Hymer hat seinem schmalen und leichten teilintegrierten zur aktuellen Saison eine umfangreiche Frischzellenkur gegönnt. Ob sich der Aufwand gelohnt hat, klärt der Supercheck.
Hymer hat seinem schmalen und leichten teilintegrierten zur aktuellen Saison eine umfangreiche Frischzellenkur gegönnt. Ob sich der Aufwand gelohnt hat, klärt der Supercheck.
Der Startschuss für Hymers umfassende Modernisierungs-Offensive fiel bereits vor einigen Jahren. Für die 2016 neu eingeführte B-Klasse-Generation erneuerte der Traditionshersteller seinen Produktentwicklungsprozess tiefgreifend, evolutionierte dabei Leichtbau und Technik, frischte das Design von Aufbau und Ausbau behutsam, aber merklich auf und schuf modulare Möbelkomponenten für einen Baureihen-übergreifenden Einsatz nach dem Baukastenprinzip.
Davon profitierte im Anschluss auch die beliebte Exsis-Baureihe, die zur aktuellen Saison als Integrierter und davon abgeleiteter Teilintegrierter einen Modellwechsel erfuhr. Zu den wichtigsten Technik-Neuerungen zählt unter anderem die Aufbaukonstruktion mit Innenwänden aus Aluminium anstelle von Holz. Mehrere Einzelmaßnahmen und in erster Linie die neu gestalteten Möbel sollen außerdem das Leergewicht gedrückt, die Zuladungsreserven damit weiter optimiert haben.
Ob sich die Frischzellenkur gelohnt hat, lässt sich ganz einfach feststellen, denn in der Einzelbettenversion t 588 trat das Mittelklasse-Mobil schon einmal vor gut zwei Jahren zum Supercheck an. Heißt neu also auch wirklich besser? Ist das Gewicht wirklich geschrumpft? Supercheck, die Zweite.
Dass wir hier den neuen Exsis-t betreten, zeigt sich schon auf den ersten Blick. Zwar ist das Gundriss-Konzept der populären 588-Modelle aus dem Vorgänger und anderen Baureihen hinlänglich bekannt, gründlich aufgefrischt hat Hymer aber Design und Konstruktion der Möblierung. Im Testwagen mischt sich das helle Chiavenna-Nussbaum-Dekor mit weißen Hochglanzflächen und chromfarbenen Akzentstreifen an den Klappen der Hängeschränke. Deren unterer Teil ist gewölbt und ragt einige Zentimeter über den Korpus. Hinter den Klappenenden – also außerhalb des direkten Blickfelds – befinden sich die Öffner der Hakenschnäpper. Auf aufgesetzte Griffe verzichtet Hymer an diesen Stellen somit komplett. Das wirkt modern und zeitlos, vernachlässigt die einfache Handhabung aber keineswegs. Lob hat auch die Verarbeitung verdient. Ungleichmäßige Spaltmaße oder störende Verbindungen sind im neuen Exsis kein Thema.
Was nicht sofort klar ist: Auf den herstellerseitigen Fotos und Grundriss-Layouts sind die Exsis-Modelle stets mit der Lounge-Sitzgruppe inklusive L-Bank und freistehenden Tischs zu sehen. Für Kunden kostet diese Variante aber immerhin knapp 500 Euro Aufpreis. Eine lohnende Investition, wenn man auf dem gedrehten Fahrersitz öfter mal die Füße hochlegen und in Lümmel-Position auf den großen 32-Zoll-TV schauen möchte. Einen bequemen Sitzplatz für eine weitere Person schafft die L-Bank aber nicht, und ein Seitensitz ist ausschließlich den Modellen t 594 und t 678 vorbehalten.
Die Mitteltisch-Variante bietet keine Erweiterungsfunktion, die Tischplatte mit der matten, leicht zu reinigenden Oberfläche ist aber drehbar und lässt sich in beide Richtungen verschieben, so dass auch der Beifahrerplatz passabel eingebunden ist. Dank Höhenverstellung dient sie darüber hinaus in der tiefsten Position als Auflagefläche für ein Polster, das die Sitzgruppe bei Bedarf in ein Notbett verwandelt.
Die kompakte Küche hat Hymer in Details verbessert. Zwar gibt es noch immer wenig echte Arbeitsfläche, das stirnseitige Verlängerungsbrett klappt nun aber bündig an die Arbeitsplatte mit Kochfeld und Spüle an. Für Kochutensilien stehen nach wie vor drei große, einzugsgedämpfte Schubladen bereit, die Klappe am Hängeschrank hat nun eine kleine Aussparung für einen direkten Zugriff auf das obere Staufach.
