Wohnmobile und Wohnwagen sind in Deutschland durch den Branchen-Boom deutlich teurer geworden. Obwohl die viele Hersteller zur neuen Saison günstigere Modelle anbieten, kosten Campingfahrzeuge meistens noch mehr als vor dem Boom. Wer Geld sparen will, dem drängt sich da eine Lösung aus der Autobranche auf: ein Kauf bei einem Händler im EU-Ausland. Lohnt sich das trotz des Aufwands mit der Überführung?
Der Kauf eines neuen Wohnmobils oder Wohnwagens beim Händler im EU-Ausland bietet Chancen. Nur wer klar kalkuliert und formale Stolperfallen meidet, spart wirklich.
Günstiger Nettopreis, gleiche Qualität
Wer ein Wohnmobil oder einen Wohnwagen im Ausland kaufen möchte, kann oft von günstigeren Nettopreisen profitieren. Der Grund: In vielen EU-Staaten liegt die Mehrwertsteuer über dem Satz in Deutschland (19 %) und Österreich (20 %). Für Wohnmobile kommen in manchen Ländern, wie Dänemark oder den Niederlanden, noch Verbrauchssteuern oder Zulassungssteuern dazu. Damit sich die Bruttokosten nicht zu stark unterscheiden, senken die Hersteller in solchen Ländern oft ihre Nettopreise.
Der Vorteil für KäuferInnen aus dem Ausland: Die genannten Abgaben fallen nur an, wenn das Auto auch in diesen Ländern zugelassen wird. Wer das Auto im Ausland kauft und es dann in sein Heimatland reimportiert, zahlt erst dort die fälligen Steuern, die in Deutschland deutlich niedriger sind.
Für uns günstige Kaufländer mit besonders hoher Mehrwertsteuer oder Zusatzabgaben – beziehungsweise beidem – sind deshalb Dänemark, die Niederlande, Finnland, Griechenland, Kroatien und Portugal. In Deutschlands östlichen Nachbarländern, Polen und Tschechien, kommt zu den höheren Mehrwertsteuersätzen noch das allgemeine Preisniveau dazu, das etwas niedriger ist.
Beim EU-Neuwagen geht der ADAC von bis zu 30 Prozent Sparpotenzial aus – im Vergleich zu Autos für den deutschen Markt. Für den Caravaning-Handel gibt es keine Überblickszahlen, sodass man höchstens von Beispielen ausgehen kann: Hymer verlangt in Tschechien für manche der aktuellen Wohnmobil-Modelle, die es in Deutschland auch gibt, niedrige bis mittlere vierstellige Beträge weniger – bei 21 Prozent Mehrwertsteuer. Ob sich die Rechnung am Ende wirklich lohnt, hängt deshalb vom Suchglück und dem Verhandlungsgeschick der Kaufenden ab. Denn bei einem Auslandskauf entstehen auf jeden Fall Kosten für die Anfahrt zum Händler und die Rückführung des Fahrzeugs.

Wer rund um Freiburg lebt, findet die nächsten Händler von Chausson in Frankreich. Die Grenze ist aber kein Grund, vor einem Kauf im Nachbarland zurückzuschrecken.
Größere Auswahl: Sondermodelle und Editionen aus dem Ausland
Geld ist nicht der einzige Grund, der für einen Wohnmobil- oder Wohnwagenkauf beim Händler im EU-Ausland sprechen kann. Viele Hersteller bieten im Ausland spezielle Modelle oder Sondereditionen an, manche Konfigurationen gibt es nur auf lokalen Märkten. Manche Marken wie Elanagh haben in Deutschland und Österreich keine oder wenige Händler, sodass der Weg ins Ausland kürzer ist. Französische Caravaning-Händler haben von ihren Heimatmarken oft das größere Angebot. In solchen Fällen sollten sich Campende auf keinen Fall von Ländergrenzen innerhalb der EU abhalten lassen.
Nur mit CoC-Dokument und korrektem Vertrag
Ein wichtiger Punkt beim Kauf eines Campingfahrzeugs im EU-Ausland ist das sogenannte CoC-Dokument (Certificate of Conformity). Es bestätigt die Typgenehmigung für die komplette EU. Fehlt es, droht eine kostenintensive Einzelabnahme bei einer Zulassungsstelle im Heimatland. Deshalb sollte das Fahrzeug immer vom Hersteller selbst typgenehmigt sein.
Auch der Kaufvertrag verdient besondere Aufmerksamkeit. Idealerweise enthält er den Nettopreis ohne MwSt und ist zweisprachig abgefasst. Wichtig: Der Vertrag muss klarstellen, dass es sich um eine "innergemeinschaftliche Lieferung" handelt. Nur dann entfällt die ausländische Steuer.
So läuft der Kauf eines Wohnmobils im Ausland ab
Zuerst die Ausstattung über Kataloge und Preislisten vergleichen, dann das Wohnmobil oder den Wohnwagen konfigurieren oder eventuell ein fertig ausgestattetes Fahrzeug kaufen. Wer ein Campingfahrzeug im Ausland kaufen will, sollte alle Dokumente vor der Bezahlung prüfen: Fahrzeugbrief, COC, Originalrechnung und Übergabeprotokoll. Danach erfolgt die Überführung – per Spedition oder mit Kurzzeitkennzeichen. In den meisten Fällen kann der Händler eine kurzzeitige Zulassung im Kaufland organisieren. Für ein Fahrzeug, das im Ausland gekauft wird, bekommen Campende nämlich kein deutsches Kurzzeit-Nummernschild. Zurück in Deutschland verlangt das Finanzamt die Umsatzsteuer. Sie muss innerhalb von zehn Tagen entrichtet werden. Um im Heimatland die Zulassung zu erhalten, müssen CamperInnen der Zulassungsstelle alle nötigen Dokumente vorlegen:
- COC-Bescheinigung und im Fall einer vorherigen Zulassung im Ausland die Fahrzeugpapiere – jeweils im Original
- Original-Kaufrechnung
- eVB-Nummer (Versicherungsbestätigung)
- Personalausweis
- ausgefüllter Zulassungsantrag
- Lastschriftmandat für Kfz-Steuer
Garantie bleibt besten
Die Herstellergarantie gilt EU-weit. Garantieleistungen müssen eigentlich auch alle Vertragshändler einer Marke in der EU ausführen. Abseits davon kann es bei der Serviceabwicklung haken. Einige deutsche Werkstätten reparieren keine importierten Fahrzeuge.
Wer einen Wohnwagen im Ausland kaufen möchte, trifft seltener auf diese Hürden. Dennoch gilt: Bei länderspezifischen Varianten können Ersatzteile fehlen oder Nachrüstungen nötig sein – etwa bei Stromanschlüssen oder Gasanlagen.
Für wen lohnt sich der Kauf im Ausland?
Nicht jeder profitiert. Wer auf persönliche Beratung, schnelle Hilfe oder Rundum-Service setzt, sollte beim Händler vor Ort bleiben. Auch unsichere Käuferinnen und Käufer oder Campende ohne technisches Know-how sind im Inland besser aufgehoben.
Lohnenswert ist der Kauf im EU-Ausland für preisbewusste KäuferInnen mit viel Ausdauer beim Suchen oder solche mit klaren Vorstellungen zu Marke und Modell. Entscheidend ist die Dokumentenlage. Und die Bereitschaft, sich selbst um Überführung, Steuerzahlung und Zulassung zu kümmern.