Knapp ein Drittel der Wohnmobile in Deutschland gehört Haltern zwischen 60 und 69 Jahren. Diese Altersgruppe führt mit weitem Abstand – und zeigt, wie stark die sogenannten "Best Ager" den Wohnmobilmarkt prägen. Was dahinter steckt und was die Technik damit zu tun hat, zeigt ein Blick auf aktuelle Zahlen des Kraftfahrt-Bundesamts.
Deutschlands Wohnmobil-Rekord: 1 Million Fahrzeuge
Der Wohnmobil-Bestand in Deutschland hat im April 2025 einen historischen Meilenstein erreicht: 1.000.000 Fahrzeuge sind im Zentralen Fahrzeugregister verzeichnet. Noch 2017 waren es weniger als 500.000 – der Bestand hat sich also mehr als verdoppelt.
Besonders auffällig: Im Jahr 2020 schnellten die Neuzulassungen um 41,4 Prozent nach oben. Pandemie, Reiselust und Freiheitsdrang befeuerten den Boom. Doch das Wachstum war nicht dauerhaft: 2021 lag der Zuwachs bei 4,4 Prozent, 2022 folgte ein Rückgang von -17,6 Prozent. Der Markt konsolidierte sich – auf hohem Niveau. Was der anhaltende Campingboom 2025 für Urlauber, Wirtschaft und Regionen bedeutet, lesen Sie hier. Eine andere interessante Beobachtung ist:
Wer fährt eigentlich Wohnmobil? Die Altersstatistik
Der Blick auf die Halterdaten zeigt ein klares Bild: Die Generation 60 bis 69 Jahre dominiert den Wohnmobilbestand. Mit 318.589 zugelassenen Fahrzeugen bildet sie die größte Haltergruppe. Danach folgen die 50- bis 59-Jährigen mit 265.073 Fahrzeugen.
Und die Jüngeren? Die Altersgruppe unter 40 kommt zusammen gerade einmal auf 96.201 Fahrzeuge – das sind weniger als 10 Prozent des Bestands.
Warum Babyboomer und Best Ager den Ton angeben
Die 60- bis 69-Jährigen stellt somit die wichtigste Zielgruppe auf dem Wohnmobilmarkt – der hohe Anteil älterer Halterinnen und Halter hat gute Gründe: Viele sind bereits im Ruhestand oder arbeiten reduziert, haben Zeit und können flexibel reisen.
Die Menschen, die zwischen 1956 und 1965 geboren wurden, gehören zur Baby-Boomer-Generation und sind klassische Spät-Boomer. Sie sind großteils nach dem Zweiten Weltkrieg in einer Zeit wirtschaftlichen Wachstums und gesellschaftlicher Stabilität aufgewachsen. Ihre Häuser sind abbezahlt, die Renten gesichert, ein gewisser Wohlstand hat sich eingestellt. So ist oft das nötige Geld vorhanden für ein Reisemobil.
Dazu kommt die Erfahrung. Viele Best Ager waren früher mit Zelt oder Bulli unterwegs. Heute gönnen sie sich mehr Komfort – feste Betten, Automatik, Assistenzsysteme. Die Fahrzeuge passen sich an: niedrigere Einstiege, einfache Bedienung, viel Platz. Die Hersteller wissen, wer kauft. Vieles ist inzwischen auf die Bedürfnisse reifer Kunden abgestimmt.
Das ist die häufigste Wohnmobilbasis
Nicht nur die Halterstruktur zeigt klare Verhältnisse – auch bei den Basisfahrzeugen gibt es einen eindeutigen Sieger: Der Fiat Ducato ist mit 42,6 Prozent Marktanteil die klare Nummer 1. Konkret: 427.590 Wohnmobile basieren auf diesem Modell.
Dahinter folgen:
- VW Transporter: 13,5 Prozent (135.544 Fahrzeuge)
- Citroën Jumper: 8,6 Prozent (85.785 Fahrzeuge)
- Ford Transit Turneo: 6,2 Prozent (61.903 Fahrzeuge)
- Mercedes Sprinter: 5,6 Prozent (55.771 Fahrzeuge)
Warum der Ducato so stark ist, lesen Sie hier. Für viele Ausbauhersteller ist der Ducato so etwas wie das Schweizer Taschenmesser unter den Basisfahrzeugen – vielseitig, erprobt und gut kalkulierbar.
Das Gros der Wohnmobile fährt mit Diesel
Recht konservativ verhält es sich auch mit der Art der Antriebe. Der Blick auf die Motoren zeigt: Wohnmobilisten bleiben dem Diesel treu.
- Dieselanteil: 97,4 Prozent
- Benziner: 2,3 Prozent
- Gasbetriebene: 0,3 Prozent
Alternative Antriebe? Noch kaum relevant. Im Bestand finden sich lediglich 160 batterieelektrische Fahrzeuge (BEV) und 104 Hybride, darunter 38 Plug-in-Modelle.
Warum ist das so? Diesel dominiert weiter, weil E-Wohnmobile zu teuer, schwer und technisch limitiert sind. Reichweite und Ladeinfrastruktur reichen nicht – vor allem für große, autarke Fahrzeuge. Solange sich daran nichts ändert, bleibt der Diesel alternativlos.
Ein weiterer Grund ist der Netzausbau. Solange keine leistungsfähigen E-Plattformen mit Schnellladung verfügbar sind, wird der Dieselantrieb bei Wohnmobilen wohl die Norm bleiben.
Mit Blick auf alternative Antriebe und neue Modelle dürfte sich die Zielgruppe in den nächsten Jahren breiter aufstellen. Aber solange Reisen mit Diesel einfacher und günstiger bleibt, wird die Generation 60+ das Steuer nicht so schnell aus der Hand geben. Die junge Generation steht zwar bereit – aber der Markt gehört weiterhin den Best Agern.