Auch beim Bad belässt es Hymer bei der bekannten Aufteilung. Auf der breiten Banktoilette und vor dem Mineralstoff-Waschbecken genießt man reichlich Bewegungsfreiheit, den Stehbereich in der Duschkabine schränkt aber weiterhin der Radkasten ein. Für Pflegeprodukte ist ausreichend Stauraum vorhanden, die Ausstattung mit zwei Spiegeln, Toilettenpapierhalter und Wandhaken zum Trocknen von Handtüchern auf gutem Niveau. Als Nachtlager bestechen die beiden, gegen Aufpreis tellergefederten Einzelmatratzen mit reichlich Komfort, und auch der Einstieg zur Schlafstätte könnte einfacher kaum sein. Will man die Liegen zu einem Doppelbett vereinen, steht ein Auszug mit integrierter Leiter bereit. Beim Querschlafen stören allerdings die im Vergleich zu den Matratzen wesentlich dünneren und nicht unterfederten Mittelpolster.
Rückblick: Beim Supercheck 2015 brachte der t 588 mit vollen Tanks, aber ohne Fahrer (promobil-Leergewicht) 2920 kg auf die Waage.
Dieses Mal zeigte die Anzeige exakt 30 kg mehr an. Den aktuellen Testwagen stattete Hymer aber weit umfangreicher aus als das 2015er-Exemplar. In der Summe sind hier gut 90 kg mehr Extras an Bord. Ausstattungsbereinigt beträgt die Differenz demnach 60 kg zugunsten des neuen Modells, was in der Praxis in etwa einer Markise oder zwei weiteren Bordbatterien entspräche. Die Bemühungen Hymers, das Fahrzeuggewicht zu reduzieren, sind also gelungen. Positiv zu erwähnen ist in diesem Zuge auch die im Vergleich zum Vorgänger ausgewogenere Gewichtsverteilung.
Das Stauraumangebot bleibt unverändert gut. Die Heckgarage stellt reichlich Volumen bereit und bringt ab Werk einige Ablagen für kleineres Zubehör, praktische Verzurrösen sowie eine Beleuchtung mit. Die 350 kg Traglast des Bodens lassen sich auf Wunsch um 100 kg erweitern. Etwas in der Größe zugelegt haben die beiden serienmäßigen Zugänge, für Fahrräder kann es in der Heckgarage aufgrund der Höhe von weniger als 1,20 Metern aber noch immer eng werden.
Zwei Kleiderschränke stehen wie gewohnt für das Reisegepäck zur Verfügung: eine schmale, raumhohe Variante mit variabel einsetzbaren Einlegeböden und ein breites Exemplar unter dem rechten Einzelbett. Dessen Fußende klappt für einen besseren Zugang zur eingehängten Bügelstange Gasdruck-unterstützt nach oben. Weitere Verstaumöglichkeiten finden sich unter dem Fußende des linken Betts und in fünf Hängeschränken. Smartphones, Tablets oder Bücher finden in einigen offenen Ablagen Platz. Neu ist das praktische Spannnetz für Zeitschriften oder Straßenkarten an der Stirnseite der Küche direkt neben der Aufbautür. Neben dem Hängeschrank und den Fächern über dem Fahrerhaus sind weitere Verstaumöglichkeiten im Vorderwagen aber rar gesät. Die Sitztruhe unter der Rückbank belegt die Truma-Heizung, und mit der Lounge-Sitzgruppe entfällt zudem das Bodenfach im Podest. Stattdessen steht allerdings unter der wandseitigen Sitzfläche ein Staufach mit Außenzugang bereit.
Bereits die PUAL-Aufbautechnik des Vorgängers verzichtete auf tragende Holzstrukturen. Bei den neuen Exsis-Modellen verbannt Hymer den Werkstoff komplett und nutzt die erstmals bei der B-Klasse eingeführte, voll verklebte Aufbautechnik mit Aluminium-Innenwänden. Neben den planeren Flächen im Innenraum und der erhöhten Steifigkeit schafft das noch mehr Vertrauen in die Langlebigkeit. Komplettiert wird der Aufbau wie bisher mit einer PU-Schaumisolierung. Den aus GfK gefertigten Boden dämmt eine Schicht aus Styrofoam, vor Hagel schützt auf Wunsch eine GfK-Bahn auf dem Dach. Gönnt man sich zudem das Performance-Paket, sorgen Kotflügelverbreiterungen am Fahrerhaus und eine auffällige Folienbeklebung für einen sportlichen Auftritt. Serienmäßig stellt Hymer den Aufbau auf ein Alko-Chassis. Der Übergang von Fahrerkabine zum Aufbau sowie die generelle Verarbeitung sind gut gelungen.
