Im Test der erneuerte Fendt Bianco 495 SG: Qualität und Ausstattung überzeugen.

Test Fendt Bianco Selection 495 SG
Qualitativ hochwertiger Wohnwagen für 2 Personen

vom Campingprofi seit 1959
ArtikeldatumVeröffentlicht am 09.10.2025
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Wer den neuen Bianco betritt, fragt sich unweigerlich: Hat sich hier wirklich etwas verändert? Alles wirkt vertraut, helle Farben, gelungener Materialmix – im besten Sinne typisch Fendt. Doch auf den zweiten Blick wird klar: Der Hersteller hat seine Volumenbaureihe dezent, aber doch konsequent modernisiert. Der leicht hellere Farbton des Möbeldekors mag nur im direkten Vergleich zum Vorgänger auffallen. Augenfälliger sind da schon die neuen Oberschrankklappen mit an der Unterkante integrierten, satt aufgesetzten Griffen.

Ein alter Bekannter ist auch der neue Grundriss Bianco Selection 495 SG. Es gab den Einzelbettenwagen zuletzt in der Einstiegsbaureihe Apero, für die Saison 2026 geht er als Bianco auf Kundenfang. Erster Eindruck des Testwagens: mit 6,07 Meter Aufbaulänge und 7,22 Gesamtlänge ein noch recht handlicher Reisecaravan für zwei Personen.

Rein geht’s, durch die elegant verkleidete Aufbautür mit Fenster und Mülleimer, die aus der Top-Baureihe Diamant stammt und nun alle Modelle des Herstellers ziert. Die Sitzgruppe vorn fällt mit Seiten- und Bugfenster sowie großer Dachhaube schön hell aus. Feste, sehr bequeme Polster sind seit jeher ein Steckenpferd von Fendt – da macht auch der 495 SG keine Ausnahme. Richtig toll sind die Polster an der Bugwand, weil man sich dann wunderbar auf die Längssofas kuscheln kann – sei es zum Lesen oder Fernsehen via Flachbildschirm am Schwenkarm.

Verbesserungsbedarf gibt es an den Fenstern und Rollos

Bugablage und offene Ablagen unter den rundum verlaufenden Oberschränken nehmen jede Menge Kleinkram auf. Der Einsäulen-Hubtisch steht stabil und fällt für die typische Zweierbesatzung üppig aus – es können aber durchaus auch mal vier Personen an der Sitzgruppe tafeln. Weniger überzeugend: Die einfachen Rastrollos der Seitenfenster reichen bis hinter die Polster. Lehnt man sich an, löst man schnell ungewollt das Rollo aus. Umständlich gestaltet sich auch der Zugang zu den Sperrriegeln des Bugfensters, um es zu öffnen oder zu schließen. Denn in die Gardinen sind oben und unten Kunststofflatten eingenäht, die verhindern, dass man die Gardinen ganz zur Seite raffen kann – um die Sperrriegel zu erreichen, muss man die Hand verrenken oder die Vorhänge mehrmals verschieben.

Der Küchenblock gegenüber der Eingangstür fällt ob der überschaubaren Aufbaulänge ziemlich kompakt aus. Hier fehlt es vor allem an Arbeitsfläche und einem Standplatz für eine Kaffeemaschine. Trotz ihrer überschaubaren Abmessungen hält die Küche aber reichlich und gut unterteilten Stauraum bereit – auch in einem praktischen Apothekerauszug für Flaschen.

Alle Schubladen und Oberschränke verriegeln sicher mit Push-Locks. Der Dreiflammkocher punktet mit Gussrost und Zündhilfe, die Spüle mit einer soliden Armatur in Haushaltsqualität. Top: der gegenüber der Küche direkt im Eingangsbereich montierte Absorberkühlschrank mit beidseitigem Türanschlag. Auch von draußen kommen Camper so blitzschnell an kalte Getränke.

Als unnötig spitz erweist sich die Ecke der Arbeitsplatte. Da man sich hier oft zwischen Küche und Tisch aufs linke Sofa einfädelt, würde eine gerundete Ecke den ein oder anderen blauen Fleck ersparen.

Cleveres Design im kompakten Bad

Kompakt wirkt auf den ersten Blick auch das Bad, jedoch schafft Fendt hier mit einem clever geschwungenen Waschtisch ordentlich Platz für Knie und Schulter auf der Banktoilette. Die verfügt über einen eigenen Spülwassertank mit Füllstandsanzeige, was über den in Serie ziemlich kleinen 25-Liter-Frischwassertank etwas hinwegtröstet. Fendts Feinschliff am Detail macht sich beim Badschränkchen positiv bemerkbar: Zwei Türchen statt einer großen Klappe erleichtern den Zugriff auf Kosmetika und Co.

