Für echte Petrolheads ist der Nürburgring mehr als nur eine Rennstrecke. Wegen seiner anspruchsvollen Topografie wird er liebevoll "Grüne Hölle" genannt – und das legendäre 24h-Rennen ist das absolute Saisonhighlight. Jedes Jahr pilgern über 200.000 Fans in die Eifel, viele davon campen. Vom Armeezelt über Luxusliner bis zu abenteuerlichen Eigenkonstruktionen ist hier alles vertreten – und mittendrin: unser Dauertest-Caravan Knaus Sport & Fun "Sporty".
Die eingefleischten Fans schlagen bereits eine knappe Woche vor Rennbeginn ihre Camps auf – mit allem, was dazugehört und noch ein bisschen mehr. Entsprechend wächst auch bei mir die Sorge, mit meinem Gespann aus Golf 8 (Frontantrieb) und unserem Dauertester noch einen vernünftigen Stellplatz zu finden. Somit wird die Abfahrt kurzerhand ein Tag vorverlegt.
Motorradkauf zwischendurch – Transport leichtgemacht
Da der Sporty ein Motorrad-Transportcaravan ist, nutze ich die Gelegenheit und mache auf dem Weg noch einen Zwischenstopp, um mir ein reizvolles wie durchgeknalltes Fahrzeug näher anzuschauen: Eine Suzuki SV 650, deren kompletter Lacksatz mit Kunstleder bezogen ist. Spätestens als der V2 nach kurzer Starthilfe sonor aus der Sportauspuffanlage bollert, ist der Deal so gut wie fix – und ich fahre mit einem Kaufversprechen für die Rückfahrt weiter in Richtung Eifel.
Unterwegs zeigt sich das Golf-8-Facelift mit DSG und Frontantrieb zwar nicht als perfekter Zugwagen, doch das Gesamtpaket überzeugt mit aktiven Assistenzsysteme im Gespannbetrieb, moderatem Verbrauch und gutem Reisekomfort.
Stützlast – der limitierende Faktor
Das Stauraumkonzept des Knaus Sport & Fun ist klar auf den Motorradtransport abgestimmt. Deshalb zahlt die Beladung des riesigen Bettstauraumes im Bug auch direkt auf die Stützlast ein, was ohne Motorrad hinter der Achse schnell zum Problem wird. Entsprechend wandert bei meiner Tour nur leichtes und sperriges Gepäck nach vorn, während Pavillon, Powerstation und E-Scooter im breiten Mittelgang möglichst weit hinten verzurrt werden. So lässt sich die Stützlast gerade so auf zugfahrzeugkonforme 80 Kilogramm drücken.
Da mich die Motorrad-Besichtigung Zeit gekostet hat und ich vorher schon später als geplant losgekommen bin, übernachte ich spontan auf einem ruhigen, autobahnnahen Park-&-Ride-Platz. Nach der ersten Nacht lässt sich schon sagen: Der Schlafkomfort im Doppelbett des Sporty überzeugt, wenn man allein reist. Nach einem schnellen Frühstück beim Bäcker geht’s weiter.
Ankunft am Ring

Das große Bugfenster auf Kopfhöhe des Doppelbettes ist genial. Leider ist der Aufsteller unterdimensioniert und büßt bei einer leichten Windböe seine Rastfunktion ein.
Kurz vor zehn Uhr vormittags erreiche ich das Brünnchen, eine der kultigsten Zuschauerstellen des Rings – und finde tatsächlich noch ein ruhiges Plätzchen etwas abseits des Trubels. Beim Rangieren auf der unebenen Wiese kommen die beiden Kupplungen des 7-Gang-DSG beim Golf allerdings schnell ins Schwitzen, was sich durch beißenden Geruch bemerkbar macht. Direkt beim Aufbau fallen die kurzgeratenen Kurbelstützen auf, die selbst auf ebenem Untergrund schon fast komplett ausgefahren werden müssen, um den Wagen ins Wasser zu stellen. Auf der unebenen Wiese hilft nur Unterfüttern.
Im Innenraum zeigen sich ebenfalls Schwächen: Die Verriegelung der mittleren Küchenschublade war in unserem Sporty bereits ab Werk defekt und die Sitzpolster neigen dazu, nach jeder Fahrt umzufallen. Auch die Tisch-Fahrtsicherung mittels Riemen ist friemelig und nur schwer erreichbar – hier wäre etwas mehr Praxistauglichkeit wünschenswert.
Alltag im Camp

Das Dach ist dank Leiter begehbar und taugt mit Feldbett sogar für ein Mittagsschläfchen im Schatten. Schwindelfrei sollte man dabei allerdings sein.
Die großzügige Küchenzeile und der gegenüberliegende Slimtower-Kühlschrank gefallen. Letzterer benötigt allerdings auch im Gasbetrieb Strom – für das Festivalcamping wird daher kurzerhand eine Powerstation samt Solarpanel eingesetzt. Bei den hochsommerlichen Temperaturen zeigt sich schnell der Vorteil der zweiten Tür: Sie sorgt gemeinsam mit dem großen Dach- und dem markant geformten Bugfenster für ordentlichen Durchzug. Letzteres allerdings überlebt eine kräftige Windböe nicht ganz unbeschadet – die Rastung der Aufsteller verabschiedet sich, daher übernimmt ein Stock fortan den Job des Aufstellers. Auch sonst schwächeln die Fenster genauer gesagt die einfachen Kunststoffriegel ohne Sperrknöpfe. Sie kommen mit den teils unter Spannung eingebauten Aufbaufenstern nur leidlich zurecht und lassen sich stellenweise nur noch in Lüfterstellung verriegeln.
Das Bad bleibt die Achillesferse des Sport & Fun. Es thront auf einem Podest, was die Stehhöhe auf unter 1,85 Meter begrenzt, und ist mit nur 60 Zentimetern unangenehm schmal, sobald die Tür geschlossen ist. Komplett praxisfremd ist zudem die eingebaute Dometic-Drehtoilette, deren Abfluss im zwangsläufig gedrehten Zustand außermittig ist.
Verarbeitung mit Licht und Schatten

Auf dem Rückweg heißt es dann noch einmal umpacken, damit das neue Spielzeug, eine belederte Suzuki SV650N im Mittelgang Platz findet.
Grundsätzlich ist der Möbelbau des Knaus solide. Die Oberflächen wirken robust und lassen sich leicht reinigen. Im Detail zeigen sich jedoch Schwächen: Unterdimensionierte Schrauben unter Sitztruhen, lose Klettpunkte an Verblendungen und eine Polsterfixierung, die langfristig das Material der Rückenlehnen strapaziert, sind hier nur einige Beispiele. Auch der weiche PVC-Bodenbelag ist kein Freund des Motorradtransports: Wird die Maschine auf dem Seitenständer abgestellt oder der Boden anderweitig punktuell belastet, bleiben sichtbare Druckstellen oder Schäden zurück.
Positiv: Dem Bassdruck und den Vibrationen der umliegenden und eigenen Festivalanlagen trotzt der Sport & Fun souverän – nichts klappert, nichts löst sich. Und der Sporty bietet ein echtes Festival-Highlight: Über die Heckleiter lässt sich das Dach als Sonnenterrasse nutzen – perfekt für den morgendlichen Kaffee mit Blick über den Campingplatz. Schwindelfrei sollte man allerdings sein.





