Im Juli 2024 habe ich den Frankia Neo frisch vom Werk auf seine allererste Fahrt nach Schweden mitgenommen. 30.000 km war er seither im intensiven Dauertest, und wir freuen uns nun sehr, die Abschlussfahrt nach Norwegen machen zu können. Perfekt, um einen Vorher-Nachher-Vergleich anzustellen.
Auf unserer letzten Tour haben wir festgestellt, dass der Frankia ein perfektes Reisefahrzeug für zwei Personen ist. Gleichzeitig waren wir der Überzeugung, dass genug Platz vorhanden ist, um auch zu dritt auf Reisen zu gehen. Deshalb begleitet mich diesmal zusätzlich zu meiner Ehefrau auch unsere Tochter.
Die Fahrt führt uns von Stuttgart zum Fährhafen Hirtshals in Dänemark, wo wir eine erste Übernachtung einlegen. Die lange Anreise ist mit Tempomat, komfortablem Fahrwerk und guter Motorisierung leicht machbar. Die Frontsitze sind bequem, die Sitzbank an der Dinette durch die aufrechte Sitzposition weniger. Der Frankia erweist sich stets als zuverlässiger Begleiter. Der Mercedes-Antrieb lässt keine Wünsche offen und sorgt in Kombination mit dem 9-Gang-Automatikgetriebe für angenehm entspanntes Fahren.
Es ist extrem windig und der Frankia wird ordentlich durchgeschüttelt. Wir sind gespannt, ob die beiden Einzelbetten durch Erweiterung mit der Verbindungsbrücke auch für 3 Personen genügend Platz bieten. Sofern die Reisenden eher klein sind, funktioniert das gut. Leider ist die Arretierung des Zwischenbretts locker, und so öffnet sich im Laufe der Nacht die Brücke und ein Spalt klafft auf. Mit einem Panzerklebeband lösen wir das Problem, und im weiteren Verlauf der Reise sorgen die komfortablen Betten dann für erholsamen Schlaf.
Kristiansand: Die "norwegische Riviera"

Stellplätze mitten in der Natur sind zahlreich.
Nach einer stürmischen Überfahrt von Hirtshals erreichen wir Kristiansand. Vom etwas außerhalb gelegenen Parkplatz schnappen wir uns die Fahrräder aus dem dank großer Heckklappe super zugänglichen Kofferraum und radeln in wenigen Minuten ins Zentrum. Die Hafenpromenade, der Stadtstrand und der alte Fischereihafen vermitteln entspanntes Urlaubsflair.
Mandal empfängt uns mit hellen Holzhäusern und schönen Stränden. Weiter geht es zum südlichsten Punkt Norwegens, dem Leuchtturm Lindesnes Fyr, wo die karge Küstenlandschaft und der Blick über das offene Meer beeindrucken. Am Wildlachscenter Kvåsfossen gewinnen wir Einblicke in die Wanderung der Lachse – im Mai noch ohne sprungfreudige Fische, aber dennoch interessant. Unser abendlicher Stellplatz in den Bergen ist idyllisch. Wir stehen absolut einsam, und dank des Autarkiepakets von Frankia mit Ladebooster, Solarpanel und Batteriespeicher bleiben wir vollkommen unabhängig von externen Stromquellen.
Bei unserer ersten Reise gab es leider einen Defekt des Ladeboosters, was dazu geführt hat, dass wir alle 2-3 Tage an die Steckdose mussten. Dieses Problem ist mittlerweile behoben, und wir stellen im Laufe der weiteren Reise fest, dass wir vollständig ohne externe Versorgung eines Stell- oder Campingplatzes auskommen würden, sofern keine 230-V-Geräte wie beispielsweise ein Föhn vonnöten sind.
Flekkefjord und die Landschaftsroute nach Stavanger

