Viele Verkehrsschilder kombinieren ein Tempolimit mit dem Zusatz "bei Nässe". Doch was bedeutet das genau – und ab wann gilt eine Straße tatsächlich als nass? Wir fassen die wichtigsten Punkte für Sie zusammen.
Ab wann gilt eine Straße als "nass"?
In der StVO (Straßenverkehrsordnung) gibt es keine gesetzliche Definition, was "Nässe" bedeutet – also ab wann eine Fahrbahn als "nass" gilt. Stattdessen hat sich in der Rechtsprechung (Gerichte) die Definition etabliert, dass Nässe vorliegt, wenn sich auf der gesamten Fahrbahn ein sichtbarer Wasserfilm befindet. Dieser muss nicht dick sein – bereits ein sehr dünner, durchgehender Wasserfilm reicht aus.
Als praktisches Indiz dient etwa eine Sprühfahne, die ein vorausfahrendes Fahrzeug erzeugt – das spricht dafür, dass der Untergrund nass und mit einem Wasserfilm bedeckt ist. Außerdem verweist der Rechtsexperte Markus Matzkeit gegenüber der ZEIT auf § 3 Absatz 1 StVO: Dieser Grundsatz verlangt, dass Fahrzeugführer die Geschwindigkeit den Straßen-, Verkehrs-, Sicht- und Wetterverhältnissen anpassen.
Zusammengefasst – nicht als "nass" im Sinne des Zusatzschilds gelten:
- Einzelne Pfützen oder
- eine lediglich feuchte, dunkler gefärbte Fahrbahn.
Gut zu wissen: Erzeugt das Fahrzeug vor Ihnen eine Sprühfahne, spricht das meist für eine vollständig nasse Fahrbahn – und damit greift das Tempolimit.
Warum das für Wohnmobile wichtig ist
Bei Nässe verlängert sich nicht nur der Bremsweg deutlich, es steigt auch die Gefahr von Aquaplaning: Durch den Wasserfilm kann der Reifen aufschwimmen und die Bodenhaftung verlieren, was ein Ausbrechen oder Schleudern begünstigt. Schwere Fahrzeuge wie Wohnmobile sind zwar etwas weniger anfällig, aber auch schwerer wieder unter Kontrolle zu bringen, wenn es doch eintritt. Ein zusätzlicher Grund, Tempolimits bei "Nässe" ernst zu nehmen.
Weitere wichtige Faktoren
- Profiltiefe: Je geringer die Profiltiefe, desto weniger Wasser kann der Reifen ableiten, was das Risiko für Aquaplaning erhöht.
- Reifendruck: Ein zu niedriger Reifendruck verringert den Anpressdruck der Reifen und kann Aquaplaning begünstigen.
- Geschwindigkeit: Die Geschwindigkeit ist der entscheidendste Faktor. Je langsamer man fährt, desto geringer ist das Risiko von Aquaplaning.
- Fahrbahn: Spurrillen und Unebenheiten sammeln Wasser und erhöhen das Risiko erheblich.
- Stoßdämpfer: Abgenutzte Stoßdämpfer können ebenfalls das Risiko erhöhen, da der Reifen nicht mehr fest genug auf die Straße gedrückt wird
Wie sich Aquaplaning bei Wohnwagen-Gespannen auswirkt und wie der Fahrer oder die Fahrerin es verhindern können, lesen Sie in diesem Artikel.
Welche Bußgelder drohen?
Wer bei Nässe schneller fährt als erlaubt, riskiert ein Bußgeld. Ein Beispiel:
- Statt erlaubter 80 km/h 100 km/h gefahren: 60 Euro plus Verfahrenskosten
Kommt es wegen unangepasster Geschwindigkeit zu einem Unfall, haftet man in der Regel voll, selbst wenn der Versicherungsschutz grundsätzlich bestehen bleibt.
Was bedeutet das für WohnmobilfahrerInnen?
- Wetter im Blick behalten: Gerade bei wechselnden Bedingungen lohnt sich ein regelmäßiger Blick auf die Fahrbahnstruktur.
- Sprühfahne beachten: Sie ist das alltagstauglichste Anzeichen für "nass" im juristischen Sinn.
- Tempo rechtzeitig anpassen: Wohnmobile benötigen längere Bremswege und reagieren träger – angepasste Geschwindigkeit erhöht die Sicherheit für alle.
- Zusatzschilder ernst nehmen: Tempolimits "bei Nässe" gelten nicht willkürlich. Sie sind die Folge klar definierter Risikoabwägungen.












