Karmann Mobil Duncan 495 (2022) im Test
Das kann der preiswerte Newcomer

Wie erfindet man den klassischen Campingbus nochmal neu? Richtig! Gar nicht. Aber er lässt sich neu und modern interpretieren. Karmann Mobil wagt sich an die knifflige Aufgabe.

Karmann Mobil Duncan 495 (2022)
Foto: Timo Großhans, Ida Kraft

Campingbusse dieser Größe und Güte kamen bislang meist aus kleinen Manufakturen, von Westfalia oder von VW mit dem California. Jetzt kommt der Branchenriese Trigano und bringt unter verschiedenen Marken einen Ausbau auf Ford Transit Custom heraus. Der hat noch ein paar kleine Fehler, aber die sind zu beheben. Das, was er kann, macht ihn zu einem sehr spannenden Campingbus.

Trigano ist das Dach für verschiedene bekannte Marken wie Eura Mobil, Adria, Challenger oder eben die gute alte Marke Karmann. Früher deutscher Spezialhersteller für besondere Autos und Reisemobile, gehört die Freizeitfahrzeugsparte Karmann Mobil seit 2000 zu Eura Mobil und gemeinsam schlüpfte man später bei dem französischen Branchenriesen unter.

Kompakte Camper
Karmann Mobil Duncan 495 (2022)
Timo Großhans, Ida Kraft
Schöne Aussicht. Basisfahrzeug und Ausbau schippern in eine gute Zukunft. Der erste Wurf ist gelungen. Fahr- und Beherbergungsleistungen sind sehr ansprechend.

Erste Versuche, bereits in den letzten Jahren in der Kompaktklasse Fuß zu fassen, etwa mit dem Modell Colibri, sind gescheitert – Ausbauqualität und Anspruch der Karmann-KundInnen passten nicht zusammen. Das soll sich nun mit dem Kompaktcamper auf dem aktuellen Ford Transit Custom ändern. Hier im Test als Karmann Duncan 495, gibt es das praktisch baugleiche Modell auch unter anderem Namen bei der neugegründeten Marke Panama und unter der französischen Trigano-Marke Randger, die neuerdings ebenfalls hierzulande vertrieben wird.

Karmann setzt auf den klassischen Campingbus-Grundriss

Der Duncan 495 hat einen klassischen Bus-Grundriss – so wie ihn einst Westfalia erfand und wie er sich bis heute für die meisten KäuferInnen von Campingbussen bewährt hat. Auf der Fahrerseite eine Küchen- und Schrankzeile, drehbare Vordersitze und eine umklappbare Schlafsitzbank, hier mit drei Gurtplätzen, und oben ein Aufstelldach drauf mit Bett.

Karmann Mobil Duncan 495 (2022)
Timo Großhans, Ida Kraft
Robuster Rost über den zwei Gasflammen. Hier kippt nichts so schnell um. Daneben gibt es noch etwas Abstellfläche, das passt soweit gut.

In der Küche gibt es einen Kompressorkühlschrank und einen Herd, der mit einer kleinen Gasflasche betrieben wird. Geheizt wird dagegen mit einer Dieselheizung. Hinten links sitzt eine von den Entwicklern im Detail gut durchdachte Schrankeinheit. Dieses seitliche Möbel wirkt oft so selbstverständlich, aber in der Praxis zeigt sich – an der Anordnung der Türen und Klappen, wo sie sitzen, wie sie öffnen, ob nach rechts oder links, als Klappe oder Schiebetür –, welche Erfahrung und welcher Willen zur Umsetzung beim Ausbauer vorhanden sind. Beim Duncan ist das gut gelöst. Die Klappen sind mit großen Scharnieren und wertigen Verschlüssen ausgestattet. Das große Fach, links neben dem Kühlschrank, hat eine Schiebetür, so kommt man ran, auch wenn etwas davorsteht oder das Bett gebaut ist.

Das gilt auch für das Fach, in dem die Gasflasche steht. Bei den meisten Bussen mit diesem Grundriss ist das Gasfach allerdings hinten links platziert, weil man da ja nur selten zum Wechseln ranmuss – denn das Kochen allein verbraucht nicht viel. Das wäre auch ein Änderungsvorschlag für den Duncan 495, denn vorn würde man dieses Fach lieber für Spaghetti-Packungen und den passenden Topf dazu verwenden. Dafür ist der Hauptschrank hinten mit zwei großen Fächern gut nutzbar. Er bietet Platz und ist mit den Lamellenschiebetüren immer gut zugänglich. Die Ablagen darunter – sie sind sogar beleuchtet – bieten sich als Nachttischchen prima an. Da passt vom Handy über Brille, Buch und Medikamente alles Nötige für die Nachtversorgung rein. Zuvor gilt es aber noch, die Verdunkelungen an den Fenstern anzubringen.

