Andreas Becker ist freischaffender Fotograf und arbeitet seit über zehn Jahren für und mit der promobil-Redaktion. Er ist Gelegenheits-Camper und ging mit dem Chausson Dauertest-Wohnmobil "Titus", seiner Frau Anja und ihrem Hund auf eine Zwei-Wochen-Reise Richtung Frankreich.
Start der Tour
Unser grobes Ziel war die Küste entlang des Ärmelkanals. Direkt am Packtag waren wir am späten Nachmittag dann gestartet, um ein erstes kleines "Ancampen" zu haben und sind bis Speyer gefahren. Da gibt es im Jachthafen Parkplätze, die über Nacht frei sind.

Sonnenaufgang im Jachthafen Speyer, nach dem Hundegassi schnell gefrühstückt und los, denn ab 8 Uhr kosten die Parkplätze und Reisemobile sind nicht mehr erwünscht.
Die erste Nacht lief direkt optimal, obwohl ich erst skeptisch war. Die Matratze scheint doch recht dünn, aber überraschte uns mit ihrer guten Qualität. Weder spürten wir den Lattenrost, noch hatten wir das Gefühl nicht tief genug einsinken zu können. Das Bett ist groß und bequem und als Bauchschläfer schläft man auf jeden Fall gut. Seitenschläfer sollten womöglich ein höheres Kissen dabeihaben. Hier wird es im Schulterbereich dann schon dünn.
Tour an die französische Küste
Samstag war dann Fahrtag bis Koksijde an der belgischen Küste und Übernachtung auf einem Stellplatz dort, der für die völlig überteuerten 30 Euro zwar Strom, aber sonst keine weiteren Dienstleistungen bereithielt. Wasser durfte man für die obligaten zwei Euro / 100 l kaufen.

Équihen-Plage: Hoch über der Küste ist unsere erste Station in der Normandie.
Dann ging es entlang der normannischen Kreideküste über Equihen-Plage, Le Tréport nach Étretat wo die Kreidefelsen mit bis zu 120 m Höhe am spektakulärsten sind.
Zu unserem Pech war zur besten Fotozeit tagsüber immer Ebbe, sodass die Strände oder Uferbereiche teils eher unattraktiv waren. Wir werden bei der nächsten Küstentour vorher einen Blick in die lokalen Tidenkalender werfen und die Reise um eine Woche oder zwei verschieben.

Der Mont Saint Michel wird jährlich von knapp 2 ½ Mio Menschen besucht.
Die nächsten Stationen waren Mont Saint-Michel, Saint Pol de Léon bis zur Halbinsel Crozon als Fernziel im Departement Finistère. Hier in der schönen Bretagne sind die Steilküsten nicht minder imposant.
Leider hatten wir mit dem "Handicap Hund" in Frankreich zu kämpfen. Von 15. Juni bis 15. September sind in Frankreich Hunde an fast allen Stränden verboten. Wir haben die beiden Strandzugänge, an denen das Schild fehlte, genutzt und konnten unserem Vierbeiner sein Wasservergnügen gönnen.

Schild mit durchgestrichenem Hund: Auch in Saint Pol de Léon darf man nur ohne Hund an den Strand gehen.
Sehr zu unserem Verdruss sind Hunde überdies in vielen Parks nicht gestattet, selbst in den Transferbussen zum Mont Saint Michel dürfen sie nicht mitfahren. Dabei sind es meist die Erfinder des "Savoir-vivre", die das "Laisser-faire" so auslegen, dass sie die Hinterlassenschaften der Hunde überall liegen lassen.
Wohnen im Chausson 640

Den Grundriss und das Fahren selbst bewerten Andreas Becker und seine Frau als durchweg positiv - bis auf die Motorengeräusche.
Im Dauertester fühlten wir uns schnell wie daheim. Dazu trug auf jeden Fall die große Sitzgruppe bei. Da wir nur zu zweit unterwegs waren, mussten wir die beiden Fahrersitze nicht umdrehen. Dank der guten Verstellmöglichkeit des Tisches konnten wir wählen zwischen Esstisch und Couchtisch. Super einfach lässt sich per Knopfdruck nach dem Essen das Esszimmer zum Wohnzimmer umfunktioniert.
Leider hat der Hersteller bei der Verschraubung des Tisches gespart. Sinnvoll wäre es, entweder Federringe zu verwenden oder die Schrauben mit Schraubenklebstoff zu sichern. So hat der Tisch leider über die Testdauer an einer der Plattenverschraubungen beide Schrauben verloren und war wie von den vor uns Testenden zu Recht als wackelig bezeichnet worden. Da ich glücklicherweise nie ohne Werkzeug verreise, konnte ich eine Schraube von der einen an die andere Ecke versetzen und dem Tisch wieder mehr Halt geben.

Warum wackelt der Tisch so? Ah, der hat eine Schraube locker.
Ebenfalls zu kämpfen hatte ich im Bad. Das Waschbecken ist doch recht klein und sehr in die Ecke gedrückt. Ist der Schrank offen, ist es schwierig, sich das Gesicht zu waschen. Eine klassische Nassrasur mit Seife und Rasierpinsel endet zwangsläufig im Trockenlegen des gesamten Bereichs um das Waschbecken bis runter auf den Boden.
Probleme mit Druckpumpe und Lärm
Hier macht sich die falsch verbaute Druckpumpe äußerst laut bemerkbar: Entnimmt man am Becken Wasser, so poltern die zuckenden Leitungen im Duschpanel an den Schacht, in dem sie lose verlegt sind. Akustisch fühlte ich mich an einen alten Traktormotor erinnert, so okkeln die Dinger an das Acryl der Wände.
Die Lautstärke der Druckpumpe wird durch die zusätzliche Wasserdesinfektion noch verschlimmert. In der Bedienungsanleitung der Shurflo-Druckpumpe steht, dass die Wasser führenden Hauptleitungen mindestens 13 mm Innen-Durchmesser haben sollten. Wenn ein kleinerer Durchmesser verwendet wird, empfiehlt der Pumpenhersteller den Einsatz eines zusätzlichen Wasserdruckpuffers.

