Hecksitzgruppen haben eine lange Tradition bei Phoenix, Alkoven ebenso. Kombiniert mit Einzelbetten über dem Fahrerhaus ist dieser Mobiltyp längst kein Geheimtipp mehr. Reisemobilisten, die sich damit anfreunden können, einen nur begrenzt windschnittigen Alkoven zu pilotieren, profitieren von verschiedenen Vorzügen. Par excellence stellt diese auch der Maxi-Alkoven 7500 RSL von Phoenix zur Schau – ein Modell, das gemessen an Klasse und Preisniveau mit acht Meter Länge durchaus noch als überschaubar gelten darf.
Phoenix Maxi 7500 RSL
- Grundpreis ab: 218.800 Euro
- Länge/Breite/Höhe: 8,00/2,35/3,51 m
- Zul. Gesamtgewicht: 7.490 kg
- Gurte/Schlafplätze: 4/2–4
Noble Ausstattung im Wohnraum
Doch fangen wir von vorne an. Die im Winter sehr nützliche Eigenschaft, das unisolierte Fahrerhaus vom Wohnraum abschotten zu können, demonstriert der Phoenix gekonnt. Nachdem man die niedrige Durchstiegsöffnung in gebückter Haltung passiert und die kleine Schiebetür geschlossen hat, kann einem die Temperatur im Cockpit herzlich egal sein. Die Betten müssen nicht – wie bei Integrierten oder Linern – erst abgesenkt werden: Einmal geentert, verwöhnen sie mit ordentlichen Maßen, hochwertigen Matratzen und viskoelastischem Liegekomfort.

Bequeme, Lattenrost-unterfederte Matratzen, viel Licht und Luft und Kopffreiheit, auch dank der optionalen Alkovenerhöhung.
Die Temperatur in der Schlafnische lässt sich separat regeln, am Kopfende liegt eine große Ablage samt Steckdosenbatterie und die Beleuchtung hat das ganze Repertoire von heimelig bis funktional drauf. Die Belüftung ist fabelhaft – nicht zuletzt dank des großen Dachfensters. Wer in den Genuss von 80 Zentimeter Kopffreiheit kommen will (und dafür spricht vieles), bestellt die Alkovenerhöhung mit. Diese Phoenix-Spezialität, zu erkennen am Knick im Dach über der Aufbautür, gibt es in zwei Ausführungen: Die längere schließt – wie im Testwagen – auch das Bad mit ein.
Bei allem Lob darf ein Manko nicht unerwähnt bleiben. Zum Aufstieg in die Betten sind die beiden Trittbretter einzeln von Hand einzulegen. Das ist eher umständlich und blockiert zudem die zwei größeren Schränke unter den Fußenden. Man muss sich also gut überlegen, was man da hineintut, hat aber noch diverse Ausweichmöglichkeiten im Wohnraum.

„Gemütlich“ trifft’s am besten. Durch den niedrigen Übergang von der Küche zur Hecksitzgruppe wirkt der Raum schön offen. Aussichtsreich: erhöhte Position und große Fenster.
Wer ernsthaft in Erwägung zieht, im 7500 RSL zu viert zu verreisen, sollte sich das Bett ansehen, in das sich die hintere Sitzgruppe verwandeln lässt. Der Umbau ist nicht weiter kompliziert, aber der Komfort kommt nicht an die Einzelbetten heran. Dazu liegt der Fokus der straffen Polster zu sehr auf der Bequemlichkeit beim Sitzen. Zwei Passagiere können hinten Gurt-gesichert mitreisen, aber beim Fahren ist diese Sitzposition direkt über dem auf- und abtänzelnden Hecküberhang eine bewegte Angelegenheit – es geht schon, ist aber nichts für empfindliche Mägen.
Ihrer eigentlichen Bestimmung wird die Sitzgruppe im Wohnbetrieb gerecht. Drei bis vier Personen finden hier ungewöhnlich viel Platz, auch für die Knie unterm Esstisch. Tageslicht und Aussicht gibt’s en masse. Die schicken Savers-Holzlamellen-Jalousinen sind auch dann ein guter Blickschutz, wenn man die Fenster nicht komplett verdunkeln will. Ablagen – auf dem Sideboard, vor der Heckwand und in den Eckschränken – sind ebenso reichlich da wie Lampen, die aber nicht alle dimmbar sind. Die Behaglichkeit kommt nicht zu kurz dank textiler Wand- und Deckenverkleidungen. Nur der 22-Zoll-Fernseher wirkt im Vergleich zu den sonstigen Verhältnissen eher sparsam.