Bianco Bad, Dusche, Toilette
Andreas Becker

Eine Duschausstattung mit Vorhang gibt’s optional – trotz ausreichend Platz zum Abbrausen dürfte sie eher selten zum Einsatz kommen. Über das sehr große Seitenfenster ließe sich das Bad immerhin gut lüften. Kurios: Weil die Badtür nach außen gewölbt ist, die Bodenwanne aber gerade verläuft, bleibt bei geschlossener Tür hier ein Spalt. Eher ein optischer Mangel, denn beim Duschen würde der Spalt vom Vorhang geschützt.

Etwas ganz Besonderes: Die Betten im Fend Bianco 495 SG

Eine Paradedisziplin stellt beim Bianco 495 SG das Schlafzimmer dar. Hier gibt sich Fendt keine Blöße und verbaut extrem dicke Federkernmatratzen (18 Zentimeter), die auf flexibel gelagerten Lattenrosten mit einstellbarem Härtegrad ruhen. Das ergibt einen hervorragenden Schlafkomfort, wie wir im Test auch nach mehreren Nächten im Fahrzeug bestätigen können. Überm Fußende des rechten Bettes platziert Fendt Haken für Jacken oder Kleider. Die haben hier zwar Platz zum Hängen, entziehen sich aber dem schnellen Zugriff beim Verlassen des Wohnwagens.

Wie an der Sitzgruppe überzeugen die neuen, schwenkbaren LED-Leselampen: Gut in den Ecken platziert spenden sie blendfreies, zudem dimmbares Licht. An die Rückwand angelehnt lesen klappt in den Betten allerdings weniger bequem, denn hier lehnt man sich an Fenster und Rollo – dafür ist das Schlafzimmer über große Heck- und Seitenfenster ruckzuck durchlüftet. Auch die übrige Beleuchtung mit indirekten LED-Leisten über den Oberschränken, hellem Arbeitslicht an der Küche und einer großen Deckenleuchte über der Sitzgruppe sammelt Pluspunkte. Zudem lassen sich die Lampen über sinnvoll platzierte Schalter nach kurzer Eingewöhnung intuitiv bedienen.

Bianco Betten, Schlafzimmer, Caravan
Andreas Becker

Die Bordtechnik

Der neue 495 SG gehört zur Selection-Reihe, die im Standard mit S-Heizung und Absorberkühlschrank kommt. Die Modelle der Activ-Serie sind stets mit Combi-Heizung und Kompressorkühlschrank ausgestattet. Warmwasser bereitet im Selection-Testwagen deshalb eine klassische Truma Therme, die wie der Wassertank unter dem linken Einzelbett verbaut ist. Sehr gut: Therme und Ablassventile sind mit soliden Kunststoffleisten vor verrutschendem Ladegut gesichert. Einzig dem im rechten Bettkastenan der Heckwand verlaufenden Heizungsschlauch fehlt dieser Schutz.

Zugang zu den Bettkästen gewähren die aufstellbaren Lattenroste, die dank Gasdruck-Unterstützung einfach öffnen und schließen. Eine Außenklappe gibt’s nur zum rechten Stauraum. Weil zwischen den Betten eine zum Mittelgang öffnende Schublade eingebaut ist, fehlt dem Bianco eine Durchlademöglichkeit über die gesamte Breite.

Mit Steckdosen ist der Bianco reichlich bestückt. Egal ob Sitzgruppe, Küche, Bad oder Schlafzimmer – überall ist ein 230-V-Anschluss in Reichweite. Das gilt neuerdings auch für USB-Buchsen: Lange Zeit hielt Fendt sie in der Serie für gänzlich entbehrlich, nun gibt es ausschließlich modernen USB-C-Standard – je zweimal an der Sitzgruppe und am Bett. Für Smartphones heutiger Größe fallen die Eckablagen hier aber relativ klein aus.

Die bekannte Fendt-Qualität überzeugt

Über jeden Zweifel erhaben präsentiert sich auch bei diesem Fendt die Verarbeitung. Das gilt zum einen fürs schön gebaute Mobiliar mit passgenauen Spaltmaßen und Verschlüssen an allen Klappen. Möbelverbinder sind kaum sichtbar, Verschraubungen schon – dafür verzichtet Fendt auf billig wirkende Aufkleber auf den Schraubenköpfen. Auch Aufbau und Anbauteile präsentieren sich makellos. Dass ab Werk die GfK-Schicht auf dem Glattblech-Dach fehlt und am Holzsandwichboden ein Warmluftschlauch verlegt ist, gibt trotz der akkuraten Verarbeitung aber Punktabzüge. Eine Glattblech-Option für die Wände bietet Fendt nicht.

Preislich bleibt der Bianco in etwa auf dem Niveau des vergangenen Modelljahrs. Für den Selection 495 SG bedeutet das einen fairen Grundpreis von 29.250 Euro. Allerdings könnte Fendt ein paar notwendige Extras wie Fliegengittertür, Ersatzradhalter im Deichselkasten oder den 45-Liter-Frischwassertank gern in die Serienausstattung überführen.

Das fiel uns auf

 Hervorragender Schlafkomfort dank 18 Zentimeter starker Matratze und hochwertigem Lattenrost.

