Campingbus-Reise durch Slowenien
Vanlife, wo sich Alpen und Mittelmeer treffen...

Slowenien ist eines der kleinsten Länder der EU. Wenn es um die Fläche von Wäldern und Naturschutzgebieten geht, liegt es aber weit oben. Berge, Höhlen, Schluchten und Wasserfälle prägen die Landschaft. Und es gibt sogar Braunbären, die man mit etwas Glück nachts hören kann.

Campingbus-Reise Slowenien
Foto: Manu und Steffi Thier

Aus Italien kommend schrauben wir uns den Passo del Predil bis auf 1156 Meter hoch. Mit einem Panoramablick auf die Julischen Alpen überqueren wir die Grenze zu Slowenien. Die kargen, grauen Bergspitzen der Alpen ragen weit über den saftig grünen Bergwiesen hervor. Die Straße führt uns weiter hinunter ins Tal bis nach Bovec, wo wir es uns auf dem Kamp Kovač gemütlich machen.

Die Campingplätze in Slowenien sind einfach und natürlich gehalten. Auf einer großen Wiese stellt man sich irgendwo hin; man darf Grillen und Feuer machen, und ein paar Bäume für den nötigen Schatten und zum Aufhängen unserer Hängematte finden wir auch fast immer. Die typischen Camping-Gäste sind hier meist WandererInnen, MountainbikerInnen oder KajakfahrerInnen und mit Zelt, Auto oder Campingbussen unterwegs.

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Manu und Steffi Thier
Mit ihrer intensiven türkisblauen Farbe zieht uns die Soca geradezu magisch an.

Wir fühlen uns sofort wohl und ergattern einen Platz mit Sicht auf die Soča. Neben uns führt ein Weg runter zum Flussufer, wo ein beliebter Einstiegsplatz für KajakfahrerInnen ist. Die schlängeln sich hier in ihren bunten Booten durch die Stromschnellen.

Wir erkunden die Umgebung und machen eine kleine Wanderung. Eine Hängebrücke führt uns über die Soča und lässt uns bis weit ins Hinterland auf die Berge und tief in die weißen Schluchten blicken. Wir sind fasziniert, wie unglaublich türkis dieser Fluss ist. Auch unsere Hündin Maya freut sich über das kühle Bergwasser, denn an einigen Stellen wird die Soča ruhiger und flacher, und man kann wunderbar die Füßen darin abkühlen.

Der äußerste Südwesten Sloweniens

Wir verabreden uns mit Freunden, die ebenfalls mit ihrem Campingbus in Slowenien unterwegs sind. Zusammen mit Moni und Christoph brechen wir früh am Morgen auf nach Piran. Unsere Wohnmobile parken wir außerhalb der Stadt, die auf einer Halbinsel liegt. Mit den Rädern fahren wir auf der Promenade immer am Meer entlang, bis wir auf den Tartiniplatz gelangen. Der ovale Marktplatz liegt direkt am Fischer- und Jachthafen.

Bei einer Tasse Cappuccino genießen wir die morgendliche Stimmung und die schöne Sicht über den Marktplatz. Durch die mittelalterlichen, steilen Gassen gelangen wir hoch zur Georgskirche, von der aus wir einen traumhaften Blick zurück auf den Tartiniplatz und das Meer haben. An der Spitze der Landzunge liegt das Wahrzeichen der Stadt, die Kirche Sankt Clementa. Da die slowenische Küste nur 47 Kilometer lang ist und es in Piran keinen Stadtstrand gibt, nutzen die Menschen zum Sonnenbaden teilweise sogar den Kirchplatz.

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Manu und Steffi Thier
Kleiner Rundflug mit der Drohne über Piran. Die Stadt liegt auf einer Halbinsel im äußersten Südwesten des Landes.