Zwei Meter Küche: im Reisemobil eine Seltenheit. Gute Ausstattung, viel Stauraum und Arbeitsfläche – fabelhafte Arbeitsbedingungen.
Schön ist der offene Übergang zur riesigen Küche. Da hat bei der Entwicklung offenbar jemand mitbestimmt, der auch im Urlaub gerne kocht. Sogar ein Backofen ist im Testwagen eingebaut, ohne dass das zu spürbaren Einbußen beim Stauraum führen würde. In die massive, fast zwei Meter lange Kunststeinarbeitsplatte ist eine Spüle mit Edelstahlboden samt zweitem Ablaufbecken eingelassen. Der Dreiflammenkocher nimmt’s auch mit großen Töpfen auf.
Durchdachtes Küchen- und Sanitärkonzept
Drum herum sind viele Abstell- und Arbeitsflächen drapiert. Dazu gibt’s einen elegant versteckten Lift für die Kaffeemaschine und einen Dreifach-Mülleimer zur Reststofftrennung. Der große, solide Kissmann-Kompressorkühlschrank (Option) ist gegenüber in praktischer Höhe montiert.

Ein schmuckes Arrangement mit rundum sauber abgedichtetem Waschtisch.
Positiv fällt auch das Urteil über den großzügigen Sanitärflügel aus, der sich sowohl zum Wohn- als auch zum Schlafbereich hin abtrennen lässt. Nicht einzeln separierbar ist die Toilette, was die Privatsphäre mitunter etwas einschränkt. Stil und Nutzen harmonieren ansonsten prima – vom Waschbecken über die Accessoires bis zu den großen Spiegeln. Auch die Steckdose für den Föhn findet sich da, wo man sie sucht. Das Stauraumangebot ist angemessen, aber nicht üppig. Umso mehr gilt das allerdings für die große Porzellanschüssel samt Fäkaltank (Option).
Die Duschkabine ist mit solider Wanne und Plexiglas-Falttür gut nutzbar, die Grundfläche dürfte aber etwas größer sein. Eine Kleiderstange ist vorhanden. Die Belüftung wäre noch besser, wenn im Testwagen nicht eine Dachklimaanlage die Dachhaube okkupieren würde. Die pragmatische Beleuchtung gefällt: Ein Tastendruck und alle Lichter gehen an – angenehm unkompliziert.
Viel Stauraum für Zwei
Wertige Beschläge und Griffe zeichnen den handwerklich sauber ausgeführten, soliden Möbelbau aus. Wermutstropfen sind Schubladen ohne Endanschlagsdämpfung und teilweise sichtbare Schraubenköpfe, insbesondere an den indirekten Beleuchtungselementen bzw. -blenden. In gewissem Umfang sind beim Möbelbau individuelle Anpassungen umsetzbar. Wer beispielsweise das Sideboard wegfallen lässt, bekommt dafür einen breiteren Kleiderschrank.

Der automatisch beleuchtete Kleiderschrank ist raumhoch (2,0 Meter) und lässt sich nach Bedarf einteilen.
An Stauraum herrscht aber auch so kein Mangel. Den hohen, automatisch beleuchteten Kleiderschrank ergänzen sieben Hängeschränke über der Sitzgruppe, zahlreiche Schubladen sowie die zwei weiteren Stauschränke unter den Betten, die sich individuell – mit Hängestange oder Fachböden – einteilen lassen. Zudem sind zwei Sitztruhen vorhanden. Von innen zugängliche Kellerfächer gibt es zwar nicht, aber zwei große Außenstaufächer im vorderen Bereich des 39 Zentimeter hohen Doppelbodens.
Die Heckgarage besitzt zwei Türen mit Einhand-Entriegelung und innenliegenden Scharnieren. Sie haben wie alle Klappen doppelte Dichtungen. Der Boden ist tragfähig mit Aluriffelblech verkleidet. Zur Ladungssicherung dienen zwei Zurrschienen. Dank des hohen Aufbaus hat die Garage – trotz Hecksitzgruppe – E-Bike-taugliche Höhe. Auch eine Steckdose zum Laden ist vorhanden. Wie nutzerfreundlich Phoenix seine Elektrik verlegt, zeigt sich auch in Details: Sogar die Beleuchtung der Garage hat eine Wechselschaltung mit je einem Taster auf beiden Seiten. Die Garage des Testwagens ist individuell eingerichtet mit einem zusätzlichen Zwischenboden auf der linken Seite. Etwas ungeschickt – und ungeschützt – platziert ist die Pumpe für die hydraulischen Hubstützen, die am Garagenboden viel wertvolle Stellfläche einnimmt.
Davon abgesehen nivellieren die Hubstützen den Alkoven bequem auf Knopfdruck in die Horizontale; und in die Entsorgungsstellung, die das Fahrzeug leicht nach links neigt: Nur so können die Abwassertanks mit ihren seitlichen Auslassöffnungen vernünftig leerlaufen. Bis dieser Service fällig ist, dauert es seine Zeit, denn alle Tanks sind vergleichsweise groß. Frostsicher und gut erreichbar ruht die Technik im Doppelboden. Im Innenraum informiert das Kontrollboard verständlich und präzise über den Stand der Technik.
Mit dem Elektro-Powerpaket (5.270 Euro) sind ein 3000-Watt-Wechselrichter und in Summe 420 Amperestunden Gel-Batteriekapazität an Bord. Für Nachfrager: Ja, wahlweise gibt es auch ein Lithium-Paket. Dann würde das 120-A-Ladegerät von Victron garantiert für eine noch deutlich schnellere Vollladung sorgen.

