Solarenergie ohne Solarpanel auf dem Womo-Dach? Ja, bitte!

Solarlack von Mercedes
Solarstrom ohne Solarpanel? Ja, bitte!

ArtikeldatumVeröffentlicht am 17.10.2025
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Mercedes-Benz arbeitet aktuell an einer neuartigen Photovoltaik-Beschichtung – dem sogenannten "Solarlack" –, die das Potenzial hat, die Reichweite von E-Fahrzeugen durch Sonnenenergie zu erhöhen. Für Camper ergeben sich aus der Technologie noch ganz andere Möglichkeiten. Doch wie weit ist der Stand der Technik, was sind die Vorteile, und wo liegen noch Hürden? Bevor wir uns hier den theoretischen Vor- und Nachteilen widmen, beleuchten wir noch einmal kurz den aktuell bekannten Stand:

Stand der Technik: Wirkungsgrad, Gewicht, Herstellung

Die Solarschicht besteht aus hauchdünnen Modulen bzw. einer Pastenstruktur (ca. 5 Mikrometer), die auf die Karosserie aufgebracht werden. Als Versiegelung liegt darüber eine Lackschicht auf Nanopartikelbasis, die etwa 94 % der Sonnenenergie durchlässt. Das zusätzliche Gewicht soll bei nur etwa 50 Gramm pro Quadratmeter liegen und ist daher eher zu vernachlässigen.

Anders soll es beim Wirkungsgrad der PV-Schicht aussehen, der mit etwa 20 % angegeben wird und somit in etwa dem Niveau herkömmlicher Silizium-Solarmodule entspricht. Ein weiterer Vorteil ergibt sich in den Punkten Herstellung und Umweltverträglichkeit: Der Solarlack soll keine Seltenen Erden enthalten, kein Silizium und nur ungiftige und leicht verfügbare Rohstoffe verwenden. Er soll zudem recycelbar und in der Herstellung deutlich günstiger als klassische Solarmodule sein.

Vorteile des Solarlacks für Camper

Für Camper und Selbstausbauer ergeben sich aus der Solarlack-Technologie diverse Vorteile:

  1. Mehr Autarkie – Die Fähigkeit, Teile der elektrischen Energie durch Sonnenenergie selbst zu erzeugen – zum Beispiel für Verbraucher wie Kühlschrank, Beleuchtung oder Wasserpumpe – verlängert die autarke Standzeit.
  2. Gewichtsvorteil – Gegenüber klassischen Solarmodulen und deren Halterungen bringt der Solarlack nur wenig zusätzliches Gewicht mit sich. Weniger Gewicht auf dem Dach begünstigt einen tieferen Schwerpunkt, was sich positiv auf die Fahreigenschaften auswirkt.
  3. Vollflächige, ästhetische Integration – Weil die Beschichtung theoretisch auf allen Außenflächen anwendbar sein soll, was auch für komplex geformte Bauteile gilt, ergibt sich ein größere nutzbare Fläche und eine optisch ansprechende Integration.
  4. Kosten- und Umweltvorteile
    Nach der Entwicklungsphase soll die Herstellung einfacher gelingen als bei herkömmlichen Modulen, was mit geringeren Kosten einhergeht. Recycelbare Materialien und Verzicht auf problematische Rohstoffe sind zudem Argumente in Richtung nachhaltiger, umweltbewusster Ladetechnik.

Offene Fragen und Nachteile

Den theoretischen Vorteilen stehen aktuell aber noch diverse offene Fragen und Nachteile gegenüber, die wir hier natürlich nicht verschweigen wollen. Gerade in der Praxis dürften die bisher bekannten Idealwerte kaum zu erreichen sein. Beschattung, Neigungswinkel und Wetter spielen für den Solarertrag ebenfalls eine wichtige Rolle. Zudem mindern Regen, Schmutz und Laub die Lade-Leistungsfähigkeit des Lackes.

Ein weiteres Fragezeichen wirft die Haltbarkeit auf: Wie widerstandsfähig ist der Solarlack gegen Steinschlag, Kratzer, mechanische Beanspruchung, Reinigungsmittel oder UV-Strahlung über viele Jahre? Hierzu ist bislang noch kaum etwas bekannt. Mit der interessanteste Punkt dürfte die Preisentwicklung nach der Serienreife sein. Auch zur Reparaturfreundlichkeit und Kratzresistenz gibt es noch keine Informationen. Spannend bleibt außerdem, wie die gewonnene Energie in die Traktionsbatterie bzw. beim Camper in die Bordbatterie gelangt und welche Umwandlungsverluste dabei auftreten.