Ein Camping-Ausbau des Fiat Ducato mit Bad und vier Schlafplätzen auf weniger als fünfeinhalb Metern Länge? Der Test mit dem kurzen Hymer-Car Ayers Rock zeigt, ob das funktionieren kann.
Ein Camping-Ausbau des Fiat Ducato mit Bad und vier Schlafplätzen auf weniger als fünfeinhalb Metern Länge? Der Test mit dem kurzen Hymer-Car Ayers Rock zeigt, ob das funktionieren kann.
Sechs Meter Länge gelten als das Standardmaß für Campingbusse auf Ducato-Basis. Mittlerweile ist jedoch auch der Ruf nach kürzeren Modellen laut genug, dass immer mehr Hersteller eine spürbar kompaktere Variante auf Basis des 5,41 Meter kurzen Fiat Ducato anbieten. Nach Knaus, Adria und La Strada sprang im Jahr 2015 auch Hymer mit dem Ayers Rock auf den Zug auf. Auf der CMT im Januar zeigten zudem auch Bürstner, Karmann und Van-Tourer, wie sie ihr Modell-Angebot nach unten erweitern.
Warum sich Kunden gegen ein Sechs-Meter-Modell und für die mehr als einen halben Meter kürzere Variante entscheiden, dürfte vor allem mit den besseren Allroundeigenschaften begründet sein. Der mittellange Radstand macht sie im Verkehr handlicher und wendiger als einen Sechs-Meter-Bus, die geschrumpfte Außenlänge ist auch fürs Parken in Pkw-Buchten geeignet. Im Gegensatz zu Campingbussen auf Basis von VW T6 und Co. bieten sie auf Reisen aber trotzdem den Komfort eines vollwertigen Kastenwagenausbaus mit mindestens einem festen Zwei-Personen-Bett, einem geschlossenen Sanitärraum mit Dusche und einer durchgehenden Stehhöhe in der Kabine. Gute Voraussetzungen also für all jene, die den Campingbus nicht nur zum Urlaubmachen, sondern auch über den gesamtem Jahresverlauf im Alltag als Erst- oder Zweitwagen nutzen wollen. Einer, der sich im Katalog selbstbewusst als „grenzenlos flexibler Alleskönner“ anpreist, hat sich nun unserem Test gestellt.
Der Ayers Rock ist die kürzeste Variante mit Bad aus der Hymer-Car genannten Kastenwagen-Linie des Traditionsherstellers. Die Grundriss-Gestaltung ist Standard, trotz der überschaubaren Außenlänge bietet der Campingbus aber Schlafplätze für bis zu vier Personen – sofern das optionale Aufstelldach für den Aufpreis von 3490 Euro bei der Fahrzeug-Konfiguration gleich mitbestellt wurde. Zwei Schlafplätze gibt es auf dem quer eingebauten Heckbett, dessen Liegefläche in Länge und Breite allerdings knapp ausfällt.
Einladender erscheinen die Schlafplätze unter dem aus GfK gefertigten und mit weichem Stoff innenverkleideten Aufstelldach. Im Vergleich zum Heckbett fällt die obere Liegefläche deutlich größer aus. Die Breite ist mit 1,30 Metern zwar immer noch nicht riesig, immerhin ist aber die Länge mit zwei Metern selbst für Großgewachsene gut geeignet. Den besseren Federungskomfort bietet allerdings das untere Bett aus einer vierteiligen Kaltschaummatratze auf Tellerfedern. Der Aufstieg nach oben gelingt über die stabil eingehakte Leiter und den ausreichend breiten Dachausschnitt mühelos. In den Stoffbalg sind drei halbrunde, zippbare Fenster integriert, die Frischluft und Tageslicht Einlass gewähren. Um auch bei kälteren Temperaturen oben übernachten zu können, bietet Hymer einen Thermovorhang und einen Warmluftschlauch an, der mit dem Heizungsausströmer im Einstiegsbereich verbunden wird und von dort warme Luft nach oben leiten soll. Gemessen an der Fahrzeuggröße ist die Anzahl der Schlafplätze überdurchschnittlich. Dass es für eine gute Bewertung dennoch nicht reicht, liegt mitunter an fehlenden Ablagen, und es mangelt eben einfach an Liegefläche.
Kompromissbereit müssen Besitzer auch beim Rest des Ausbaus sein. Immerhin bringt der Ayers Rock hinter den beiden Vordersitzen noch eine Rückbank mit zwei Drei-Punkt-Gurten und einen links angeschlagenen Klapptisch unter, sodass bei Bedarf vier Personen in der Sitzgruppe Platz finden. Dass es hier eher eng zugeht, ist verständlich, nervig ist allerdings, dass der Tisch beim Ein- und Ausklappen dem Sitzpolster der Rückbank in die Quere kommt.
Knapp fallen die Dimensionen des Küchenmoduls aus, weshalb man von den Schubladen und dem Hängeschrank keine Stauraumwunder erwarten darf. Das Modul bringt aber eine gute Ausstattung aus piezogezündetem Zweiflammherd, Edelstahlspüle und einem Kompressorkühlschrank inklusive Gefrierfach unter. Dessen Position im Einstiegsbereich erlaubt auch den bequemen Zugriff von außerhalb des Fahrzeugs. Bis auf die geteilten Abdeckungen von Spüle und Herd steht auf dem Küchenblock keine weitere Arbeitsfläche zur Verfügung. Serienmäßig gibt es jedoch ein Verlängerungsbrett zum Einhängen an der Stirnfläche oberhalb des Kühlschranks.
