Chausson Flash 716 im Test

Chausson Flash 716 im Test
Grundriss-Innovation mit Etagen-Hubbetten

Zuletzt aktualisiert am 19.10.2017

Wer Familie hat, der kennt das: Wünsche und Ansprüche der einzelnen Mitglieder und der Familie als Ganzes ändern sich ständig. Wie soll man da als Eltern das passende Fahrzeug – zumal das richtige Reisemobil – auswählen, das mit diesem Wandel Schritt halten kann?

Bei den Trigano-Schwestermarken Challenger und Chausson in Frankreich hat man sich darüber Gedanken gemacht und mit dem Modell 396 bzw. 716 einen Ansatz gefunden, der das Thema Hubbetten noch einmal ganz neu interpretiert. In Kombination mit einem großen Kleiderschrank und einer Garage im Heck entstand so ein einmaliges Familienmobil.

Heck-Wohnzimmer dank Etagen-Hubbetten

Um nicht zu sehr auf die Folter zu spannen, starten wir gleich mit der zentralen Idee: Den hinteren Etagenbetten. Die Hubbetten verkrümelns sich tagsüber elektromotorisch an die Decke verkrümeln und machen darunter Platz für eine zweite Sitzgruppe – ja, geradezu ein extra Kinderzimmer. Hier hat der Nachwuchs sein eigenes kleines Reich, wo das Spiel oder die Malstifte einfach auf dem Tisch liegen bleiben können, wenn zum Essen gerufen wird. Und wenn die Kinder größer werden und nur noch selten mitfahren, ist der Platz trotzdem nicht verschenkt, weil sich das Bad damit zum großzügigen Ankleidezimmer weitet mit Zugang zum Kleider- und Wäscheschrank.

Tagsüber kann die kleine Sitzgruppe als Kinderzimmer genutzt werden.
Ingolf Pompe

Aber der Reihe nach: Die Etagenbetten lassen sich ganz einfach per Kippschalter an der Küchenfront schnell, leise und präzise absenken, ohne dass dafür Umbaumaßnahmen erforderlich wären – außer den Tisch wegzuklappen. Mit 1,90 Meter Länge und 67 bis 85 Zentimeter Breite bieten sie genügend Platz für Kinder und die meisten Teens. Die mäßig dicken Matratzen lagern immerhin auf Abstandsgeweben zur Unterlüftung. Beleuchtung und Ablage sind auf beiden Ebenen vorhanden, eine Doppel-USB-Ladebuchse findet sich unten. Der große, stabile Tisch ist tagsüber flugs aufgebaut. In den beiden Sitztruhen links und rechts kann jedes Kind all das einpacken, was unbedingt mit muss.

Das Bad im Chausson Flash 716

Ein langer Faltvorhang dient als Sichtschutz vom Wohnraum hinten zum Sanitärabteil, das wiederum mit einer Schiebetür zur Küche abgetrennt werden kann. Der Waschraum ist knapp geschnitten. In der Praxis wird man die lange Gliederschiebetür aber eh nur zum Toilettengang schließen. Die Möblierung wirkt schlicht und geradlinig.

Auf den zweiten Blick können Ausstattung und Materialanmutung aber überzeugen. So fasst sich etwa das Kunststoff-Waschbecken solider an als in manch teurerem Mobil. Zahnputzbecher und Seifenschale aus Echtglas sind ebenso vorhanden wie eine Klarglasdachhaube und eine klappbare Wäschetrockenstange. Die letzten beiden finden sich nochmal in der separaten Dusche gegenüber, die über solide Flügeltüren geentert werden kann. Die Ellenbogenfreiheit ist gut, die Füße werden jedoch vom Radkasten etwas eingeengt. Insgesamt kann sich die Duschkabine aber rundum sehen lassen.

Stauraum und vorderes Hubbett

Fertig geduscht geht es ans Anziehen im Chausson Flash 716. Der Kleiderschrank oberhalb der Heckgarage ist riesig, denn er nimmt rund Drei Viertel der Fahrzeugbreite ein. Neben dem Hängeabteil gibt es noch reichlich Regalfläche für Wäsche auf drei Ebenen, in deren hinterste Ecken man allerdings selbst mit langen Armen kaum drankommt. Eine Innenbeleuchtung wäre obendrein hilfreich. So lobenswert und nützlich dieser Stauraum ist, so nötig ist er auch. Denn Hängeschränke sucht man – außer in der Küche – komplett vergeblich. Rund um die vordere Sitzgruppe gibt es nur zwei kleine Fächer in den seitlichen Truhen und offene Ablagen im T-Haubenausbau.

Das Hubbett vorn lässt sich bis auf die Sitze herabsenken und dient sich so mit großer Kopffreiheit und bequemem Einstieg als Elternschlafzimmer an.
Ingolf Pompe

Dafür gibt es einen Grund: Um den Eltern das vordere Hubbett als Schlafzimmer schmackhaft zu machen, muss es möglichst viel Komfort bieten. Ein wichtiger Punkt ist dabei eine gute Zugänglichkeit, die dadurch erreicht wird, dass die Liegefläche bis fast auf die Sitzpolster abgesenkt werden kann – mit unten angebauten Hängeschränken wäre das unmöglich. Ein Lattenrost unterstützt hier die ebenfalls nur mäßige neun Zentimeter dicke, bis zu 1,40 Meter breite Matratze in Sachen Liegekomfort.

