Die Stärke von kompakten Campingbussen ist ihre Flexibilität. Allerdings macht die Bordküche oft Abstriche im Komfort. Verfolgt der Ford Nugget mit seinem alternativen Grundriss einen besseren Ansatz? Wir testen das mit einem 3-Gänge-Menü.
Die Stärke von kompakten Campingbussen ist ihre Flexibilität. Allerdings macht die Bordküche oft Abstriche im Komfort. Verfolgt der Ford Nugget mit seinem alternativen Grundriss einen besseren Ansatz? Wir testen das mit einem 3-Gänge-Menü.
In der Bordküche kann es schon mal eng werden. Allen voran die Küchenzeilen kompakter Campingbusse à la VW California oder Pössl Campster sind eher pragmatisch gedacht: ausreichend für die Nahrungszubereitung, aber wenig Platz für Komfort. Da geben selbst ambitionierte Hobbyköche den Camping-Kochlöffel gerne mal an den Reisepartner ab.
Die Küchenblöcke in kompakten Campingbussen, auch Campervans genannt, befinden sich in der Regel längs hinter dem Fahrersitz und neben der Rückbank. Dort lässt es sich zwar bei geöffnetem Aufstelldach im Stehen kochen, beim Zubereiten von Mirácoli & Co. hat man doch ungern die Zeltwand direkt vor der Stirn. Die Spaghetti im Topf rührt man also um, während man unbequem auf einer Gesäßhälfte auf der Rückbank sitzt. Kein Wunder also, dass man nur so viel Zeit wie nötig fürs Kochen aufbringen möchte und gerne auf Convenient-Produkte zurückgreift.
Ein völlig anderes Küchen-Raumgefühl bietet der Grundriss des Ford Nugget. Die Sitzgruppe beginnt – wie in dieser Fahrzeugklasse üblich – direkt hinter den drehbaren Vordersitzen. Von einem Küchenblock ist hier allerdings nichts zu sehen. Der sitzt im Nugget nicht wie bei vielen anderen Campervans nicht neben der Sitzgruppe, sondern dahinter.
Der Nugget verzichtet auf einen üppigen Heckstauraum mit Durchlademöglichkeit. Stattdessen befindet sich hier ein großzügiger L-förmiger Küchenblock mit Spüle, einem Zwei-Flamm-Gasherd und einer 40-Liter-Kompressor-Kühlbox. Aufgrund der L-Form bleibt sogar Platz für Arbeitsfläche.
Der ungewöhnliche Grundriss macht gemütliche Kochabende zu zweit möglich: Während eine Person dafür sorgt, dass nichts auf dem Herd anbrennt, hat die andere Person genügend Platz um die restlichen Zutaten zu schnibbeln. Auch die Sitzgruppe ist ohne Einschränkung zu jederzeit voll nutzbar. So kann man bereits den Tisch decken, während das Essen zubereitet wird und nicht erst, wenn alles fertig gegart ist und beginnt abzukühlen.
Dass die Küche in dem knapp fünf Meter langen Campingbus recht geräumig ausfällt, davon konnte ich mich auf einer zweitätigen Tour durch Sloweniens Bergwelt selbst überzeugen. Mit dem 170 PS starken Frontantriebler kurvte ich mühelos über die Pässe des Triglav Nationalparks im Nordosten des Landes vorbei an malerischen Bergkulissen, um am Abend mein Lager auf einem der vielen kleinen Campingplätze aufzuschlagen.
Aufschlagen bedeutet im Falle des Nuggets Aufstellen. Denn um das volle Raumangebot zu nutzen und das Abendessen zuzubereiten, verlangt auch der Nugget ein aufgestelltes Dach (entfällt beim Ford Nugget Plus mit Hochdach). Nur so ist das aufrechte Kochvergnügen möglich. Das Aufstelldach öffnet sich – anders als bei der Konkurrenz – heckwärts, sodass ich in der Küche aufrecht stehen kann. Noch luftiger lässt es sich kochen, wenn auch die Liegefläche unter dem Dach befestigt ist und somit die Sicht in Richtung Front frei ist. Ganz in Gewichtheber-Manier, aus den Knien heraus, stemme ich also die Liegefläche gen abgeschrägten Fahrzeughimmel. Zugegeben so schwer ist die gar nicht, sie lässt sich recht einfach anheben.
Doch wie bleibt das Nachtlager in dieser Position? Ein dritter Arm – oder eine zweite Person – wären jetzt von Vorteil. Denn damit die Liegefläche oben bleibt, muss sie rechts und links eingehakt werden. Ich stemme also einarmig das mit Tellerfedern und Kaltschaummatratze ausgestatte Dachbett – das sich später noch als bequemes Nachtlager erweisen wird – mit der anderen Hand friemele ich an der rechten Halterung herum, bis sie endlich einschnappt und mir das Gewicht vom linken Arm nimmt. Die andere Seite ist dann fix befestigt. Im Anschluss an diesen kleinen Kraftakt, kann entspannt gekocht werden.