Es scheint modern zu sein, in Campingbussen auf Vorhänge oder Rollos zu verzichten und stattdessen Isoliermatten mit Magneten oder Saugnäpfen an die Scheiben heften zu sollen. Ein Argument dafür wäre, dass der Bus im Alltagseinsatz aufgeräumter wirkt und weniger klappern kann. Aber man kann durchaus auch der Meinung sein, dass bei einem voll ausgestatteten Campingbus für rund 60.000 Euro ein schönes, praktisches Verdunkelungssystem dazugehören sollte. Vorhänge lassen sich eben auch mal nur ein bisschen öffnen, so dass ein wenig Sonne reinkommt oder ein kleiner Blick nach außen möglich ist. Sie sind schnell zugezogen und morgens dann wieder aufgeräumt. Im Gegensatz zu Dämmmatten mit Saugnäpfen, die dann irgendwo verstaut werden müssen, in einem Kompaktcamper, der ohnehin nicht so viel Stauraum hat.

Schienensystem für flexible Stauraumnutzung

Karmann Mobil Duncan 495 (2022)
Timo Großhans, Ida Kraft
Recht komfortables Bett. Die Möbelzeile ist praxistauglich und wertig gefertigt.

Die Schlafsitzbank erhält dagegen Lob. Das Kombimöbel von Zulieferer Schnierle wird in letzter Zeit immer häufiger von Ausbauern eingesetzt. Als standardisierte Bank passt sie in verschiedene Basisfahrzeuge, so bleibt häufig rechts und links noch Luft – die mögliche Innenbreite wird also nicht vollständig ausgenutzt.

Ihre Klappfunktion ist aber hervorragend. Man schläft auf der Rückseite der Sitz- und Lehnenfläche. Schlaf- und Sitzkomfort sind voll in Ordnung. Montiert ist sie in einem universellen Schienensystem, daher lässt sie sich verschieben – was die Stauraumgröße im Heck flexibel macht. Im Duncan findet sich unter der Bank eine praktische Stauschublade, die aber schmaler ist, als sie zunächst wirkt. Beim Testfahrzeug brach ihre Verrieglung beidseitig ab. Da müssen stabilere Schnapper ran.

Ganz solide ist dagegen das Aufstelldach von Schlafdach-Profi SCA. Es ist klassisch konstruiert aus einer GfK-Schale und einer Scherenmechanik mit Gasdruckfedern. Man drückt es mit der Armkraft hoch und zieht es wieder runter. Es bleibt dabei von alleine kurz vor dem Schließen in Position und so lassen sich die Drehflügelverschlüsse ansetzen und schließen. Wenn das Dach, wie hier, sauber justiert ist, gelingt die Bedienung ohne Kraftaufwand. Besonders der kleine Magnethalter des Drehflügels vermindert das Gefummel. Im Test haben mehrere Personen – allein und zu zweit – oben geschlafen und waren positiv überrascht. Kopffreiheit und Bettbreite sind dank des am Dach relativ breiten Transit Custom und der hohen Aufstellscheren erstklassig. Dazu der Blick durch drei Fenster, prima. Übrigens: Dem Duncan liegt eine Leiter bei, die den Aufstieg erleichtert – nicht selbstverständlich.

Karmann Mobil Duncan 495 (2022)
Timo Großhans, Ida Kraft
Das Bett im Aufstelldach ist wirklich groß, mit viel Kopffreiheit und bequem. Absolut top.

Speziell hier im Ausbau von Karmann Mobil sind zwei Dinge vom Ausbau zu erwähnen. Erstens: Im Duncan ist innen kein nacktes Blech zu sehen. Schön gefertigte und sauber abschließende Verkleidungsteile finden sich allerorten. Nur an der Innenseite der Tür passt es beim Testwagen noch nicht perfekt, da gab es Abrieb und beim Fahren kamen von hinten rechts leicht wummernde Geräusche.

Aber das können die Entwickler sicher noch in den Griff bekommen. Wichtig ist: Es gibt die Verkleidungsteile. Denn der Blick auf lackiertes Blech im Innenraum würde in dieser Liga nicht passen. Das Wohlgefühl, die Haptik, das Leben im Camper ist mit maßgeschneiderter Innenverkleidung einfach viel angenehmer.

Zweitens: Der Testwagen hatte eine optional zu erwerbende Trittstufe angebaut. Ungewöhnlich bei kompakten Campingbussen, aber durchaus sinnvoll, da hinter der geöffneten Schiebetür keine integrierte Trittstufe vorhanden ist und so die Eintrittshöhe den Oberschenkel fordert. Jedoch geht mit der Tritthilfe Bodenfreiheit flöten. Beim Test hat die elektrische Trittstufe beim Überfahren einer steilen Böschung aufgesetzt. Im Normalfall passiert das sicher nicht, aber Camping ist nicht immer normal.

