Testfahrt Le Voyageur Signature mit Smart Vision
"Kamerasystem ist Außenspiegeln überlegen"

CMT 2018

Auf der CMT 2018 enthüllt die Marke Le Voyageur eine wahre Weltneuheit im Reisemobil-Bereich: Der neue Integrierte hat Kameras statt Außenspiegel. Schmale Bildschirme zeigen das Geschehen im Straßenverkehr. promobil hat es getestet.

Gerade noch auf der Consumer Technology Association kurz CES in Las Vegas vorgestellt und schon in Europa. Dieser Gedanke kann einem beim neuen Le Voyageur Signature I 8.0 CF kommen. Die Marke der französischen Pilote-Group präsentiert auf der CMT 2018 ein einzigartiges Kamerasystem für Wohnmobile.

Anstatt klassischer Außenspiegel setzt Le Voyageur bei dem Integrierten auf Kameras, die außen angebracht sind und auf schmale Monitore im Inneren das Geschehen im Straßenverkehr übertragen. Diese Technologie ist futuristisch und zeigt die zukünftige Digitalisierung der Fahrzeuge.

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Kameras sollen in Zukunft Spiegel ersetzen

Le Voyageur Signature (2018)
Sophia Pfisterer
Auf den Monitoren wird das Kamerabild von Außen gezeigt.

Die Kameras übertragen nicht nur tagsüber die Außenwelt ins Innere, sondern sollen auch nachts dank „Smart Vision“ ein deutliches Bild zeigen können. Am Heck des Le Voyageur Signature ist eine Rückfahrkamera angebracht, die auf einem Bildschirm in der Mittelkonsole alles anzeigt, was hinter dem Integrierten vorgeht.

Smart Vision hat laut Hersteller drei große Vorteile: Erstens ermöglicht die Technik Nachtsicht-Fähigkeit. Dieses Feature kann also zur Überwachung auf Stellplätzen genutzt werden. Zweitens verhindert die Smart Vision, dass Scheinwerfer von anderen Fahrzeugen den Fahrer im Spiegel blenden, drittens vermeidet die Kameratechnik den Toten Winkel. Auf beiden Seiten Seite fängt die Kamera einen deutlich größeren Winkel ein, als es klassische Rückspiegel je könnten. All das ist das große Versprechen der neuen Technik, doch kann sie es auch halten?

Probefahrt im Integrierten ohne Außenspiegel

Le Voyageur Signature Smart Vision
Lars Kohstall
Selbst im Tunnel konnte das System überzeugen.

Etwas skeptisch ist promobil-Autor Ulrich Kohstall vor der ersten Testfahrt mit dem Smart-Vision-System: „Wenn man die Monitore von üblichen Rückfahrkameras im Wohnmobil kennt, weiß man dass diese mit der Verkehrsüberwachung während der Fahrt überfordert wären.“

Außerdem sind Rückfahrsysteme ohne Außenspiegel so neu, dass sie noch nicht einmal bei namhaften Auto-Herstellern in der Serie verwendet werden. „Das System von Le Voyageur wurde ursprünglich für Busse entwickelt. Es ist aber auch dort noch nicht weit verbreitet, sodass es bislang nur wenige Erfahrungen mit dieser Technik gibt.“

Erster Fahreindruck: Intuitive Anwendung

Kaum ist der Zündschlüssel umgedreht, springen im Le Voyageur Signature die Monitore rechts und links an. Einstellen muss man hier höchsten noch dem Winkel der Monitore. Alles andere, wie etwa Helligkeit und Schärfe, berechnet das System schnell und zuverlässig.

Hinter dem Steuer fügt sich das Kamera-System für Ulrich Kohstall ganz einfach in den normalen Fahrablauf ein und die Bedienung läuft intuitiv. Die Bildschirme lenken nicht vom Fahrgeschehen ab, im Gegenteil: „Man gewöhnt sich schnell in die Monitore zu sehen, statt den Blick nach draußen auf die Außenspiegel zu lenken.“

Ein großer Vorteil der Monitore gegenüber der Außenspiegel: Selbst wenn man nach vorne schaut, befinden sich die Monitore im Blickfeld. Ohne den Kopf hin- und herdrehen zu müssen, kann man so dank Smart Vision das Geschehen links und rechts des Fahrzeugs im Auge behalten.