Wenn es um die Camping-Küche geht, kennt sich einer besonders gut aus: Kieran Creevy ist langjähriger Bergführer, Outdoor- und Camping-Koch aus Irland. Er kreiert unter anderem Rezepte, die sich auch unter einfacheren Bedingungen zubereiten lassen, wie sie etwa im Campingbus gegeben sind. Kieran zeigt mir auf dem Slowenien-Trip, dass sich auch auf einem zweiflammigen Herd Außergewöhnliches zubereiten lässt, das nicht mit der Pasta Miracoli vergleichbar ist (Rezepte weiter unten in diesem Artikel).
Später am Abend bringe ich die mühevoll am Aufstelldach befestigte Liegefläche wieder in die Horizontale und steige über eine kleine Leiter, die am Küchenblock eingehängt wird, empor in meine Schlafkoje. Wer die kleine Arbeitsfläche als zusätzliche Stufe nutzen möchte, sollte vor dem zu Bett gehen alle Utensilien beiseite räumen und Ordnung in der Küche schaffen. So lassen sich böse Überraschungen am nächsten Morgen vermeiden und keiner steht verschlafen in der Sauerei vom vorherigen Abend.
Rezepte von Kieran Creevy
(2 Portionen)
Für den Teig:
Für den Belag:
Zubereitung: Mischen Sie alle Zutaten in einem Silikon-Packsack oder einem wiederverwendbaren, kunststofffreien, wasserdichten Beutel So können Sie den Teig gut kneten, ohne klebrige Hände zu bekommen. Grob mischen. Fügen Sie nach und nach Wasser hinzu, kneten erneut, bis ein fester Teig entsteht. Bestäuben Sie ein Schneidebrett mit Mehl. Portionieren Sie den Teig in etwa Tennisball-große Stücke und formen sie diese mit den Händen oder einem Nudelholz flachen Fladen. In einer beschichteten Pfanne 2-3 Minuten pro Seite rösten und beiseite legen. Zwiebeln und Speck trocken anbraten. Erst die Creme fraiche auf dem gerösteten Teig verteilen, dann die Zwiebeln und den Speck.
mit Kürbis-Kartoffel-Aligot, karamellisierten Walnüsse und Heidelbeeren (2 Portionen)
Zubereitung: Einen Topf zur Hälfte mit Wasser füllen und zum Kochen bringen. Salz, Kürbis und Kartoffel hinzufügen und zugedeckt kochen lassen, bis es alles sehr weich ist. Vom Herd nehmen, abgießen, abtropfen lassen und pürieren. Fügen Sie Butter, Knoblauch und die Gewürzmischung hinzu. Nun den Käse langsam dazugeben und vollständig unterrühren. In einer heißen Pfanne wird die Ente mit der Haut nach unten angebraten. Das Fleisch würzen und so lange braten bis das Fett schön gebräunt ist. Umdrehen, Hitze auf mittlere Stufe reduzieren und weiter braten. Nach ein paar Minuten vom Herd nehmen, zudecken und 3-4 Minuten ruhen lassen. Jetzt die Walnüsse und Schalotten in die Pfanne geben, die Walnüsse mit Zucker bestreuen und leicht karamellisieren. Aligot auf einem Telller anrichten, Entenbrust in dicke Scheiben schneiden und daneben legen. Zuletzt Walnüsse, Schalotten und Heidelbeeren darüberstreuen und servieren.
(3 Portionen)
Zubereitung: Wein, Zucker und Gewürze in einem Topf zum Kochen bringen. Geschmacklich sollte es sollte leicht süß und leicht säuerlich sein. Die Äpfel schälen und halbieren, dabei das Kerngehäuse vollständig entfernen. Die Apfelhälften in den Sirup legen, und bei niedriger Stufe 30 Minuten lang köcheln lassen. Danach Apfelhälften in eine Schüssel geben und zugedeckt ziehen lassen. Den Sirup reduzieren, bis er klebrig ist. In einer trockenen Pfanne Haferflocken und Nüsse rösten. Wenn die Haferflocken braun sind, die Butter und den Zucker hinzufügen und umrühren, bis alles gut vermischt ist. Die Safranfäden unter die Mascarpone heben. Die Hafer-Nuss-Mischung in einer Schüssel servieren, die Apfelhälften in Scheiben schneiden, über die Streusel schichten, mit Mascarpone darauf geben und etwas Sirup darüber löffeln.
Die geräumige Heckküche im Ford Nugget bringt einige Vorteile und bietet eine interessante Alternative für all diejenigen, die auf der Suche nach einem kompakten Campingbus sind, aber auf so manchen Komfort nicht verzichten möchten – vor allem in der Küche. Allerdings geht der praktische Stauraum mit Durchlademöglichkeit verloren, der im Alltag durchaus von Nutzen sein kann.
Mit einer Höhe von knapp über zwei Metern ist der Nugget etwas höher als einige seiner Konkurrenten und passt daher in viele städtische Tiefgaragen nicht mehr hinein. Der Innenraum überzeugt dafür mit Gemütlichkeit und hohem Wohnkomfort für diese Fahrzeugklasse.