Mit dem Specter feiert die Marke Rhön Camp ihr 15-jähriges Bestehen, darum soll die Edition auch nur 15 Fahrzeuge umfassen. Genaugenommen 16, denn der Testwagen trägt die Seriennummer 000 auf der edlen Metallplakette, ist also der Prototyp. Das mag auch als Entschuldigung gelten, dass noch nicht alles funktioniert, insbesondere am modernen Touchscreen-Kontrollbord.
Beim Jubiläumsmodell wollte Rhön Camp offenkundig zeigen, was sie so alles draufhaben und umsetzen können – dadurch stieg allerdings auch der Preis. Wer nicht ganz so viel ausgeben möchte, findet mit den Modellen Spirit und Force aber auch etwas günstigere Angebote.
Rhön Camp The Specter
- Gurt-/Schlafplätze: 4/2
- Zul. Gesamtgewicht: 4.400 kg
- Länge: 6,43 m (mit Heckträger)
- Preis: ab 229.000 Euro

Die Innenansicht des Rhön Camp The Specter.
Ausbau mit hochwertigen Materialien
Der Specter beeindruckt schon auf den ersten Blick durch sein stringentes Ausbaudesign mit Oberflächen in Schwarz und Echtholzfurnier Wildeiche. Das sieht sehr stylisch und edel aus, sorgt aber insgesamt für ein recht dunkles Ambiente, da auch die Fenster und Dachhauben nicht besonders viel Licht hereinlassen. Immerhin kommen dadurch die Lichtinstallationen noch stärker zur Geltung, die an vielen Stellen perfekt in den Möbelbau integriert sind. Am Kontrollbord gibt es dazu vielfältige Steuermöglichkeiten, die man in verschiedenen Lichtszenarien abspeichern und direkt anwählen kann.

Die Kombination aus schwarzen Flächen und Echtholzfurnier wirkt superedel – macht den Innenraum aber dunkel. Lederpolster sind Serie.
Die Fahrerhaussessel und der Einzelsitz gegenüber hüllen sich in edles, feinverarbeitetes Leder. Der Specter ist als Zwei-Personen-Fahrzeug konzipiert, weshalb der hintere Sitz als bequemer, gurtloser Sessel ausgeführt ist. Auf Wunsch gibt es aber auch eine Sitzbank mit zwei Fahrplätzen. Auch die Tischplattengröße reicht nur für das Frühstück zu zweit – immerhin ist noch ein größerer Tisch für draußen mit an Bord.
Das stilvolle Sitzgruppenambiente verfeinern zudem die furnierte Weltkarte an der Badaußenwand und die Ausstattung des Hängeschranks als Barfach mit Flaschenhalter und magnetisch fixierten verschiedenen Silwy-Gläsern. Dieses System findet sich auch in der Küche wieder, wo nicht nur Geschirr und weitere Gläser in Schränken und Schubladen gesichert unterkommen, sondern auch diverse Gewürzstreuer unter dem Hängeschrank magnetisch bereithängen.

Solide Küchenzeile mit Induktionskocher, großer Spüle und 70-Liter-Kühlschrank am Einstieg.
Weitere Küchen-Highlights sind der bündig in die Echtholz-Arbeitsplatte versenkte Induktionskocher mit zwei Feldern und die große Spüle mit hochwertiger Armatur. Ganz am Ende der Küchenzeile findet sich hinter einer schmalen, hohen Tür noch ein besonderer Auszug, der in den Gang raus und dann nach oben fährt. Darauf ist eine Kapselkaffeemaschine platziert und darunter ein dekorativer Kapselhalter plus Fach für Espresso-Tässchen.
Clevere Details zum Platzsparen
Gegenüber führt eine solide Tür ins Bad, das mit erstaunlicher Bewegungsfreiheit überrascht. Der Kniff besteht darin, dass die Toilette bei Nichtgebrauch in der Sitztruhe vor dem Bad verschwindet. Das gelingt dank der relativ flachen mobilen Trockentrenntoilette. Das Rausziehen und Reinschieben in die Nische ist aber ziemlich fummelig, weil die Toilette weder einen Griff hat noch auf einem Auszug steht. Beim Duschen erfreuen dafür nicht nur die Platzverhältnisse, sondern auch die stabile Bodenwanne aus Edelstahl mit zwei Abläufen.