Weitere Vorteile des Smart-Vision-Systems

Auf der Testfahrt mit dem Signature ergeben sich weitere Pluspunkte:

  • Die Außenspiegel bei Integrierten sind oft störend für die Übersichtlichkeit, da sie sehr groß sind. Die Monitore im Inneren tragen also zu einer besseren Übersichtlichkeit im Cockpit bei.
  • Es gibt zwei Kamerabilder, analog zum Busspiegel zeigt das obere Bild eine „normale“ Einstellung und darunter eine im „Weitwinkel“-Modus. Dadurch, dass die ganze Fahrzeug-Seite übertragen wird, sieht man tatsächlich auch das was sonst im Toten Winkel liegt.
  • Normale Spiegel kommen auf schlechten Straßen oder Kopfsteinpflaster schon einmal ins „Zittern“. Das Kamerabild verfügt über einen Bildstabilisator, der das verhindert.
  • Die Kamera berechnet blitzschnell die bestmöglichste Darstellung auch bei unterschiedlichen Helligkeiten, beispielsweise wenn man in einen Tunnel fährt.
  • Regentropfen auf dem Spiegel sind ebenfalls kein Thema mehr. Selbst wenn sich Tropfen auf der Kameralinse befinden, zeigt der Monitor ein klares Bild, das die intelligente Automatik berechnet. Auch andere Verschmutzungen der Linse werden so ausgeglichen.
  • Ohne Außenspiegel verringert sich die Durchfahrbreite des Fahrzeugs. Ob das sich Fehlen der Spiegel tatsächlich auf die Aerodynamik auswirkt, konnten wir bei der Probefahrt nicht testen.

Gibt es auch Nachteile?

Le Voyageur Signature Smart Vision
Lars Kohstall
Der Le Voyageur Signature wirkt wie ein Kein-Ohr-Hase: Statt Seitenspiegeln hat er kleine Kameras an beiden Seiten montiert.

Die einzige Schwäche des Systems, die uns bis dato bekannt ist, bleibt bislang der Preis. Außerdem ist noch unklar, wie gut die intelligente Automatik auf eine beschlagene Kameralinse reagiert, beispielsweise frühmorgens. Außerdem konnten wir bei den regnerischen und winterlichen Lichtverhältnissen nicht ausprobieren, wie gut die Bildberechnung an sehr hellen Tagen ist. Eventuell könnte sich die Sonneneinstrahlung von hinten auf die Bildqualität oder die Darstellung auf den Monitoren auswirken. Das müssten wir noch testen.

Fazit: „Smart Vision ist dem Außenspiegel überlegen“

Die erste Testfahrt ist vielversprechend verlaufen und konnte Tester Ulrich Kohstall in allen bislang absolvierten Fahrsituationen überzeugen: „Ich würde mir wünschen, dass sich das System bei integrierten Reisemobilen durchsetzt. In dem Fahrerhaus von Vollintegrierten ist die Smart Vision konventionellen Außenspiegeln überlegen, da man bei den großen A-Säulen die Monitore sehr gut unterbringen kann.“ Bei Teilintegrierten oder Campingbussen könnte sich die Positionierung der Monitore schwieriger gestalten, da hier die A-Säulen schräger stehen.

Das Testfahrzeug Le Voyageur Signature: Edler Integrierter

Der Integrierte mit dem Kamera-Feature basiert auf einem Iveco Daily. Im Inneren herrscht ein cleanes Design mit Möbeloberflächen in weiß und cognac-farbenen Holztönen, außerdem zeigt das Möbeldesign des Signatures Ecken und Kanten.

Im Heck steht ein großes Queensbett eingerahmt von zwei Schränken. Das Bett lässt sich Nachts zu seiner vollen Größe ausziehen. Tagsüber kann man es zusammenschieben um daran vorbei zu gehen und an beide Schränke zu kommen.

Laut Le Voyageur soll der futuristische Signature aufgrund des Verzichts auf große Seitenspiegel noch aerodynamischer sein. Weitere Sicherheitsfeatures im Le Voyageur Integrierten sind Airbags und ESP.

Le Voyageur Signature I 8.0 CF: Daten und Preise

Grundpreis: 144.260 Euro
Basisfahrzeug: Iveco Daily
L/B/H: 8,05/3,09/2,35 Meter
Sitz-/Schlafplätze: 4/4
zul. Gesamtgewicht: 5,6 Tonnen
Preis des ausgestellten Fahrzeugs: 188.665 Euro
(Sonderausstattung: Chassis Pektet Iveco inkl. Airbags und ESP, Comfort Plus Paket, Wohnwelt Leder Satin, Alufelgen Vorderachse, elektrisches Plissee mit Sichtschutzfunktion, seitkliche Sonnenblender, Kompressorkühlschrank Woeco 173 L, Fracht und Lieferung, etc.)

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Promobil 06 / 2023

Erscheinungsdatum 03.05.2023

148 Seiten