Am Abend fahren wir in die Weinberge nach Marezige, wo wir die nächsten zwei Tage auf einem Weingut verbringen. Im Hofladen decken wir uns mit Olivenöl, Feigenmarmelade und einer Flasche Hauswein ein. Die Aussicht von der Wiese, auf der wir stehen dürfen, ist gigantisch. Unser Blick reicht bis an die Adria und die slowenische Hafenstadt Koper. Auch Italiens Küstenmetropole Triest ist in Sichtweite. Unsere Wohnmobile im Rücken sitzen wir wie vor einem Fernseher und freuen uns über die Aussicht. Zum Sonnenuntergang spielt Christoph uns noch ein Jazz-Solo auf seinem Saxophon, und nach dem Abendessen bewundern wir bei einer Partie Doppelkopf noch lange das glitzernde Funkeln der beleuchteten Hafenstädte.

Mit Moni und Christoph besichtigen wir die nahe gelegene Höhle Škocjamske Jame. Mehr als 500 Stufen führen uns durch das 10 Grad kalte und 3,5 Kilometer lange Höhlensystem. Den tosenden Höhlencanyon überqueren wir auf der fast 50 Meter hohen, spektakulären Cervenik-Brücke. Nach einer zweistündigen Führung und dem mühsamen Aufstieg aus der Höhle sind wir ganz schön geschafft.

Die Höhlenburg Predjama ist am nächsten Tag unser Ziel. Schon von weitem ist zu erkennen, wie malerisch sie in die Felsen eingebettet und von welch wunderschöner Natur sie umgeben ist. Heute verzichten wir allerdings auf die Höhlenführung und genießen stattdessen lieber draußen in der warmen Sonne den Anblick der märchenhaften Burg. An diesem Abend suchen wir vergebens nach einem geeigneten Platz für die Nacht. Serpentine für Serpentine schrauben wir uns die Berghänge hinauf, aber alle Flächen und Wiesen sind viel zu steil und außerdem privat.

Gastfreundschaft & Bärengebrüll

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Manu und Steffi Thier
Frühstückstisch mit Panoramablick auf die Julischen Alpen.

Müde und hungrig fassen wir den Entschluss, einfach an einem der Höfe, vor dem eine einigermaßen ebene Wiese liegt, zu fragen, ob wir dort über Nacht stehen dürfen. Mit dem, was uns erwartet, haben wir allerdings nicht gerechnet. Uns empfängt eine ältere Frau, die kaum Englisch spricht und wirklich mehr als gastfreundlich ist. Sie bietet uns an, dass wir direkt auf ihrem Hof stehen dürfen. Unendlich dankbar parken wir unsere Campingbusse vor einer riesengroßen Wiese. Hinter uns beginnt der Wald, wo sich die Julischen Alpen erstrecken. Die nette Dame bringt uns Birnen und Tomaten, die sie frisch aus ihrem Gemüsegarten gepflückt hat. Schnell sind die Strapazen der langen Suche verschwunden, und wir genießen beim Abendessen den wundervollen Panoramablick und die Ruhe.

Lange noch sitzen wir draußen und spielen unsere mittlerweile traditionelle Runde Doppelkopf, als wir seltsame Geräusche und lautes Brüllen hören. Bären! Da sind sich alle schnell einig. Nur ich kann das nicht so recht glauben und frage am nächsten Morgen bei der netten Dame nach. Sie bestätigt die Vermutung und erzählt uns, dass sich die Bären im Oktober sogar bei ihr im Garten paaren. Wir laden sie und ihren Mann spontan zum Frühstück ein und decken eine große Tafel mitten auf der Wiese, die in der Sonne liegt. Zum Abschluss serviert uns die Gastgeberin noch einen selbstgebrannten Himbeerschnaps, morgens um 10 Uhr … Na zdravje, Slovenija!

Die nächsten Tage verbringen wir in Kanal auf einem schön gelegenen Stellplatz oberhalb der Soča mit Blick auf die Stadt und die alte Steinbrücke. Am Flussufer gibt es einen kleinen aufgeschütteten Strand, an dem wir den Nachmittag verbringen. Außer mir traut sich allerdings niemand zum Schwimmen in die 12 Grad kalte Soča. Abends gesellen sich noch zwei weitere Freunde von uns dazu. Mit Marita und Christian verbringen wir dann auch die nächsten Tage, Moni und Christoph zieht es weiter nach Italien.