Wir haben extra nachgemessen: Die Leitungen sind zu schmal.
Mein Nachmessen hat bestätigt, was mein Schrauberblick gleich sah: Keine der Wasserleitung um die Pumpe herum hat mehr als 11 mm Außendurchmesser. Bei der Desinfektionsanlage ist die Leitung sogar nur 9 mm im Außendurchmesser.
Gehe ich von einer Wandstärke von einem Millimeter bei den Rohrleitungen aus, so bleiben noch 7–8 mm Innendurchmesser übrig. Laut Bedienungsanleitung von Shurflo ist das als zu gering bemessen. Ein Wasserdruck-Pufferspeicher würde im Übrigen der Lebensdauer der Pumpe guttun.
Das alles hat jedenfalls zur Folge, dass die Pumpe nur dann einigermaßen ruhig läuft, wenn man alle Armaturen zum vollen Strahl öffnet. Immerhin ist es mir gelungen, durch die Einstellschraube unten an der Pumpe für durchgängige nicht pulsierende zuckende Wasserstrahlen zu sorgen.
Autarkie und Nachbarschreck
Will man vermehrt autark stehen und geht sparsam mit dem Wasserverbrauch um, muss man innen im wie außen am Fahrzeug diese unschöne Geräuschkulisse hinnehmen. Sorry, liebe Stellplatz-Nachbarn! Wir fahren ja morgen oder übermorgen wieder ...

Unser Stellplatz in Saint Pol de Léon.
Insgesamt hatten wir sechs Übernachtungen for free und 10 auf Stellplätzen, wobei wir nur bei Vieren davon am Landstrom angeschlossen waren. Dank des Solarpanels auf dem Dach und der zweiten Batterie war das ohne Stress und Stromausfall immer gut möglich.

Die SOG-Anlage war uns ebenfalls zu laut, vor allem nachts. Außerdem ist der Auslass genau dort angebracht, wo man morgens Kaffee trinken will: direkt neben der Aufbautüre.
Die SOG-Anlage haben wir ebenfalls deaktiviert, weil jeder Toilettengang (Zeitpunkt, Dauer der Benutzung) lautstark nach außen dröhnt. Dadurch, dass der Ventilator an der Außenklappe montiert ist, entsteht ein wunderbarer Flächenlautsprecher. Auch ist die Platzierung deshalb ungeschickt, weil man unter Umständen direkt am Abort speisen möchte ohne Kopfkino. Ein Hoch auf die Chemie!
Über größere Fahretappen haben wir dann mit Le Mans und Orléans noch zwei Städte besucht. Abschluss war dann am Lac du Der und eine weitere freie Übernachtung bei Lunéville.
Vorteile und Nachteile des Chausson 640
Hier listet Andreas Becker auf, was ihm persönlich im Chausson 640 Titanium Ultimate gut oder nicht so gut gefallen hat. Hier können Sie alle promobil-Testergebnisse und Meinungen zum Testfahrzeug nachlesen.
Betten:
Matratze mit guter Qualität
Sitzgruppe:
Tisch verstellbar via Knopfdruck
fehlende Verschraubung am Tisch
Küche:

Ein Blick in die Kombüse, hier kann der Smut großzügig arbeiten.
groß genug zum Schnippeln und Kochen zu zweit
Wasserhahn mit zu geringem Strahl und pulsiert
Druckpumpe für Wasser zu laut
Sanitär:
tolle Dusche dank kraftvoller Druckpumpe
laute Druckpumpe
Möbelbau:
die Schränke hatten für uns eine gute Anordnung und Größe
Druckknopf an großer Topfschublade kann man nicht ziehen, da er sonst unter Belastung nachgibt
Stauräume und Zuladung:
große Heckgarage für genügend Hundefutter und mit Zugang von innen
ich habe mir beim Füllen des Futterglases vom Bad aus immer wieder den Kopf an der Durchreiche angehauen
Bordtechnik:
angenehmes Licht
Wassertank-Panel zeigt 100 Prozent Füllung, obwohl zwei Menschen schon geduscht, gekocht, gespült und die Toilette benutzt haben

Anzeige der App: Die zweite Bordbatterie wird nicht erkannt. Andreas Becker: "Da ist die Technik wohl noch nicht ausgereift."
Die Batterieanzeigen sind eigentlich immer recht unverändert im Wert, weshalb ich die CBE-App vom Lademodul auf mein Handy geladen habe – diese erkennt jedoch nicht einmal die zweite verbaute Batterie
Lautstärke der eingebauten Technik: Neben der lauten Wasserpumpe summt das Netzteil, wenn Fahrzeug am Landstrom angeschlossen ist
SOG-Anlage laut
Fahren:
die Sitze lassen viele Verstellmöglichkeiten zu, so konnten wir lange Strecken ermüdungsfrei fahren

Wir haben das eingebaute Navi nicht benutzt. Auch hat die Rückfahrkamera manchmal oft einfach nichts angezeigt bei Situationen, wenn man das Fahrzeug mal kurz hintereinander an- und ausgeschaltet hat.
Navi ist schlecht und steigt zu oft aus oder will neu konfiguriert werden.
Ausstattung:
was wir gebraucht haben, war an Bord.