallen.

Haben die US-Zollbestimmungen Auswirkungen auf den Schiffsverkehr und damit auf die Verschiffung von Reisemobilen?

Nein. Die RoRo-Frachtschiffe verkehren weiterhin regelmäßig nach Nordamerika. Es werden nicht nur neue Pkw verschifft, sondern auch eine große Anzahl an Nutzfahrzeugen, darunter Fahrzeuge für die Landwirtschaft, den Bau und Lkw. Diese sind essenziell für die US-Wirtschaft und müssen unabhängig von politischen Diskussionen und Zöllen weiterhin transportiert werden. Das sorgt derzeit für eine stabilere Auslastung.

Unsere Partner-Reederei, mit der wir Transporte in die USA und Kanada abwickeln, ist auf Nordamerikarouten spezialisiert. Eine Änderung des Fahrplans oder dieser Häfen ist derzeit nicht zu erwarten. Baltimore bleibt der bedeutendste RoRo-Hafen an der US-Ostküste und wird regelmäßig angesteuert. Halifax in Kanada wird bei jeder Überfahrt angelaufen. Viele unserer Kunden verschiffen nach Halifax und reisen dann auf dem Landweg in die USA ein.

Muss man bei Langzeitreisen mit Zöllen auf das Reisemobil oder die eingeführten Ausrüstungsgegenstände rechnen?

Private Wohnmobile und Campervans sowie Campingausrüstung werden nur temporär für einen Touristenurlaub eingeführt, wobei keine Zölle fällig werden. Somit ist die vorübergehende Fahrzeugeinfuhr für einen Urlaub unabhängig von irgendwelchen Zöllen. Reist man auf dem Landweg von Kanada oder Mexiko in die USA, werden Fahrzeuge und die Campingausrüstung zolltechnisch nicht erfasst.

Hier und da liest man von erschwerten Einreisebedingungen in die USA. Wie sind die Erfahrungen der Seabridge-Kunden?

Wir verstehen sehr gut, dass die aktuellen Medienberichte zur Lage in den USA bei manchen Reisenden Verunsicherung auslösen können. Oftmals werden solche Themen medial zugespitzt dargestellt, um Aufmerksamkeit zu erzeugen. Aber an den Einreiseregeln hat sich nichts geändert. Die wenigen Fälle, in denen Reisende an der US-Einreise abgewiesen wurden, betrafen unseres Wissens Personen, die versucht haben, illegal im Land zu arbeiten, oder wissentlich falsche Angaben gemacht haben. Solche Einzelfälle wurden schon immer streng gehandhabt, aber Touristen brauchen weiterhin keinen Grund zur Sorge zu haben.

Unsere Kunden, die in den letzten Wochen angekommen sind, hatten eine reibungslose Einreise. Alle berichten, dass man im Land als Tourist keinerlei Veränderungen durch die politischen Diskussionen mitbekommt. Die fantastischen Landschaften und die Freundlichkeit der Leute haben sich nicht geändert. Und der aktuell schwache Dollar-Kurs kommt dem Reisebudget sogar zugute.