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Manu und Steffi Thier
Bei Kobarid wandern wir vom Campingplatz aus durch eine Klamm zum Kozjak-Wasserfall. Mehrere kleine Brücken führen über den Bachlauf, in dem riesige Felsbrocken liegen.

Vom Kamp Lazar bei Kobarid führt uns eine kurze Wanderung über eine Hängebrücke, von der aus wir eine atemberaubende Sicht ins Soča-Tal haben. Wir passieren einen kleinen Wald, bevor uns der Weg durch die Klamm zum Kozjak-Wasserfall führt. Riesige Felsen liegen in der Klamm, und über den Bachlauf führen mehrere kleine Brücken. Auf dem Rückweg überrascht uns Marita mit einer Brotzeit, die sie heimlich mitgenommen hat. Die Kulisse ist so traumhaft, dass wir spontan beschließen, schwimmen zu gehen. Die Soča ist hier im Wald wirklich besonders kalt, da helfen auch die Sonnenstrahlen nichts, die durch die Blätter fallen und so wundervoll auf der Wasseroberfläche glitzern. Zurück am Camp fahren wir mit den Rädern noch in die Stadt, nach Kobarid. Die Straße führt unterhalb der steilen Felshänge an der Soča entlang über die Napoleonbrücke.

Unterwegs auf dem höchsten Bergpass Sloweniens

Den Triglav-Nationalpark erkunden wir zu zweit; unsere Freunde bleiben im Camp, als wir am nächsten Tag weiterfahren. Auf den ersten Kilometern müssen wir immer wieder an der Soča halten und zum Ufer heruntergehen, so sehr fasziniert uns dieser Fluss. Wo er anfangs noch durch tiefe Schluchten lief, wird er im Trente-Tal ganz ruhig und flach. Wir übernachten im Camp Trenta, das eingekesselt von den Bergen wunderschön am Flussufer liegt.

Am nächsten Morgen fahren wir über den höchsten Bergpass Sloweniens, den Vršič-Pass. Auf einer Strecke von kaum 10 Kilometern führen uns 50 Serpentinen hinauf auf 1611 Meter Höhe. Die Aussicht wird mit jeder Kurve spektakulärer. Immer näher kommen die steilen Felswände des Triglavs, des mit 2864 Metern höchsten Berges des Landes. Oben genießen wir vor einer der Hütten das Bergpanorama und die landestypische Küche.

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Manu und Steffi Thier
Unterhalb von Kobarid steht die Napoleonbrücke, auf der einst die Truppen des französischen Kaisers marschierten.

Am Rande des Nationalparks liegt im Vranta-Tal der Peričnik-Wasserfall. Wir stapfen unzählige Stufen und auf einem Geflecht aus Baumwurzeln den steilen Hang hinauf und erreichen die erste Ebene des Wasserfalls. 52 Meter stürzt das Wasser hier in die Tiefe, was man von allen Seiten aus bewundern kann, da man auch hinter dem Peričnik herumlaufen kann. Wie ein leichter Regen tröpfelt es vom Gestein auf uns herunter, das Tosen wird immer lauter. Wir haben noch nicht genug gesehen und gelangen über eine Leiter zur zweiten Ebene. Mit 16 Meter Fallhöhe ist dieser Abschnitt des Wasserfalls zwar kleiner, dafür kann man hier aber nicht nur dahinter, sondern auch bis hinunter ans Wasser laufen. Unbeschreiblich schön ist der Blick durch den Wasserfall zurück ins Tal auf die bewaldeten Berge. Die letzten Sonnenstrahlen des Tages fallen durch die Blätter und hüllen alles in ein warmes Licht.

Unseren letzten Stopp in Slowenien legen wir am Bleder See ein. Ganz früh am Morgen gehen wir vom nahegelegenen Campingplatz zum See. Mystisch ziehen die Wolken über den Steg und die Insel mit der Marienkirche zur Burg Blejski Grad. Die thront weit oben auf einem steilen Felsplateau über dem See. Nach und nach kommt die Sonne durch. Ein letzter Eindruck von dem kleinen Land, das uns so verzaubert hat und das uns sicher bald wiedersehen wird.

Die aktuelle Ausgabe
Promobil 10 / 2023

Erscheinungsdatum 13.09.2023

172 Seiten