Camping im Winter? Mit dem Duncan kein Problem

Karmann Mobil Duncan 495 (2022)
Timo Großhans, Ida Kraft
Funktionslenkrad und Cockpit des aktuellen Custom sind befreit von den Spielereien der letzten Generation und können sich mit gehobener Konkurrenz messen.

Über 2000 Kilometer lief der Duncan im Test. Viel Autobahn und da liegt er mit seiner Spurbreite satt auf der Straße. Der Motor ist stets präsent. Die Fahrgeräusche sind relativ gering. Die Sitzposition ist eine Mischung aus VW-Bus und Mercedes V-Klasse. Nicht so hoch und weit vorn wie im T6, nicht so tief und so weit hinten wie im Mercedes-Van.

Die Ausstattung ist okay. Auch hier mehr Licht als Schatten. Der innen liegende Frischwassertank ermöglicht Campen im Winter, auch wenn der Abwassertank nicht isoliert ist. Den müsste man dann offen lassen und einen Eimer unterstellen. Die optionale Dieselheizung ballert den kleinen Raum schnell warm. Die Bedienung ist simpel: Nur ein Drehknopf ist für an und aus, mehr oder weniger Wärme zuständig. Immerhin zwei Ausströmer verteilen die Warmluft.

Als Stromspeicher ist eine 75-Ah-Batterie an Bord. Das ist etwas knapp – 95 Ah sind eigentlich Standard. Hauptverbraucher ist der Kompressorkühlschrank. Die Stablampen sind erstaunlich effektiv. Sie lassen sich zudem dimmen. Am Dachbett sind Schwanenhalslampen angebracht. Zwei weitere unten im Heck würden den Wohnkomfort noch prima ergänzen. Großes Augenmerk hat man offenbar auf die Steck- und USB-Dosen gelegt. Im Duncan kann die ganze Familie gleichzeitig ihre Handys laden – und den Laptop und die Kamera gleich noch mit. Buchsen sind vorn und hinten verteilt.

Karmann Mobil Duncan 495 (2022)
Timo Großhans, Ida Kraft
Die Platzierung und Anzahl der 12-V-/230-V- und USB-Steckdosen ist geradezu vorbildlich.

Hochpreisige Campingbusse würden noch auf ein oder zwei Campingfenster setzen, also etwa isolierverglaste Kunststofffenster zum Ausstellen, zumindest links an der Küchenzeile. Hier findet sich lediglich das sehr kleine Original-Ford-Schiebefenster. Bei Regen muss man es schließen – Ausstellfenster könnten dagegen etwa beim Kochen geöffnet bleiben für besseren Dunstabzug.

Doch bei aller Kritik, der Duncan ist ein richtig guter Neuzugang auf dem Campingbus-Markt. Die Kombination aus souveränem Basisfahrzeug und einem (fast) zu Ende gedachten Ausbau zu einem realistischen Preis lässt aufhorchen. Bequemes Dachbett und eine Möbelzeile, die alles hat und vieles kann – wenn Trigano jetzt noch im Detail nachschärft, dann Hut ab.

Das fiel uns auf

 Butterflyverschluss und Fangriemen sichern das Aufstelldach für die Fahrt zuverlässig.
 Die Platzierung und Anzahl der 12-V-/230-V- und USB-Steckdosen ist geradezu vorbildlich.
 Links im Heck ist eine Wasseranschlussdose für eine Außendusche installiert.
  Alles Blech ist mit Kunststoffverkleidungen verdeckt – die allerdings teils vibrieren.
 Die Schlösser der Schublade sind zu schwach ausgelegt und brachen – lässt sich nachbessern.
 Die Schnierle-Schlafsitzbank ist bequem und technisch top, verschenkt aber Innenbreite.

Karmann Mobil Duncan 495 (2022)

Karmann Mobil Duncan 495 (2022)
promobil
Grundriss Karmann Mobil Duncan 495.

Gurte/Schlafplätze: 5/4
Zul. Gesamtgewicht: ab 3000 kg
Länge/Breite/Höhe: 4,97/2,08/2,08 m
Grundpreis: ab 45.990 Euro
Testwagenpreis: 59.260 Euro

Wertung

Test Wertungen
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Beladen
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Preise

Fazit

Der Duncan ist ein gelungener Camperausbau von einer großen Firma, die sich auf die Tugenden einer Manufaktur konzentriert hat. Viele Details stimmen, eher wenig kann man kritisieren, wie die fehlenden Vorhänge. Dabei hat er fünf Gurtsitze und vier Schlafplätze. Das ist für den Alltag und im Urlaub prima. Auch für Familien. Und der Ford Transit Custom als Basisfahrzeug unterstreicht das positive Bild.

Wenn Sie sich für kompalte Campinbusse interessieren, sollten Sie sich auch den Southvan Camper anschauen, den wir hier im Test haben.