Das Heckbett ist sehr bequem, bis zu 2,02 Meter lang und 1,55 Meter breit, allerdings auch höhlenartig dunkel.
Zum Querbett im Heck führen zwei massive Leitersprossen hinauf. Die dicke, bequeme Matratze hat Tellerfedern integriert. Die Wände ringsum sind mit kuscheligem Nadelfilz ausgeschlagen. Wegen des wuchtigen Heckträgers dringt nur wenig Licht und Luft durch die Heckfenster ins Schlafabteil – sie öffnen nur einen Spalt weit. Immerhin gibt es noch ein Mini-Heki obendrüber im Dach.
Der Specter lässt sich bei der Bordelektrik natürlich auch nicht lumpen. 420 Ah Lithium-Batterienreserven sind hier ebenso serienmäßig wie ein 3000-W-Wechselrichter und Solarpanele mit 200 Wp. Ein Touchscreen-Kontrollbord mit zugehöriger App gibt es ebenfalls, das sich in der Menügestaltung am Mercedes MBUX orientiert. Mit Kompressorkühlschrank, Induktionskocher und Dieselheizung ist eine Gasanlage obsolet.
Offroadtauglichkeit
Mit gleich drei Trittstufen von Alpha Dynamik ist der Specter bestückt, was wegen der zusätzlichen Höherlegung auch nötig ist. Das modifizierte Fahrwerk mit 18-Zoll-Felgen, AT-Bereifung Format 285/60 R 18 und einstellbaren Stoßdämpfern mit Coilover-Feder macht einen Superjob. Nicht nur optisch, sondern es hebt auch die Fahreigenschaften – off- wie onroad – auf ein neues Niveau. Die Wankneigung ist deutlich geringer, dennoch leidet der Federungskomfort kaum. Auch die Lenkung wird durch die mächtigen Walzen nicht negativ beeinflusst.

Cooler geht es kaum: An den ausklappbaren Streben kann auf dem Dach des Rhön Camp eine Hängematte befestigt werden.
Metallplatten schützen Motor, Abwassertank und Hinterachsdifferenzial vor dem Aufsetzen. Der Heckträger aus zwei massiven Grundplatten lässt sich für verschiedenste Transportaufgaben konfigurieren. Neben zwei Boxen und einem Ersatzradhalter ist hier ein Fahrradträger montiert. Von Offroad-Ausrüster Mostvanted stammt auch der holzbeplankte Dachgarten mit Beleuchtung und Hängemattenhalterung.
Technische Daten
- Basisfahrzeug: Mercedes Sprinter 419 CDI, Allradantrieb, Vierzylinder-Turbodiesel, Hubraum 1950 cm3, Leistung 140 kW/190 PS
- Leergewicht/Gesamtgewicht: 3.585 kg/4.400 kg
- Länge/Breite/Höhe: 6,43/2,15/2,96 m (mit Anbauteilen)
- Bettenmaße: Heckbett 1,73–2,02 x 1,10–1,55 m
- Ausbau: Küche mit Zweiflamm-Induktionskocher, Spüle, Kompressorkühlschrank 70 L, Bad mit Waschbecken, Trenntoilette, integrierte Dusche, 8 Hängeschränke, 2 Schubladen, Heckstauraum
- Aufbau: Stahlblechkarosserie mit Serienhochdach, Isolierung Wand/Dach/Boden EPDM/EPDM/XPS, 6–19/6–19/25 mm, 4 Isolierfenster mit Alurahmen, 2 Dachhauben
- Bordtechnik: Diesel-/Elektro-Gebläseheizung, 4 kW, Frisch-/Abwassertank 105/80 Liter, Bordbatterien LFP-Typ, 2 x 210 Ah, Solarpanel 200 Wp, Wechselrichter 3000 W, gasfrei
- Preis ab: 229.000 Euro
Das fiel uns auf
Zusätzliche Höherlegung (vorn 55, hinten 85 mm) und einstellbare Spezialstoßdämpfer rundum.
Robuste, automatisch ausfahrende Offroad-Trittstufen an Schiebe- und Fahrerhaustüren.
Flauschige Wand-/Türverkleidung rund ums Bett. Obere Türschlossfallen aber unverkleidet.
Autsch! Die Badtür stößt beim Öffnen gegen die Küchenarbeitsplatte mit edlem Echtholzfurnier.
Wertung
Aufwendige Fahrwerksoptimierung, die auf der Straße wie im Gelände klare Vorteile bringt.
Sehr umfangreiche Serienausstattung bei der Bordtechnik und beim Offroad-Equipment.
Toll nutzbarer Dachträger mit Chill-Plattform und Hängemattenhalterung.
Badtür stößt an Küchenarbeitsplatte, Fahrerhausverdunkelung fummelig anzubringen.