Passen Weinbauregionen und Wohnmobil-Touristen zusammen? Schon vom Gefühl her würden wir sagen: ja. Jetzt belegt diesen Zusammenhang sogar eine Studie. Das unten stehende Diagramm zeigt, wie Weinbauregionen vom Reisemobiltourismus direkt profitieren. Es ist eines von zahlreichen Ergebnissen der Studien von Professor Gergely Szolnoki. Drei Viertel der befragten Reisemobilfahrer und -fahrerinnen kaufen Wein in der Region, fast die Hälfte von ihnen nimmt Wein als Geschenk mit.

Ausgaben von zwei Personen unterwegs im Wohnmobil für einen Aufenthalt in einer Region.
Wir haben mit Professor Gergely Szolnoki im Interview über seine Studien gesprochen.
Als ältestes deutsches Forschungszentrum und Universität im Bereich Wein haben wir während der Corona-Zeit den Zuwachs der Urlaubsform Caravaning beobachtet, von dem die Weingüter nach wie vor profitieren. Seitens des Herstellerverbandes CIVD wurde dieser Trend ebenfalls beobachtet. 2022 ergab sich durch Zufall ein erstes gemeinsames Gespräch. Wir haben festgestellt, dass es in diesem Bereich bisher keinerlei wissenschaftliche Untersuchungen gab.
Uns ging es darum, die Angebots- und die Nachfrageseite zu erforschen. Wir haben dafür online über 600 Weingüter in 13 deutschen Weinbauregionen befragt, darunter nicht nur Stellplatzanbieter. In einer Face-to-Face-Befragung haben wir außerdem auf Campingplätzen in den Anbaugebieten mit 800 Reisemobiltouristen gesprochen.
Rund 20 Prozent der befragten Weingüter bieten Stellplätze an. Einige Anbieter haben die Vorteile des Reisemobiltourismus schon früh erkannt, fast die Hälfte aber erst im Lauf der Corona-Zeit. Von den 80 Prozent der Nicht-Anbieter können sich 20 Prozent sicher und weitere 20 Prozent vielleicht vorstellen, in naher Zukunft Stellplätze für Reisemobile anzubieten. Wir erwarten also eine Steigerung des Stellplatzangebots.
Mehr als die Hälfte der Befragten wusste, dass es Stellplätze an Weingütern gibt. Etwa 50 Prozent von ihnen können sich vorstellen, dort zu übernachten. Das Interesse ist groß und steigend. Das Angebot ist vor allem für die ältere Zielgruppe attraktiv, weniger für jüngere Reisemobilisten mit Kindern.
Grundsätzlich gibt es hier keine signifikanten Unterschiede im Verhältnis der Anbieter und Nicht-Anbieter von Stellplätzen. Ganz vorne dabei sind die großen Anbaugebiete Rheinhessen, Pfalz und Mosel-Saar-Ruwer. Speziell an der Mosel hat der Reisemobiltourismus Tradition.
Je nachdem, was man den Gästen bieten möchte, schwankt der Betrag zwischen 2000 und 3000 Euro und 9000 und 10.000 Euro. Wenn man es richtig macht, ist das eine lohnende Investition.
Die Stellplatzpreise an Weingütern variieren stark und sind sehr heterogen. Einige Plätze sind bei Einkauf in der Vinothek oder Einkehr ins Restaurant kostenlos. Je nach Ausstattung des Platzes muss man sonst mit 5 bis 40 Euro rechnen. Teilweise ist die Gebühr aber wiederum mit Gutscheinen für den Einkauf oder Verzehr verbunden.
Weingüter haben erkannt, dass hier ein extra Geschäft möglich ist. Sie sehen die Vorteile vor allem bei der Kundengewinnung und Umsatzsteigerung. Reisemobiltourismus ist ein Teil des Individualtourismus, der Flexibilität bei der Übernachtung garantiert. Menschen, die die Welt entdecken wollen, passen sehr gut zum Erlebnis am Weingut mit Natur, Biodiversität und der Begegnung mit den Menschen, die dahinterstehen. Die Übernachtung ist nicht teuer, und man erlebt mehr als auf anderen Stellplätzen. Beide Seiten profitieren, dieser Trend wird sich verstärken.
Als wir uns mit dem Thema beschäftigt haben, musste ich das unbedingt selber ausprobieren. Ich war letztes Jahr eine Woche mit einem Wohnmobil unterwegs und kann die beschriebenen positiven Erlebnisse persönlich bestätigen.