Fünf bis zehn Zentimeter mehr Liegelänge (1,91 m) würden auch Großgewachsene überzeugen – und wären mit Modifikationen an der Bettaufhängung wohl möglich. Das Hubbett kann auch auf halbe Höhe abgesenkt benutzt werden – etwa wenn die Sitzgruppe zu einem weiteren Nachtlager umgebaut werden soll, was mit ein paar Handgriffen ganz vernünftig gelingt.

Vordere Sitzgruppe und Küche

Die einladende Sitzrunde mit dem großen, frei stehenden Tisch ist dabei für fünf Reisende gut gerüstet – besonders mit der Möglichkeit, einen zusätzlichen Gurtplatz einzurichten. Wie auch beim Bettumbau sind dafür aber voluminöse Zusatzpolster mitzuführen. Der Komfort des Notplatzes ist jedoch nicht langstreckentauglich.

Der Verzicht auf Hängeschränke kommt dem luftig-hellen Raumgefühl an der Sitzgruppe zugute, unterstützt von vier starken LED-Spots unten am Hubbett – diese wünschte man sich in ähnlicher Form auch im Kinderzimmer.

Bleibt noch die kurze Küchenzeile, die dennoch mit einer ordentlichen Ausstattung, praxisgerechten Stauraumreserven und einem hilfreichen Stück Arbeitsfläche aufwarten kann. Auf mehrköpfige Besatzungen eingerichtet ist zudem der stattliche 167-Liter-Kühlschrank gegenüber mit separatem Gefrierfach (29 L).

Heckgarage und Technische Daten

Große Garage mit deckenhohem Teilbereich auf der rechten Seite.
Ingolf Pompe

Platz für alles Sperrige – und für Gepäck, das innen nicht mehr reinpasst – hält am Ende noch die Heckgarage bereit, die auf der rechten Seite sogar bis ins Dach hinaufreicht. Lange Ladegüter können dadurch im Chausson Flash 716 senkrecht transportiert werden. Alternativ trennen Klappböden zwei Fächer für Kleinteile ab. Die Heckklappe hilft an alle Gepäckstücke gut ranzukommen. Zum Fixieren gibt es aber nur zwei Schienen an der Vorderwand. Die Aufbautechnik verzichtet zwar nicht ganz auf versteifende Holzeinlagen, ist aber ansonsten rundum in GfK gehüllt und mit hochwertigem Schaum gedämmt – zusätzliches Vertrauen schaffen sieben Jahre Dichtigkeitsgarantie.

Der Ford Transit als Basis ist mit dem neuen 170-PS-Euro-6-Aggregat potent motorisiert. Bergauf scharrt er aber schon mal mit den Hufen – besonders auf feuchter Fahrbahn oder bei heckseitiger Beladung. Der lange Überhang erfordert Umsicht beim Rangieren. Die Federung des Transit arbeitet spürbar komfortabler als beim Fiat Ducato, lässt den Aufbau aber auch mehr wanken, und die Bedienung ist insgesamt weniger direkt.

Infos und Preise

Gurte/Schlafplätze: 4–5/4–6
Zul. Gesamtgewicht: 3500 kg
Länge/Breite/Höhe: 7,49/2,35/2,89 m
Grundpreis: ab 50.490 Euro

Testwagenpreis 57.545 Euro, inklusive 170-PS-Motor/4,1-t-Chassis (0/0 kg): 1500/1000 Euro, Fahrer-/Beifahrer-Airbag/ESP, 5. Gurtplatz/Rückfahrkamera (13/2 kg), Serie/300 Euro, VIP-Paket: man. Klima., Beifahrer-Airbag, Tempomat, elektr. Spiegel, Fahrer-Sitzbezüge, Panorama-Dachfenster, Stoßfänger lackiert, Nebelscheinwerfer (33 kg): 500 Euro, Winterpaket: frostgeschützter Abwassertank, isolierte Einstiegsstufe, Fahrerhaus-Isomatten (8 kg) 460 Euro, Moskitotür/Komfortmatratzen (1/2 kg): 250/250 Euro
Beladungstipps: Den Flash 716 bestimmungsgemäß als Vier- oder gar Fünf-Personen-Mobil mit den serienmäßigen 3,5 Tonnen zu betreiben, funktioniert in der Praxis kaum. Besser man wählt gleich die 4,1-t-Variante: Die gibt es zum moderaten Aufpreis und wegen nur kleiner technischer Unterschiede wiegt sie auch nicht mehr. Gut: Im Heck, wo sich die Stauräume konzentrieren, ist auch die meiste Zuladung frei.

Testwertung (max. 5 Punkte)

  • Wohnen: 3,3
  • Beladen: 2,9
  • Technik: 2,9
  • Fahren: 3,3
  • Preis & Service: 3,5