Die Innenansicht des Phoenix Maxi 7500 RSL.
Starke Basis auf Iveco Daily
Der Iveco Daily macht seine Sache als Basis des 7500 RSL ordentlich; er verschafft dem schweren hohen Aufbau ausreichend Fahrstabilität, sorgt dank 207 PS für angemessenes Temperament und assistiert mit Fahrsicherheitspaket auf zeitgemäßem Nutzfahrzeugniveau. Die Iveco-Extras gehen allerdings richtig ins Geld: 3.500 Euro für vordere Alufelgen, 2.680 Euro für Voll-LED-Scheinwerfer, 6.850 Euro für die (freilich feine) Wandlerautomatik und 5.770 Euro für den etwas altbackenen Doppel-DIN-Naviceiver – in fiskalischer Hinsicht darf man nicht sensibel sein.
Auch an der Tankstelle ist eine gewisse Abgebrühtheit von Vorteil, denn Gewicht und Luftwiderstand machen sich im Verbrauch bemerkbar. Der 170-Liter-Tank ist für eine entspannende Reichweite gut, mit 2.620 Euro aber auch kein Schnäppchen. Das dürfte von einem Phoenix Alkoven aber auch keiner erwartet haben.
Unter dem Strich werden aus 218.900 Euro Grundpreis beim rundum gediegen ausgestatteten Testwagen fast 340.000 Euro. Dennoch: Für den, der die finanziellen Freiheiten hat, könnte dieser Rundsitzgruppen-Alkoven leicht zur persönlichen Tradition werden.
Daten und Messwerte
- Auf- und Ausbau: Sandwich-Bauweise, außen und innen Dach/Wand Aluminium, Boden GfK, Verbindungsprofile aus Aluminium, Isoliermaterial Wand/Dach/Boden PU-Schaum, Wandstärke Wand/Dach/Boden 42/42/42 mm, Doppelboden, Höhe 390 mm, 7 Kunststoff-Isolierfenster mit PU-Rahmen, 2 Dachhauben (1 x mit Lüfter), 2 Panorama-Dachfenster.
- Bordtechnik: Gas-Warmwasserheizung/Boiler Alde Compact, 15 Konvektoren (3 x Sitzgruppe, Küche, Bad, 3 x Einzelbetten, 4 x Doppelboden, 3 x Garage), Wasseranlage: Druckpumpe, Frischwasserschläuche, Abwasserrohre.
- Basisfahrzeug: Iveco Daily 72 C 21, Leiterrahmen, Hinterradantrieb, Vierzylinder-Turbodiesel, Hubraum 2998 cm3, Leistung 152 kW/207 PS, Drehmoment 470 Nm, Acht-Gang-Automatikgetriebe.
- Fahrleistungen: Beschleunigung 0–50/80/100 km/h 7,9/16,0/26,3 s; Wiederbeschleunigung 60–80/100 km/h 6,7/18,8 s, 80–100 km/h 12,1 s, Testverbrauch 16,0 L/100 km.
Preise und Ausstattung
Grundpreis: 218.800 Euro
(Iveco Daily 65 C 18, Motor 129 kW/176 PS) mit TÜV und Zulassungsbescheinigung II
Testwagenpreis: 338.040 Euro
- ✘ 207-PS-Motor/8-Gang-Automatik (5/20 kg): 10.600 Euro
- ✘ Auflastung auf 7,49 t zGG (k. A.)✔ 7.250 Euro
- ✘ Alkovenerhöhung lang für RSL (15 kg)✔ 5.270 Euro
- ✘ Fahrsicherheitspaket: el. Feststellbremse, Notbremsass., Abstandsregeltempomat, aktiver Spurhalteass., ESP mit Seitenwindass. (0 kg)✔ 10.770 Euro
- ✘ Keramik-Toilette mit 230-L-Festtank (40 kg)✔ 2.860 Euro
- ✘ Gas-Backofen/Kompressorkühlschrank 195 L (23/10 kg) 1.360/1.160 Euro
✘im Testwagen enthalten; ✔empfehlenswert
Das fiel uns auf
Sehr informativ und selbsterklärend – Votronic-Kontrollboard ganz ohne Touchscreen-Gedöns.
Große Ablage im Alkoven vorn mit Licht-Wechselschaltern und Steckdosen für alle Belange.
Die Trittbretter für den Betteinstieg werden einzeln eingesetzt und blockieren dann zwei Schränke.
Die Reinigungsöffnung des Wassertanks ist schlecht zu öffnen; ein HT-Rohr blockiert den Zugang.