Licht in den Innenraum bringen serienmäßige Rahmenfenster und ein großer Kurbeldachlüfter mit integrierter Beleuchtung. Ist zudem das Panoramafenster in der Dachhaube an Bord, wird es bei Tag innen richtig schön hell. Für die Nachtruhe halten die integrierten Rollos und eine werksseitige Fahrerhaus-Faltverdunkelung störende Lichtquellen und neugierige Blicke zuverlässig fern. Kaum Anlass zur Kritik liefert auch die Innenbeleuchtung in LED-Technik (siehe Lichtcheck). Fast unverzichtbar ist die optionale Ambientebeleuchtung (495 Euro), deren angenehmes Licht auch die Hängeschränke von innen ausleuchtet. Den nötigen Strom liefert eine 95-Ah-Batterie, die über die Serviceklappe von außen zu erreichen ist. Stromanschlüsse stehen zahlreich und sinnvoll platziert zur Verfügung.
Toll für den Einsatz in der kalten Jahreszeit: Die Bordtechnik ist nun serienmäßig isoliert und beheizt. Zudem hat das Volumen von Frisch- und Abwassertank etwas zugelegt. Zugänglich sind die Tanks über Bodenklappen im Innenraum. Hier ist auch das Ablassventil für den Abwassertank geschützt installiert. Bei der Positionierung über geeigneten Entsorgungsstellen hilft eine optionale Kamera. Ein feines Komfortextra, denn so braucht es weder einen Einweiser, noch muss das Fahrzeug verlassen werden. Da er den Zugriff auf die hintereinander platzierten Gasflaschen enorm vereinfacht, stellt auch der ausziehbare Träger für zwei 11-kg-Exemplare eine lohnende Investition dar.
Die Sitzgruppe ist mit 180 Lux durchschnittlich beleuchtet. Top-Wert im Lichtkegel der justierbaren Lesespots: 450 Lux. Die Helligkeit von durchschnittlich 480 Lux im Küchenbereich ist makellos. Passable Lichtverhältnisse im Bad: Ø 180 Lux. Vorm Spiegel ist das Gesicht sehr gut beleuchtet. Gut ausgeleuchtet ist der Schlafbereich: Ø 130 Lux. Die Leselampen erreichen Top-Werte um 650 Lux.
Bei den Fahrleistungen liefert der mit 150 PS motorisierte t 588 erstaunliche Werte: Von null auf Landstraßentempo geht es in weit unter 20 Sekunden. Freude bereitet der Testwagen ebenso bei Überholmanövern, wenn die Elastizität des Motors gefordert ist. Ansonsten verhält sich der Teilintegrierte gewohnt unauffällig, kommt bei Bremsmanövern einigermaßen zügig zum Stehen und zeigt sich beim Verbrauch nicht durstiger als andere Wettbewerber. So weit, so gut. Wichtiger dürften den meisten Besitzern allerdings das Handling und der Fahrkomfort sein.
Dank seinem schmalen Aufbau, dem moderaten Radstand und dem tiefen Schwerpunkt ist der t 588 in jeder Lage gut beherrschbar und lässt sich auch bei härterer Gangart kaum aus der Ruhe bringen. Beim Einparken oder Rangieren leistet die optionale Rückfahrkamera über das große Navi-Display hilfreiche Dienste, taugt mit der Doppellinse außerdem auch beim Vorwärtsfahren als Rückspiegelersatz.
Typisch straff federt das Fahrwerk der Ducato-Basis – trotz des Alko-Chassis mit Einzelradaufhängung an der Hinterachse. Nervige Geräusche aus dem Ausbau sind aber selbst auf groben Unebenheiten kein großes Thema, bei höherem Tempo säuselt es allerdings am Panoramadachfenster. Vorbildlich ist die Sicherheitsausstattung: Der Beifahrer-Airbag und die elektronische Stabilitätskontrolle sind stets serienmäßig an Bord.
Hymer belässt es mit dem Modellwechsel bei einer moderaten Preiserhöhung von wenigen hundert Euro. Im Falle des t 588 klettert der Basispreis nun allerdings über die 60.000-Euro-Marke. Dafür wird zwar grundsätzlicheiniges geboten, doch die Basisausstattung weist durchaus Lücken auf. Wer sich einer regelrechten Konfigurationsorgie hingibt, landet schnell in der Preisregion von gestandenen Integrierten. Sparen kann man sich das teure Performance-Paket und Co.; das Komfort-Paket ist aber obligatorisch.