Die bunte Innenstadt von Flekkefjord lädt zum erkunden und verweilen ein.
Flekkefjord bezaubert mit seinen weißen Holzhäusern und engen Gassen. Während wir fröstelnd am Fluss entlanglaufen, springen zwei Norwegerinnen ins Wasser – Alltag für die Einheimischen. Über spektakuläre Landschaftsrouten fahren wir weiter Richtung Stavanger. Die engen Straßen verlangen dem Fahrer des großen Fahrzeugs einiges ab, belohnen aber mit grandiosen Ausblicken. Kurz vor Stavanger besuchen wir das Monument "Schwerter im Felsen", das an die Vereinigung Norwegens erinnert.
Unser Stellplatz liegt auf einer Halbinsel außerhalb der Stadt. Mit dem Fahrrad erreichen wir das Zentrum bequem. Bunte Street Art, die Altstadt Gamle Stavanger und der lebhafte Hafen prägen das Bild der Stadt. Abends genießen wir im Wohnmobil den Sonnenuntergang und ein selbstgekochtes Essen – dank guter Küchenorganisation geht das flott und komfortabel. Der Zwei-Flammen-Gaskocher unterstützt uns zuverlässig. Der Kühlschrank ist kompakt, reicht aber auch für drei Personen vom Volumen her noch aus. Abends ist es kalt, weshalb es ohne Heizung nicht geht. Diese springt schnell an und sorgt für mollige Wärme.
Preikestolen: das berühmte Felsplateau Norwegens

Das berühmte Felsplateau Preikestolen ist ein unvergessliches Erlebnis.
Auf dem Weg zum Basecamp durchfahren wir den 14 km langen Ryfylke-Unterseetunnel. Der Aufstieg zum Preikestolen dauert rund zwei Stunden und führt über gut ausgebaute Steige. Am späten Abend gehört das 600 Meter hohe Felsplateau beinahe uns allein – ein unvergessliches Erlebnis in der klaren Abendluft. Mit der Fähre setzen wir nach Nesvik über und fahren durch beeindruckende Fjordlandschaften. Der Flesefossen, ein mächtiger Wasserfall, zwingt uns zu einem kurzen Stopp. In Røldal besuchen wir die alte Stabkirche, bevor wir weiter zum berühmten Latefossen fahren, dessen Zwillingswasserfall direkt über die Straße sprüht.
Was uns überzeugt am Frankia Neo – und was nicht
Unsere Nacht verbringen wir oberhalb von Odda mit fantastischem Blick über den Fjord. Zeit, unsere Eindrücke des Frankia Neo noch einmal Revue passieren zu lassen, auch im Vergleich zur ersten Tour vor knapp einem Jahr.
Der Wohnbereich überzeugt nach wie vor. Die Küche bietet auch für drei Personen mehr als ausreichend Stauraum, und das großzügige Bad mit funktionaler Dusche erleichtert längere Phasen des autarken Reisens. War bei der ersten Reise noch der Auszug des ausfahrbaren Waschbeckens durch Fehlbedienung defekt, funktioniert dieser inzwischen gut. Allerdings arbeitet die Arretierungsfunktion des Schiebe-Waschtischs und der -Toilette nicht zuverlässig und hält nur durch ein Fangband – ein kleiner Schönheitsfehler in einem ansonsten sehr durchdachten Raumkonzept.
Die Ver- und Entsorgungseinrichtungen gefallen nach wie vor. Das Befüllen mit Frischwasser ist über drei Wege möglich, und wir haben im Laufe der Reise aus unterschiedlichen Gründen alle genutzt. Das Entleeren des Grauwassers ist dank des langen Abwasserschlauchs komfortabel. Nach wie vor unzuverlässig arbeitet allerdings die Füllstandsanzeige des Abwassertanks.
Bergen: Die Hansestadt voller Farben und Leben