Analog zur Küche ist auch der Sanitärraum mit der Faltschiebetür eher klein gehalten, kann aber mit einer passablen Ausstattung punkten. Das Minimalmaß an Bewegungsfreiheit beim Duschen schafft das Hochklappen des Waschbeckens, der Duschvorhang schützt zumindest den großen Spiegelschrank und die Ablagen vor Spritzwasser. Alternativ kann man den Brausekopf mit dem Ausziehschlauch auch durch das Fenster leiten und dann außerhalb des Fahrzeugs benutzen. In die Decke ist eine breite Trocknungsstange für Handtücher integriert. Daran kann man natürlich auch Kleiderbügel aufhängen und den Sanitärraum so kurzerhand zum Kleiderschrank machen.
Tatsächlich ist das eine willkommene Stauraumergänzung, denn bis auf die fünf, wenig voluminösen Hängeschränke über dem Bett und die drei Schubladen im Bettkasten gibt es nur noch eine winzige Kleiderbügelstange an der heckseitigen Außenwand des Bads.
Der Stauraum im Heck des Ayers Rock steht dem größerer Modelle nicht nach. Das Volumen entspricht in etwa dem von Sechs-Meter-Bussen. Für Sperrigeres klappt die Bettauflage problemlos nach oben. In Schienen bewegliche Verzurrösen sichern die Ladung bei Bedarf ab. Es fehlt allerdings eine klare Abtrennung in den Wohnbereich, sodass lose Gegenstände beim Bremsen leicht nach vorne rutschen können.
Etwas geringer als in größeren Campingbussen fällt der Gasvorrat aus. Neben einer 11-kg-Flasche findet im Gaskasten nur noch ein 5-kg-Exemplar Platz. Verschmerzbar, zumal die 4000 Watt starke Truma-Heizung den Innenraum über die zahlreichen und sinnvoll platzierten Ausströmer zügig auf die gewünschte Temperatur bringt. Die Bordtechnik mit den je 100 Liter fassenden, isolierten Frisch- und Abwassertanks ist auf sehr ordentlichem Niveau.
Zu den größten Stärken des Ayers Rock zählen wie erwartet die handlichen Fahreigenschaften. Der im Vergleich zu Sechs-Meter-Modellen um knapp sechzig Zentimeter kürzere Radstand macht sich vor allem beim Abbiegen, Einparken oder Rangieren positiv bemerkbar. Der spursichere Geradeauslauf bei höheren Geschwindigkeiten wird dadurch nicht eingeschränkt. Mit der aufpreispflichtigen 150-PS-Motorisierung gelingt dem Ayers Rock schnelles Fahren ohnehin sehr gut. Der Diesel stemmt reichlich Drehmoment auf die Antriebswellen und beschert dem knapp drei Tonnen schweren Testwagen gute Elastizitätswerte. Mit knapp zehn Liter Diesel auf 100 km bleibt der Verbrauch dabei moderat.
Das gilt allerdings nicht für den Preis, der teils einige tausend Euro über dem der Konkurrenten liegt. Dafür bietet der Ayers Rock viel Qualität bei Materialauswahl und Verarbeitung und reichlich Ausstattungsoptionen.
Beladungstipps: Angesichts der knappen Abmessungen und der überschaubaren Verstaumöglichkeiten sind die Zuladungsreserven der aufpreispflichtigen 3,5-t-Variante auf gutem Niveau (Serie: 3,3 Tonnen). Wer in der Regel nur zu zweit reist und daher auf das Aufstelldach verzichten kann, spart damit 100 kg vom gemessenen Leergewicht ein. Weitere Reserven gibt es gegen Aufpreis mit der 3,85-t-Auflastung.
Gurte/Schlafplätze: 4/4
Zul. Gesamtgewicht: 3500 Kilo
Länge/Breite/Höhe: 5,41/2,08/2,70 Meter
Grundpreis: ab 47.190 Euro
Grundpreis: 47. 190 Euro
(Fiat Ducato 35 L, Motor 85 kW/115 PS) mit TÜV und Zulassungsbescheinigung II
Testwagenpreis 56.775 Euro
✘ 150-PS-Motor (15 kg)✔2690 Euro
✘ ESP, Beifahrer-Airbag, Tempomat, man. Klimaanlage, el. und beh. Außenspiegel✔ Serie
✘ Aufstelldach in Weiß mit Doppelbett inklusive Rahmenfenster im Bad (100 kg)✔ 3490 Euro
✘ Frontspoiler/Heckstoßstange lackiert 350/395 Euro
✘ 2 Klappstühle, Klapptisch (13 kg) ✔ 290 Euro
✘ Anhängekupplung/Markise (27/23 kg) 890/890 Euro
Zweite Bordbatterie (25 kg) 295 Euro
✘ im Testwagen enthalten; ✔ empfehlenswert
Der Ausbau auf 5,41 Metern Länge fordert eine gewisse Kompromissbereitschaft. Vor allem das Querbett ist wirklich klein. So wird das Aufstelldach beim Ayers Rock zur sinnvollen Ergänzung. Belohnt wird man für die Wahl mit sehr guten Handlingeigenschaften.