Grundpreis: 60.990 Euro
(Fiat Ducato 35 L, Motor 96 kW/130 PS) mit TÜV und Zulassungsbescheinigung II
Testwagenpreis: 87.333 Euro
✘ Turbodiesel 110 kW/150 PS (11,5 kg) 1.790 Euro
✘ ABS/ASR/ESP✔Serie
✘ Fahrer-/Beifahrer-AirbagSerie
Chassis mit 3,85 t zGG (0 kg) 260 Euro
✘ Fahrassistenz-Paket: Reifenluftdrucksensoren, Spurhalteassistent, Abblendautomatik, Licht- und Regensensor (1,5 kg)✔880 Euro
✘ Komfort-Line-Paket: Klimaanlage, Tempomat, Aufbautür mit Verdunkelungs- und Fliegenschutzrollo, Panoramafenster über Fahrerhaus (38 kg) ✔3.390
Euro✘ Performance-Paket: 18-Zoll-Leichtmetallfelgen, Fahrerhaus in Zwei-Farb-Lackierung, Style-Paket außen, Akzentfolierung u. a. (40 kg) 5.155 Euro
✘ Navigationssystem inkl. Rückfahrkamera/32-Zoll-TV mit DSP/Verstärker-Box (6/10 kg) 2.990/1.690 Euro
✘ 160-L-Kühlschrank, Backofen (25 kg) ✔1.440 Euro
Kosten und Service
Kfz-Steuer: (3,5 t zGG, S4) 240 Euro
Haftpflicht/Vollkasko: (500 Euro SB, Tarif Allianz) 565/1422 Euro
Dichtigkeitsgarantie/Kontrolle: 72/12 Monate
Servicestellen: in Deutschland/Europa 60/280
✘im Testwagen enthalten; ✔empfehlenswert
Gurte/Schlafplätze: 4/2–3
Zul. Gesamtgewicht: 3500 kg
Grundpreis: ab 60.990 Euro
Länge: 6,94 m
Breite: 2,22 m
Höhe: 2,77 m
Preise: 57.990–62.990 Euro
Basis: Fiat Ducato
Länge: 6,59 – 7,44 m
Gesamtgewicht: 3500 kg
Weitere Modelle: 3
Charakter: Die Exsis-Baureihe zeichnen vor allem der schmale Aufbau und das vergleichsweise niedrige Gewicht aus. Den Teilintegrierten bietet Hymer noch in zwei weiteren Einzelbett-Varianten als sechseinhalb Meter kurzen t 474 und als siebeneinhalb Meter langen t 678 mit Raumbad an. Hinzu kommt ein zweites Sieben-Meter-Modell mit Querbett. Das Integrierten-Angebot ergänzt noch der sechs Meter kurze 504 mit schmalem Querbett. Ein Hubbett ist bei allen I-Modellen serienmäßig. Der Preisaufschlag zu den T-Modellen beträgt je nach Modell gut 10.000 bis knapp 12.000 Euro.
An der guten Wärmeverteilung tragen die Ausströmer unter den Vordersitzen einen großen Anteil.
Die Wassertanks sind unter dem Innenboden gut erreichbar, die Ablassventile hier sinnvoll installiert.
Der Abwassertank ist serienmäßig beheizt, schränkt aber auch die Bodenfreiheit deutlich ein.
Ist man unachtsam, sind die Faltrollos neben den Betten schnell eingedrückt oder gar beschädigt.
Stört beim Querschlafen: Das Mittelpolster zwischen den Heckbetten ist härter als die Matratzen.
Beim letzten Supercheck betitelte mein Kollege Jürgen Bartosch den t 588 an dieser Stelle als Sanssouci-, also Ohne-Sorgen-Mobil. Für mich ist der Teilintegrierte auch nach dem Modellwechsel ein fast perfekter Begleiter für zwei Personen, der mit einem soliden Aufbau, einer durchdachten Grundrissgestaltung, praxisgerechter Technik und guten Zuladungsreserven überzeugt. Die schlappe Innenbeleuchtung des Vorgängers ist kein Thema mehr, kleinere Schwachstellen wie der schwer erreichbare Frischwassertank sind aber geblieben. Günstiger ist der Exsis wie zu erwarten nicht geworden, mit der neuen Möbelgestaltung und den optischen Individualisierungsmöglickeiten ist er nun aber moderner und begehrenswerter.
Hymer Exsis-t | |
Grundpreis | 60.990,00 € |
Aufbau | Teilintegrierter |
Maße | 694 x 222 x 277 mm |
Leistung | 110 kW / 150 PS bei 3600/min |
Leergewicht | 2.950 kg |
Zul. Gesamtgewicht | 3.500 kg |
Sitze mit Dreipunktgurt / Zweipunktgurt | 2 / – |
Anzahl Festbetten / Umbaubetten | 2 / – |
Beschleunigung 0-100 km/h | 18,3 s |
Kraftstoffverbrauch pro 100 km (promobil-Testrunde) | 11,00 l |