 Moderne USB-C-Anschlüsse verbaut Fendt im Bianco serienmäßig am Bett und an der Sitzgruppe.

 Großer Absorberkühlschrank mit beidseitigem Türanschlag für optimalen Zugriff von drinnen und draußen.

 Reparaturfreundlicher Heckträger mit Opferecken. Die Aufnahmen der Kurbelstützen sind prima erreichbar.

  Top verarbeiteter Unterboden. Aber Holzsandwich und Warmluftschlauch (Dükerrohr) kosten Punkte.

 Mit der Ecke der Arbeitsplatte kommt man häufig in Kontakt, wenn man zwischen Küche und Tisch auf Sofa rutschen will.

 Die Kurbel für die Stützen sitzt so fest in ihrer Halterung, dass man sie regelrecht herausboxen muss.

 Gardinen mit eingenähten Kunststofflatten erschweren das Öffnen und Schließen des Bugfensters.

Daten und Messwerte

Karosserie

  • Aufbau: Sandwichbauweise mit EPS-Schaumisolierung. Dach Glattblech (39 mm), Seitenwände Alu-Hammerschlag (31 mm), Bug/Heck Glattblech. Boden Sperrholz-Sandwich (47 mm). Deichselkasten aus ABS, Deckel an Parallelogramm-Beschlag. Einteilige Aufbautür 180 x 54 cm mit Fenster, Einstiegshöhe 40 cm. Serviceklappe 98 x 40 cm.
  • Anbauteile: mehrteiliger Heckleuchtenträger mit Opferecken. Bugelemente aus LFI, integrierte Rangiergriffe.
  • Fenster/Hauben: 8 Ausstellfenster mit Rastaufstellern und Rastrollo-Verdunkelung (Ausnahme: Küchenfenster mit Plissee-Verdunkelung). Midi-Heki 62 x 40 cm (Sitzgruppe), Mini-Heki 38 x 38 cm (Betten).

Möbel

  • Material/Beschläge: Sperrholzmöbel mit Metallscharnieren, integrierten Federaufstellern. Hängeschränke und Schubladen der Küche mit Softclose-Funktion und Pushlock-Verriegelung. Hängeschränke Sitzgruppe/Betten mit Kunststoff-Hakenschnäppern ohne Softclose-Funktion. Drehstangenschloss Schrank, Fallenschloss Badtür.

Bordtechnik

  • Gas/Heizung: Gasheizung Truma S 3004, 12-Volt-Gebläse, 6 Ausströmer (3 x Sitzgruppe, 1 x Eingang, 1 x Bad, 1 x Betten), elektrische Fußbodenerwärmung*.
  • Wasseranlage: 45-Liter-Frischwassertank*, Tauchpumpe, Truma Therme.
  • Elektrik: Umformer Dometic SMP 301-03, 350 W. 6 Steckdosen (1 x TV-Platz, 1 x Sitzgruppe, 2 x Küche, 1 x Bad, 1 x Betten). Je 2 x USB-C-Anschluss an Sitzgruppe/Betten.
  • Beleuchtung: 1 Deckenleuchte, 4 LED-Leselampen, LED-Leiste als Küchenarbeitslicht, 2 LED-Leisten im Bad. Ambientelicht über Hängeschränken. Vorzeltleuchte.
  • Küchenausstattung: Dreiflammkocher mit Zündhilfe, Rechteckspüle mit abgesetztem Hebelmischer, Glasabdeckung. Kühlschrank Dometic RML 10.4P mit 133 Liter Nutzinhalt, davon 12 Liter Gefrierfach.
  • Sanitär: Thetford-C500-Banktoilette mit Spülwassertank (16,5 Liter). Ovales Waschbecken mit Hebelmischer.

*Sonderausstattung

Preise und Ausstattung

Grundpreis: 29.250 Euro; Testwagenpreis: 41.441 Euro

✘im Testwagen enthalten; ✔empfehlenswert

  • TÜV/Zulassungsbescheinigung II: 179 Euro
  • Ersatzrad auf Alufelge (22 kg): 499 Euro ✘
  • Auflastung auf 2.000 kg zul. Gesamtm. (23 kg): 1.065 Euro ✘
  • Fliegenschutztüre (5 kg): 285 Euro ✘ ✔
  • City-Wasseranschl. + Wassertank 45 Liter (4 kg): 518 Euro ✘ ✔
  • Bettauszug Einzelbetten zu Doppelbett (11 kg): 477 Euro ✘
  • Dachmarkise (43 kg): 1.692 Euro ✘
  • Batteriepaket I mit 30-Ah-LiFe-Akku (6 kg): 1.179 Euro ✘
  • Truma Mover Smart A (32 kg): 2.138 Euro ✘

Wertung

  • Wohnen: 3,8 von 5
  • Beladen: 4,1 von 5
  • Technik: 3,7 von 5
  • Fahren: 3,9 von 5
  • Preis & Service: 3,6 von 5