Bei Nutzfahrzeugen arbeiten VW und Ford jetzt und in Zukunft eng zusammen. Die neuen Generationen von VW Amarok und Ford Ranger sind darum Zwillinge, die bei Ford in Südafrika gebaut werden und sich nur optisch voneinander unterscheiden. Apropos unterscheiden: Im Vergleich zum noch unter Eigenregie gebauten Vorgänger wirkt der neue Amarok nicht nur wuchtiger, er ist es auch: In Länge, Radstand und Höhe hat er um zehn, 17 und fünf Zentimeter zugelegt. Neben der Ladefläche profitieren davon vorwiegend die Passagiere, die deutlich mehr Platz haben.
Auch der drei Liter große V6-Diesel samt 10-Gang-Automatik und Allradsystem mit vier Modi (der beste zum Ziehen ist"4A" mit automatisch zuschaltendem Frontantrieb) stammt von Ford.

Bildschirm und Digitalinstrumente sind Serie, die Vordersitze bequem. Beim Ein- und Aussteigen leidet aber die hohe Sitzwange.
Dass die geschmeidige Maschine richtig Wumms hat, weiß das Getriebe nicht recht zu schätzen. Soll es richtig vorwärtsgehen, zappt es oft übereifrig durch seine zehn eng gestuften Gänge, schaltet mal zwei Stufen zurück, obwohl der V6 schon ab 1.750 Umdrehungen 600 Newtonmeter produziert. Mit etwas mehr Gelassenheit im Räderwerk wäre vermutlich ein geringerer Verbrauch drin. Der liegt bei 13,5 Liter/100 km mit Zwei-Tonnen-Trailer. Der alte VW-V6 war etwas genügsamer.

Drehschalter für die Allrad-Modi: 4A erweist sich als „Nummer sicher“.
Nicht nur die rustikale, aber serienmäßige Anhängevorrichtung, deren Grundplatte mit dem in zwei Höhen anschraubbaren Kugelkopf in einem Vierkantrohr steckt, stammt von Ford, sondern auch das Steuergerät für die Steckdose. Warum das erwähnenswert ist? Weil der Amarok Probleme mit LED-Rückleuchten an Caravans hat. Ein Phänomen, das schon andere Ford-Fahrzeuge gezeigt haben und dem wir gesondert nachgehen werden. Jedenfalls glimmten die Rücklichter und Blinker diverser Caravans mit LED-Rückleuchten nur schemenhaft. Zum Ende des Testes fielen jene des Eriba Touring 820 ganz aus – was nicht am Wohnwagen lag.
Beim Fahrwerk findet der Amarok eine gute Balance aus robuster Straffheit, die bei 900 Kilogramm Zuladung angeraten ist, und angemessenem Komfort. Oder anders gesagt: Wenige Midsize-Pickups zeigen sich im Alltag und mit Anhänger so ausgewogen und nah an einem SUV. Typisch Nutzfahrzeug ist die Anhängelast: 3.500 Kilogramm darf der V6 ziehen – allerdings nur, wenn er nicht voll beladen ist. Das zulässige Gesamtzuggewicht ist auf 6.500 Kilo begrenzt. Wer den VW voll bepackt, darf also "nur" noch 3,2 Tonnen anhängen.

Der Anhängermodus verbirgt sich im wenig intuitiven, reichhaltigen Menü.
Die Vordersitze sind bequem und stark ausgeformt – was beim Ein- und Aussteigen über die Trittbretter aber ein Ärgernis ist, weil man ständig über die Wange des Sitzkissens juckelt. Der junge Testwagen zeigte schon Knitter im Leder. Hinten sitzen Passagiere, gemessen an Pick-up-Maßstäben, sehr vernünftig. Der Geräuschkomfort ist gut, und die Innenraummaterialien sind robust, ohne billig zu wirken.
VW Amarok 3.0 V6 TDI

Trotz Starrachse hinten federt der Amarok gut. Die Fahrstabilität ist, auch wegen des langen Radstandes, bestens.
- Ausführung: Aventura, 177 kW (240 PS)
- Antrieb: Allradantrieb mit Untersetzung, 10-Gang-Wandler-Automatikgetriebe
- Grund-/Testwagenpreis: 70.164/73.103 Euro
- Anhängelast Baureihe: 3.500 kg
Antrieb, Fahreigenschaften und Verbrauch
- Motor: V-Sechszylinder-Turbodiesel, 2.993 cm3
- Drehmoment: 600 Nm bei 1.750/min
- Abgasnorm: EU 6d
- Tankvolumen: 80 L
- AdBlue: 19,3 L
Fahrleistungen (solo)
- Beschl. 0–100 km/h: 9,6 s
- Höchstgeschw.: 190 km/h
Testverbrauch Liter Diesel/100 km
- solo/Gespann: 11,2/13,5
- Norm WLTP: 10,2
sehr große Übersetzungsbandbreite, aufwendiges Allradsystem mit Untersetzung (Kriechgang)
für Fahrzeuggattung guter Fahrkomfort
hohe Fahrstabilität
recht hoher Verbrauch
Kofferraum, Variabilität und Sitze

Selbst Erwachsene reisen im Fond des Doppelkabiners passabel. Hier macht sich am deutlichsten bemerkbar, dass der Amarok größer wurde.
viel Platz in Reihe eins
passable Platzverhältnisse und guter Sitzkomfort selbst für Erwachsene im Fond
teures, aber wasserdichtes elektrisches Ladeflächenrollo als Option
kein echter Kofferraum für die alltäglichen Dinge
Gewichte und Abmessungen
Gewichte
- Leergewicht gem./zul. Gesamtgewicht: 2.417/3.300 kg
- Zuladung abgezogen Stützlast (100 von 210 kg): 783 kg
- Anhängelast (8 %/12 %): 3.500/3.500 kg.
- Maximalgewicht des Zuges: 6.500 kg
Maße:
- Länge/Breite/Höhe: 5,35/1,92/1,88 m
- Radstand: 3,27 m
Hohe Anhänge- und enorme Stützlast
Hohe Zuladung
Im Alltag ist der Amarok sehr sperrig.
Anhängerkupplung und Elektrik

Rustikal: die Montageplatte des Kugelkopfs in einem Vierkantrohr.
Anhängerkupplung
- Preis: Serie
- Einbau: werksseitig
- System: Vierkantaufnahme
- Höhe Kugelkopf: 44 cm
- Stützlast: 210 kg
Elektrische Versorgung
- Dauerplus: ✔
- Plus über Zündung: ✔
- Blinkerausfallerkennung: Einseitig: ✔ Beidseitig:✔
Sicherheits- und Assistenzsysteme
- Elektronische Anhängerstabilisierung: ✔
- Rangierassistent: X Option: X
- Rückfahrkamera: ✔ Option: X
- Zoom Kugelkopf: ✔
- Verkehrszeichenerkennung (Gespann): X
- Campingplätze in Navigation (online): ✔