Die bunte Häuserfront von Bergen versprüht förmlich gute Laune.
Der folgende Tag führt uns über einen futuristisch beleuchteten Kreisverkehr im Tunnel zur Hardangerbrua und weiter nach Eidfjord. Besonders eindrucksvoll: der Voringsfossen, einer der spektakulärsten Wasserfälle Norwegens. Unser Übernachtungsplatz am Hotel Fossli bietet eine grandiose Aussicht.
Bergen empfängt uns mit Sonne – ungewöhnlich für die regenreichste Stadt Norwegens. Die bunten Hansehäuser von Bryggen, der Fischmarkt, der lebendige Hafen und die Fahrt mit der Standseilbahn auf den Fløyen machen den Aufenthalt abwechslungsreich. Wir genießen zwei entspannte Tage, erkunden die Stadt zu Fuß und mit dem Fahrrad und erleben ein fröhliches Hafenfest.
In Knarvik besuchen wir die modern interpretierte Holzkirche Knarvik Kirke. Weiter geht es zum Sognefjord. Ein technischer Defekt der geplanten Fähre zwingt uns zu einem zweistündigen Umweg. Die gewählte Route über kleine Nebenstraßen erweist sich erneut als herausfordernd mit dem knapp sieben Meter langen Reisemobil. Schmale Single Roads, teilweise durch Tunnel ohne Ampelsystem, erhöhen den Adrenalinspiegel. Am Kvinnefossen angekommen, lassen wir uns von der Gischt einnebeln, bevor wir im Vesterland Feriepark übernachten.
Nachts regnet es sehr stark, der Rasenparkplatz ist aufgeweicht. Die Abfahrt am nächsten Morgen wird deshalb wegen durchdrehender Reifen zu einer Schlammschlacht, die Fahrer und Frankia in guter Zusammenarbeit letztlich meistern. Die Fähre von Kaupanger bringt uns nach Gudvangen durch einige der beeindruckendsten Fjorde Norwegens: den mächtigen Sognefjord, den Aurlandsfjord und den UNESCO-geschützten Nærøyfjord. Steile Felswände, Wasserfälle und vereinzelte Bergbauernhöfe prägen das Bild.
Historische Sehenswürdigkeiten

Die Stabkirchen aus Holz muss man gesehen haben.
In Gudvangen besuchen wir die authentisch rekonstruierte Wikingersiedlung, bevor wir weiter nach Flåm fahren. Der Campingplatz ist zwar ausgebucht, da wir autark sind, dürfen wir dennoch auf dem Platz übernachten. Wir stehen spektakulär, umringt von Felsen mit herabstürzenden Wasserfällen. Die Flåmsbana, eine der steilsten Bahnstrecken der Welt, startet unweit des Campingplatzes und führt uns durch Tunnel und über Brücken tief in die Bergwelt. An einem Wasserfall erleben wir eine inszenierte Begegnung mit der sagenhaften "Huldra".
Die Stabkirche von Borgund gehört zu den besterhaltenen ihrer Art und beeindruckt durch ihre filigrane Holzarchitektur. In Gol besuchen wir eine rekonstruierte Variante derselben Bauweise.
In Oslo verbringen wir zwei abwechslungsreiche Tage. Vom zentrumsnahen Stellplatz aus erkunden wir die Stadt mit dem Fahrrad: Oper, Bibliothek, Aker Brygge, Munch-Museum und die Wachablösung am königlichen Schloss stehen auf dem Programm. Oslo wirkt modern, entspannt und überraschend grün. Ein Besuch am Holmenkollen mit seiner Skisprungschanze rundet den Aufenthalt ab.
Rückweg über Kongsberg, Heddal und den Telemarkkanal
Entlang des Glomma-Tals erreichen wir die Silberstadt Kongsberg und fahren mit dem Zug tief ins historische Silberbergwerk – ein spannendes Erlebnis. In Hedal besichtigen wir die größte Stabkirche Norwegens, ein imposantes Bauwerk.
Am Telemarkkanal beobachten wir in Vrangfoss die Schleusung des historischen Dampfschiffs "Victoria", das mit großem körperlichem Einsatz der Schleusenwärterinnen durch sieben Kammern manövriert wird. Unsere Tour führt uns weiter über Kragerø, dem "St. Tropez des Nordens". Bei einem leckeren Eis sitzen wir am Kai mit Blick auf die herrlichen Schäreninseln. Die letzten Etappen führen uns durch die idyllischen Küstenorte Risør, Arendal und Grimstad. Außerhalb der Hochsaison wirken sie ruhig und authentisch – perfekte Orte, um die Reise entspannt ausklingen zu lassen.












